Helfen wir den Menschen in Griechenland! – 2. Zwischenbericht

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Holdger-PlattaZwei Wochen nach dem Start unserer Hilfsaktion berichtet Holdger Platta u.a. auch von “Spendenzielen”, also von konkreten Notfällen, die mit dem inzwischen eingegangenen Geld gelindert werden sollen. Wir können froh und dankbar sein angesichts des Erreichten, aber an Ausruhen ist nicht zu denken, sieht man (was durch nähere Beschäftigung mit der Materie unvermeidlich ist) wie viele Probleme und Notfälle es in diesem gebeutelten Land weiterhin gibt.

Liebe HdS-Leserinnen, liebe HdS-Leser,

ich freue mich, heute einen zweiten Bericht über Eure und unsere Hilfsaktion für Menschen in Griechenland geben zu können.

Kurz nur zur Erinnerung:

Vor einer Woche konnte ich Euch einen Spendenstand von 28.023,49 Euro melden, die Anzahl der SpenderInnen vor einer Woche betrug 172.

Heute Mittag, am Donnerstag, den 6. August, ist dieser Spendenbetrag angewachsen auf

41.212,81 Euro,

und fast 300 Menschen, nämlich ganz genau 294 Helferinnen und Helfer, haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Übrigens: oft wieder mit Kurzmitteilungen an uns alle. Das reichte von einem „Gute Idee, vielen Dank“ bis zur Aussage „In tiefer Verbundenheit mit den GriechInnen für eine solidarisch ausgerichtete Politik in Europa und überall“. Dieser Satz beweist uns – mittlerweile ein zweites Mal! -, daß der humanitäre und politische Doppelcharakter unseres Engagements für die auf entwürdigende Weise drangsalierten Menschen in Griechenland von Euch, den Helferinnen und Helfern, ohne jede Einschränkung verstanden worden ist. Es ist, um eine Formulierung von Konstantin Wecker aufzugreifen und leicht abzuwandeln, eine „Revolte des Herzens“. Und gerne füge ich hinzu: das gilt selbstverständlich auch für jene Hilfsaktionen, die von manchen anderen InitiatorInnen gestartet worden sind. Übrigens: nicht nur gegen das Unrecht, das den Griechinnen und Griechen angetan wird, sondern auch gegen die Brutalität, die im Namen Europas tagtäglich gegen Kriegs- und Hungerflüchtlinge an den Tag gelegt wird, auf dem Mittelmeer, an sämtlichen Außengrenzen unseres Kontinents und auch auf den Straßen unserer Republik.

Rechnen wir die Gelder mit ein, die unser Mitakteur Karl-Heinz Apel, Apotheker in Rosche/Niedersachsen, aus eigenen Mitteln zu unserer Gemeinschaftsaktion beigesteuert hat – rund 3.500,- Euro inzwischen -, sowie die Sachspenden einer Herstellerfirma von Verbandsstoffen für medizinische Zwecke, dann beläuft sich der Gesamtspendenbetrag mittlerweile auf nahezu 48.000,- Euro. Ich denke, nach nicht einmal 14 Tagen „Laufzeit“ unseres Projektes, dürfen wir alle das als Ermutigung sehen, und in mancherlei Hinsicht – ich komme noch darauf zurück! – startet unsere Hilfsaktion in Österreich und Deutschland mit dem Neubeginn der Konzert-Tournee von Konstantin Wecker erst jetzt so richtig durch.

Doch damit zunächst einmal zu unseren ersten vier Hilfsaktionen:

