Helfen wir den Menschen in Griechenland! – 1. Zwischenbericht
Liebe HdS-Leserinnen, liebe HdS-Leser,
heute möchte ich Euch über den Stand unserer Aktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ informieren.
Vorweg aber noch: einige kleine – allerdings dringendst korrekturbedürftige! – Fehler in unserem Aufruf, der am vergangenen Freitag bei uns erschien, haben wir inzwischen korrigiert, zwei, drei Zusatz-Informationen auch nachträglich in den Text eingearbeitet und zum Teil auch in der vorangestellten Einleitung zum Aufruf eingefügt. So war die BIC-Angabe falsch (wichtig ja für unsere UnterstützerInnen aus dem Ausland), außerdem haben wir die Postadresse aufgenommen, unter der Spendenbescheinigungen angefordert werden können, sowie zum gemeinnützigen Verein, zur „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, die Nummer eingesetzt, unter der die IHW beim Göttinger Amtsgericht registriert ist. Doch damit zur ersten, zur wichtigsten, zur entscheidenden Information:
Bis heute – Donnerstagmittag, den 30. Juli – gingen auf unser Spendenkonto
28.023,49 Euro
ein.
Außerdem hat unser Helfer in Rosche (bei Uelzen), mein Freund Karl-Heinz Apel, als Apotheker bereits kostenfreie medizinische Hilfsmittel im Gesamtwert von rund
3.000,- Euro
„akquirieren“ können. Weitere Hilfsmittel kommen vermutlich noch hinzu.
Ihr könnt Euch vorstellen, daß wir Organisatoren uns über diesen großen Anfangserfolg sehr freuen – wobei uns allen ebenso klar ist wie sicherlich auch Euch: das soll und darf nur ein sehr guter Anfang sein, denn – gemessen an den immensen Problemen für die Not leidenden Menschen in Griechenland – ist das natürlich nur ein „Mini-Betrag“, trotz der Tatsache, daß seit Veröffentlichung unseres Aufrufs nicht einmal eine Woche vergangen ist.
Wir freuen uns riesig über diesen Anfangserfolg, Ihr werdet das verstehen, aber wir hoffen zugleich, daß wir unsere eminent wichtigen Spendenmittel noch erheblich werden aufstocken können. In diesem Zusammenhang: schon jetzt ein Dank an alle, die sich sogar zu einem Dauerauftrag bei ihren Spendenüberweisungen entschlossen haben.
Und diesen Dank, auch das versteht sich natürlich von selbst, schließt alle anderen Spenderinnen und Spender mit ein, völlig unabhängig von der Höhe des Geldbetrages, der jeweils gespendet worden ist. Die Spanne reicht übrigens von 5 Euro bis 10.000,- Euro, und 172 SpenderInnen gab es bislang insgesamt (was einer Durchschnittsspende von aufgerundet 165 Euro pro TeilnehmerIn an dieser Aktion entspricht). Und dazu möchte ich gleich zwei Bemerkungen machen:
Sehr gern werden wir den Namen des Großspenders von 10.000,- Euro veröffentlichen, wenn dieser das wünscht. Und der Betreffende sollte sich nicht moralisch genötigt sehen, seine Urheberschaft unbedingt verschweigen zu müssen. Vielleicht regt er mit seinem Beispiel ja auch andere Menschen an, dasselbe zu tun, HelferInnen, die in ähnlich guten Verhältnissen leben.
Ebenso gern betone ich jedoch, daß auch den Klein- und KleinstspenderInnen unser Dank gilt. Von einigen wissen wir ja sogar, daß sie eigentlich selber Hilfsbedürftige sind – ArmutsrentnerInnen oder „Hartz-Vierer“ zum Beispiel.
Die Größe unseres Danks bemisst sich also nicht nach der Höhe des Geldbetrages, bitte glaubt uns das!
