KINSTLA – POLITIKA! (Christian Biribauer)

 In Karikatur, Kultur, Kurzgeschichte/Satire, Politik (Ausland), Politik (Inland)

Österreichs Staatssekretärin für Kultur, Ulrike Lunacek, ist vergangene Woche in Folge heftiger Kritik aus der Kulturbranche hinsichtlich ihrer Untätigkeit während der Corona-Beschränkungen zurückgetreten. Lukas Resetarits, mittlerweile der am längsten aktive Kabarettist Österreichs, hatte sich wenige Tage zuvor in einem youtube-Video zu Wort gemeldet und Lunaceck stark und unverblümt kritisiert – gegen Ende des Videos gar die ganze „grüne Partie“. In einem ZIB2-Interview erläuterte er kurz danach noch ausführlicherer seine Beweggründe. Unerwartet war die Kritik auch aufgrund des Umstandes, dass beide – wenn auch unterschiedlichen – linken Lagern zugeordnet werden. War Resetarits‘ Angriff nun Anlass für Lunacecks Rücktritt? Oder gab es eine zweite Front, gegen die sie sich verteidigen musste?

Folgende Satire ist eine ebensolche auf Resetarits‘ bekanntestes Kabarettstück „Tschusch Tschusch“ aus den frühen 80er Jahren, welches anschaulich den Zugang und Umgang mit ausländischen Arbeitskräften wie auch die scheinbar aussichtslose Anpassung jener in Österreich aufzeigte. Hat die politische Realität nun die Problematik auf lang “gediente“ Österreicher selbst erweitert? Kann man die Rollen bereits als intern vertauscht betrachten? Folgende Parodie in Anlehnung an oben erwähnten Doppelconference-Klassiker ist ein Versuch. (Christian Biribauer)

KINSTLA – POLITIKA!

Satire – Doppelconference

KINSTLA: ENTSCHUIDIGEN BITTE, WO IS OFFENES THEATER? WO KANN I ARBEITA?

POLITIKARIN: KOLLEGA – WOS BRAUCHST THEATER – WOS MOCHEN?

KINSTLA: MUSS GUCKEN ARBEIT – BRAUCH THEATER! BRAUCH KNEDL, EINKOMMA!

POLITIKARIN: WOS KOLLEGA – MUSS IN THEATER SPIELEN? MUSS ANDERES BAUSTELLE! MUSS HAM! WOS THEATER? WOS VADIENA? DO MUSS NIX SPIELEN – MUSS WO ANDERES SPIELEN, DAHAM SPIELEN!

KINSTLA: WARUM? KOLLEGA VON ANDERES BAUSTELLE SPRECHEN MUSS IN THEATER SPIELA. AUCH KOLLEGA MUSS SPIELA!

POLITIKARIN: KOLLAGA IMMA SPRECHTA; NIX WASTA, JO! MUSS HAM DAHAM SITZA, NIX DA THEATER! NIX VADIENA! KOLLEGA NIX VADIENA!

KINSTLA: BITTE WO MUSS I REDN DAMIT WIEDA KANN SPIELA?

POLITIKARIN: DU NIX AUSKENNA! KNEDL, EINKOMMA – WIA HAM CORONA! MUSS MACHEN DAHAM WEGEN CORONA! WOHER KOMMST DENN ÜBAHAUPT? JUGOMANN?

KINSTLA: NEIN – STINATZMANN – AUS BUARGENLAND!

POLITIKARIN: KROVOTMANN! BIST AUFE KUMMA JETZT ERSCHT?

KINSTLA: NAIN – ICH SCHON LANGE. 60 JAHRE. IMMA SPIELA IN THEATA UND FERNSEHA, JETZT FERTIG WEGEN EICH! ICH SCHO 50 JOA IN KULTUA!

POLITIKARIN: 60 JAHRE IS A SCHO DO! NIX AUSKENNA! ICH SCHO LÄNGA DO IN ESTAREICH!

KINSTLA: BITTE WO THEATA? MUSS GUCKEN FIA SPIELEN ARBEIT

POLITIKARIN: OARBEIT, OARBEIT? WOS – HOST KA OARBEIT? OKENSTAD?

KINSTLA: OKENSTAD?

POLITIKARIN: OARBEITSLOS!

KINSTLA: JO – THEATA ZU, OKN KAPUTT. DU NIX VASTEHSTA VON KUNST! ICH IN FERNSEHA JEDEN TOG IS NIX GENUG!

POLITIKARIN: NO – SCHLECHTES BERUF. KA MA NIX MOCHN, JO. BRAUCHST PHANTASIE! MUSS ZURICK IN BURGENLAND, HO HO HO HO! NIX MITLAD!

KINSTLA: NAIN, NIX ZURICK STINATZ. MUSS ESSEN, HAB EH HAUS, HAB FRAU, HAB KIND – MUSS SPIELEN, BIN IM UNRUHESTAND! I SPRECHTA A FIA ANDERE, I NIX MITLAD SÖBA!

POLITIKARIN: DU DAINE FAMILIE AUCH AUFEBRINGSTA?

KINSTLA: MAIN FAMILIE GUT FAMILIE. MAIN KINDA OLLE OARBEIT. MAIN BRIDA AUCH OARBEIT. DU FOISCH CHEF – ICH RICHTIG CHEF. ROTE CHEF!

POLITIKARIN: NA – ICH RICHTIG FIRMA. NIX OARBEITA. GRIN FIRMA BESSA.

KINSTLA: I IMMA BRAV IN OARBEIT, I BRAV IN CORONA VIELE WOCHA. BRUDA AUCH BRAV OARBEIT IN FERNSEHA FIA CORONA. MIA ALLE WOR’N SEHR BRAV. OBA JETZT BRAUCH I OARBEIT! I BEMÜH MI JO EH, MIA SAN EH SO BRAV. I JETZT A BISSAL SCHO BESE, VASTEHST? GRIN PARTIE NIX GUT. NIMMA ESTA BURENHEITL, JO?!

POLITIKARIN: DU NIX SPRECHTA GUT ÜBA GRIN. ICH GUTFRAU!

KINSTLA: DU HOST FRAU?

POLITIKARIN: ICH HOB FRAU! GUTFRAU! DU NIX SPRECHEN DEPPAT AUF GRINFRAU!

KINSTLA: ICH SPRECHTA WOS I WÜLL, JO! I SPRECHTA WOAHEIT! BIST DEPPAT? WÜST VIELLEICHT AUFPUDELN; JO? THEATA IS FINSTA; OBA DEINA MOND SCHEINT! THEATA IS SCHWARZ WORD’N MIT DIA! I BLOS DA JETZT DEN MARSCH WIE GUTE ESTAREICHER! GEIG MA DE GANZE GRINE KULTURPARTIE JETZT HAM! SCHLEICH DI AUSSE AUS DA REGIERUNG! GRINE!!

NACHFOLGEBEAMTIN: WOS IS‘N DO LOS? WERT‘S ES A RUA GEBN – ES ZWA MITANANDER! TAT’S UNS NO DE OARBEITSPLÄTZE WEGNEHMA UND DE POSTN AM ENDE A NO?

KINSTLA: ENTSCHUIDIGEN CHEF, WO THEATA FIA OARBEIT?

BEAMTIN: WEA DA GLEI ZAGN, WO DES THEATA IS! DO EINE MIT DIR IN DE SCHNÖBAHN UND AB MIT DIR IN DIE HEIMAT! BLEIB DAHAM!

POLITIKARIN: DU NEUA CHEF – DES IS NIX GUT. KINSTLA BRAUCHT OARBEIT, BRAUCHT THEATER!

NACHFOLGEBEAMTIN: UND DU KANNST GLEI MITGEHN! GEMMA! TRITT Z’RUCK UND GIB A RUA. Z’RUCK MIT DIR NACH BRÜSSEL! NEHMTS BEIDE IN HUAT, AB IN DE PENSION, AB NACH HAM, WO’S HING’HÖRT’S IN EICHAM OITA, ZIELGRUPPE! UND SCHAUT’S DASS EUCH NET DASTESST’S IN EICHAREM UNRUHESTAND!

KINSTLA: BRAUCH MA EH NIX SEKRETÄR FIA KUITUA! ES IS SCHO WUASCHT.

 

ChriB 5/2020

Anzeigen von 5 Kommentaren
  • Karl Klaubauf
    Antworten
    Toll ! – aus der österreichischen Seele gesprochen. Auf den Punkt. Danke !
  • manfred radler
    Antworten
    IS SICH KA BLEDE GSCHICHT! MUSSTA VIEL LOCHA! BRAWO!
  • Daniela Noitz
    Antworten
    1986 war es – und immer noch so großartig, spricht aus der Seele von so manchem, der die Ausländer wirklich am liebsten raus hätte – aus dem Ausland. Doch dieser Text, nicht einfach eine Neuauflage, aber eine Reminiszenz natürlich an einen der wichtigsten politischen Kabarettisten unseres Landes, aber auch eigenständig und weiter darüber hinaus gehend. Weil es weiter geht – im gleichen Schritt und Tritt (sorry, aber das musste sein).
  • ert_ertrus
    Antworten

    Na ja, erwarten wir etwa dass Politika Kinstla verstehen? Hell no, die wollen die eher mundtot  und bankrott machen. Weil Menschen mit Querdenke kann das System nun wirklich nicht verdauen. Aus Politika-Sicht: gelobt sei COVID-19 – ach wie schön dass diese Quertreiber demnächst im Niedriglohnsektor plattgemacht werden ;(

  • Luise
    Antworten
    witzig & treffend – schon lange nicht mehr so gelacht, obwohl die Situation eigentlich gar nicht zum Lachen wäre – aber so ist das wohl bei der Satire über eine Satire…

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