Mit Dank für Euch und weiteren deutlichen Worten Richtung Europa und Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

245. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Ich blicke auf durchaus sieben bange Tage zurück. Hattet Ihr überhaupt meinen Notruf vom letzten Mal zur Kenntnis nehmen wollen? Und wenige Tage später sogar den zweiten Hilfsappell (für HdS)? In beiderlei Hinsicht ist Positives zu berichten. Was mich allerdings auch dieses Mal nicht hindert, wenigstens zu zwei Themen auch Kritisches darüber mitzuteilen, was in und um Griechenland geschieht. Unsere GriechInnenhilfe bleibt also auch weiterhin das, was sie von Anfang an war: Spenden- und Protestaktion! Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ein großes Dankeschön für Eure Reaktion auf meinen Spendenaufruf  aus der letzten Woche zu unserer GriechInnenhilfe!

Waren in den sieben Tagen davor nur 180,- Euro auf unserem Hilfskonto eingegangen, überwiesen von lediglich 2 UnterstützerInnen an uns, so konnten wir für die letzte Woche fast eine Verdopplung des Spendeneingangs registrieren: 355,- Euro, die von 7 HelferInnen an uns überwiesen worden sind. Übrigens gab es auf unserem HdS-Konto einen noch deutlicheren Anstieg der Hilfsgelder: waren dort die Zahlungen während der letzten Zeit auf unter 500,- Euro pro Monat zurückgegangen, so durften wir 609,11 Euro allein für die letzte Woche auf diesem Konto verbuchen – wobei es einen ganz besonders starken Zuwachs nach meinem Spendenaufruf für HdS vor dem letzten Wochenende gab). Wir alle freuen uns sehr, und wir alle danken Euch sehr für diese positive Entwicklung!

Sicher versteht Ihr das: Auch uns GriechInnenhelfer und HdS-Aktive beschäftigt jedes Mal überaus intensiv, auf welche Weise wir Euch über die finanzielle Situation bei uns informieren s0llen, nämlich dann, wenn wir über gewisse Krisenentwicklungen zu berichten haben. Über Schwerwiegendes zu schreiben, was – zumindest zum Teil – eigene Notlagen betrifft, fällt nicht leicht! Natürlich wollen wir nicht, selber unter Druck, Druck machen. Und selten nur ist der Bote unliebsamer Nachrichten beliebt. Leicht stellt sich ein Gefühl der Nötigung ein (einer Nötigung, die ja tatsächlich zurückgeht auf Not). Doch verschweigen wollen und dürfen wir ja die tatsächliche Situation auch nicht.

Vielleicht dürfen wir annehmen, dass uns in beiden Spendenaufrufen gelungen ist – so einigermaßen jedenfalls – Euch nicht das Gefühl der Freiheit zu nehmen, selbst entscheiden zu können, ob und gegebenenfalls wie viel Ihr eventuell spenden wollt, und zwar aus eigener Souveränität heraus, die sich nicht einem unangenehmen oder sogar unzulässigen moralischen Druck ausgesetzt sieht.

Und hoffentlich versteht Ihr auch das Folgende noch: Mit diesen ersten beiden guten Erfolgen wird es nicht getan sein. Nach wie vor ist in beiden Bereichen – bei der GriechInnenhilfe wie bei HdS – eine gewisse Verstetigung der Spendenzahlen vonnöten (schon wieder ein Wort, das – unfreiwillig – den Begriff der „Not“ im Gepäck hat). Natürlich: unsere Aufrufe zur Unterstützung der GriechInnenhilfe rangieren weit über den Aufrufen zur Unterstützung von HdS. Aber übersehen wir alle nicht, dass es eine GriechInnenhilfe nur so lange geben kann, wie es eben auch HdS gibt.

Angesichts des Minus, das während der letzten beiden Wochen bei der GriechInnenhilfe eingetreten war, sparen wir nunmehr erst mal wieder etwas Hilfsgelder an – wir bleiben aber gleichzeitig wachsam dafür, was sich bei den von uns betreuten Hilfsbedürftigen in Griechenland tut. Von der Erstattung der rund 4.600,- Euro für die neuen Prothesen, die Laura inzwischen bekommen hat, das Mädchen, das in Syrien wegen einer Tretmine beide Beine verlor, sind wir also noch sehr weit entfernt. Doch noch bedrängen die Hersteller dieser Geh-Hilfen Lauras Eltern nicht (es handelt sich um das Orthopädische Institut in Athen). Wir hoffen deshalb, dass uns noch Zeit bleibt, einige Zeit sogar, bei diesem Notfall wieder tätig werden zu können. Doch wenn sich vor Weihnachten, vor Ende des Jahres, noch einiges tun würde beim Spendeneingang, wären wir alle natürlich sehr glücklich darüber (so manche andere Nothilfe erwähne ich heute nicht)!

Was Griechenland insgesamt betrifft, möchte ich mich heute auf zwei Themen beschränken, und beide Themen sind Euch ja durchaus schon vertraut.

