Frieren in Griechenland? – Was in Athen passiert, entscheidet Berlin!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

135. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

die gute Nachricht vorweg: Katerina K., die junge Patientin aus Piräus, die sich während der letzten anderthalb Jahre im fernen London zwei schweren Operationen unterziehen mußte – der Transplantation einmal einer Teileleber, dann der Transplantation einer Niere -, ist wieder in Griechenland zurück. Ihr geht es gut, lediglich ihr Vater, der ihr die Niere gespendet hat, hält sich noch zur Nachsorge in London auf. Wir von der „GriechInnenhilfe“ hatten Katerina K. während der letzten zwei Jahre vor allem ihre teuren Dialysefahrten nach Athen finanziert. Auf dem nachfolgenden Foto, einem Schnappschuß von ihrer Rückreise nach Griechenland, können wir sehen, auch ganz äußerlich, daß sich…

Katerina von dem zweiten gravierenden Eingriff inzwischen sehr gut erholt hat:

Durchaus als positive Nachricht betrachte ich es auch, daß es wieder einen Anstieg bei den Spendengeldern gegeben hat. Gingen in der Vorwoche lediglich 100,- Euro auf unserem Hilfskonto ein, überwiesen von 1 Spender an uns, so durften wir während der letzten sieben Tage drei Überweisungen für unsere GriechInnenhilfe registrieren, und zwar in der Gesamthöhe von 230,- Euro. Für den nahenden Monatswechsel, zu dem die Überweisungen von zahlreichen DauerspenderInnen bei uns eintreffen werden, dürfen wir also mit einem weiteren Spendenanstieg rechnen. Dank deshalb an alle UnterstützerInnen unserer Hilfsaktion! Und Dank für die Beharrlichkeit, mit der so viele unter Euch unsere Hilfsaktion am Leben erhalten! Menschen wie Katerina zeigen uns, daß wir in diesen besonderen Fällen sogar Überlebenshilfe zu leisten verrmögen, Überlebenshilfe im ganz wörtlichen Sinn. In politischer Hinsicht gewiß keine ‚große‘ Aktion, aber ein Zeichen gelebter Mitmenschlichkeit! Und wenn man sich vor Augen hält, daß wir ‚HdS’ler‘ seit dem Aktionsbeginn im August 2015 rund 160.000,- Euro an Hilfsgeldern notleidenden Menschen und sozialen Institutionen in Griechenland zur Verfügung stellen konnten, vielleicht ein Beispiel für andere, es uns gleichzutun.

Ansonsten, Ihr wißt es, war in den letzten Wochen Hauptthema in Griechenland, wie es nun nach dem ‚offiziellen‘ Ende der Austeritätspolitik weitergehen soll in diesem kaputtgesparten Land. Ihr habt von den – teilweise irrwitzigen – Versprechungen des Ministerpräsidenten Tsipras lesen können, Ihr habt, wieder und wieder, an dieser Stelle erfahren können, welche Schwierigkeiten es weiterhin gibt und welchen – insbesondere bundesdeutschen! – Widerstand es gibt gegen gute Pläne der Tispras-Regierung, Ihr habt, nicht zuletzt auch dieses, von den verzweifelten Protestdemonstrationen verzweifelter Griechinnen und Griechen lesen können, die sich erneut aufzulehnen versuchen gegen die mörderische Austeritätspolitik der Euro-Staaten und gegen das leere Gerede des griechischen Regierungs-Chefs, der allen Ernstes den Menschen in Griechenland die Aussicht auf eine bessere, eine gute Zukunftsperspektive aufzuschwatzen versucht – zuletzt zur Eröffnung der Internationalen Handelsmesse (DETh) in Thessaloniki, der großen Hafenstadt in Nordgriechenland. Doch leider, es bleibt dabei: keine der – oft in glühenden Worten beschworenen – Hoffnungen hat sich erfüllt, keine Positiv-Prognose nähert sich ihrer Realisierung.

Aufgegriffen hat das unlängst auch die Mitgliederzeitschrift „publik“ von „ver.di“, der bundesdeutschen Angestelltengewerkschaft (inklusive Medienbeschäftigte):

  • Der Versuch der griechischen Regierung, nunmehr auf den „internationalen Finanzmärkten“ Geld leihen zu wollen, ist aufgeschoben worden, „aufgrund des hohen Risikos“.
  • Das neue Entwicklungsvorhaben, das sogenannte „Post-Memorandum-Wirtschaftsprogramm“, wurde ebenfalls auf Eis gelegt, dito „wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit“.
  • Und selbst die vielfachen Ankündigungen von Alexis Tsipras, die Tarifhoheit wiederherzustellen in Griechenland, und zwar für die Gewerkschaften dort, und jede weitere Kürzung von Renten nicht mehr zuzulassen, stellen nichts anderes als Verheißungen dar, denen keinerlei Realisierungs-Chance entspricht. Die „internationalen Finanzmärkte“ machen einfach nicht mit. Und auf Euro-Staaten-Seite ist es vor allem Deutschland, an seiner Spitze der sogenannte Sozialdemokrat Olaf Scholz, der sich diesen Planungen in den Weg stellt. Aber konkret:

