Flog in Griechenland nur ein Munitionsdepot in die Luft?

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

36. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Auch heute hält leider die Nachrichtenflaute an – Anlass für mich, für Griechenland und uns eine Warnung auszusprechen vor unguten rechtextremistischen Entwicklungen in unseren Ländern. Darüber hinaus wie immer: die neuesten Spendenzahlen, mit einer kleinen Zwischenbilanz auch zu diesem Punkt. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

leider: auch heute kann ich Euch nicht viel Neues mitteilen – aus Griechenland nicht und wenig auch nur zu unserer Hilfsaktion bzw. zu den von uns betreuten Menschen.

Das Spendenaufkommen für die Notleidenden in Griechenland ging wieder deutlich zurück – ich meine: wie erwartet, und leider ist auch an dieser Stelle ein „leider“ angebracht. 70,- Euro gingen während der letzten sieben Tage auf unserem Hilfskonto ein, überwiesen von zwei UnterstützerInnen an uns. In der Woche davor waren das 735,- Euro gewesen – wirklich ein sehr hoher Betrag! –, und drei HelferInnen hatten für dieses gute Ergebnis gesorgt.

Der Kontostand hatte letzte Woche 1.147,45 Euro betragen. Davon sind inzwischen 900,- Euro an die Familie von Dionysis überwiesen worden, für die Finanzierung seiner Spezialdiät. Heißt: per saldo gibt es jetzt noch einen Restbetrag von 317,45 Euro auf unserem Konto für die Lebenshilfe-Aktionen in Griechenland. Ich hoffe sehr, dass bis zum Monatswechsel August/September wieder jene 350,- Euro beisammen sind, die der Haushalt Panagiota mit ihren beiden Töchtern für die Miete benötigt. Apropos Panagiota, apropos Miete: die Wohnungssuche für diese Kleinfamilie hält an. Ob ihr jemand derzeit bei ihrer Suche hilft, ist mir nicht bekannt. Auch über anderes weiß ich nichts zu berichten, über das also, was unsere Hilfsbedürftigen betrifft. So kann ich nur – umso herzlicher! – den beiden SpenderInnen aus der letzten Woche Dank sagen!

Und Informationen zu Griechenland selbst? – Nun, aus einem bestimmten Grunde greife auch ich das Thema Waldbrände heute kurz auf.

Insgesamt, so lässt sich wohl sagen, sind die Brände unter Kontrolle, wenigstens das. Für einige Unruhe hat aber in Griechenland gesorgt, dass bei Nea Anchialos in Mittelgriechenland ein Munitionsdepot explodiert ist, auf dem Gelände eines Stützpunktes für die griechische Luftwaffe. Menschen kamen zum Glück nicht ums Leben, auch Verletzte gab es nicht, doch in Griechenland wird nun intensiver die Frage diskutiert, wieso es die griechischen Streitkräfte versäumt hatten, die Umgebung ihres Öl- und Munitionsdepots vor den Waldbränden von Gestrüpp und anderem leicht brennbaren Material zu befreien. Dieses Mal, so der Chef-Kommentator der „Griechenland Zeitung“ Dimos Chatzichristou, wird sich die griechische Regierung nicht auf die Schuld anderer herausreden können. Chatzichristou wörtlich:

„Für den Schlamassel am Luftwaffenstützpunkt von Anchioalos bei Volos, Zentralgriechenland, wird die Regierung […] nicht so leicht Sündenböcke finden können.“

Zur Ergänzung: dieses ist, so Chatzichristou, ansonsten ungute Angewohnheit der Mitsotakis-Regierung.

Ich erwähne diesen Vorfall (der für viele andere Vorfälle ähnlicher Art typisch ist) aus einem ganz bestimmten Grund: oft, sehr oft geht den rechtsextremistischen Entwicklungen in einem Land abnehmendes Vertrauen von großen Teilen der Bevölkerung in die staatlichen Institutionen voraus, abnehmendes Vertrauen, das durchaus auf Fehler und Versagen der Verantwortlichen in einem Land zurückzuführen ist.

In Deutschland erleben wir das ebenfalls zurzeit, aufs drastischste, wie ich meine. Und bereits während der Endphase der Weimarer Republik war Ähnliches zu beobachten gewesen: erst, als sich zeigte, ab Ende Oktober 1929, dass die sogenannte „Weimarer Koalition“ (mit der DVP, der „Deutschen Volkspartei“), unter der Kanzlerschaft von Hermann Müller (SPD), es nicht schaffte, durch gute Sozialpolitik die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu stoppen, und erst, als der Totalversager Heinrich Brüning (Zentrum), eingesetzt von Hindenburg im Frühjahr 1930, glaubte, diese Deflationskrise mit Maßnahmen einer Anti-Inflations-Politik erfolgreich bekämpfen zu können – das Gegenteil trat selbstverständlich ein: Krisenverschärfung war die Folge, noch mehr Verarmung und Abstieg für die Menschen, auch in den Mittelschichten – , erst als diese Demokratie vollends den Menschen den Rücken kehrte, kehrten immer mehr Menschen auch dieser Demokratie ihren Rücken. Die NSDAP, bei den Reichstagswahlen im Mai 1928 noch eine Splitterpartei mit 2,6 Prozent, durfte bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 ihren „Durchbruch“ feiern: 18,3 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen erhielt sie an diesem Tag und war damit, nach gerademal gut zwei Jahren, aufgestiegen zur zweitgrößten Partei in Deutschland überhaupt. Meine Prognose – für Griechenland und Deutschland – kann deswegen auch in keinerlei Hinsicht eine positive sein: macht die Mitsotakis-Regierung so weiter, macht die Koalition in Deutschland so weiter, werden letztlich rechtsextremistische Parteien in Griechenland und bei uns die hämischen Nutznießer sein! Ungestraft regiert keine Demokratie auf Dauer über die Interessen der Bevölkerungsmehrheiten hinweg! Und: Rezessionsphasen in der Wirtschaft waren immer schon Konjunkturphasen für den Rechtsextremismus gewesen. Mit ganzem Herzen hoffe ich, dass ich nicht Recht haben werde mit diesem Befund!

Damit, wieder einmal früher als zu nachrichtenreicheren Zeiten, mein obligater Schlussappell (in den Ihr mit voller Berechtigung hineindenken könnt, dass er auch politisch – nicht nur humanitär – Negatives verhindern helfen soll):

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

 

 

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