Jaja, weiter geht es schon. Aber sicher ist gar nichts – auch nicht in Griechenland selbst!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

21. Bericht zu „Patenschaft für Panagotia“. Wir leben in gefährlichen Zeiten. Leider ist dieser Satz nicht nur banal, sondern richtig sogar. Das gilt in Europa insgesamt, das gilt auch für Griechenland. Und trifft nicht zuletzt – auch weiterhin – auf unsere Hilfsaktion zu. Neue Berichte also aus dem krisengeschüttelten Staat im östlichen Mittelmeer und zur Spendenentwicklung bei uns. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ich vermute, auch in dieser Woche interessieren Euch vor allem die neuesten Spendenzahlen. Zuerst also dazu die aktuellen Informationen!

Nun, bei unserer Hilfsaktion – über die ja vor allem an dieser Stelle zu berichten ist – gab’s  eine deutliche Verbesserung: statt 150,- Euro aus der Woche davor (mit zwei SpenderInnen) gingen während der letzten sieben Tage 330,- Euro auf unserem Konto für Panagiota ein (und für andere auch), überwiesen von fünf Unterstützern und Unterstützerinnen an uns. Stand auf dem Hilfskonto also derzeit: 1.490,45 Euro (Vorwoche: 1.160,45 Euro).

Gerne füge ich hinzu, dass allein von einer Spenderin 200,- Euro gespendet worden sind. Gleichwohl gilt unsere Dankbarkeit – das versteht sich ja von selbst – den SpenderInnen insgesamt.

Auf den ersten Blick sieht’s auch auf dem HdS-Spendenkonto nicht ganz so schlecht aus: Da waren zwar in der Vorwoche 563,- Euro an Spendenanstieg zu registrieren gewesen, aber allein 500,- Euro davon stellte uns ein IHW-Mitglied zur Verfügung. In der letzten Woche sah deshalb der Anstieg etwas bescheidener aus: 388,- Euro, überwiesen von acht Mitmenschen an uns. Aber bei dieser Zahl ist zu berücksichtigen, daß 258,- Euro darin enthalten sind, die von einem Mitglied aus unserem HdS-Team zurückerstattet worden sind, weil auch dieser Mitarbeiter rückwirkend und zukünftig (bzw. bis auf weiteres) auf einen Teil seiner bisherigen Entgeltzahlungen verzichten wird. “Reine” Spenden in der vergangenen Woche also “nur” 130,- Euro! Trotzdem und selbstverständlich auch dafür unser herzlichster Dank!

Mit Blick auf den neuesten Kontostand bei HdS – 1.376,41 Euro – darf also festgestellt werden: unmittelbar droht HdS keine Gefahr. Doch so richtig aus der Krisenzone heraus sind wir damit immer noch nicht – und deshalb auch nicht von allen Ängsten befreit. Dennoch bleibt es bei dem, was ich bereits in der letzten Woche schrieb: Wir Organisatorinnen und Organisatoren sind die letzten, die ans Aufgeben denken. Und ich persönlich glaube ein weiteres Mal die immense Hilfsbereitschaft bei Euch zu spüren – trotz der großen Schwierigkeiten, in der auch viele von Euch seit einiger Zeit finanziell stecken. Hier also auch mein großes  persönliches Dankeschön!

In Griechenland selber geht es nach wie vor aufs fragwürdigste zu:

Neue Schätzungen (!) der griechischen Statistikbehörde ELSTAT besagen, dass die Arbeitslosenzahlen wieder angestiegen sind – entgegen dem jahreszeitlichen Trend, der ansonsten mit dem Frühlingsbeginn zu beobachten ist: auf 11,4 Prozent. Im Januar 2023 waren das noch 10,3 Prozent gewesen. Wobei selbst diese Zahlen nur mit Vorsicht zu genießen sind. Vor längerer Zeit hatte ich Euch bereits einmal mitteilen müssen, dass viele Griechinnen und Griechen es aufgegeben haben, sich überhaupt noch arbeitslos zu melden. Der Grund, so brutal wie banal: Erwerbslosengeld gibt’s nicht. Und Vermittlung neuer Arbeitsstellen, das gibt’s bestenfalls in der Theorie.

