Epidemie der Gewalt

 In FEATURED, Politik

Wegen des Corona-Virus wird Panik verbreitet — für das gefährliche Kriegsmanöver „Defender“ lässt man jedoch alle Vorsicht fahren. Musikveranstaltungen und Buchmessen bläst man wegen des Coronavirus ab; aber wenn es um das Militär, also um die Vorbereitung zum Töten und Sterben, geht, scheinen Massenveranstaltungen plötzlich kein Problem zu sein. Der US-Präsident verschickt 40.000 Soldatinnen und Soldaten quer durch das angebliche Krisengebiet Europa. Defender 2020 ist die größte militärische Übung seit Jahrzehnten. Wäre da nicht äußerste Vorsicht vor Ansteckung geboten und müsste das Manöver nicht abgeblasen werden? Offenbar ist den Verantwortlichen die Gesundheit der Truppe egal. Oder Corona ist doch nicht so gefährlich wie man uns weismachen will.  Matteo Palo

Defender 2020 ist die größte Verlegung von US-Truppen nach Europa – ein NATO-Manöver mit 18 beteiligten Nationen. Mit folgenden Schlagworten bereitet die Bundeswehr die deutsche Logistik auf den anstehenden Transport vor: 37.000 Personen, 100 Tonnen schweres Material und 4.000 Kilometer Gesamtstrecke. Ein wichtiges Transitland ist Deutschland.

Über mögliche Folgen werden wir in der Presse, in den Medien informiert. „Schlimmstenfalls kommt es zu Staus, zu Verkehrsbehinderungen. Das wollen wir minimieren, indem wir nachts marschieren“, sagte Generalleutnant Martin Schelleis Mitte Januar 2020 (1).

Im zivilen Bereich werden aufgrund des neuartigen Coronavirus aller Orten Urlaube und Festlichkeiten abgesagt, vor allem Großveranstaltungen, Konzerte, internationale Messen sowie Sportereignisse jeglicher Art verschoben oder ebenfalls ganz abgesagt. Schulen wurden mancherorts bereits geschlossen, ebenso wie die Niederlassungen der Feuerwehr aufgrund des beengten Zusammenseins, und die Mitarbeiter vieler Firmen müssen zu Hause, im Homeoffice arbeiten.

Neben dem immensen wirtschaftlichen Schaden ist das natürlich eine enorme Belastung für Familien und alle Betroffenen. Sicher hat die Politik diese Maßnahmen sorgsam überlegt und abgewogen, ob deren Verhältnismäßigkeit gegeben ist.

Die Erklärungen der Politik sowie anerkannter Virologen und des Chefs der WHO sind eindeutig bezüglich Sicherheitswarnungen und erforderlicher Vorgehensweisen. Täglich veröffentlichen die Medien nach oben korrigierte Infiziertenzahlen weltweit und weisen darauf hin, dass die Todesrate deutlich über der bekannten Virusgrippe liegt.

Da verwundert es sehr, dass der amerikanische Präsident zwar seinen Besuch beim österreichischen Kanzler absagt, aber gleichzeitig 40.000 SoldatInnen durch Europa manövrieren lässt.

Diese treffen dabei zusammen mit SoldatInnen aus 18 Ländern, die bezügliche Reisen und Besuchen ansonsten teilweise auf dem Index stehen. In Grafenwöhr, einem Stützpunkt der US-Army, sollen alleine rund 10.000 SoldatenInnen in Zelten und Baracken, teilweise also in Notunterkünften, untergebracht werden.

Ein einzelner mit dem Coronavirus Infizierter könnte ausreichen, damit das Virus nach und nach auf „alle“ SoldatenInnen übertragen wird. Das sagen zumindest in Deutschland offiziell Politik und Wissenschaftler. Nun reisen die SoldatInnen zudem von den USA und den meisten europäischen Ländern durch alle osteuropäischen Staaten bis zur russischen Grenze. Auch dann werden sie unter schwierigen hygienischen Bedingungen leben und in diesen Ländern vermutlich mit zehntausenden Zivilisten Kontakt haben.

Ob sich die Epidemie dadurch zu einer Pandemie entwickelt, ist schwer vorherzusagen. Wikipedia definiert die beiden Begriffe so:

„In der Epidemiologie wird von einer Epidemie gesprochen, wenn die Zahl an neuen Erkrankungsfällen (Inzidenz) über einen gewissen Zeitraum in einer bestimmten Region zunimmt. (…) Als eine Endemie wird demgegenüber das andauernd gehäufte Auftreten einer Krankheit in einer umschriebenen Population bezeichnet; hierbei bleibt die Inzidenz annähernd gleich, ist aber gegenüber nicht-endemischen Gebieten erhöht. Bei einer Länder und Kontinente übergreifenden Ausbreitung wird von einer Pandemie gesprochen.“

Sollte keine Pandemie entstehen, sich aber etliche SoldatInnen mit dem Virus infizieren, hat das Ganze ein Nachspiel. Alle am Manöver Beteiligten reisen auch wieder nach Hause, zu ihren Familien, dorthin, wo sie stationiert sind. Also ist nicht auszuschließen, dass sie dann die ein oder andere geschwächte Person infizieren. Doch genau das wollen wir im zivilen Leben ja mit allen Maßnahmen verhindern. Daher sollten wir bei einem Manöver in diesem internationalen Ausmaß alles für die Sicherheit der SoldatInnen und alle mit diesen verbundenen Personen mehr als dringend tun, um eine Pandemie unwahrscheinlicher zu machen.

Sollten alle Angehörigen der an dem Manöver beteiligten Armeen nicht bereits über einen wirksamen Impfstoff verfügen, dann müssen die Verantwortlichen in der NATO sofort und umfassend agieren. Auch unter finanziellen Aspekten ist das sinnvoller, als eine „Virenarmee“ durch die Lande zu schicken.

Es ist daher das Gebot der Stunde, dass unsere Politiker und auch alle zum NATO- Bündnis gehörenden Politiker sofort etwas für unsere Sicherheit und auch die aller am Manöver Beteiligten unternehmen. Unter den aktuellen Bedingungen verbietet sich ein Aufmarsch mit Panzern und bewaffneten SoldatInnen quer durch ein Epidemiegebiet nach dem anderen

 

Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.tagesschau.de/ausland/defender-103.html

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Dank an den Rubikon, www.rubikon.news, wo dieser Artikel zuvor erschienen ist.
Kommentare
  • Gerold Flock
    Antworten

    Achtung! Vorsicht! – Sie sind durch und durch ökonomisch. …und WIR müssen Aufpassen, daß diese “Faker” mit Ihrer “Diktatur des Profits” und Ihrem “Terror der Ökonomie” nicht alles was Schön, Gut und Wahr ist zerstören. G.F.

    https://anarchypeaceangel.jimdofree.com/

     

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