Besonders angerührt hat uns übrigens, daß manche SpenderInnen die zwei Zeilen auf ihrem Überweisungsträger nutzten, um uns Gruß- oder Dankesworte zu übermitteln, manche auch zu politischen Kurzbotschaften. Das reichte von „Viel Erfolg“ bis „Die Politiker kümmern sich ja nur um die Banken, also müssen wir die Sache selber in die Hand nehmen.“ All dem entnehmen wir: Der zentrale Charakter, der Doppelcharakter unserer Hilfsaktion, ist bei Euch allen offenbar einschränkungslos angekommen. Die Tatsache nämlich, daß es sich bei „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ um zweierlei handelt: um Hilfe u n d Protest. Um Hilfe für Menschen in äußerster Not, aber auch um Protest gegen die Politik der Euro-Staaten, die in Griechenland offenbar nichts anderes mehr sehen als einen Befehlsempfänger und als Objekt einer volkswirtschaftlich abstrusen Vernichtungspolitik, die gleichzeitig nicht einmal den Mindestanforderungen einer ethisch akzeptablen Politik entspricht. Ich gebe zu, auch wir verstehen das nicht mehr, und akzeptieren können wir es schon gar nicht: Griechenland hat Europa einst die Demokratie gebracht. Und dieses Europa bringt in Gegenzug Griechenland heute nur noch Unglück. Mit bitterer Ironie formuliert: die Gruppe dieser 18 Euro-Staaten ist offenbar eine „Wertegemeinschaft“ ganz besonderer Art! Doch kehren wir zu angenehmeren Dingen zurück, heute und hier jedenfalls.
Riesendank gebührt auch den Hauptakteuren dieser Hilfsaktion:
Karl-Heinz Apel, den ich bereits erwähnte, fährt mit seiner offenbar ungemein wirkungsvollen Hilfsmittelakquise fort. Er darf dabei zurückgreifen, so mein Eindruck, auf die Tatsache, daß er sich bereits seit 1981 als beständiger Helfer im medizinischen Bereich einen Namen gemacht hat. Polen, das er seit Jahrzehnten mit kostenfreien Medikamenten, mit Verbandsmaterial und anderem versorgt, für obdachlose PatientInnen dort, hat ihm deswegen schon 1991 die Ehrenbürgerschaft verliehen (und selbst die Bundesrepublik zog mit dem „Bundesverdienstkreuz“ einige Jahre später nach).
Evelin und Tassos Chatzatoglou, das österreich-griechische Ehepaar aus Graz, hat mit einer Werbeaktion für unsere Hilfeversuche in Österreich begonnen. Tassos Chatzatoglou, unter anderem Mitglied im „Mauthausen Komitee Österreich“, erkundet für uns die besonders gravierenden Notsituationen in Griechenland, Evelin Chatzatoglou plant, gemeinsam mit einem befreundeten Helfer aus Graz, Clement Haid, sogar einen kleinen Dokumentarfilm über unsere Aktion, bei dem auch Konstantin Wecker mitwirken wird.
Und Roland Rottenfußer, mein Redaktionskollege und Freund bei HdS, Alexander Kinsky, der das Münchener Büro von Konstantin Wecker in München leitet, sowie mein Freund und Kollege hier vor Ort im Süden Niedersachsens in Göttingen, Peter Latuska, haben mit insgesamt Tausenden von Mails beigetragen zur Werbung für unsere Hilfsaktion und tragen, jeder auf seinem Platz, dazu bei, daß die zahlreichen kleinen (und manchmal auch mittelgroßen) Probleme, die sich selbstverständlich auch bei unserer Arbeit bereits hin und wieder eingestellt haben, rasch und zuverlässig gelöst werden.
Nicht zuletzt möchte ich aber auch zahlreichen „Außenhelfern“ an dieser Stelle danken. Viele, sehr viele, die wir angesprochen haben – oft, weil es anders aus Zeitgründen oft gar nicht ging, per Sammelmail -, haben ihrerseits Zusatzwerbung für unsere Hilfsaktion gestartet (oft auch selber gespendet). Ich kann aus Platzgründen (wofür ich um Verständnis bitte!) an dieser Stelle nur das Team um die „Nachdenkseiten“ erwähnen, Albrecht Müller, Wolfgang Lieb und Jens Berger, sowie den verantwortlichen Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Peter Kleinert, einen Journalisten, der ohnehin schon seit längerem unsere HdS-Arbeit wohlwollend begleitet.
Doch damit – und abschließend – zum Wichtigsten nochmal: zu den Menschen, denen wir zuallererst helfen wollen.
