Podcast: Tod eines Obdachlosen
Zum Gedenken an Jürgen Niemann – Der Tod eines Obdachlosen in Hannover. Jürgen Niemann, genannt „Bauer“ aus Hannover-Linden, gestorben in der Nacht des 12. Februar 2019 durch soziale Kälte. Durch bürokratischen Irrsinn beim Wohnungsamt wurde er im März 2017 schuldlos durch Zwangsräumung aus seiner Wohnung vertrieben und kam dann zunächst bei Freunden unter, die ihn aber aus wohnrechtlichen Gründen auch nicht beherbergen durften. Später musste „Bauer“, der sich immer um andere gekümmert hatte, als Obdachloser allein zurechtkommen. Von Krankheit geschwächt starb er schließlich in der kalten Februarnacht dieses Jahres draußen auf der Straße hinter dem Freizeitheim Linden. Link zum Podcast. Radio Flora, Redaktion und Moderation: Axel Kleinecke
1. Wie es zu der Wohnungsräumung und dem Weg in die Obdachlosigkeit kommen konnte, obwohl die Miete immer bezahlt war, dem geht Alfred Klose in zwei Gesprächen mit Jürgen Niemanns Rechtanwalt Volker Rosemeier und Clemens Messerschmidt von der Linken nach, und dabei wird deutlich, dass solche Unmenschlichkeit gegen die Armen in unserem Land bei weitem kein Einzelfall ist. Es gibt allein in Hannover jährlich ca. 400 Zwangsräumungen und Unterkunft für Obdachlose jeweils immer nur für einen Tag und gegen Arme werden bei uns Recht und Gesetz gnadenlos angewandt.
2. Am 7. März, dem 65. Geburtstag von Jürgen Niemann, fand unter seiner früheren Wohnung eine Mahnwache statt, die mit mehr als 50 Teilnehmer*innen zu einer eindrucksvolle Demonstration der Solidarität wurde. In unserem Mittschnitt sind in dieser Reihnefolge die Ansprachen von Jürgen Otte, einem Freund, Klaus-Dieter Gleitze von der Landesarmutskonferenz, der Lindener Pastorin, dem Lindener Sozialarbeiter Jens, und Luc List zu hören.
3. Unter dem Titel „Kältetod in Hannover-Linden. Nachruf auf einen Freund“ hat die Junge Welt am 1. März 2019 in einem Artikel von Jürgen Otte den Verstorbenen nicht nur mit einen detailreichen Rückblick sein sozial und politisch engagiertes das Leben gewürdigt, sondern auch einfühlsam seinen Weg nach der Zwangsräumung dargestellt.