Eng in Verbindung mit dieser Tatsache ist zu sehen, dass fehlendes Geld dazu geführt hat, daß die VerbraucherInnen in Griechenland vor allem beim Kauf von Lebensmitteln mehr und mehr “sparen” müssen. Der Umsatz ging in diesem Konsumbereich um 3,1 Prozent zurück! Und ganz sicher ist überflüssig zu erwähnen, das selbst wenige Wochen vor den Neuwahlen die ultrakonservative Regierung der „Nea Dimokratia“ (ND) irgendwelche Sozialhilfeprogramme weder plant noch gar in Angriff nimmt. Mitsotakis, ND-Ministerpräsident, hat anderes und vermeintlich Besseres zu tun. Zum Beispiel, wie er selber formuliert hat, für eine „strenge, aber faire Migrationspolitik“ zu sorgen. Und das bedeutet konkret (nur als ein Beispiel erwähnt):

In der nordostgriechischen Region Evros, dort, wo Griechenland an die Türkei grenzt, sollen 35 Kilometer weiterer Grenzzaun errichtet werden – mit einer Höhe von fünf Metern und mit einem Fundament von sechs Metern in die Erde hinein. Veranschlagt werden dafür knapp 100 Millionen Euro, und weitere 100 Kilometer Grenzzaun sollen noch folgen.

Doch auch in anderer Hinsicht scheint ND-Chef Kyriakos Mitsotakis Sinnvolleres zu tun zu haben. Allen Ernstes macht er sich daran, rechtliche Hürden für die rechtsextremistische Partei der Neofaschisten beiseitezuräumen, für die „Nationale Partei der Griechen“. Ilias Kassidiaris, Führer dieser Partei, darf sich womöglich über den (Wieder-)Einzug der Neofaschisten ins griechische Parlament freuen, am 21. Mai wäre das dann.

Obwohl Kassidiaris selber noch – wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation – eine langjährige Gefängnisstrafe zu verbüßen hat: Ein Gesetz, das den Neofaschisten den Einzug ins Parlament verboten hätte, soll womöglich zurückgezogen werden. Stattdessen soll die Entscheidung darüber eine Vollversammlung des Obersten Gerichtshofes treffen, der Aeropag. Ein offenbar recht wackliges Gremium, denn die „Griechenland Zeitung“ schrieb am 12. April dazu –, dass die Rechtsextremisten dadurch doch noch zugelassen werden könnten zur Wahl. Der Vizepräsident des Aeropag ist wegen dieser Machenschaften der ND  bereits zurückgetreten. Und meine persönliche Befürchtung ist:

Kyriakos Mitsotakis erwägt vielleicht schon jetzt seine Wiederwahl mithilfe von Faschisten-Stimmen im neuen griechischen Parlament. Auf jeden Fall wird mit großer Aufmerksamkeit zu beobachten sein, was sich während der nächsten Wochen in dieser Sache noch tut. Es wäre nicht das erste Mal in der europäischen Geschichte, daß Ultrakonservative Seit‘ an Seit‘ mit Rechtsextremisten marschieren.

In Deutschland, in der Endphase der Weimarer Republik, war das seit 1930 der Fall, nach den Reichstagswahlen vom 14. September, als die NSDAP ihren großen “Durchbruch” erzielte und von einer Splitterpartei mit 2,6 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen am 20. Mai 1928 aufstieg zur zweitgrößten Partei im Weimarer Parlament überhaupt (nach der der SPD) mit 18,3 Prozent. Und letztlich waren es ultrakonservative Kräfte, in enger Kooperation mit ostelbischem Großgrundbesitz und der Rhein-Ruhr-Schwerindustrie, die Adolf Hitler Ende Januar 1933 endgültig zur Macht verhalfen – nach internen Vorgesprächen am 4. Januar 1933 in der Villa des Bankiers von Schröder in Köln, einem Interessenvertreter der Rhein-Ruhr-Magnaten. Aber wer lernt schon aus der Geschichte?! Die NSDAP jedenfalls wurde seinerzeit nicht an die Macht gewählt, sie wurde an die Macht intrigiert – von interessierten Industrie- und Großgrundbesitzerkreisen sowie von der ultrakonservativen Deutschnationalen Volkspartei, von der DNVP und sonstigen Ultras.

Ich kann aus der Ferne nur hoffen, dass ich mich, Griechenland betreffend, irre mit meinen Befürchtungen und dass ein Kyriakos Mitsotakis, dem Selbstverständnis nach ein Christdemokrat,  nicht in dieselben Fußstapfen treten will wie seinerzeit, nur als Beispiel genannt, ein Franz von Papen, der sogar einmal Mitglied des Zentrums gewesen war, jener Partei also, die in der Weimarer Republik den politischen Katholizismus vertrat und vormals zur „Weimarer Koalition“ gezählt wurde. Das war jenes Parteienbündnis, – gebildet aus SPD, Zentrum und der DDP, der „Deutschen Demokratischen Partei“ –, das sich als Garant der Weimarer Republik verstanden hatte.

Heute bleibt mir nur noch, meinen Hilfsappell an Euch zu erneuern und mit allen meinen Mit-Aktiven auch weiterhin auf Eure helfende Beharrlichkeit zu setzen. In diesem Sinne also wie immer:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

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