Gedichte gegen den Krieg
Wer im Krieg nur vom Krieg spricht, verrät den Frieden. Putins Überfall auf die Ukraine zwingt uns, Krieg und Frieden grundsätzlich zu überdenken. Ist Aufrüstung eine notwendige Reaktion auf eine militärische Bedrohung? Ist Pazifismus in einer Epoche der gewalttätigen Hinterhältigkeit ein vernünftiges Verhalten? Die Gedichte des Essayisten und Lyrikers Peter Fahr sprechen Klartext.
teile und herrsche
schon die römer wussten ja:
divide et impera.
denn vereinte feinde sind
stärker als der stärkste wind.
so bekämpfen wir uns alle,
speien munter gift und galle.
und die politik geht flöten,
weil wir den gemeinsinn töten.
die waffennarren
sie meinen, dass der kluge spinnt,
und stören sich extrem daran.
und quengeln wie das kleine kind,
das einfach nicht verlieren kann.
sie sehen, doch sie bleiben blind,
und pöbeln sogar sanfte an.
der hass gleicht einem labyrinth,
durch das sie irren – kopfvoran.
ihr kampfgeschrei hat rückenwind,
sie drohen allen irgendwann.
und träumen, dass ein krieg beginnt,
und haben auch schon einen plan.
was glauben die denn, wer wir sind?
das grenzt ja an verfolgungswahn.
mal kurz gesagt und zwar gelind:
da muss ein psychiater ran!
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im namen der demokratie
verspürt der bürger angst
geht’s um seinen vorteil
und er alarmiert den politiker
beschwört der politiker die gefahr
geht’s um seine wiederwahl
und er alarmiert den präsidenten
fordert der präsident mehr sicherheit
geht’s um seine macht
und er alarmiert den general
spricht der general vom frieden
geht’s um seinen krieg
und er befiehlt den angriff
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krieg und frieden
es droht krieg
nein – er wird vorbereitet
krieg bricht nicht aus
er wird erklärt
krieg wütet nicht
er wird geführt
krieg eskaliert nicht
er wird verschärft
und der frieden?
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es ist krieg
die radfahrerin
liegt auf der erde
einfach umgekippt
seitlich umgekippt
die schlanken hände
an der lenkstange
als lebte sie noch
als führe sie noch
den geflochtenen korb
mit kartoffeln
vom nahen markt
nach hause
grosse braune kartoffeln
und daneben im gras
blüht diese blume
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gute geschäfte
sie beschwören den wohlstand
fördern bodenschätze
bauen bomben
schaffen arbeitsplätze
besingen den frieden
bekommen kredit
liefern bomben
machen profit
befeuern den krieg
hetzen online
werfen bomben
marschieren ein
beheben den schaden
häufen kapital
planen bomben
sichern material
bewachen die freiheit
erlassen gesetze
bauen bomben
schaffen arbeitsplätze
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wir haben zeit
ihr unterwerft
was ihr verkennt
ihr seid der stein
ihr strebt nach dem
was wissen schafft
ihr habt den staat
den markt die macht
wir haben die geduld
ihr habt soldaten
waffen hass
ihr habt den gott
der euch verzeiht
wir haben die geduld
wir haben zeit
die welle teilt den stein
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Von gross und klein
grosse wollen was erreichen,
dafür gehn sie über leichen.
grösser scheinen mir die kleinen,
die sich mit der welt vereinen.
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farbe des friedens
alle länder haben flaggen,
die sie hissen vor attacken.
gäbe es nur weisse fahnen,
wäre auch kein krieg zu planen.
vom “Stern”
hat in der Ukraine
ein Konzert besucht
Sie war in Begleitung
einer Bundestagspräsidentin
und frommen Christin
Auch die Kommentare sind
sehr lesenswert
https://twitter.com/nurnelo/status/1621878581105147904
Kugelspitzen und Haubitzen
Handgranaten und Schrapnelle
Panzerbrecher und Kanonen –
ja schade nur wenns hier verrottet
entsorgt man nun ganz ungeniert
dort wo es endlich explodiert
der Krieg damit geschürt
damit man Neues produziert
die Waffenindustrie floriert.
Ein Kriegsminister jeder nun
in sicherer Entfernung
damit der Rubel rollt
Schreibtischtäter, Kriegsgewinnler
Kriegstreiber-Parlament
alles wird getan, beschlossen,
damit es weiter brennt
aus deutschen Rohren wird geschossen
Panzer Panzer über alles
” wir liefern in die ganze Welt ! ”
Krieg verlängern, weiter schüren
jeder Tag bringt mehr Profit
am Frieden ist nun mal
leider nichts verdient.