Die marode Verfassung des griechischen Gesundheitssystems setzt dieses Land unter den derzeitigen Corona-Bedingungen “natürlich” ganz besonders zu. In Thessaloniki gibt es inzwischen „so gut wie keine freien Kapazitäten mehr“ auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, wie die „Griechenland Zeitung“ in ihrer letzten mir verfügbaren Ausgabe vom 2. Dezember schreibt. Und was die Politik der griechischen Regierung betrifft, so bleibt es bei zig Restriktionsmaßnahmen (Quarantäne, Lockdowns, Ausgangssperren), irgendwelche Investitionsprogramme zur Sanierung des kranken Gesundheitssystems in Griechenland gibt es nach wie vor nicht.

Was mittlerweile sogar große Teile der griechischen Bevölkerung zu kritisieren beginnen. So führen inzwischen 72 Prozent aller Griechinnen und Griechen, einer Umfrage des  Meinungsforschungsinstitutes „Kappa Research“ zufolge, die Ausbreitung des Corona-Virus auf die Unzulänglichkeiten im Gesundheitssystem Griechenlands zurück! Ein Prozentanteil, der lediglich übertroffen wird – mit 77 Prozent – von der Ansicht, dass es die Situation in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln sei, die vor allem für das Infektionsgeschehen in Griechenland sorgt. Dazu denke ich übrigens, dass man bei uns in der Bundesrepublik Deutschland allen Anlass hat, ebenfalls der drangvollen Enge in Bussen, Nahverkehrszügen und Straßenbahnen die Hauptschuld daran zu geben, dass die sogenannte „Zweite Welle“ der Infektionen nicht abgebremst zu werden vermochte – alle Fragwürdigkeiten dieser „Infektions“-Zählungen einmal beiseitegelassen.

Der totale Lockdown in den Bereichen Kultur und Gastronomie hat jedenfalls völlig versagt – meines Erachtens deshalb, weil man in diesen beiden Bereichen ausgerechnet jene Stätten der Menschenbegegnung auf nahezu Null heruntergefahren hat, wo die Verantwortlichen zum großen Teil ganz hervorragend Präventionsmaßnahmen getroffen hatten, um die weitere Verbreitung des Virus zu stoppen. Aber unser Thema hier ist ja Griechenland! Und auch dort fällt eben auf, dass man lieber das gesamte kulturelle Leben opfert als etwa die Verhältnisse im Gesundheitssystem und im Nahverkehr in Ordnung zu bringen.

Was das andere Thema betrifft, das ich heute noch ansprechen will, so möchte ich nahezu ausschließlich einem Journalisten der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, der HNA, das Wort überlassen. Der betreffende Journalist fiel mir während der letzten Wochen und Monate bereits mehrfach sehr positiv auf. Es handelt sich um Detlef Drewes, Politikredakteur bei der HNA, der schon vor einigen Wochen das Verhalten von EU und Griechenland geißelte, was den Umgang mit den Flüchtlingen auf Lesbos betrifft, und der sich nunmehr auch mit dem Verhalten von EU und Griechenland beschäftigt hat, was den Umgang beider Mächte mit den Flüchtlingen in der Ägäis angeht. Auch Ihr seid mit diesem Thema bereits vertraut:

Wieder und wieder wurde berichtet – von unabhängigen Journalisten und von Menschenrechtsorganisationen –, dass griechische Küstenwachboote, in trauter Kooperation mit FRONTEX, der europäischen Grenz“schutz“-Flotte, damit beschäftigt sind, Boote mit Flüchtlingen an Bord auf hoher See wieder zurückzutreiben in die türkischen Gewässer (Fachausdruck dafür: „Pushbacks“). Den Umstand, dass sich tatsächlich die EU dazu entschlossen hat, nunmehr gegen dieses menschenrechtsfeindliche Treiben anzugehen, FRONTEX aber mit den griechischen Komplizen vor Ort gar nicht daran denkt, sich an diese Weisungen zu halten, kommentiert Detlef Drewes unter anderem so – und ich zitiere in diesem Fall diesen mutigen und klar-engagierten HNA-Journalisten gern:

„Dass eine EU-Agentur die Anweisungen der Gemeinschaft derart unverfroren übergeht und ignoriert, ist schon ein besonderer Affront. Frontex schaut weg, wenn es um Menschenleben geht. Bei allem Verständnis für andere und aktuelle Probleme: Das Schweigen der EU ist unerträglich.

Nun ist die Politik der Abschreckung, wie sie von einigen Mitgliedsstaaten an der europäischen Außengrenze zum Mittelmeer praktiziert wird, ja nicht neu. Italien weist Rettungsschiffe schon länger zurück, Malta und Zypern ebenso. Doch das, was sich da zwischen Griechenland und der Türkei abspielt, hat mit humanem Umgang nichts mehr zu tun. Der Versuch, andere Fluchtwillige mit Nachrichten von gescheiterten Überfahrten und Ertrunkenen von der Reise nach Europa abzuhalten, ist nicht nur zynisch. Das ist ein beispielloser Bruch der europäischen Grundwerte.

Wenn der Frontex-Chef seine Mission vor allem darin sieht, notwendige Antworten einfach zu verschweigen und stattdessen kreativ eine Ausrede nach der anderen zu finden, muss er gehen.“

Es gibt sie also doch noch, die Journalisten in etablierten Medien, die über Rückgrat verfügen und sich auf die Seite der Menschlichkeit stellen. Meine Hochachtung also für Detlef Drewes, den HNA-Politikredakteur!

Und damit wieder zu meinem Spendenaufruf:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen

Euer Holdger Platta

 

 

 

 

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