1. Das Kreiskrankenhaus in Molai/Südostpeloponnes werden wir als allererstes mit einem Anfangsbetrag von 2.500,- Euro unterstützen sowie mit Sachspenden in einem Gesamtwert von rund 4.500,- Euro (von denen allein unser Mitakteur Karl-Heinz Apel 2.000,- Euro aus eigenen Mitteln aufbringen wird). Zum Monatsende August werden diese Gelder und Hilfsmittel – Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmittel, Verbandsstoffe, Handschuhe, Binden, Kompressen und Pflaster – von Karl-Heinz Apel auf dessen eigene Kosten nach Molai gebracht. Diese Gelder und Hilfsmittel werden dort ausschließlich den bedürftigen Kranken zugutekommnen.
2. Die ebenfalls schon in meinem ersten Zwischenbericht erwähnte Arztpraxis in Kyparissi/Südostpeloponnes werden wir ebenfalls mit den oben erwähnten Sachmitteln (an deren Finanzierung sich Karl-Heinz Apel mit rund 1.000,- Euro beteiligen wird) und mit einer ersten Geldzuwendung von 500,- Euro unterstützen. Der betreffende Arzt Theodoris Mariolis ist für die Betreuung von potentiell rund 1.500 PatientInnen zuständig (TouristInnen nicht mitgezählt, für deren Behandlung, selbstverständlich, unsere Spendenmittel nicht verwendet werden). Hier, wie in Molai, geht es stets um Hilfe für Menschen, die ihre Behandlung nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen können und längst schon „ausgesteuert“ worden sind, also über keinerlei Versicherungsschutz mehr von Seiten einer Krankenkasse verfügen.
3. Weitere 1.000,- Euro stellen wir einer jungen schwersterkrankten Patientin aus Piräus zur Verfügung (ebenfalls ohne jeden Versicherungsschutz). Katerina K., Anfang zwanzig, muß wegen einer ernsten Nierenerkrankung dreimal in der Woche zur Dialyse nach Athen gefahren werden (hin und zurück über 30 km). Hinzukommen weitere Termine – Kurzaufenthalte im Krankenhaus (die auch in ihrem Fall die Familie der Patientin bislang aus eigener Tasche bezahlen muß) sowie zusätzliche regelmäßige Blutuntersuchungen bei einem Spezialisten, ebenfalls in Athen. Katerina K. wird sich vermutlich einer Nierentransplantation unterziehen müssen, und zwar in Großbritannien, für die Karl-Heinz Apel voraussichtlich die Operationskosten übernehmen wird und wir mit unserer Hilfsaktion die gesamten Reisekosten (= auch für Katerinas Eltern, die als Nierenspender fungieren werden). Auch diese Familie ist finanziell längst schon am Ende.
4. Schließlich möchten wir mit einer Erstspende in der Höhe von 1.500,- Euro eine Witwe mit 2 Kindern in Kyparissi unterstützen, deren eines ebenfalls auf eine teure medizinische Behandlung angewiesen ist. Auch an dieser Hilfe ist Karl-Heinz Apel finanziell beteiligt, mit 500,- Euro. Die Unterstützung wird über den dortigen Popen bzw. „Papas“ erfolgen, den Karl-Heinz Apel seit Jahren kennt und der seit Jahren verarmten und notleidenden Mernschen in seiner Gemeinde hilft (übrigens sind die griechisch-orthodoxen Priester generell für ihre Zuverlässigkeit bei sozialer Hilfe bekannt). Auch in diesem Falle wird unsere erste Spende – wie bei Katerina K. aus Piräus – Ende dieses Monats bei den Hilfsbedürftigen eintreffen – in beiden Fällen ebenfalls durch Karl-Heinz Apel persönlich. Zur Erläuterung: unsere Hilfe für die Witwe in Kyparissi muß den „Umweg“ über den Popen gehen, weil diese nur von ihm Hilfe entgegennimmt (das Problem der „verschämten“ Armut hatten wir ja bereits in unserem Aufruf zu dieser Hilfsaktion angesprochen).

Generell: in all den geschilderten Fällen – wie auch bei weiteren Hilfsaktionen, über die ich am kommenden Wochenende berichten werde – gilt für uns als Handlungsmaxime, eher ‚vorsichtig’ (gleichwohl wirksam!) mit unserer Unterstützung zu beginnen, um dadurch leichter eine möglichst langandauernde Hilfe gewährleisten zu können. Und ein zweiter Grundsatz bei unseren Hilfsaktionen wird sein: mit echter Wirksamkeit einzelnen Menschen oder auch Institutionen (=Arztpraxen, Krankenhäuser usw.) zugunsten verarmter Menschen zu helfen statt unsere Spendengelder derart weit zu „streuen“, daß für die vielen einzelnen Bedürftigen die Hilfe kaum noch spürbar wäre. Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, die damit verbunden ist, auch des Dilemmas, das sich davon nicht trennen läßt. Relativ wenigen richtig zu helfen und möglichst für längere Zeit oder sehr vielen lediglich einmalige Brosamen zukommen zu lassen, die womöglich nichtmal den Hunger stillen – das war die Entscheidung, vor der wir standen und vor der wir auch weiterhin stehen werden. Wir hoffen sehr, wir haben uns auch in Eurem Sinne entschieden.

