Jagdszenen in Griechenlands brennenden Wäldern

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

39. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Selbstverständlich: derzeit wird relativ viel über Griechenland berichtet, sogar bei uns. Wenn Griechenland nur Schauplatz von Naturkatastrophen ist, versperrt sich selbst unsere Medienwelt nicht dem Unglück dort unten am Mittelmeer. Doch wie viel Verschweigen schließt diese urplötzliche Beredtheit unserer Massenmedien mit ein? Dazu vor allem mein neuester Bericht! Und selbstverständlich auch die neuesten – gar nicht mal so unerfreulichen – Spendenzahlen. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

immerhin das: die bundesdeutschen Medien berichten relativ umfangreich über die Wetterkatastrophen in Griechenland.

In den letzten Tagen waren es vor allem die immensen Regenfälle, die das Land am Mittelmeer unter Wasser gesetzt haben, nicht selten lebensbedrohlich sogar: ganze Ortschaften und Stadtteile, Straßen, aber auch Abschnitte von Autobahnen versanken in den Fluten von Regen und Schlamm.

Doch auch das Thema der Waldbrände hält Griechenland nach wie vor in Atem. Typisch dabei – zumindest, was die Berichterstattung bei uns betrifft: über die Katastrophen, die in Griechenland angerichtet worden sind, wird relativ umfangreich informiert. Über zwei Debatten, die darüber in diesem geplagten südeuropäischen Staat geführt werden, schweigen sich hingegen die Sender und Zeitungen weitestgehend aus. Lediglich Zufall?

Nichts bis fast nichts erfährt man darüber, dass es zumindest insofern einen menschengemachten, einen politikverursachten Anteil an diesen Katastrophen gibt, als von vielen Menschen und Organisationen die völlig fehlende Vorbereitung der griechischen Staatsregierung auf diese – wahrlich voraussehbaren! – Brände kritisiert wird. Nicht mal von der EU zur Verfügung gestellte Gelder zur Bekämpfung der Brände wurden von der Mitsotakis-Regierung abgerufen. Konkret: 187,50 Millionen Euro hatte die EU Griechenland angeboten. Immerhin das! Doch nicht einmal eine Million Euro davon hat das Regime der „Neudemokraten“ zur Katastrophenbekämpfung auch eingesetzt. Gründe für dieses Totalversagen: unbekannt!

Fast noch wichtiger erscheint mir jedoch das Verschweigen einer anderen Thematik in Griechenland: das Problem der Brandstiftungen dort und das Problem der Debatten darüber. Vermutlich erinnert Ihr Euch (denn wir hatten Euch diese schlimme politische Funktionalisierung der Naturkatastrophen ja mitgeteilt):

Angeblich sollten die Brände von Ausländern in den griechischen Wäldern gelegt worden sein, von Flüchtlingen, die dort Zuflucht und ‚Unterkunft‘ gefunden hatten. Inhuman und schäbig allein schon diese menschenfeindliche Propaganda rechtsextremistischer Kreise in Griechenland! Doch mittlerweile ist noch eine zweite Debatte entstanden in diesem südeuropäischen Ferienparadies – basierend auf einer Reihe nachgewiesener Fakten.

Mehr und mehr wurden griechische Bürger als Brandstifter enttarnt, oft sogar noch während des Brandlegens selbst. Aber sogenannte „aufgebrachte Bürger“ gingen dennoch und nach wie vor auf die Flüchtlinge los, machten Jagd auf die Fremden im eigenen Land, versuchten sich sogar in Selbstjustiz.

Die SYRIZA – und darin ist ihr recht zu geben, einschränkungslos! – spricht inzwischen sogar von „Pogromen“ gegen die Immigranten in Griechenland. Doch bis dato hat das griechische Parlament mit seiner rechtskonservativen Mehrheit jede Debatte darüber in der Bürgervertretung verhindern können. Wieso eigentlich? Und von irgendeinem systematisierten Einschreiten der Polizeikräfte in Griechenland gegen diese Selbstjustiz fanatisierter Bürger ist nirgendwo zu hören oder zu lesen oder zu sehen gewesen – von einigen ganz wenigen Einzelfällen abgesehen.

„Not lehrt treten“: Das scheint die Maxime dieser gewalttätigen Griechen zu sein, in einem Land, das sich ansonsten so viel zugutehält darauf, ein christliches Land zu sein. Damit hier aber kein Missverständnis entsteht:

Die Mehrheiten in Griechenland stehen mit Sicherheit nicht hinter diesen fremdenfeindlichen Aktionen. Und die Notleidenden in Griechenland, denen unter anderem wir zu helfen versuchen, sind schon gar nicht beteiligt daran, Menschen, denen es noch schlechter geht als ihnen selbst, in den Tod treiben zu wollen. Fakt jedoch ist:

Teile der griechischen Bevölkerung rasten faschistisch aus – ich weiß, welchen Begriff ich hier benutze! –, und weder tut die griechische Regierung irgendetwas dagegen, zumindest nichts Nennenswertes, noch geht Polizei oder Militär gegen diese Menschenverfolgung vor. Und noch einmal sei hervorgehoben und betont: Ein weiteres Mal verschweigt auch die „Wertegemeinschaft“ Europa diese Ausländerjagd in Griechenland! Stattdessen verbreiten sich bundesdeutsche Journalisten darüber – bei höchst einseitiger Auswahl der Fakten! –, wie gut es Griechenland inzwischen gehe, wirtschaftlich und finanziell und überhaupt (klarer Fall, dass gewisse Erfolgszahlen lediglich dem obersten Bevölkerungsdrittel in Griechenland zugutekommen – wenn überhaupt das oberste Bevölkerungsdrittel in Griechenland insgesamt von diesen Positiventwicklungen zu profitieren vermag).

