Hellas zwischen Hoffnung und Angst. Weiteres zur Corona-Krise in Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

212. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Nochmals stelle ich in den Mittelpunkt meines Berichts zu unserer Hilfsaktion unsere Hilfsaktion selbst – und zwar aus erneut mehrfach erfreulichem Grund. Gleichwohl teile ich aber auch einige Neuigkeiten aus Griechenland selber mit: wie reagieren die GriechInnen auf die Corona-Krise, nicht zuletzt in politischer Hinsicht? Und da ist durchaus Zwiespältiges zu konstatieren. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

Ihr erinnert Euch? – In der letzten Woche hatte ich mitteilen müssen (und auch mitteilen wollen!), dass auch bei uns – beim Trägerverein der GriechInnenhilfe – einige Buchungsfehler während der letzten Monate unterlaufen sind. Selbstverständlich waren keine Gelder irgendwie und irgendwo verlorengegangen, aber es hatte bei den Spenden Zuordnungsfehler gegeben – und diese Zuordnungsfehler haben wir vom Vereinsvorstand der IHW inzwischen aufs präziseste korrigiert. Was den dies betreffenden Zahlenwirrwarr und die nunmehrige Klärung betrifft, komme ich gleich noch darauf zurück. Ich hoffe, mit aller erforderlichen Klarheit.

Vorausschicken möchte ich dieser – für unsere Hilfsaktion höchsterfreulichen – Klärung aber ein riesiges Dankeschön! Offenkundig hat uns diese Zuordnungsfehler keiner und keine übel genommen, ganz im Gegenteil! Nebenbei: überhaupt keine Selbstverständlichkeit für uns, man hätte ja auch mit anderem rechnen können. Fast möchte ich sagen: buchstäblich „rechnen“ können, mit deutlichem Vertrauensentzug also, was auch den Spendenbetrag während der letzten sieben Tage betrifft. Doch Ihr Spenderinnen und Spender habt uns eines Besseren belehrt. Aber konkret:

Schon in der Vorwoche hatten wir eine deutliche Steigerung beim Zufluß Eurer Hilfsbeträge registrieren dürfen: 525-, Euro waren da an uns überwiesen worden, 7 SpenderInnen hatten für dieses sehr gute Ergebnis gesorgt. Doch nunmehr, in der letzten Woche, gingen noch mehr Unterstützungsbeträge bei uns ein, nämlich 895,- Euro, Anzahl der ÜberweiserInnen dieses Mal 9!

Mit sehr großer Erleichterung danken wir Euch für dieses Zeichen der Solidarität, mehr noch aber für Euer ungebrochenes Vertrauen, das Ihr uns damit entgegengebracht habt. Ich kann nur wiederholen: das wird zusätzlicher Ansporn für unsere Hilfsaktionen sein. Es wird noch stärker Anlass für uns sein, bei unserer Rechnungslegung konsequent bei der Wahrheit zu bleiben – auch wenn dieses nicht immer ganz angenehm für uns OrganisatorInnen sein könnte. Die Maxime, eventuell unterlaufene Fehler öffentlich einzugestehen, das wird auch weiterhin der einschränkungslos verpflichtende Maßstab für uns alle sein!

Womit ich auch noch etwas präziser unsere derzeitige Finanzsituation darstellen möchte: Dank dieser immensen Hilfszahlungen von Eurer Seite verfügen wir bei der GriechInnenhilfe nunmehr über einen Geldbetrag von 2.890,73 Euro insgesamt. Und von diesem Saldo sind bereits jene 1.000,- Euro abgezogen, über die ich Euch bereits in der letzten Woche informieren durfte. Auch dazu noch ein paar Erläuterungen, die unser Gedächtnis auffrischen sollen:

Erstmalig hatten wir ja – siehe meinen 206. Bericht vor einigen Wochen! – nicht den gesamten eigentlich erforderlichen Betrag von 2.580,- Euro an unseren ‚Außenhelfer‘ und Griechenlandreisenden Tassos Chatzatoglou überweisen können. Ein schmerzliche Erstmaligkeit, die uns allen aus dem Organisationsteam wehtat.

Nunmehr konnte diese Hilfsunterbrechung beendet werden, und die verarmten Familien auf Andros haben inzwischen ihre 1.000,- Euro für Lebensmittelbons bekommen. Und zum zweiten:

Auch die notleidenden Menschen, die in und um Korydallos von unserem dortigen Partner, der Sozialstation, betreut werden, dürfen rechtzeitig noch bis zum Osterfest am 19. April mit unseren dringend erforderlichen Zahlungen rechnen. Tassos wird uns noch den Hilfsbetrag mitteilen, der nötig ist, um auch für diese Menschen unsere Unterstützung fortsetzen zu können (Ihr erfahrt dann den genauen Betrag von mir). Damit ist unsere GriechInnenhilfe wieder endgültig und vollständig zur alten, zur gewohnten Zuverlässigkeit zurückgekehrt. Und auch an dieser Stelle sei nochmal betont: weil Ihr für das Ende einer etwas unguten Hilfsphase gesorgt habt! Ich freue mich ganz außerordentlich über dieses Ende einer zeitweiligen Störung bei unseren Hilfsaktivitäten – und mit mir tut das natürlich das gesamte Organisationsteam!

