Jazztrompeter Till Brönner über das Schweigen der Künstler in der Corona-Krise

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Pech gehabt: Als herausragender, auch international gefragter Jazz-Trompeter arbeitet Till Brönner in einem “systemirrelevanten Beruf”. Wer braucht schon Kunst? Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hat Brönner jedoch nicht nur den Ernst der Lage erkannt – er macht auch den Mund auf. Dabei geht es ihm nicht darum, um Geld vom Staat zu betteln. Es ist ja gut und schön, wenn Künstlern jetzt von Regierungsseite diverse Care-Pakete versprochen werden. Aber das Wesen von Kreativen ist nicht “irgendwie” genug Geld zum Überleben zu sammeln, sondern auf der Bühne zu stehen, ihre Kunst vor Publikum auszuüben. 1,5 Millionen können sich als Künstler und Kreative bezeichnen – das sind mehr als Angestellte in der Auto-Industrie. “Irrelevant”? Man kann schon auf die Idee kommen, dass unser Staat diese Branche bewusst platt machen will – sich zumindest nicht viel um ihr Überleben schert. Till Brönner appelliert deshalb auch an seine Kolleginnen und Kollegen und kritisiert, “wie auffällig verhalten und geradezu übervorsichtig sich Bühnenkünstler auch noch nach 8 Monaten zu dieser Misere äußern, obwohl ihre Existenz gerade fundamental auf dem Spiel steht.”

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  • Marla
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    Seit Monaten, nein eigentlich seit Jahrzehnten bin ich hochgradig enttäuscht von Kulturlern: Wo sind sie?

    Anstatt dass Börner mal sozialdemokratisch, politisch, argumentiert/redet er neoliberal: Arbeitsplätze, Steuern zahlen und Wirtschaftskraft!

    Aber was präsentiert er? Welche Kultur? Die der Heuschrecken? Immer mehr, höher, weiter?

    Die Kulturler gehören in zweifacher Hinsicht zu den Gefährdern! Aus Umweltschutzsicht und aus Viren-überall-Hin-Träger! Wäre es da nicht mal wichtig,  sich selbst zu hinterfragen?

    Und ganz böse: diese Gruppe ist überhaupt nicht leise! Seit Corona tönt es morgens mittags abends: denkt an uns! Was sie aber nicht machen ist solidarisch sein und Kultur hinterfragen! Solidarisch hieße: ihre Präsens und ihren Macht-Einfluss nutzen, um auf grundlegende Vernachlässigung ganzer Gesellschaftsbereiche hinzuweisen: Umwelt/Natur und Sozial und Sozialdemokratie (also Politik von unten!) und wirtschaften von unten! Gerade diese 4Bereiche sind komplett ins Prekariat gedrückt worden!

    Und mit Bansky sollte auch gefragt werden: kann Kultur das überhaupt: SystemKritik, oben Einfluss nehmen auf verquere Entscheidungen? Hat sich Kultur nicht sowieso viel zu sehr zum Co-Mittäter gemacht? Sie sitzen als Placebos in nahezu jeder Labersendung! Geben also den Polittalks ein kulturelles Image, aber ‘auf dem Pott hauen’ getrauen sie sich nicht! Und sind nicht gerade sie es, die sich so kuschelig an KriegsSPD und KriegsGrüne und KriegsLinke anlehnen, ohne da genauer hinzugucken, mit wem sie da spielen?

  • c.g.
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    kurz und knapp: “das verdammte virus” (o-ton brönner) ist nicht halb so schlimm, wie die verantwortlichen in politik, wirtschaft und verwaltung. und brönner geht’s um den kulturbetieb als geldmaschine.

    sorry, da hab ich ein anderes verständnis von kultur als der neoliberal weichgespült sich-zu-wort-melder.

    da ist mir der herr konstantin aber schon tausendmal lieber!

     

    • A.K.
      Antworten
      … Zustimmung, wenn ich denn an mich denke, wohnHAFT in der Provinz,Hartz 4 verweigerte Umzug in Stadt. Wann war ich zuletzt auf einem Konzert, in der Disko (heutzutage Club), …alleine macht das eh kein Spaß

      wes brot ich ess, des lied ich sing, jammern auf hohem niveau. millionen Hunger-Malaria- Einsamkeitstote…2020. Point of no return

  • Piranha
    Antworten
    Ich bin ganz und garnicht eurer Meinung.

    Till Brönner hat dieses Video stellvertretend aufgenommen für 1,5 Millionen Menschen im Kulturbetrieb, die zu einem großen Teil arbeitslos sind – klar, außer C. Kebekus und ähnlich gestrickten. (Das habe ich nur aus 2. Hand erfahren; ich schaue mir in die ARD seit langem schon nichts mehr an)

    Und haben wir nicht alle wahrgenommen, dass eine ganze Branche, vom Kabelträger des Kameramannes, über Hallenbetreiber bis zu den kleinen Themenkinos, von Kleinkünstlern auf wenig bekannten Bühnen bis zu Musikern, bis hin zu Annexbereichen, deren Arbeitende zusätzlich zu denen, die eh schon arm sind, ebenfalls verarmen? Und hat ein Großteil von ihnen nicht auch Familie, die ernährt werden will.

    Und haben wir nicht hier auch schon massiv kritisiert, dass man Konzernen  mit der Scholz’schen Bazooka Milliarden über Milliarden in deren Kassen schießt … und das ganz ohne Not? Das Geld landet bei den Aktionären. Die DAX-Konzerne haben alle – samt und sonders einen Riesenreibach gemacht. Auf unsere Kosten!!

    Nein, bei Menschen wie Till Brönner können wir zwar vermuten, er hat sich ein finanzielles Polster erarbeitet, wissen können wir nichts.

    Es spielt auch keine Rolle, er spricht eindeutig nicht für sich, nutzt aber seine Prominenz, um den weniger bekannten – und vor allem –  weniger verdienenden, die jetzt vor der Privatinsolvenz stehen, eine Stimme zu geben.

    Und welche Dummheit – oder sollte ich sagen – Ohrfeige aus dem Hause Scholz, diesen Menschen die Betriebsausgaben zu ersetzen. Ja, welche denn? Welche Ausgaben hat ein Kabarettist? Stift und Papier oder Abschreibungsvolumen des Laptops, Abnutzung von Schreibtisch und -stuhl? Miete, Wasser, Strom, Essen dürfen davon nicht bezahlt werden.

    Ich wünschte, mehr von den über die Landesgrenzen bekannte Künstler könnten sich von Brönner begeistern lassen, und endlich ihre Stimmen erheben.

     

     

    • A.K.
      Antworten
      Till Brönner stellt die “MAßnahmen” nicht in Frage, sondern lediglich dass die Kultur unter den Tisch fällt, bzw. nicht angemessen entschädigt wird.

      Er übt Kritik und gleichzeitig Aktzeptanz. Und als ob der Kultursektor nur deshalb relevant sei, weil sie dem Staat Geld bringt.Meine leise Hoffnung ist jedoch, dass nun dadurch dass auf einmal sehr sehr viele Menschen die Demütigung durch HARTZ4 zu spüren bekommen (was traurig ist)  evtl. dadurch die Notwendigkeit einer Systemänderung erkennen.

      Grundeinkommen wäre ein 1. Schritt. Meinetwegen als Experiment für 3-5 Jahre.

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