Mit „System“: Politik gegen die Menschen in Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

37. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Nein, zufrieden bin auch ich über meinen heutigen Kurzbericht nicht. Zu viele Informationen liegen mir einfach nicht vor. Stattdessen muss ich mich darauf beschränken, betreffs Griechenland die „Systemfrage“ zu stellen, die Frage also, wieso die griechische Regierung immer wieder versagt, wenn es um die Interessen der sogenannten „kleinen“ Leute in Griechenland geht. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

vielleicht werdet Ihr überrascht sein: aber ich greife heute noch einmal das Thema der Waldbrände in Griechenland auf.

Selbstverständlich: in unseren Medien erfahrt Ihr darüber nichts (Ausnahmen bestätigen die Regel). Aber in Griechenland selber – immerhin das! – wird über bestimmte Hintergründe bei dieser Katastrophe immer noch diskutiert, durchaus auch öffentlich:

Über eine Tatsache berichtete ich in der letzten Woche bereits: Manche Kritik hat die Regierung Mitsotakis auf sich gezogen, weil diese nicht die Explosion eines Munitionsdepots mitten in einem der Brandgebiete verhindert hat. Prävention, so mein Kronzeuge Dimos Chatzichristou in dieser Angelegenheit, Chef-Kommentator bei der „Griechenland Zeitung“ (GZ), hätte diese Katastrophe durchaus abwenden können. Nun aber, in der Zwischenzeit, traten noch andere Mängel zutage, für die das Regime der „Neudemokraten“ Verantwortung trägt. Und erneut kann ich mich auf die GZ beziehen, auf die letzte Ausgabe, die mir derzeit vorliegt.

GZ-Redaktionsmitglied Jan Hübel schrieb unter dem Titel „Wo bleibt die Selbstkritik?“ am 9. August der ultrakonservativen Mitsotakis-Regierung das Folgende ins Stammbuch, insbesondere dem Staats-Chef selber, der nur das böse Wetter für die Brandkatastrophen verantwortlich machte:

„Leider hat er in seinen Ausführungen einige Details übergangen. Problemfelder, die seiner Regierung angelastet werden könnten, umgeht er geflissentlich. Waren der Staat und allgemein die öffentliche Hand ausreichend auf die Waldbrandsaison vorbereitet? Offenbar nicht. Wie viele Stellen sind bei der Feuerwehr unbesetzt? Wie viele Löschflugzeuge stehen zur Verfügung? Wie viele davon sind völlig überaltert und fallen nach den ersten Einsätzen aus?“

Die Tatsache, dass Kyriakos Mitsotakis nur vom Wetter spricht, nicht aber auch von eigenen Versäumnissen, habe, so Jan Hübel von der GZ, „System“. Und Hübel fügt hinzu:

„Beim schweren Eisenbahnunglück im Tempi-Tal [auch wir berichteten seinerzeit ausführlich darüber. HP], bei dem Ende Februar 57 Menschen ums Leben kamen, führte man menschliches Versagen als Hauptursache an. Dass aus parteipolitischen Gründen ungeeignete Leute in verantwortlicher Position saßen, und dass es gravierende technische Mängel gab, ließ man außen vor.“

Nun, Jan Hübel spricht davon, dass derlei Verhalten durchaus „System“ besäße, zumindest beim griechischen Premierminister. Gemeint ist damit ganz offenbar: diese Art, sich selber herauszureden aus aller Schuld, ist inzwischen zur Gewohnheit geworden bei Herrn Mitsotakis. Doch ich füge hinzu: „System“ hat dieser Automatismus auch, weil es auf Systembedingungen in Griechenland selber zurückgeht. Alles, was den Menschen dient, den sogenannten „kleinen“ Leuten vor allem, aber Geld kostet, interessiert diese Regierung nicht und darf diese Regierung auch nicht interessieren, eine Regierung, die sich nahezu ausschließlich den Betuchten und Superreichen im eigenen Land verpflichtet sieht – man könnte auch sagen: der Aufrechterhaltung eines inhumanen und asozialen Kapitalismus‘ in Griechenland! Befördert durch das Versagen linker Parteien in Griechenland – hier sei nur an die SYRIZA erinnert –, befördert auch durch den Rückzug von nahezu 40 Prozent aller griechischen Wahlberechtigten in die Wahlabstinenz, durch die resignierte Abwanderung ins Nichtwähler-Lager, kann diese ultrakonservative Regierung unterdessen mehr oder minder unangefochten tun, was sie will! Und – wie oft haben wir es hier schon erwähnt? –: Politik für die Ärmsten der Armen, für die Absteiger und Abgehängten, für Arbeitslose, für Kleinrentner und Obdachlose, die gibt es eben nicht in einem Land, wo Ultrakonservative regieren – und immer noch, dank entsprechend verbliebenen Wählervotums, weiterregieren dürfen. Sozialpolitik und Finanzpolitik, Wirtschaftspolitik und Gesundheitspolitik im Interesse der unteren Klassen, das gibt es eben in einem solchen Lande nicht.

Wir, mit unseren Hilfsaktionen, werden daran nichts ändern können. Wir können lediglich, wieder und wieder, mithilfe unserer Berichterstattung über Griechenland und über unsere Hilfsaktionen beitragen dazu, dass diese Wahrheiten nicht untergehen und dass wenigstens einige, ganz besonders notleidende, Menschen in Griechenland geschützt werden vor den ganz großen Inhumanitäten eines solchen Systems.

Leider, was diese Hilfs-Dimension unserer Arbeit betrifft, kann ich Euch heute gar nichts Neues mitteilen – geschweige denn: Gutes berichten. Auf irgendwelche Neuigkeiten über die Hilfsbedürftigen, denen wir – ein bisschen – zu helfen versuchen, warte ich wie Ihr. Und leider hat’s dieses Mal auch nicht geklappt mit der Übermittlung der neuesten Spendenzahlen – Gründe auch hierfür unbekannt.

Darf ich dennoch um weitere Unterstützung bitten? – Ich tue es hiermit, in der Hoffnung, dass zumindest bei uns die Verhältnisse wieder besser werden.

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

PS: Nach Abschluss meines Berichtes oben trafen doch noch die neuesten Spendenzahlen bei mir ein bzw. erfuhr ich davon. Hier in Kürze: während der letzten Woche gingen 370,- Euro auf unserem Konto für die Hilfsaktionen in Griechenland ein, drei SpenderInnen sorgten dafür. Neustand auf unserem Hilfskonto derzeit also: 687,45 Euro (Vorwoche: 317,45 Euro). Ich danke den drei SpenderInnen sehr!

 

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