Ich schicke voraus bzw. erinnere an Tassos Äußerung dazu in seinem Text „Brief eines Griechen über sein Heimatland“: Die besonders Not leidenden Menschen in Griechenland ausfindig zu machen – egal, ob Einzelne oder ganze Familien –, ist gar nicht so leicht. Die meisten Griechen, so mein Eindruck, wurden von der fatalen Politik der Euro-Staaten nicht einfach „nur“ ins Elend gestoßen, sondern gleich auch noch in unermessliche Scham. Doch gerade die Tatsache, daß unser Helfer Tassos Chatzatoglou selber gebürtiger Grieche ist und sich zur Aufgabe gemacht hat, diese aufs Erbärmlichste notleidenden Menschen ausfindig zu machen, Opfer der Euro-Staaten-Politik, die sich oft in völlige Isolation zurückgezogen haben, abgeschirmt nach außen hin von allernächsten Verwandten oder allerengsten Freunden, gerade dieser Beistand von Seiten Tassos wird für uns von allergrößter Wichtigkeit sein.
Ansonsten bleibt es auf jeden Fall erst einmal bei jenen Hilfsprojekten, die wir bereits in unserem Aufruf vorgestellt haben: das Kreiskrankenhaus in Molai mit medizinischen Hilfsgütern und Geld zu unterstützen – das einzige Krankenhaus in einem Umkreis von rund 100 km, mit rund zehn ÄrztInnen und ca. 50 Betten -, sowie die Arztpraxis in Kypirassi, die ebenfalls Zigtausende von Menschen zu versorgen hat. Darüberhinaus sind aber auch andere dringendste Notfälle bereits in unseren Gesichtskreis getreten. Über diese werden wir vielleicht schon in einer Woche genauer berichten können.
Ein letztes Wort noch – jawohl, auch dieses muß sein! – zu Kontrolle und Kontrollierbarkeit unserer Hilfsaktion und zu unserem Verhältnis zu anderen Hilfsaktionen, die inzwischen gestartet worden sind.
Selbstverständlich wird es unsere eigene Kassenprüfung geben (wie es noch jede Vereinssatzung vorschreibt), außerdem, da unser Hilfskonto Gemeinnützigkeitsstatus besitzt, Kassenprüfung durchs zuständige Finanzamt in Göttingen. Selbstverständlich werden wir auch weiterhin über Spendeneingang und Geldvergabe an dieser Stelle berichten, kontinuierlich und detailliert, und alle Fragen zu beantworten versuchen, die Ihr uns stellt. Selbstverständlich werden wir uns von allen Spendenempfängern Bescheinigungen ausstellen lassen, die den Erhalt von Geld und/oder Hilfsgütern bestätigen. Wir sind aber derzeit und darüber hinaus auch bemüht, einen Notar ausfindig zu machen, der zu Beginn des kommenden Jahres unser „Geschäftsgebaren“ einer genauen Überprüfung unterziehen soll. Das zum Thema Kontrolle und Kontrollierbarkeit also!
Und was die Hilfsaktionen anderer OrganisatorInnen betrifft (die „Nachdenkseiten“ haben in dieser Woche am Dienstag zum Beispiel drei weitere Akteure vorgestellt): Wir begrüßen ganz ausdrücklich, daß wir nicht die einzigen geblieben sind, die sich von den furchtbaren Verhältnissen in Griechenland haben aufrütteln lassen und gleich uns empört sind über die asoziale Politik der Euro-Staaten. Es wäre nachgerade abstrus, angesichts dieser großartigen Tatsache, daß es mittlerweile auch weitere Hilfsinitiativen für GriechInnen gibt, in den anderen Helfern Konkurrenten zu sehen. (Hier und da scheint allerdings der famose Kapitalismus sogar in unseren Reihen Einzug gehalten zu haben – übrigens: nicht nur im Bereich der Hilfe für Menschen in Griechenland. Aber das nur nebenbei.) Nein, wir freuen uns über das Entstehen auch anderer Initiativen unserer Art! Das einzige, worauf wir – hoffentlich in Gemeinsamkeit mit den anderen Akteuren – achten wollen, ist jedoch das Folgende: Wir wollen aufpassen, daß nicht „versehentlich“ manche hilfsbedürftige Menschen oder Institutionen in Griechenland nunmehr gleich doppelt und dreifach Geld bekommen, andere hingegen gar nicht. Wir wollen unseren Beitrag leisten, daß es dazu gar nicht erst kommt.
Liebe HdS-Leserinnen, liebe HdS-Leser, ich habe Euch zu Beginn dieses Berichts einen stattlichen Spendenbetrag mitteilen können. Wir betrachten das als Verpflichtung, Eurem Vertrauen gerecht zu werden – vor allem im Blick auf die Not leidenden Menschen in Griechenland.
Hier noch mal die Kontonummer, in der Zeile „Verwendungszweck“ bitte eingeben: „GriechInnenhilfe“:
Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger