Journalismus ist, was (sich) Redaktionen leisten können

 In DER BESONDERE HINWEIS

Das Ziel, eine funktionstüchtige, eine inspirierte und inspirierende alternative Medienlandschaft aufzubauen, die ein echtes Gegengewicht zum manipulativen Einerlei des Mainstreams bildet und damit auch die Realität im Sinne einer humaneren Welt zu gestalten hilft – ein solcher Journalismus braucht Engagement von beiden Seiten (JournalistInnen wie LeserInnen), oder er wird seine selbst gesteckten sinnvollen Ziele verfehlen. (Roland Rottenfußer)

Liebe Leserinnen und Leser,

das Geld, das bisher von Euch gespendet wurde, war für uns Freude und Ermutigung, und wir bedanken uns herzlich bei allen, die mitgemacht haben. (Uns ist bewusst, dass es bei vielen Mitlesenden nicht am Wollen, sondern am – finanziellen – Können scheitert). Unter anderem konnten wir unseren aufwändigen und – wie ich finde – sehr gelungenen optischen Relaunch vollenden und Zuschüsse an einige sozial bedürftige MitarbeiterInnen ausschütten. Eine langfristige Absicherung dieses notwendigen Weges ist aber nach wie vor nicht gegeben. Wir könnten bei etwas reichhaltiger und regelmäßiger fließenden Geldern in allen Bereichen spürbare Verbesserungen erreichen, und das würden auch unsere Leserinnen und Leser positiv spüren.

Die Unterfinanzierung von Webmagazinen ist eine Freude – allerdings nur für diejenigen, die einen authentischen, hinterfragenden, aufklärenden Journalismus zu fürchten hätten. Alle anderen haben nur Nachteile davon: Autoren und Redakteure, für die sich der Gelddruck in erster Linie in Form von Zeitdruck auswirkt; die Opfer jener ins Unmenschliche abgleitenden Systeme, für die in den sozial erblindenden Mainstream-Medien oft alles andere als gesorgt ist. Und auch Ihr Leserinnen und Leser habt Nachteile, wenn ein Magazin wie „Hinter den Schlagzeilen“ im Sinne der gemeinsamen Ziele zwar tut, was es kann, aber längst nicht alles erreicht, was es sollte.

Noch immer hält sich das Gerücht, Journalisten schrieben mit leerem Magen besser, weil zorniger. Mal abgesehen davon, dass die Sache mit dem leeren Magen bei uns zum Glück nicht wörtlich zu nehmen ist – wir bezweifeln, dass eine derartige Dynamik existiert. Im Gegenteil können Engagement und journalistischer Biss auf Dauer leiden, wenn es an positivem Feedback und finanzieller Sicherheit fehlt. Auch im „reichen“ Deutschland, in dem die Pressefreiheit angeblich weitgehend garantiert ist, muss sich Journalismus noch immer in den Grenzen dessen bewegen, was (sich) Redaktionen leisten können.

Deshalb wiederholen wir heute (und voraussichtlich immer mal wieder) die Bitte: „Habt Ihr  etwas für engagierten Journalismus übrig?“ Wir verstehen sehr gut das Zurückzucken, wenn auf Webseiten die Spendenappelle erscheinen, zum Beispiel: „Engagierter Journalismus kostet Geld“. Oder auf Wikipedia: „Wenn alle, die das jetzt lesen, einen kleinen Beitrag leisten, ist unsere Spendenkampagne in einer Stunde vorüber … Es fehlen 5,8 Millionen.“ (So viel, das sei angemerkt, muss es für HdS nicht sein.) Wir alle werden ja als Website-LeserInnen oder als Menschen mit Empathie immer mal wieder um Spenden gebeten. Viel Geld wird in der Regel gerade von denjenigen Institutionen erpresst, denen wir es nicht gern geben. Da kann ein Überdruss gegenüber der „ewigen Bettelei“ entstehen.

