Hannes Wader: Ade zur guten Nacht
„Hannes Wader singt Volkslieder“ (1990) war ein außergewöhnliches Projekt. Im Gegensatz zu „Hannes Wader: Volkssänger“ (1975), das historische Protestlieder enthielt, hatte „Volkslieder“ nicht einmal einen politischen Anspruch. Es gab Überschneidungen zum Repertoire von Elvis („Muss i denn zum Städtele hinaus“) und Roy Black („Als ich gestern einsam ging“) sowie Heino („Ade zur guten Nacht“). Das vorliegende Lied, das Anfang des 19. Jahrhunderts entstand (Autor unbekannt), fand u.a. Eingang in Liederbücher der Hitlerjugend („Blut und Ehre“ – 1933) sowie der Bundeswehr („Kameraden singt!“ – 1991). Hannes Wader hat über das damit verbundene Dilemma in seiner Autobiografie (erhältlich im Sturm-und-Klang-Shop) ausführlich reflektiert. Zu Beginn seiner Karriere wollte er keine alten deutschen Lieder singen, da diese „naziverseucht“ seien. Später verfolgte er im Gegensatz dazu die Absicht, sie aus dem Nazi-Kontext herauszuheben und für die Gegenwart neu zu entdecken. Das ist ihm voll gelungen. Beim unbefangenen Zuhören entdecken wir ein wunderbares, naturnahes Lied über Liebeskummer – mit einer hinreißenden Melodie von schöner Einfachheit. Alles an dieser Aufnahme (bei „Songs an einem Sommerabend“) erscheint perfekt, Waders gelassene Innigkeit ebenso wie das Arrangement mit Akkordeon und Flöte.
So erklingt das Lied einer anderen Nacht,
wenn im Dunkeln niemand das Schlafen bewacht,
wenn Samen vertrocknen, einst in der Hoffnung gesät;
wenn Worte besiegeln- es ist längst zu spät…
(BB/01-02-20)
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Zwischen Tag und Nacht,
Hoffen und Bangen:
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Ein Liebeslied
(Else Lasker Schüler)
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Komm zu mir in der Nacht- wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
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Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
und färben sich mit deiner Augen Immortellen…
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Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
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Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
im hohen Rohre hinter dieser Welt.
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HERMANN HESSE – BLUME, BAUM, VOGEL
https://youtu.be/9IFbLe1nbrg
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Glockenschläge- Ferne tönend,
Schwermut Auftakt in C-Moll,
Moll und Sturm- das Herz umwirbelnd,
ruft das Cello Streicher zum Akkord,
Das Piano ruft: – as’’ b’’ g’’ as’’ und c’’ –
weich umspielt vom Flötenklang des „weh“.
(BB/01-02-20)
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Rachmaninov:
Piano Concerto No.2 in C minor, Op.18 – 1. Moderato
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Am Flügel: Jorge Bolet
Orchester: Orchestre Symphonique de Montréal
Dirigent: Charles Dutoit
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https://youtu.be/ded13Gby70M
Man kann Volkslieder doch nicht den Nazis überlassen, nur weil die sie einige Zeit für sich in Beschlag genommen haben.
Die Menschen haben eigentlich viel Potential, sie könnten mit ihren Fähigkeiten viel anfangen, aber sie nutzen sie vorzugsweise zum Streit. Es gibt ein paar kluge Menschen, die versuchen gute Wege eines Miteinander zu gehen, die auf Ausgrenzung anderer verzichten können und ein soziales Klima schaffen, in dem die Menschen den Raum haben, ihre Potentiale zu entfalten. Aber gesamtgesellschaftlich ist das leider die Minderheit. Und man hat den Eindruck, diese Menschen müssen sich für ihr Tun auch noch rechtfertigen und ihre Räume verteidigen.