Eingefügt sei an dieser Stelle zweierlei:

Tassos Chatzatoglou, gemeinsam mit seiner Ehefrau Evelin unser Mithelfer aus Österreich (Graz), wird gegen Ende August ebenfalls nach Griechenland fahren und sich an zahlreichen Orten dort nach weiterem Hilfsbedarf umsehen. Besser wird sich ganz gewiß nicht gewährleisten lassen, daß wir ein präzises Bild von der jeweiligen Notsituation bekommen.

Zum anderen ist an dieser Stelle ganz besonderer Dank auch Evelin Chatzatoglou auszusprechen, die es in einem heftigen Wettlauf mit der Zeit hinbekommen hat, daß zu den Konzerten von Konstantin Wecker in Österreich ab heute/morgen, Freitag, den 7. August, Flugblätter zu unserer Hilfsaktion in einer Gesamtauflage von fast 10.000 Exemplaren verteilt werden können (gemeinsam entworfen von Roland, Evelin und Tassos), und zwar in der Burgarena Finkenstein/Kärnten, in den Kasematten Graz/Steiermark, auf dem Domplatz in Linz/Oberösterreich sowie in Tulln/Niederösterreich (Konzert dort auf der Donaubühne). Kurz erinnern darf ich daran, daß in Graz, am Samstag, den 8. August, auch Filmaufnahmen zu unserer Aktion hergestellt werden sollen, von Clemens Haid in Zusammenarbeit mit Evelin Chatzatoglou. Auch Konstantin Wecker wird bei dieser Gelegenheit ein Interview geben zu unserer Hilfsaktion.

Drei Punkte noch zum Schluß:

Erstens: Spendenbescheinigungen werden allen, die das wünschen, ab Anfang des kommenden Jahres ausgestellt und zugeschickt. Gerne gebe ich an dieser Stelle eine Anregung weiter, die uns aus Witten vom Spender Dr. K. I. erreicht hat: „Wie ich schon auf der Initiativseite geschrieben habe, fände ich es gut, möglichst vielen die Bescheinigung zukommen zu lassen, damit die Spende dann steuerwirksam wird und die Spender die Möglichkeit haben, das vom Staat zurückbekommene Geld wieder zu spenden (möglichst ein bisschen mehr)!“

Zweitens: In Kooperation mit unserer Leserin Margit Geilenbrügge und einem Grafiker aus ihrem Bekannten/Freundeskreis bereiten wir eine „Karte der Hoffnung“ (Arbeitstitel) vor. Auf dieser Landkarte von Griechenland sollen der Reihe nach alle unsere Hilfsprojekte eingezeichnet werden, aber auch die Hilfsaktionen anderer Akteure, von denen wir Kenntnis erhalten. Wir hoffen, sehr bald mit anderen InitiatorInnen, die zur Hilfe für Griechinnen und Griechen aufgerufen haben, Kontakt aufnehmen zu können. Dir aber, Margit, Dank für dieses Angebot und diese Anregung schon jetzt!

Drittens: Wer Nachfragen zu unserer Hilfsaktion hat, die wir im Rahmen unserer bisherigen Berichte usw. nicht beantwortet haben sollten, schreibe uns bitte an über die Mailanschrift info@hinter-den-schlagzeilen.de.
Tja, und abschließend auch hier noch einmal unser Spendenkonto (Einzahlung bitte unter Stichwort „GriechInnenhilfe“) :

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Mit herzlichen Grüßen Euch allen, auch im Namen meiner MitstreiterInnen,
Euer Holdger Platta

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