Liebesbrief an Horst Seehofer

 In FEATURED, Monika Herz, Politik (Inland)

Der HdS-Redakteur Roland Rottenfußer muss jetzt sehr stark sein: Seine Angetraute liebt einen Anderen. Noch dazu hat der Rivale Geld, ist mächtig, prominent und gutaussehend – auch wenn an seiner geistigen Klarheit in letzter Zeit Zweifel aufkamen. Ob Horst Seehofer diese Liebe jedoch auch erwidern wird, ist fraglich, denn Monika Herz ist ein kritischer Kopf und würde ihrem Angebeteten nicht alles durchgehen lassen. Sicher hinge der Haussegen rasch schief, wenn Crazy Horst mit ihm völlig fremden Begriffen wie “Beseitigung der Wohnungsnot” oder “Enteignung zugunsten des Gemeinwohls konfrontiert würde… (Monika Herz)

Sehr geehrter Herr Seehofer,

gerade eben habe ich einen Aufruf vom „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ erhalten. Das Ministerium hat nämlich gerade eine Kampagne gestartet, bei der natürlich möglichst jeder mitmachen soll. Die Aktion geht so:

Schreibt Liebesbriefe!

Ja. Sie haben richtig gelesen. Da ich bei meinem Morgenspaziergang eh auf die Idee kam, Ihnen einen Brief zu schreiben, habe ich die beiden Absichten flugs miteinander kombiniert. Ich bin Künstlerin, also wird es ja nicht so schwer fallen, Ihnen einen Liebesbrief zu schreiben. Bitte nehmen Sie die folgenden Worte also durchaus persönlich.

Eigentlich wollte ich Sie ja fragen, wieso es eigentlich keinen ordentlichen Landes-Strukturflächenplan mehr gibt. Im Radio habe ich gehört, wie der Bund Naturschutz angeprangert hat, dass Sie während ihrer Regentschaft in Bayern dem damals noch immerhin in Bruchstücken vorhandenen Landesplan „den Garaus gemacht“ haben. Öffentliches Gut wurde an Investoren verkauft, Immobilien und Land. Ich wollte Sie bitten, mir mal transparent zu machen, was in den vergangenen 20 Jahren an Gemeingut eigentlich verkauft wurde und wieviel Staats-Eigentum noch vorhanden ist. Mich interessiert das halt.

Wenn ich Ihnen einen Liebesbrief schreiben soll – Sie erinnern sich: Auftrag des Ministeriums für Glück und Wohlbefinden – dann muss ich erst einmal herausfinden, was Sie für ein Mensch sind. Deswegen möchte ich gerne verstehen, was Sie in der Vergangenheit so gemacht haben und warum Sie das gemacht haben. Und was Sie sich dabei gedacht haben.

Jetzt stehen wir nämlich da und haben plötzlich Wohnungsnot im ganzen Land. Das heißt, so plötzlich kam das nicht, Wohnungsnot gibt es schon viele Jahre, also den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Neu ist bloß die Verquickung mit den Geflüchteten, die ebenfalls Wohnungen brauchen. Wenn ich schon früher auf die Idee gekommen wäre, Ihnen einen Liebesbrief zu schreiben, dann hätten Sie schon viel früher von mir erfahren, dass ich einen ganz wunderbaren Plan habe. Sie sollen mich ja auch ein bisschen kennenlernen.

Ich bin nämlich nicht nur Künstlerin, sondern gelegentlich auch Prophetin. Ich hätte Ihnen schon vor 20 Jahren sagen können, dass Menschen aus Afrika und Asien bei uns Zuflucht suchen werden. Das ist eine absehbare Folge gewisser Praktiken der Weltpolitik: Landraub, Diktaturen, Armut, Ausbeutung, Krieg… Das hat es alles „schon immer“ auf der Welt gegeben, ja, ja ich weiß. Was aber nun doch nicht heißen soll, dass die Zukunft zwangsläufig mit den selben Methoden gestaltet werden muss. Deshalb lege ich Ihnen meine goldenen Worte zu Füßen: Nehmen Sie meinen Plan, denken Sie darüber nach und dann setzen Sie ihn bitte um. Schritt für Schritt und zeitnah. Vielen herzlichen Dank schon mal im voraus.

PLAN ZUR BESEITIGUNG DER WOHNUNGSNOT
1. Wir nehmen uns an unseren Freunden in Irland ein Beispiel und gründen ein „Bürger-Komitee“. Es besteht aus 100 Leuten, die nach dem Zufallsprinzip von einem Meinungs-Forschungsinstitut ausgewählt werden. Diese 100 Leute treffen sich vier Mal innerhalb eines Jahres für jeweils ein paar Tage, um sich zu beraten und für die Regierung eine Handlungs-Empfehlung zu entwerfen. Das Projekt ist transparent und wird von den Medien begleitet.
2. Die Regierung nimmt anschließend die Empfehlung an und setzt sie um, oder es kommt zu einem Volksentscheid. Ach Mist: Dazu muss erst noch Artikel 20/2 verwirklicht werden. Kein Problem! Für die Umsetzung stehen mehrere Modelle parat, und der erste Volksentscheid ist dann zugleich die Entscheidung über die Art und Weise, wie Volksentscheide ablaufen sollen. Dazu gerne später mehr..
3. Dem Bürger-Komitee werden alle Fakten und Zahlen präsentiert:
Anzahl der Wohnungs-Suchenden / Anzahl der fehlenden Wohnungen / in welchen Gebieten / mögliche Wohnformen / Genossenschafts-Wohnungen und privater Wohnungsbau im Verhältnis zum staatlichen Wohnungsbau (50:50 vielleicht, wie in Wien?), leerstehende Wohnungen, etc. – Ich bin sicher, alle Daten sind vollständig vorhanden. Nicht?
4. Anstehende Probleme werden vom Bürger-Komitee erörtert: z.B. die Bodenpreise, mögliche Enteignungen zugunsten des Gemeinwohls, Finanzierungsmöglichkeiten…
5. Handlungsempfehlungen werden präzisiert und der Regierung übergeben.

Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, machen sich allein schon beim Thema Finanzierung (in Bayern liefe das über die Landesboden-Kreditanstalt) dermaßen künstlerisch prophetische Ideen in meinem durchaus funktionsfähigen Kopf breit, dass ich dazu noch eine ganz pragmatische Frage stellen möchte: Wieso kommt eigentlich bei google, wenn ich “Bundesbodenkreditanstalt” eingebe, kein Ergebnis? Gibt es auf Bundesebene kein „Institut der Bundesbank“ das Bauförderkredite vergibt?

Ach ja, Sie sehen schon: Ich bin nur am Geld interessiert. Aber das macht nichts, ich liebe Sie trotzdem. Sogar, wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage.

Ihre Monika Herz

Cc an https://ministeriumfuerglueck.de/aktionen/

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