Krieg in Ostukraine: Augenzeugen unerwünscht – Punkt.PRERADOVIC mit Patrik Baab
Journalisten, die heute ihre Arbeit machen, laufen Gefahr, gekündigt, beschimpft und diffamiert zu werden. Das hat der frühere NDR-Journalist Patrik Baab am eigenen Leib erfahren. Weil er sich in der Ostukraine ein eigenes Bild machen wollte, verlor er zwei Jobs und sah sich einer Diffamierungskampagne von Schreibtischtätern ausgesetzt, die nie selbst im Kriegsgebiet Donbass waren. „Recherchieren heißt, etwas gegen Widerstände herauszufinden. Recherche hat nichts damit zu tun, die Pressestelle anzurufen, sondern bedeutet, gerade das herauszufinden, was die Pressestelle nicht preisgeben will.“ So beschreibt der Reporter und Politikwissenschaftler Baab in seinem Buch „Recherchieren“ mediales Handwerk, für das man heute in Deutschland seine Existenz verlieren kann.
Patrik Baab hat einen durch und durch seriösen Eindruck auf mich gemacht. Und bei mir verstärkt sich immer deutlicher der Eindruck, daß wir es mit einem ganz neuen Typus von Faschisierung unserer Gesellschaft zu tun bekommen.
Da wird nicht mehr in der Gestalt paramilitärischer Rowdieses auf den Straßen marschiert – ich meine die SA der Weimarer Zeit -, da wird auch nicht mehr gebrüllt à la Hitler, Goebbels und Konsorten. Da taucht ein Faschismus mit guten Manieren auf, im feinen Zwirn, ein Faschismus, der auch weibliches Personal mit möglichst hohem Attraktivitätsgrad zu rekrutieren weiß, aber es ist Faschismus gleichwohl, es ist Faschismus,, weil wir einen beängstigenden Abbau der Menschenrechte in diesem Lande zu registrieren haben sowie eine beunruhigende und entsetzenerregende Selbstgleichschaltung nahezu aller Medien – egal, ob es sich um elektronische Medien oder um Printmedien handelt. Und:
Wir müssen das nicht nur beobachten, wir werden allmählich sogar Opfer dieser Selbstgleichschaltung, Opfer, weil uns die wahren Fakten vorenthalten bleiben. Und so mancher und so manche in der Bevölkerung bei uns tendieren inzwischen auch dazu, MitunterstützerInnen dieser Gleichschaltung zu werden.
Ich bin Frau Preradovic und Herrn Baab, ich bin Frau Guérot und Wolfgang Bittner – und sehr, sehr vielen anderen! – unendlich dankbar, daß sie sich mit aller Lebenskraft und mit aller Intelligenz, daß sie sich mit klarem ethischen Kompaß und klarster Parteinahme nach wie vor für die Menschenrechte einsetzen bei uns – wie auch in der Welt insgesamt. Danke für Eure Arbeit, Danke für Euren Mut!
Ich habe deshalb das ganz große Bedürfnis, diesen vielen Mitmenschen, die es zum Glück immer noch gibt, heute einmal mein uneingeschränktes Dankeschön zu mitzuteilen. Und ich bedauere unendlich, daß es leider andere Mitmenschen gibt, die vormals ebenfalls in den Reihen dieser beharrlichen KämpferInnen für Freiheit und für Demokratie, für Menschenrechte und für Frieden zu finden waren, die inzwischen ihr lautstarkes Heil darin suchen, das „Sieg Heil!“ von damals zu bekämpfen! Ob diese Ex-Helden unseres Engagements es wissen oder nicht: sie haben ihren Antifaschismus in der Geschichte begraben. Sie haben nicht begriffen, daß Faschismus heute anders daherkommt.
Sie sind sich mit dem, was sie einmal waren – sehr glaubhaft sogar -, selber abhanden gekommen.
Und das ist unendlich schade und schmerzt!