Es gibt keine Empathie in die Menschenleere hinein

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

42. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Ausschließlich muss heute einmal von Schwierigkeiten in unserem HelferInnen-Team die Rede sein. Ganz überwiegend läuft ja alles noch gut. Doch die Ehrlichkeit gebietet es, endlich auch Euch gegenüber einige interne Probleme anzusprechen. Ansonsten, natürlich, die neuesten Spendenzahlen noch. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

einige von Euch haben es sicherlich bemerkt: Zwei Wochen lang musste ich meine Berichte über unsere Hilfsaktionen in Griechenland ausfallen lassen. Und von einer Mini-Information abgesehen, werde ich darüber auch heute nicht wirklich berichten können. Hinzukommt: auch Mitteilungen über die Situation in diesem südöstlichen Mittelmeerstaat insgesamt werden heute auf der Strecke bleiben. Aber diese Lücken haben die gleichen Ursachen.

Doch bevor ich dazu einiges mitteile  – ich finde: pflichtgemäß –, ein paar Bemerkungen vorweg. Ja, es sind durchaus auch einige Selbstverständlichkeiten dabei.

Unsere „GriechInnenhilfe“ wurde im Juli 2015 ins Leben gerufen. Die genaue Spendenzahl insgesamt habe ich heute nicht parat (unter anderem, weil unser Kassenwart verreist war – mit voller Überzeugung sage ich: verdientermaßen!). Allerdings glaube ich, Euch heute mit einiger Sicherheit den ungefähren Gesamtbetrag mitteilen zu können, den wir im Rahmen unserer Hilfsaktionen an notleidende Menschen in Griechenland haben auszahlen können: 350.000,- Euro. Wenn man auf das Schicksal der vielen einzelnen Menschen blickt, denen wir zu helfen vermochten – zumindest, ein Überleben schwerster Krisen haben ermöglichen können –, war das ganz sicher mehr als nur nichts. Darf ich das sagen?

Große Verdienste haben sich alle erworben, die bei uns in der HelferInnengruppe mitgewirkt haben. Das gilt – ich betone es ganz ausdrücklich – auch für die „Weggeher“ aus unserem Team. Gleichwohl fange ich erst mal bei den langjährigen und bei den jetzt noch aktiven Mitgliedern in unserer Hilfsorganisation an, und ausnahmsweise nenne ich heute zuallererst erst einmal Sybille Marggraf, meine Ehefrau. Deren permanente und nicht zuletzt auch emotionale Hilfe war für mich unerlässliche Unterstützung von Anfang an. Noch fast jeden Bericht von mir hat sie „Kontrolle gelesen“, immer wieder trug sie dazu bei, auch Krisenphasen überstehen zu können.

Ein Helfer von der ersten Stunde an war auch Roland Rottenfußer. Kein Bericht von mir hätte erscheinen können ohne dessen zuverlässige Hilfe (und ohne dessen emotionalen Beistand immer mal wieder).

Hervorragende und hervorragend zuverlässige Arbeit geleistet hat auch unser jetziger Spendenverwalter Volker Töbel. Das galt, bis zu dessen Weggang, auch für seinen Vorgänger in diesem Amt, für Henry Royeck. Auch dieser hat, was unsere GriechInnenhilfe betrifft, kontinuierlich und solide Beihilfe geleistet, um den Notleidenden in Griechenland helfen zu können.

Durchaus positiv war auch die Unterstützung, die unserem Team von „Weggehern“ wie Konstantin Wecker, Karl-Heinz Apel und Evelyn Chatzatoglou zugutekam. In allen drei Fällen war die Aufkündigung der Mitarbeit ungut zu nennen, in allen drei Fällen hatte deren Beendigung ihrer Mitarbeit auch gar nichts mit der GriechInnenhilfe selber zu tun. Etwas vereinfacht gesagt: Höchst unschöne Entzweiungen wegen der Corona-Krise waren der einzige Grund für diese Austritte aus unserem Hilfsprojekt, doch bis zu diesem Weggang klappte auch mit ihnen per saldo die Kooperation sehr gut. Doch nunmehr – genau genommen: seit Beginn dieses Jahres – war ich mehr und mehr mit der Tatsache konfrontiert, dass ich weniger und weniger über das Wohlergehen – oder eben: Nicht-Wohlergehen! – der Notleidenden, die wir unterstützen, informiert worden bin. Immer häufiger stand ich vor der höchst problematischen Situation, Euch eigentlich gar nichts Neues und Substantielles zu den Hilfsbedürftigen mitteilen zu können – und damit zu unserer eigentlichen Hilfsaktion.

Ihr wisst, wie ich mit diesem widrigen Umstand umzugehen versuchte: Wenigstens über die generellen Probleme in Griechenland habe ich Euch auf dem Laufenden zu halten versucht, mehr oder minder jedenfalls.

