Oktober der Revolutionen

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skug.at und »MALMOE« nehmen gemeinsam die Revolution aufs Korn! Anlässlich der Jubiläen im Oktobers 2017 lassen wir unsere »ExpertInnen fürs zeitweilige Auszucken« einmal Revue passieren, was so eine Revolution ausmacht, welche historische Wirkung sie haben kann und wie ihrer heutzutage gedacht wird. (Anmerkung der HdS-Redaktion: Wir danken den Kollegen aus den genannten Redaktionen für die Erlaubnis, die »Revolutionsserie« in den nächsten Wochen – wahrscheinlich bis in den November hinein – zu übernehmen. Als “Magazin für Kultur und Rebellion” müssen wir dies wohl nicht näher begründen. Konstantin Wecker sprach öffentlich immer wieder davon, dass eine Revolution nötig sei – das Wort »Reform« kann sowieso schon niemand mehr hören. Aber wie kann das gelingen? Und wie umschiffen wir mögliche Gefahren?) Text: Redaktion skug und »MALMOE«.

 

»Ich war, ich bin, ich werde sein.« Diese Selbstdarstellung der Revolution in den berühmten Worten Rosa Luxemburgs klingt heute abwegig. Es gab so lange keine Revolutionen mehr, dass es zuweilen fraglich scheinen muss, ob es je welche gab. Die bunten »Farbrevolutionen« der letzten zwei Jahrzehnte in mehreren Ländern Osteuropas und Asiens hatten beispielsweise meist nur den Austausch der jeweils regierenden OligarchInnen zum Ergebnis. In Nordafrika vollzogen sich teils erfolgreiche Demokratisierungen, die dann aber vielfach vom Militär, bzw. militarisierten Gruppen wieder zurückgenommen wurden. Tiefgreifender Wandel, der vielleicht sogar mehr gewesen wäre, als ein Nachvollzog »westlicher Errungenschaften«, blieb bedauerlicherweise aus.

Damit spotteten diese Aufstände, trotz des begründeten und authentischen Engagements der AkteurInnen, dem Begriff der Revolution. Dieser Enttäuschung zum Trotz nehmen sich skug und »MALMOE« das sehr ambitionierte Kooperationsprojekt vor, anhand der Revolutionsjubiläen des Herbstes 2017 nachzuforschen und zu ergrübeln, ob die Möglichkeit für revolutionäre Umschwünge noch besteht  oder bereits unmöglich geworden ist. Selbstverständlich kann dies nur mittels vereinzelter Schlaglichter  geschehen, die allenfalls den Vorschein eines Revolutionsbegriffes bieten. Dennoch – deutlich könnte werden: »Geschichte ist nur zu verstehen als Revolution mit anderen Mitteln« (Eugen Rosenstock-Huessy). Wer weismachen will, es gäbe einzig den ruhigen evolutionären Fluss der Entwicklung, irrt sich oder will täuschen. Um Veränderung zu erreichen beliebt die Menschheit mitunter zu springen.

 

Revolutionsüberblick

In den nächsten Wochen werden wir uns also mit verschiedenen Aspekten der Bedeutung von Revolution beschäftigen:

Der Frage nach der »Revolution an sich« widmet sich Frank Jödicke in seinem Text »Europa im Herbst«.

Sodann folgt Kerstin Kellermann mit ihrem Text »Verdichtete Zeit und Risse in der Landschaft«, in dem der australische Künstler William Kentridge als Trotzki verkleidet zum Tanz bittet. Eine gewisse Kritik am revolutionären Reduktionismus Trotzkis mag dabei spürbar werden, schließlich lassen sich Gefühle nicht verplanen.

Adrian J. Hain entlockte Sebastian Vetter von der Gruppe »Platypus1917« ein ungewöhnlich tiefes und kenntnisreiches Interview – »Über Leben und Tod der marxistischen Linken«.

Richtig revolutionär bizarr wird es in Philipp Moritz‘ »To infinity and Beyond«, in dem deutlich wird, dass revolutionärer Geist gerne die Grenzen zwischen Religion und Wissenschaft verwischt.

Frederik Fuß wird uns die sträflich unbeachtete Konzeption der jugoslawischen »Praxis«-Gruppe näherbringen in »Von der Philosophie der Praxis zum Denken der Revolution«.

Philipp Moritz und Frank Jödicke werfen in »Revolutionäre Feierlaune« einen Blick auf die teils kuriosen Festlichkeiten von Moskau über Wittenberg bis Leipzig.

Die bange Frage, ob die Revolution nicht am Ende von rechts kommt beschäftigt Gianluigi Segalerba in »Beeilt Euch zu handeln, ehe es zu spät ist, zu bereuen«, einer Rezension des neuen Buchs des Osteuropa-Historikers Timothy Snyder.

Als krönender Abschluss sollen noch weitere Texte publiziert werden.

Allen teilnehmenden AutorInnen ein großes Dankeschön!

 

 

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