Trotzdem meine ich: Das Ziel, eine funktionstüchtige, eine inspirierte und inspirierende alternative Medienlandschaft aufzubauen, die ein echtes Gegengewicht zum manipulativen Einerlei des Mainstreams bildet und damit auch die Realität im Sinne einer humaneren Welt zu gestalten hilft – ein solcher Journalismus braucht Engagement von beiden Seiten, oder er wird seine selbst gesteckten sinnvollen Ziele verfehlen. Engagement seitens der AutorInnen und RedakteurInnen, die sich über Jahre mit weniger als dem erwartbaren und verdienten Salär zufrieden geben – einfach weil es ihnen ihr empfindliches Gewissen verbietet, an Artikeln wie „Lindner leuchtet“ oder „So kriminell sind Sachsens Zuwanderer“ mitzustricken. Und weil wünschenswerte Formen des Journalismus – differenzierte, kritische, sprachlich eigenständige und menschliche Artikel – heutzutage nur schwer mehrheits- und marktfähig sind.

Aber auch die LeserInnen und KonsumentInnen tun gut daran, sich um die Zukunft der freien Presse zu sorgen und für deren Unterhalt (mit) zu sorgen. Und zwar im eigenen Interesse wie im Interesse der Themen, die wir so dringend trotz des mächtigen politischen Gegenwinds voranbringen müssen – Themen wie Freiheit von Bevormundung, Abbau von Feindbildern, menschlicher Umgang mit Minderheiten, Wiederherstellung eines funktionierenden Sozialstaats und Förderung einer authentischen Alternativkultur. Denn so gut es nach außen hin auch aussehen mag, unser Magazin, das mit großer Regelmäßigkeit sieben Artikel, Lieder und Links pro Tag veröffentlicht –, bei näherer Betrachtung ist noch vieles verbesserungswürdig:

– Noch immer können wir mit den verfügbaren Geldern die Not sozial schlecht gestellter AutorInnen nicht menschenwürdig lindern (obwohl ein Anfang mit Eurer Hilfe gelungen ist).

– Noch immer leiden unter dem allgegenwärtigen Zeit- und Existenzdruck vor allem Sorgfalt und investigative Recherche, die dringend notwendig sind, um ein Gegengewicht zu schaffen zu den manipulativen, jedoch finanziell besser ausgestatteten journalistischen Schlachtschiffen des Neoliberalismus.

– Noch immer fällt es schwer, unseren Autorenkreis in wünschenswerter Weise zu erweitern, da wir interessierten AutorInnen nichts „anbieten“ können.

– Noch immer haben wir zu wenig Zeit, um nebenher die dringend notwendigen „PR-Maßnahmen“ zu organisieren: Kommunikations- und Vernetzungsvorgänge, die helfen würden, unser Magazin bekannter zu machen – und nebenbei bemerkt auch den Kommentierenden zu einer größeren Leserschaft zu verhelfen.

Als Fazit: Wir können bis auf weiteres existieren, aber der politische und geistige Zustand des Landes bräuchte noch viel stärkere und wirkungsvollere Medien, als wir es derzeit sein können. Wir müssen die publizistischen Aufgaben, die anstehen, natürlich nicht allein stemmen – zum Glück haben wir andere, gute Webseiten und Printmedien an unserer Seite. Aber mit Hilfe unseres als Liedermacher sehr bekannten Gründers Konstantin Wecker könnten wir künftig eine noch wichtigere Rolle spielen als begleitender und inspirierender Bestandteil einer außerparlamentarischen Opposition.

Gern wollen wir Euch auch an der weiteren Entwicklung dieses Webmagazins Teil haben lassen. Deshalb werden wir noch vor Weihnachten eine große LeserInnen-Befragung starten. Alle können dann in der Kommentarspalte darlegen, womit sie bei HdS zufrieden bzw. unzufrieden sind, welchen Themen und Anliegen wir künftig mehr (oder auch weniger) Gewicht beimessen sollten. Nicht nur, weil Ihr (vielleicht) für uns Geld spendet, sondern weil Ihr über das, was geschieht, aktiv mitreden könnt, wird HdS dann hoffentlich noch mehr als bisher Euer Magazin sein.

Mit herzlichen Grüßen

Euer Roland Rottenfußer

 

Hier zum Abschluss noch einmal unsere Spendenkontonummer:
Inhaber: IHW

IBAN DE 09 2605 0001 0056 0608 74
BIC: NOLADE 21GOE
Stichwort: HdS

Sparkasse Göttingen

Spendenbescheinigungen auf Wunsch bei:
Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

 

 

 

 

 

 

 

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