Hilfe gerade jetzt – in hilfloser Zeit!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

309. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Unsere Facebook-Seite https://facebook.com/IHWGriechInnenhilfe/ scheint inzwischen „angenommen“ worden zu sein von den Internet-Nutzern: 146 LeserInnen haben in den knapp vierzehn Tagen ihrer Existenz mit dieser neuen Website Bekanntschaft gemacht, 30 LeserInnen – immerhin das – ihr Gefallen an diesem neuen „Account“ der GriechInnenhilfe geäußert. Und selbst mein vorangegangener Bericht hier auf HdS „erntete“ 28 „Likes“. Trotzdem muss ich meinen neuen Bericht mit einer negativen Nachricht beginnen! Und in Griechenland selber – aber wen wundert das noch? – sieht’s keinesfalls besser aus. Ganz im Gegenteil! Aber lest selbst! Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

lasst mich zunächst zurückkommen auf zwei Informationen aus meinem letzten Bericht:

Zum einen ist festzustellen, leider, dass sich der Fortschritt beim Spendenanstieg während der letzten Woche nicht wiederholen mochte. Waren in den sieben Tagen davor 150,- Euro auf unserem Hilfskonto eingegangen, überwiesen von vier SpenderInnen an uns – und dieses gegenüber der Vorwoche mit nur 50,- Euro (drei SpenderInnen), so hatten wir während der letzten sieben Tage wieder einmal eine Nullwoche hinzunehmen. Erklärung dafür?

Ich nehme an, dass uns alle vor allem der Krieg gegen die Ukraine seelisch in Beschlag genommen hat. Außerdem vermute ich, dass so manche und so mancher unter Euch in der letzten Woche für die Ukraine-Flüchtlinge gespendet haben dürfte. Denn im Unterschied zu anderen Websites scheint mir besonders viel Empathie-Fähigkeit unter Euch HdS-LeserInnen verbreitet zu sein. Was ließe sich eigentlich besseres sagen?

Zum anderen muss ich Euch heute auch die Klärung einer anderen Frage schuldig bleiben: Bis zur Stunde ist nicht klar, welchen Betrag – und für welche Hilfszwecke, dieses vor allem! – unser Mithelfer Tassos Chatzatoglou auf seine Reise nach Griechenland mitnehmen kann oder soll. Eine entsprechende Anfrage bei ihm, aus der letzten Woche, ist bis heute nicht beantwortet worden. Und im Alleingang möchte ich diese schwerwiegende Frage nicht entscheiden müssen. Warten wir also ab!

Dieser Tatsache entspricht, dass ich Euch heute auch keine weiteren Einzelheiten zu unseren Hilfsbedürftigen mitteilen kann. „Einzelheiten“ wohlgemerkt! Denn dass es generell den GriechInnen nicht besser geht, ganz im Gegenteil, dazu liegen mir in der Zwischenzeit durchaus weitere und neue Informationen vor.

Auch zu diesem Punkt kann ich Euch zunächst eine Mitteilung weitergeben, einem Punkt, der bereits in der letzten Woche eine Rolle gespielt hatte, nämlich zum Thema Inflation.

Dem einen oder der anderen dürfte diese Zahl noch in Erinnerung sein: im Februar dieses Jahres 2022 ist die Inflationsrate auf 6,3 Prozent angewachsen in Griechenland. Das war, so schrieb ich Euch, der höchste Stand seit 25 Jahren. Doch leider ist es bei diesem Höchststand nicht geblieben.

Inzwischen ist die Preissteigerungsrate weiter angestiegen in diesem gequälten Mittelmeerstaat. Sie beträgt nun  7,2 Prozent. Und verantwortlich dafür sind vor allem die angestiegenen Kosten fürs Wohnen und für den Transport. Was beides mit der Entwicklung der Energiepreise zusammenhängt. Konkret:

Die Wohnkosten sind gegenüber dem Vorjahr um inzwischen 25 Prozent nach oben geklettert. Und bei den Transportkosten registrierte die staatliche Statistikbehörde ELSTAT einen Zuwachs von 12 Prozent. Was das vor allem für die Mehrbelastung bei den Wohnkosten für die Menschen in Griechenland bedeutet, muss ich wohl nicht betonen. Die von uns betreuten Menschen dürften ganz besonders davon betroffen sein. Aber auch eine andere Anstiegs-Ziffer stimmt uns besorgt: um 7,1 Prozent sind auch die Lebensmittelpreise angestiegen. Und solche Kostensteigerungen stecken die eh schon verarmten und verelendeten GriechInnen nicht einfach weg. Und können auch uns HelferInnen nicht froher stimmen!

