Hochzeitsgetöse oder: Was interessiert uns ein sterbendes Land am südöstlichen Rand unserer Anrührbarkeit?

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta

119. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

keine zwei Tage ist es her, da erreichte mich per Telefon der Abschlußbericht von Uschi und Karlheinz Apel zu deren neuester Hilfsfahrt nach Griechenland. Hier die Fakten:

Katerina K. aus Piräus, die nach der Transplantation einer Teileleber (von ihrer Mutter) auf ihren zweiten Operationstermin in London wartet, auf die Übertragung einer Niere von ihrem Vater, kennt nun – endlich – das Datum, zu dem dieser Doppeleingriff bei ihnen vorgenommen werden soll. Es ist der 10. Juni, und die Betroffenen stehen unmittelbar vor ihrer Abreise in die britische Hauptstadt. Katerina wird sich dann anschließend, zur Überwachung und Nachbehandlung, noch drei Monate in London aufhalten müssen, der Vater vermutlich einen Monat noch. Alle in der Familie K. sind voller Zuversicht, so Kalle in seinem Gespräch mit mir. Und wir UnterstützerInnen dieser Hilfsaktion haben mit 500,- Euro die letzte Finanzierungslücke schließen können. Alle Betroffenen danken uns allen sehr!

Des weiteren konnte Karlheinz Apel dem Geistlichen, der mit uns gemeinsam für die Armen in und um Kyparissi tätig ist, in der Südpeloponnes, 500,- Euro dalassen, die an die Bedürftigen dort weitergeleitet werden sollen. Auch diese Kooperation zur Linderung allerschlimmster Not wird sich also erneut bewähren.

Und schließlich hat Karlheinz Apel auch dem Kreiskrankenhaus von Neapolis nochmals ärztliche Hilfsmittel im Wert von 500,- Euro übergeben können. Auch von dieser Seite aus soll ich Euch den Dank der Hilfsempfänger übermitteln. Wobei ich an dieser Stelle gerne ergänze: auch Uschi und Karlheinz Apel selber beteiligen sich wieder und wieder an unserer Spendenaktion, aus eigener Tasche, wenn ich so sagen darf.

Was Eure Unterstützungsgelder betrifft, so gingen während der letzten sieben Tage bis heute (= Freitagmittag), den 1. Juni, 570,- Euro auf unserem Hilfskonto ein, überwiesen von 11 SpenderInnen an uns; darüberhinaus stellten uns 2 weitere Spender 70,- Euro zur Verfügung für den gemeinnützigen Trägerverein unserer GriechInnenaktion, für die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e. V.“. In der Vorwoche waren ja, wie in meinem letzten Bericht zur GriechInnenhilfe mitgeteilt, lediglich 55,- Euro bei uns eingegangen, überwiesen von 2 Unterstützern unserer Hilfsarbeit. Natürlich danke ich auch diesesmal allen NeuspenderInnen sehr, auch im Namen der anderen aus unserem Organisationsteam! Und, ja: die Gelder für die IHW werden ebenfalls dringend benötigt. Merci also auch dafür!

Was nun die politische „Großwetterlage“ in Griechenland betrifft, dito die soziale und ökonomische, so kann von Verbesserung der Situation nicht die Rede sein.