Natürlich war nicht nur ich mir dieser Notsituation bewusst, der Tatsache nämlich, dass mein Ausweichen auf allgemeine Berichterstattung über Griechenland keinen Ersatz darstellen konnte und kann für die immer häufiger fehlenden Informationen über die von uns betreuten Menschen in Griechenland, über die ganz konkreten Notsituationen dieser ganz konkreten Hilfsbedürftigen im fernen Mittelmeerstaat. Aber was tun, wenn man nichts tun kann?

Dazu in kurzer Ergänzung noch: Jede und jeder, der nur ein bisschen sich auskennt im Bereich der Menschenhilfe, weiß (oder fühlt es zumindest sehr stark, eindeutig jedenfalls) – „Empathie“ und Hilfe sind lediglich möglich, wenn man, zumindest seelisch oder gedanklich, in Kontakt treten kann mit den Menschen, denen da geholfen wird oder geholfen werden soll. Mitgefühl sozusagen ins Menschenleere hinein, das gibt es eben nicht.

Manche von Euch haben mir das sogar aufs Deutlichste geschrieben – in persönlichen Mails (um das Hilfsprojekt nicht zu gefährden, wählten sie diesen persönlichen Weg, mir ihre – durch und durch wohlmeinende Kritik mitzuteilen). Aber so ganz schien das nicht jedes Mitglied in unserem Team „verstanden“ zu haben.

Meine Bitten, meine Mails, meine Warnungen aber fruchteten nichts. Bis auf die Mini-Mitteilung, dass Panagiota mit ihren Töchtern auch deshalb ihre bisherige Wohnung aufgeben muss, weil Nässeschäden (Schimmel vielleicht?) mehr und mehr ihre Gesundheit und die ihrer Kinder bedrohen, kann ich deshalb auch heute nichts an „Neuigkeiten“ mitteilen über die Menschen, denen wir beigestanden haben oder beizustehen versuchen. Ob Panagiota überhaupt in der Lage ist, ihre Wohnungssuche zu betreiben, kontinuierlich sogar oder mit einiger Seelenkraft: Ich weiß darüber, trotz meiner Nachfragen, nichts. Ebenso wenig weiß ich darüber, ob der hilfsbedürftigen Panagiota „vor Ort“, in Megara also, irgendwelche HelferInnen zur Seite stehen (es ist doch nicht alles nur eine Frage des Geldes; seelischer und/oder realer Beistand ist in solchen Fällen oft ebenfalls wichtig). Folge: nicht nur ich, auch manche SpenderInnen unter Euch gehen deshalb von der Vermutung aus, dass der Rückgang bei den Spendenbeträgen auch – auch! – in diesen menschlichen Informationslücken seine Ursachen hat. Trotzdem gilt: Bis auf Weiteres halten wir verbliebenen einschränkungslos aktiven HelferInnen durch. Freilich: es trifft im gleichen Maße zu, dass viel, viel Kraft – nicht zuletzt von mir – aufzubieten war, vergeblich allerdings, hier eine positive, eine Team-interne Verbesserung bewirken zu können. Um es deutlich zu sagen: ich bin gescheitert damit! Zig Gespräche, zig Bitten, zig Nachfragen, zig Mails haben daran nichts zu ändern vermocht.

Umso dankbarer bin ich, zum Abschluss meines heutigen Berichts neue Spendenzahlen mitteilen zu können, die noch nicht die ganz große Katastrophe zu signalisieren scheinen: Immerhin gingen während der letzten drei Wochen von rund neun SpenderInnen 275,- Euro an Hilfsgeldern bei uns ein. Nach Abzug der Mietzahlung für Panagiota (= 350,- Euro) befinden sich derzeit also noch 567,45 Euro auf dem Konto für unsere Hilfsaktionen in Griechenland. Davon wären die 900,- Euro für Dionysis, den an Lebensmittelallergien erkrankten Jungen, deren Auszahlung demnächst fällig wird, nicht aufzubringen (und die nächste Mietzahlung für Panagiota schon gar nicht). Aber noch geben wir Aktiven im HelferInnenteam unsere Hoffnungen nicht auf. Und es versteht sich von selbst, dass ich den neun SpenderInnen der letzten drei Wochen aufs herzlichste danke, auch im Namen der Aktiven in unserem Team.

Ansonsten kann ich nur appellieren an Euch, Eure Hilfe für unsere Hilfe nicht einzustellen. Noch bleibt also alles beim Alten, und vielleicht kehren ja auch bei mir die alten Kräfte in näherer Zukunft wieder zurück. Wie immer also auch am heutigen Tag die obligaten Hinweise zum Schluss:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

 

 

 

 

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