Wenn es nicht seit dem Sommer 2015 unsere GriechInnenhilfe gäbe: allein aus diesem Grunde der ewigen Verschweigerei hätte sie jetzt ins Leben gerufen werden müssen, unsere Hilfsaktion. Allein diese Tatsache hätte Grund für uns sein müssen, Hilfe und Bericht zu kombinieren, Hilfe und Analyse, Hilfe und Kritik. Allein um diesem Vertuschungsjournalismus eine korrigierende Berichterstattung entgegenzusetzen! Und schändlich das Im-Stich-Lassen unserer GriechInnenhilfe durch jene Humanitätspropheten, die aus voller Kehle auf irgendwelchen Bühnen die eigene Menschlichkeit in Szene zu setzen verstehen! Hilfe realisiert sich im Alltag, nicht nur am Klavier! Mitgefühl hat sich im eigenen Handeln unter Beweis zu stellen, nicht nur dadurch, dass man wunderschöne Lieder über das Mitgefühl zu singen versteht! Tja: „Wenn Deine Freunde kommen, dann kenne kein Erbarmen!“

Abschließend noch ein Blick auf die neueste Spendenentwicklung bei uns (vom Schicksal der Menschen, denen wir helfen, weiß ich – aus Krankheitsgründen!- auch heute nichts, was ich mitteilen könnte):

Während der letzten sieben Tage gingen, überwiesen von fünf UnterstützerInnen an uns, 220,- Euro auf unserem Hilfskonto ein (in der Vorwoche hatte es nur zwei Spender gegeben, einen Geldeingang von 35,- Euro). Stand auf unserem Konto für die notleidenden Menschen derzeit 592,45 Euro (Vorwoche: 722,45 Euro). Der Rückgang geht auf Überweisungen nach Griechenland zurück, die zum Monatswechsel regelmäßig fällig werden. Ich nehme das alles per saldo – hier passt das Wort ja – als gutes Zeichen und danke aufs herzlichste den HelferInnen unter Euch!

Noch jede und jeder wird verstehen, dass ich auch heute meinen Bericht mit dem obligaten Schlussappell beende: Spendet für die notleidenden Menschen in Griechenland auch weiterhin an uns! Gerade, wenn es in einem Land in puncto Mitmenschlichkeit derart durcheinander geht wie während dieser Wochen dort unten am Mittelmeer, kommt es unverzichtbar darauf an, dass wir festhalten an den Maximen der Humanität – gerade jetzt! Also:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.
Mit herzlichen Grüßen

Euer Holdger Platta

Anzeigen von 4 Kommentaren
  • Vera Meißner
    Antworten
    Möglicherweise sind die Brandstifter keine “Migranten”, sondern Leute die so tun als ob: https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/griechenland-evros-festnahmen-brandstiftung/
    • Ruth Vogel
      Antworten
      Kann ich mir nicht vorstellen, das so was möglich ist, das  hätte “Monitor” doch bestimmt schon längst aufgedeckt.-

      😉

  • Peter Boettel
    Antworten
    Es ist wahrlich schlimm, wie es den Griechen geht; deshalb kann ich die Griechenlandhilfe nur unterstützen.

    Dass die Regierung Mitsotakis vollkommen versagt, liegt auf der Hand. Statt, wie auch bei uns,  vorwiegend in die Rüstung zu investieren, sollte endlich für eine intakte Infrastruktur gesorgt werden, z.B. für ein funktionierendes Abwassersystem, für eine schlagkräftige Feuerwehr, für eine moderne Nachrichtentechnik etc.; gleichzeitig sollte aber auch der Korruption durch “Investoren” bei Grundstücken u.ä., die vielfach die Waldbrände verursachen, Einhalt geboten werden!

    Dabei sind vielfach noch die neoliberalen menschenfeindlichen Auflagen der Troika spürbar, die wesentlich für viele Schäden, so auch das Eisenbahnunglück, ursächlich und werden folgsam von der ND-Regierung weiterbetrieben.

    • Der Faden der Ariane
      Antworten
      Sie vermuten Investoren hinter den Waldbränden? Wo sind die Beweise? Oder die für die noch wesentlich  abstrusere  Behauptung, die Waldbrände hätte man gelegt, um das Faktum der globalen Klimaapokalypse zu untermauern bzw.  die dringende Gebotenheit des  neuen Heizungskgesetzes.? Achso außer Griechenland, war doch nicht noch was, woanders, irgendwo hinter den 7 Bergen? Aloha!

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