Kriegsgefahr? – Ein Buch, das hinter die Schlagzeilen blickt

 In Buchtipp, FEATURED, Politik

Zu Wolfgang Bittners neuem Buch „Der neue West-Ost-Konflikt“. Der Göttinger Autor Wolfgang Bittner hat zur US-amerikanischen Politik gegenüber Europa und Russland ein neues, ein erschreckendes Buch vorgelegt. Detailliert zeichnet er die Grundzüge politischer Vorgänge nach, ausgehend von den USA, die auf die schlimmste aller denkbaren Katastrophen zusteuern könnten: auf einen neuerlichen Weltkrieg, auf eine atomare Auseinandersetzung mit Russland – vor allem auf unserem Kontinent.   Holdger Platta

Natürlich könnte man überrascht sein: der Göttinger Autor Wolfgang Bittner legt nach relativ kurzer Zeit ein zweites Sachbuch vor, das sich intensiv mit der US-Politik gegenüber Europa  und Russland beschäftigt. Seine erste Analyse zu dieser Thematik erschien im Jahre 2015, unter dem Titel „Die Eroberung Europas durch die USA“, erschienen im Frankfurter Westend Verlag. Eine zweite – noch ungleich umfangreichere – Untersuchung kam im September dieses Jahres beim Verlag Zeitgeist heraus (mit Sitz in Höhr-Grenzhausen), dieses Mal unter dem Titel „Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise – Hintergründe und Strategien“. Und diese zweite Publikation erfasst noch wesentlich mehr Aspekte der US-amerikanischen Außenpolitik als die vorangegangene Veröffentlichung. Sie beschäftigt sich mit Merkmalen der US-Politik auch gegenüber anderen Ländern auf diesem Erdball – nicht nur gegenüber Europa und Russland –, und sie wirft auch einen Blick zurück auf Strategien der US-amerikanischen Politik, die bereits im 19. Jahrhundert typisch für diese angehende Großmacht waren. Konkret:

Auch das Verhalten und Verhältnis der USA gegenüber China zum Beispiel greift Wolfgang Bittner auf. Und auch an die „Monroe-Doktrin“, die seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts Leitlinie war für die Politik der USA gegenüber dem sogenannten amerikanischen „Sub-Kontinent“, gegenüber Mittel- und Südamerika, unterzieht der Göttinger Autor einer gründlichen Analyse.

Was letztere betrifft, war für lange Zeit vor allem zweierlei kennzeichnend gewesen für die Ansprüche der US-amerikanischen Administration: andere Kolonialmächte abzuhalten von weiteren Beeinflussungsversuchen auf diese Weltregion südlich der USA, die Briten zum Beispiel, aber auch Spanien und Portugal, und zweitens eigene Herrschaftsansprüche und Wirtschaftsinteressen durchzusetzen in den Ländern „unterhalb“ der Vereinigten Staaten von Amerika.

Sprichwörtlich wurden Begriffe wie „Bananenrepubliken“ oder „Hinterhof“ (backyard) der USA. Ersteres – das mit den „Republiken“ – war fast immer ein böser Witz, mehr nicht. Und letzteres signalisierte aufs deutlichste die Rolle, die von den USA den Ländern in Süd- und Mittelamerika zugewiesen worden ist: sozusagen das human, sozial und ökonomisch vernachlässigte Armenhaus für den nordamerikanischen Staatsgiganten zu sein. Mit einem Wort:

Fast von den Anfängen an waren den USA Hegemonialansprüche gegenüber anderen Ländern auf diesem Erdball nicht fremd – und ebenso wenig Ausbeutungs- und Herrschaftsansprüche. Das scheinbar strahlende Demokratievorbild USA: zugleich eine immer stärker werdende imperialistische Großmacht auf unserem Planeten. Die US-amerikanische Deutung der Weltverhältnisse in der Gegenwart, einzig verbliebene Weltmacht auf unserem Erdball zu sein, das Gerede von der sogenannt-„unipolaren“ Welt, geht auf dieses reale und geistige Erbe zurück!

Es versteht sich von selbst, dass es unmöglich ist, im Rahmen einer Buchbesprechung auch nur einigermaßen angemessen die immense Fülle von Informationen wiederzugeben, die für Bittners umfangreiche Studie typisch ist, immerhin über 300 Druckseiten stark. Es soll stattdessen nur dreierlei an dieser Stelle noch hervorgehoben werden:

Bittner hat ein ausgesprochen gut verständliches Buch vorgelegt – und ein beeindruckend spannendes Buch zudem. Bittner hat zum zweiten ein Buch vorgelegt, an dessen friedenspolitischer Grundmotivation kein ernsthafter Zweifel erlaubt ist. Und er hat zum dritten ein Buch vorgelegt, an dem der Leser oder die Leserin wieder und wieder auch den Mut bewundern kann, mit dem der Autor anschreibt gegen herrschaftsbestimmte Mainstream-Ideologien, die für fast alle Aussagen zum „neuen“ West-Ost-Konflikt typisch sind. In einfachen Worten gesagt:

Bittner macht das Gerede vom bösen, vom aggressiven, vom expansionistischen Russland nicht mit, sondern weist nach, dass ganz im Gegenteil US- und Nato-Politik geeignet sind, einen neuen, furchtbaren Kriegskonflikt zwischen West und Ost heraufzubeschwören – wohlgemerkt: vor allem auf unserem Territorium, auf dem Territorium Europas und auf dem Territorium der Bundesrepublik. Und Bittner tut dieses mit einer schier überwältigenden Fülle von Fakten, belegt das am Beispiel unzähliger Redetexte und Interviewäußerungen, unzähliger Strategiepapiere und Konferenzergebnisse. Egal, ob es um NATO-Osterweiterung geht – im direkten Gegensatz zu dem Vier-plus-Zwei-Vertrag aus dem Jahre 1991 – oder um den Krieg gegen Jugoslawien 1999, um wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland oder um drastische Erhöhung der Militär-Etats in den westlichen Ländern: auf kaum eine Frage bleibt dieses Buch eine Antwort schuldig, kaum einen Politikbereich spart der Autor in diesem Zusammenhang aus – auch das Versagen der europäischen Staaten nicht.

Bittner hat ein ungeheuer informationsreiches Buch vorgelegt – und ein ungeheuer beunruhigendes auch. Nicht jeder Einzelthese in diesem Buch muss zugestimmt werden – wie sollte das bei einer derart umfangreichen Studie auch anders sein! Dass aber ernster Anlass zu großer Besorgnis besteht, was den Frieden auf dieser Welt angeht, daran kann kaum ein Zweifel aufkommen, wenn man dieses Buch mit all seinen Informationen ernst zu nehmen bereit ist.

Anderenfalls könnten Ignoranz und Gleichgültigkeit selber zur Kriegsgefahr werden, die unser Europa bedroht. Und es ist mehr als nur ein läppisches Witzchen am Schluss, wenn ich betone, dass Bittners Buch – dem Titel unserer Website gemäß – unerschrocken hinter die Schlagzeilen blickt.

„Der neue Ost-West-Konflikt“: ein mit Dringlichkeit zu empfehlendes Buch!

 

Bibliographische Angaben:

Wolfgang Bittner: Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise – Hintergründe und Strategien. Verlag Zeitgeist Print & Online, Höhr-Grenzhausen 2019, ISBN 978-3-943007-25-1, 311 Seiten, 19,90 Euro

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