Sicher werdet Ihr verstehen, dass mir sehr daran lag, Euch heute vor allem über diese internen Klärungs- und Problembeseitigungsprozesse zu informieren. Aber zu einer Thematik, die ich bereits in meinem letzten Bericht ansprach, zu einem Problem, das zu tun hat mit den Geschehnissen derzeit in Griechenland selbst, möchte ich heute doch noch etwas sagen (nicht immer hat man ja ganz aufmerksame LeserInnen).

Auch ich sprach in meinem letzten Bericht das Thema „Corona-Krise“ an, natürlich speziell die Krise in Griechenland – und legte dabei sehr deutlich Wert auf die Feststellung, dass mir akkurates Zahlenmaterial zu dieser Problematik noch nicht vorlag. Stärker noch als in Deutschland wird nunmehr auch das eh verarmte Griechenland von dieser Epidemie heimgesucht. Stärker noch als in Deutschland macht in diesem Zusammenhang den Griechinnen und Griechen das eh marode Gesundheitssystem zu schaffen. Wie oft hatte ich schon über diese Probleme berichten müssen, wie oft schon hatte ich aus Augenzeugenberichten zitieren müssen, furchtbare Einzelfälle darstellen müssen, unverdächtige Zeitungsmitteilungen weiterzugeben gehabt, sogar Statistiken und dergleichen herangezogen!

Nun, um es auf den Punkt zu bringen:

Die GriechInnen selber bringen derzeit sehr viel Verständnis für ihre Regierung auf. In der neuesten Ausgabe der „Griechenland Zeitung“ (GZ) findet sich dazu umfangreiches Zahlenmaterial. Konkret:

Einer Umfrage des griechische Meinungsforschungsinstituts „Opinion Poll“ zufolge sind 61,1 Prozent aller GriechInnen mit den Maßnahmen, die vom Kabinett Mitsotakis gegen diese Corona-Krise ergriffen worden sind, „sehr zufrieden“. Weitere 23,9 Prozent der Befragten sind zumindest „zufrieden“ mit dem Aktionspaket der Regierung, 12 Prozent immerhin noch „etwas zufrieden“, und lediglich 2,2 Prozent aller UmfrageteilnehmerInnen äußerten scharfe Kritik am Krisenprogramm ihres Landes und kreuzten auf den Formularen die vorgegebene Aussage „überhaupt nicht zufrieden“ an. Ähnlich positiv die Prozentwerte bei weiteren Fragen zu dieser Thematik: 88,1 Prozent aller Befragten haben die Ausgehbeschränkungen als „notwendig“ bezeichnet – was mit den Obdachlosen ist, interessiert diese offenbar nicht –, und 78,6 Prozent erklärten sogar ihr Einverständnis mit der Schließung der Kirchen – ein erstaunlich hoher Zustimmungswert für eine nach wie vor sehr glaubensorientierte Gesellschaft.

Vor dem Hintergrund dieser Umfragezahlen überrascht deshalb auch nicht, dass die „Nea Dimokratia“ ihren Vorsprung vor der SYRIZA weiter ausbauen konnte: die Mitsotakis-Partei vereinigt derzeit 40 Prozent aller GriechInnen hinter sich, die Tsipras-Partei landet weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz mit 20,2 Prozent.

Lediglich eine Zahl im Bericht der GZ trübt etwas das Bild: Vier von zehn Griechinnen und Griechen – 43,7 Prozent – „gehen davon aus“, so die „Griechenland Zeitung“, dass das griechische Gesundheitssystem eine größere Anzahl von Coronavirus-Infizierten nicht entsprechend behandeln könne.

Eine Analyse all dieser Umfrageergebnisse nehme ich heute nicht vor. Da wird auch abzuwarten sein, wie etwa unser Griechenland-Kenner Tassos Chatzatoglou diese Zahlen bewerten wird. Ganz ohne Ambivalenz jedenfalls ist dieses Stimmen- und Stimmungssplitting nicht – diese Mixtur aus Angst vor der Epidemie und Angst vor dem Versagen des griechischen Gesundheitssystems, diese Mischung aus Vertrauen ins Regierungshandeln, was die präventiven Maßnahmen, und Misstrauen, was die Behandlungsmöglichkeiten im eigenen Lande betrifft. Hoffentlich zeigen die nächsten Wochen in Griechenland nicht, dass die Skeptiker Recht haben werden und die Vertrauensseligen eine bittere Enttäuschung werden hinnehmen müssen! Mein Wunsch jedenfalls lautet, an alle Menschen in Griechenland gerichtet: bleibt gesund!

Und damit, wie immer an dieser Stelle, mein Aufruf zu weiteren Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“. Also:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer, wie gesagt, noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „GR-IHW“ versehen. Es sei wiederholt: wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen – und heute besonders dankbaren! – Grüßen

Euer Holdger Platta

 

 

 

 

 

 

 

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