Die griechische Regierung hatte – als Vorgriff auf die Zurückzahlungen von Seiten Europas – den griechischen Inseln einen Aufschub bei der Mehrwertsteuererhöhung gewährt, sie hatte dafür sogar Einvernehmen erzielt mit der Brüsseler EU-Kommission und dem französischen EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici. Aber der bundesdeutsche Finanzminister Scholz veranlaßte daraufhin die Sperrung von 15 Milliarden Euro, die eigentlich an Griechenland zurückgezahlt werden sollten aus den Zinsgewinnen, die Deutschland und andere mithilfe ihrer Kreditprogramme ‚für‘ Griechenland zu erzielen vermochten. Heißt also im Klartext: nach wie vor wird in Berlin entschieden, was Athen zu tun hat und was nicht. Der Sogenannt-Sozialdemokrat Scholz will auch in Zukunft verhindern, daß es in Griechenland zu irgendwelchen sozialen „Wohltaten“ kommt.

Und was machen wir deutschen Bürger in diesem Fall? – Gar nichts, denn wir erfahren nicht einmal davon. Und auch von so manchem anderen erfahren wir nichts, wobei ich hier nur einige der Fakten aufzählen kann, die eigentlich aufgezählt werden müßten:

  • Über vier Millionen Griechinnen und Griechen können ihre Steuern nicht mehr bezahlen, einfach deshalb nicht, weil sie pleite sind. Das sind zwei von drei griechischen Steuerpflichtigen.
  • Die unbezahlten Sozialbeiträge für die gesetzlichen Sozialkassen, die von Selbständigen, Freiberuflern und Arbeitgebern zu entrichten gewesen wären, belaufen sich mittlerweile auf mehr als 35 Milliarden Euro. Folge: allein im Jahre 2017 führte der griechische Fiskus 721.911 Konto-Pfändungen und 16.789 Zwangsversteigerungen durch. Ergänzend: ab einer Schuld von 500 Euro ist der Staat berechtigt, eine – selbstgenutzte! – Eigentumswohnung zwangsversteigern zu lassen. Und ich erinnere daran: weitere 120.000 Zwangsversteigerungen sind geplant, jedenfalls will das so die EU-Kommission (Ausführlicheres dazu in meinem vor-vorigen Hilfsbericht „Ein Land auf dem Weg in die Obdachlosigkeit?“).
  • Bei den Kleinstunternehmern sank die Wertschöpfung um 60 Prozent.
  • Die privaten und öffentlichen Bruttoanlageinvestitionen haben sich halbiert.
  • Entfielen im Jahre 2009 nur 21 Prozent der Neueinstellungen auf Teilzeitarbeitsplätze, so waren es im letzten Jahr bereits nahezu 55 Prozent.

Ich breche an dieser Stelle die  Aufzählung der Negativnachrichten ab und füge lediglich eine Nachricht noch hinzu: voraussichtlich wird auch im kommenden Winter fast ein Drittel der Bevölkerung in Griechenland seine Wohnung wieder nicht beheizen können. Und wesentlich mitverantwortlich für diese Elendsverewigung in Griechenland ist niemand anderer als ‚unser‘ Finanzminister Olaf Scholz. Wir dürfen sicher sein: dieser Herr wird Heiligabend nicht frieren müssen. Das tun an diesem Tag die Griechinnen und Griechen für ihn. Aber das wird ihn so wenig interessieren, wie die meisten anderen Sozialdemokraten in Deutschland nicht interessiert, daß es dies alles längst auch in unseren Landen schon gibt: aufgrund der von SPD und Grünen bei uns zum 1. Januar 2005 in Kraft gesetzten Hartz-IV-Politik (die manchmal wie eine „Blaupause“ wirkt für die westeuropäische Politik gegenüber Griechenland – dort freilich noch verschärfter exekutiert als bei uns). Nun, vielleicht wacht die bundesdeutsche Sozialdemokratie ja doch noch auf: spätestens dann, wenn sie, irgendwann bei den nächsten Wahlen, mit der Fünf-Prozent-Klausel zu kämpfen hat und um ihre Wiedereinkehr in den Bundestag bangen muß.

Und damit, wie immer an dieser Stelle, meine abschließende Bitte an Euch  um weitere Unterstützung unserer Spendenaktion.

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 200,- Euro erforderlich -, wende sich bitte an unseren neuen Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen ,oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e. V“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Holdger Platta

Euer Holdger Platta

 

 

 

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