Eulenfeder: Wehrzersetzung 3/3

 In Kurzgeschichte/Satire
Das "Dschungelbuch" zeigt die Lächerlichkeit von Militärparaden sehr deutlich.

Das „Dschungelbuch“ zeigt die Lächerlichkeit von Militärparaden sehr deutlich.

Wie der Staat gestrickt ist, der da über uns wacht und regiert, erfährt man, wenn man einmal ernsthaft versucht, sich ihm zu widersetzen. Demütigung, Schikanen, völlig unsinnige Unterwerfungsrituale sind das, was man lange Zeit als zum “normalen” Lebenslauf eines jungen Mannes gehörig betrachtet hat. Wer sich der Demütigung widersetzt, erntet – schlimmere Demütigungen. Es ist schwer, unter diesen Umständen wenigstens eine innere Freiheit, einen Rest von Würde und Stolz zu bewahren. Unser Autor Eulenfeder dokumentiert in diesem in Grundzügen wahren Beitrag die Geschichte einer ungewöhlich radikalen Verweigerung. Erster Teil des Artikels hier. Zweiter Teil hier.

eines morgens, war gerade auf dem weg in die schreinerei – ausgeschlafen, denn früh antreten oder anderes unsinnige war ja für mich nicht notwendig, längst gemütlich eingerichtet, keine ordnung oder sonstig militärisch vorgeschriebenes, keine versuche mehr mir ordnung beibringen zu wollen. links liegengelassen irgendwie, was mich zugegeben etwas ärgerte. war das ein trick, um mich trotz allem hier behalten zu können? aber hier gehörte ich nicht hin. die entlassung wollte ich erzwingen, war weder aktiver, noch geduldeter inaktiver soldat.

an jenem morgen nun wurde ich von zwei seltsam erscheinenden typen in mantel und hut aufgehalten. man bat mich ihnen in einen raum zu folgen, ein kleiner raum mit einem kleinen tisch und einem stuhl, auf den ich mich zu setzen hatte. die tür war nur von außen zu öffnen, vor der tür ein wachsoldat. schon seltsam irgendwie. die beiden weisen sich als offiziere vom MAD aus (militärischer abschirmdient). einer holt seine dienstwaffe aus dem mantel und legt sie vor mich auf den tisch. schweigen, abwarten. „ihr haltet mich nicht für so blöd, dass ich nach der waffe greife oder?“, frage ich. etwas mulmig wurde mir schon, sie warten ab und schweigen zunächst, stehen vor mir und wirken bedrohlich. der waffenbesitzer nimmt die pistole, zieht das magazin heraus, zeigt mir, dass es leer ist, lädt durch und gibt einen blindschuss an die wand ab, um mir zu zeigen, dass die waffe tatsächlich nicht geladen ist. aber der andere hatte mit sicherheit auch ein waffe.

„können sie die waffe bitte zerlegen“, so der andere in einem befehlston. „denke gar nicht daran“, meine antwort. wollen die meine fingerabdrücke auf der waffe? er nimmt sie wieder und zerlegt sie blitzschnell bis auf jenen kleinen metallkasten, in welchem der schlagbolzen liegt. „was soll der zirkus?“, frage ich – „was meinen sie, kann man den schlagbolzen zerbrechen?“ fragte der andere wieder. – „woher soll ich das wissen

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