Kein Wunder deshalb, dass diese Teuerungswelle inzwischen auch zur Hauptangst der Griechinnen und Griechen geworden ist: 48 Prozent aller Einwohner in Griechenland haben diese Sorge mittlerweile als das schwerste Problem bezeichnet, das ihnen zu schaffen macht – so das Umfrageergebnis des demoskopischen Instituts Abacus von Anfang März dieses Jahres. Und 59 Prozent aller Befragten gehen davon aus, dass sich die Situation in den kommenden zwölf Monaten für sie noch weiter verschlechtern wird. Das sind furchtbare Zahlen und verweisen zurück auf die Stimmungslage in Griechenland, über die ich – am Beispiel von Drogenkonsum und dem Verbrauch von Psychopharmaka – schon vor einigen Wochen ausführlicher berichtet hatte. Leider, Griechenland ist eine Menschengemeinschaft, die mehr und mehr in Hoffnungslosigkeit und in Depression versinkt.

Natürlich könnte die griechische Regierung im Bereich der Spritpreise die Steuern senken. So auch der Vorschlag des Chef-Kommentators Dimos Chatzichristou bei der „Griechenland Zeitung“ (GZ) in der Ausgabe vom 16. März. Aber damit wäre ja nur ein kleiner Teil der Probleme gelöst (und völlig außen vor bliebe der exzessive Anstieg der Militärkosten, der Aufrüstung in Griechenland). Natürlich wäre viel wichtiger, auch in diesem Staat so etwas wie ein Wohngeld einzuführen. Aber das wäre ja humane Politik, Sozialpolitik – doch nichts liegt den Herrschenden ni Griechenland ferner als Menschlichkeit in ihrem staatlichen Handeln. Umso trauriger deshalb – und umso unbegreiflicher auch -, dass alle diese Fakten bisher nicht durchzuschlagen vermögen auf die Parteipräferenzen in Griechenland. Ganz im Gegenteil:

Nach wie vor liegt die Partei des ultrakonservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, die „Nea Dimokratia“ (ND), weit vorn in der Wählergunst.  Wenn jetzt Parlamentswahlen stattfinden würden, käme auch weiterhin die ND auf 33 bis 36 Prozent. Und nach wie vor landete die SYRIZA, das „Bündnis der Radikalen Linken“ unter Alexis Tsipras, weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz: lediglich mit 22 bis 25 Prozent der Stimmen dürfte diese Partei rechnen. Und Tsipras selber, der seine früheren WählerInnen so nachhaltig enttäuscht hat, als er selber noch Ministerpräsident war, wurde inzwischen sogar vom Führer der Sozialdemokraten, von Nikos Androulakis, abgehängt: lediglich 11 Prozent aller griechischen Wählerinnen und Wähler stehen noch hinter dem Vorsitzenden der SYRIZA Tsipras, 27 Prozent hingegen sehen derzeit im Vorsitzenden der KinAI, in Androulakis, den Mann ihrer Wahl. Und: nach wie vor rangiert auch bei dieser Auszählung ND-Vorsitzender Mitsotakis ganz vorn: mit 33 Prozent.

Enttäuschte Hoffnungen, die viele Griechinnen und Griechen immer noch mit Tsipras und der SYRIZA verbinden, scheinen gewichtiger zu sein als die enttäuschenden Realitäten, die ein ultrakonservativer Parteichef und eine ultrakonservative Partei, ein Mitsotakis und eine „Nea Dimokratia“, den WählerInnen in Griechenland zumuten dürfen. Was meines Erachtens auch zeigt: eine Selbstsozialdemokratisierung hat noch niemals einer Bewegung oder Partei gutgetan, die vorher links von einer überkommenen Sozialdemokratie angetreten war. Beziehungsweise (andersherum formuliert): eine – im besten Sinne des Wortes! – radikale (= die Gesellschaftsprobleme an der Wurzel packende) Linke tut niemals gut daran, vor kapitalistischen Regenten zu Kreuze zu kriechen (im Falle Griechenlands: Stichwort „Austeritätspolitik“). Griechenland hat das unter Tsipras leider getan. Das ebenfalls von denselben kapitalistischen Regenten bedrängte Portugal, in gleicher ökonomischer Situation wie Griechenland, seinerzeit nicht. Und steht heute, dieses Portugal, viel besser da als Griechenland, immer noch!

Für uns, liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser, ändert das alles aber an der Grundtatsache nichts: unsere Hilfe wird nach wie vor aufs dringlichste gebraucht – selbst dann und gerade dann, wenn sich die Hilflosigkeit der GriechInnen auch in ihrer politischen Desorientierung niederzuschlagen scheint! – Ich kann deshalb auch heute nur meine Bitte wiederholen, die ich jedes Mal an den Schluss meiner Berichte stelle: spendet weiter – heute formuliere ich wohl besser: erneut! – an unsere Hilfsaktion für die verarmten und verelendeten Menschen in Griechenland! In diesem Sinne also wie stets:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

 

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21 GOE

Inhaber: IHW

 

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

 

Mit herzlichen Grüßen

Euer Holdger Platta

 

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