Niedertracht in Europa – und leider auch kein Aufschwung bei uns

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Yanis Varoufakis

91. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Man kann viel darüber spekulieren, was in den Jahren um 2015 hinter den Kulissen in Griechenland passiert ist. Haben europäische Politiker nicht trotz, sondern gerade wegen der darauf folgenden Verarmung der Bevölkerung eine “harte Linie” gegenüber dem südeuropäischen Land gewählt? Wollten sie dass die linke Syriza-Regierung scheitert, um vergleichbare Bewegungen in Europa von Anfang an zu entmutigen? Was wie eine Verschwörungstheorie anmutet, kann mittlerweile als furchtbare Wahrheit angesehen werden. Nicht zuletzt durch das Zeugnis des ehemaligen Finanzministers Yanis Varoufakis, der in seinem neuen Buch wörtlich aufgezeichnete Gespräche mit Schäuble & Co. veröffentlichte. Unsere Leserinnen und Leser sollten diesem perfiden Spiel eine Antwort der Menschlichkeit entgegensetzen: durch wieder ansteigend Spendenzahlen. (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

schon in meinen letzten beiden Berichten zitierte ich aus dem neuesten Buch des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis „Die ganze Geschichte. Meine Auseinandersetzungen mit Europas Establishment“, erschienen vor einigen Wochen auch auf Deutsch, nämlich im Münchener Antje-Kunstmann-Verlag. Und schon jetzt, nach einigen Dutzend Seiten Lektüre in diesem Buch, ist festzustellen:

Varoufakis hat ein eminent spannendes Buch vorgelegt – geschrieben fast im Stil eines Krimi-Autors –, und einen außergewöhnlich informativen Insider-Bericht zudem. Wer wissen will, was hinter verschlossenen Türen im Europa der Jahre 2015 und früher geschehen ist, sei aufs dringendste auf diesen Bericht hingewiesen. Schon jetzt: grauenhafter und grausamer kann man sich gar nicht vorstellen, was da “backstage” passiert ist und passiert. Wem es noch an Belegmaterial fehlen sollte für die Kaputtmacherpolitik der Euro-Staaten gegenüber Griechenland, wer erfahren möchte, wie Einzelakteure wie Christine Lagarde und Wolfgang Schäuble, Jeroen Dijsselbloem und andere gegenüber dem vormaligen Finanzminister Griechenlands Yanis Varoufakis “argumentiert” und agiert haben, dem sei dieses Buch aufs dringendste ans Herz gelegt. Auch ich komme auf diese wichtige Veröffentlichung mit Sicherheit noch zurück. Doch auch aus dem folgenden Grund weise ich auf diese Publikation heute nochmal mit wärmster Empfehlung hin:

Kein Geringerer als der griechische Regisseur Costa-Gavras – weltweit berühmt geworden mit seinem Film „Z“ (aus dem Jahre 1968) – beabsichtigt, dieses Buch zu verfilmen! „Fasziniert“ von dieser Veröffentlichung, „beeindruckt“ zudem vom Schreibstil des früheren Finanzministers Varoufakis. Wie gesagt: volle Zustimmung auch meinerseits!

Dass all das Elend, das heute in Griechenland existiert, dass all die Armut, die mehr und mehr Griechinnen und Griechen aus der Bahn geworfen und ins gesellschaftliche Abseits gebracht hat, politisch gewollt war von den europäischen Akteuren, das belegt und beweist dieser 600-Seiten-Report im Übermaß. Und apropos: Nicht zuletzt deshalb, weil Yanis Varoufakis viele seiner Gespräche mit dem Smartphone aufgezeichnet hat – ohne dass sich bis heute irgendeiner seiner Gesprächspartner getraut hätte, mit juristischen Mitteln gegen dieses „Whistleblowing“ vorzugehen (oder – wenigstens das – mithilfe politischer „Dementis“ den Wahrheitsgehalt dieser Mitteilungen in Frage zu stellen)! So, wie Varoufakis seine Erlebnisse und die Geschehnisse schildert, scheint es tatsächlich gewesen zu sein. Fantasierende Ausflüchte in eine bessere Welt des politischen Europas scheinen demzufolge völlig ohne Grundlage zu sein!