Alexis Tsipras hielt bei einer Parlamentsdebatte in der letzten Woche über das Ende der sogenannten „Memorandumspolitik“ – by the way: ein relativ neuer Beschönigungsbegriff aus dem Wörterbuch des ‚Neusprechs‘, das die griechische Verelendungspolitik verschleiern soll – an seinen mittlerweile schon hinreichend bekannten Propagandaphrasen voller Getöse fest: ab August würde Griechenland keinen „Spar- oder Reformauflagen“ mehr unterliegen, so der griechische Ministerpräsident. Nun, bestenfalls eine Halbwahrheit, wie Ihr HdS-LeserInnen wißt, auf jeden Fall aber völlige Übernahme des Neusprech-Vokabulars der vormals politökonomischen Gegner à la Schäuble & Co. Wer soziale und ökonomische Kaputtmacherpolitik als „Spar- oder Reformauflagen“ bezeichnet, hat mit dieser ideologisch-verlogenen Nebelwerfer-Sprache der Zerstörer von Griechenland auch deren Politik übernommen, auch deren „Denke“ und deren Interessen. Und wer, wie Tsipras in der derselben Rede, erneut vom Beginn eines neuen Zeitalters spricht, von einem neuen Zeitalter „des Wachstums und der sozialen Gerechtigkeit“, der vertritt nicht mehr die Interessen der eigenen Bevölkerung, sondern redet über deren Köpfe und Nöte nur noch hinweg. Fast kommt es einem demagogischen Grundgesetz gleich: je höher die Begriffe werden, desto tiefer der moralische Niedergang, der damit verbunden ist, je bombastischer das Vokabular ausfällt, je feierlicher und verheißungsvoller das Gerede klingt, desto deprimierender, erbärmlicher und mickriger die Wirklichkeit, die mit dieser verlogenen Rhetorik verborgen werden soll! Nirgendwo tritt dieses gepeinigte Griechenland in ein „neues Zeitalter des Wachstums und der sozialen Gerechtigkeit“ ein, sondern eher in etwas, das ich hier – aus Anstandsgründen – lieben unbenannt lassen will. Diese Selbstbeweihräucherungssprache – das allerdings sei gesagt – riecht jedenfalls nicht mehr, nach Menschengüte etwa oder nach Gottesdienst, diese Sprache stinkt bereits!

Kein Wunder deshalb, daß vor sieben Tagen in Griechenland fast gar nichts mehr ging (und kein Wunder, daß sich unsere Mainstream-Medien nahezu geschlossen ausschwiegen darüber): zig Gewerkschaften streikten, einen ganzen Tag lang, am Mittwoch vergangener Woche, fast ganz Griechenland stand an diesem Tag still. Große Teile des Fähr-, Nah- und Luftverkehrs hatten aus Protest gegen die harte Austeritätspolitik der Regierung ihre Dienste eingestellt. Ärzte und Ärztinnen in staatlichen Krankenhäusern behandelten nur in Notfällen noch. JournalistInnen hatten ihre Arbeit niedergelegt, folglich fielen die Nachrichten in Funk und Fernsehen aus. Selbst die Lehrerinnen und Lehrer waren in den Streik getreten, mehr oder minder auch die gesamte öffentliche Verwaltung schloß sich dieser Totalbestreikung an – in einem Wort mithin: es gab so etwas wie einen Generalstreik in Griechenland. Und Tsipras gab währenddessen seine Frohbotschaften zum Besten, im griechischen Parlament, seine Parteigenossen klatschten begeisterten Beifall, und Resteuropa beschwieg das alles, um stattdessen, nur wenige Tage zuvor, über irgendeine Hochzeit irgendeines Paares irgendwo in Old-Great-Britain zu berichten, einen aberwitzig langen Tag lang bis tief in die Nacht hinein, über irgendeine Hochzeit mit Equipagen und Expertengeschwätz, mit Fanfarengetöse und Feuerwerk, mit Kitsch und Kunst und Konventionen. Was interessiert da noch ein sterbendes Land am südöstlichen Rand unseres Kontinents, was bewegt uns da noch der Niedergang einer ganzen Bevölkerung, was noch das Übermaß an Not und Elend von Menschen weit weg hinter dem südöstlichen Horizont unserer mitmenschlichen Anrührbarkeit! Es ist ja alles so schön bunt hier! Und so soll es auch bleiben. Jedenfalls auf den Mattscheiben unserer Welt, in den Mainstream-Medien unserer Nation und in unserer Yellow-Press, egal, ob sich dieselbe zu derselben zählt, egal, ob sie „Gala“ heißt oder „Bild“! In diesen Tagen, schien mir zumindest, konnte man nur noch dankbar sein – verdammt dankbar sogar -, daß es neben all dem Schrott noch die „nachdenkseiten“ gab und gibt, „RUBIKON.news“ und auch – jawohl! – www.hinter-den-schlagzeilen.de!

Womit ich wieder einmal bei meinen obligaten Schlußbemerkungen bin:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“,  der überweise uns bitte Spendengelder auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 200,- Euro erforderlich -, wende sich bitte an unseren neuen Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen ,oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e. V“, wäre eigentlich sehr dringend mal wieder auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Holdger Platta

Euer Holdger Platta

 

 

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