In diesen bösartigen Zusammenhang passen deshalb auf bösartige Weise nur allzu gut Informationen, die von der Europäischen (!) Statistikbehörde EUROSTAT der Öffentlichkeit vor einigen Tagen mitgeteilt worden sind. Die Zahlenangaben beziehen sich auf das vergangene Jahr, auf 2016:

  • Mittlerweile lebt mehr als jeder dritte Grieche in Armut oder ist von der Gefahr sozialer Ausgrenzung bedroht: 35,6 Prozent.
  • Das bedeutet, in absoluten Zahlen ausgedrückt: 3,8 Millionen Menschen in Griechenland sind von diesem Elend betroffen. Das entspräche einer Anzahl von weit über 30 Millionen Menschen in der Bundesrepublik.
  • Damit rangiert Griechenland mittlerweile auf dem drittletzten Platz im Vereinigten Europa, lediglich noch übertroffen, negativ, von Rumänien und Bulgarien.
  • In den Jahren der Krise (seit 2008) sank das Durchschnittseinkommen in Griechenland von 10.800,- Euro pro Jahr auf nunmehr nur noch 7.500,- Euro. Wie aus dieser Situation neue Kaufkraft, neue Nachfrage, eine neue Konjunktur entstehen soll – vor allem aber: Befreiung von rund 4 Millionen Menschen aus tiefster Not! –, ist schleierhaft. Und, wie uns das Buch von Yanis Varoufakis vor Augen führt: das ist auch gar nicht beabsichtigt von den Troikas, von den „Institutionen“, von Schäuble & Co. Im Gegenteil: es war Absicht, von Anfang an, die neue griechische Regierung, diese „sozialistische“ Syriza, scheitern zu lassen. Nicht zuletzt aus dem Grund, entsprechenden Bewegungen auch in anderen Ländern Südeuropas jedweden Boden zu entziehen, so zum Beispiel in Spanien, Italien oder Portugal.

Leider gibt es demgegenüber von unserer Minihilfe für an Leib und Leben bedrohte Griechinnen und Griechen kaum Neues und schon gar nichts Gutes zu berichten.

Zwar konnte unser Mithelfer Karl-Heinz Apel für die Armenhilfe in und um Kyparissi in der Südpeloponnes 500,- Euro als Notgelder dalassen (auch wir müssen mit unseren Hilfsgeldern mittlerweile zurückhaltender umgehen!). Doch zu Katherina K. aus Piräus, die auf ihre zweite Organtransplantation wartet, in einem Athener Krankenhaus, liegt noch keine neue Nachricht auf meinem Tisch. Und schlimmer noch ist, dass wir – seit einem entsprechenden Spendenergebnis Mitte August dieses Jahres – ein zweites Mal während der gesamten Vorwoche keinerlei Geldeingang registrieren durften. Nach dem – beeindruckenden – Zwischenhoch in den sieben Tagen davor (= 930,- Euro, überwiesen von 7 Unterstützerinnen und Unterstützern an uns) ging in der letzten Woche kein einziger Euro auf unserem Hilfskonto ein. Was mich zu einer Anfrage veranlasst:

  • Liegt es an meinen Berichten?
  • Gibt es sonst irgendeinen Grund für dieses Null-Resultat?
  • Was sollen wir ändern, gegebenenfalls, was könnten wir gegebenenfalls zusätzlich tun?

An dieser Stelle vielleicht eine Zusatzinformation:

Allein von meinem Schreibtisch aus werden allwöchentlich weit über 2.000 Hilfsmails an Mitmenschen (vor allem) in Deutschland verschickt. Andere, so habe ich mir erzählen lassen, sorgen auch ihrerseits für Weiterverbreitung unserer Appelle und Hilfsberichte. Nur ungern gebe ich zu: allmählich breitet sich Ratlosigkeit in mir aus. Mein Hilfsappell schließt aus diesem Grund heute auch eine Bitte um Tipps oder sonstige Mithilfe mit ein. Für jeden Rat sind wir dankbar, das gilt für jeden in unserem Team.

Damit, wie immer, zu meinen sonstigen Schlusshinweisen:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“, oder wer auch uns Akteure wieder mal mit Organisationsgeldern helfen will (dann bitte unter dem Stichwort „HDS“), der überweise uns bitte Spendengelder auf das folgende Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

 

Und hier nochmal die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska

Theodor Heuss Str. 14

37075 Göttingen

Email: latuskalatuska@web.de

 

Mit herzlichen Grüßen

Euer Holdger Platta

 

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