Rede von Daniela Dahn auf dem Parteitag des Bündnis Sahra Wagenknecht
Daniela Dahn studierte Journalistik in Leipzig, arbeitete als Fernsehjournalistin, kündigte 1981 aus Protest gegen die Zensur und wurde freie Autorin. Sie war Mitbegründerin des Demokratischen Aufbruchs, zog sich aber später zurück. Sie war Mitglied der Untersuchungskommission zu den Polizeiübergriffen vom 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin. Sie unternahm mehrere Vortragsreisen in die USA und hielt Vorlesungen an verschiedenen Universitäten. Anlässlich des 1. Parteitags des Bündnisses Sahra Wagenknecht schlägt sie vor allem einen Bogen zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee. Mit der Erinnerung an den Holocaust erteilt sie fragwürdigen Äußerungen der AfD wie auch der „Mitte-Parteien“ eine Abfuhr. Das erscheint wichtig in Zeiten, indem man das BSW schon von Beginn an rechts zu „framen“ versucht. Sie begründet auch, warum sie die Partei „Die Linke“ nicht mehr unterstützt.
Eindeutigst hat Daniela Dahn diese Partei zu einer klaren antifaschistischen Grundhaltung zu verpflichten versucht. Möge das Erfolg haben!
Eindeutigst hat Daniela Dahn die Kapitalismusabhängigkeit aller kriegerischen Ereignisse der Gegenwart betont. Möge das ebenfalls von der neuen Partei berücksichtigt werden.
Eindeutigst hat Daniela Dahn – bei aller Freundlichkeit! – die neue Partei auch zu einer einschränkungslos humanen Politik gegenüber den Migranten aufgefordert: „Ich als Internationalistin“ sagte sie und erteilte damit allen vorrangig nationalistischen Bestrebungen eine Absage. „Prekarier aller Länder, vereinigt Euch!“ proklamierte sie, und erhielt für dieses Einbeziehen auch der Armen und Verlendeten der Menschen weltweit Beifall sogar vom Parteitagsplenum insgesamt.
Wenn diese ihre Wünsche, Maximen und Bitten in Erfüllung gehen – gerade auch in der Politik, die menschlich und menschenrechtlich konsequent mit den Flüchtlingen umzugehen hat -, wird man diese neue Partei auch wählen können.
Anderenfalls kündige ich dieser Partei schon jetzt meine Gefolgschaft auf. Wer die Probleme, die uns durch Migration entstehen, den MigrantInnen in die Schuhe schiebt statt den Politikern aus CDU, CSU, SPD und Grünen, die in zig Bereichen unserer Gesellschaft erst diese furchtbaren Probleme geschaffen haben, wird von mir niemals meine Stimme bei Wahlen bekommen. Mein Eindruck ist:
Von Daniela Dahn dann auch nicht.
Fremdengegnerschaft darf nicht an die Stelle von Antikapitalismus gerückt werden. – In dieser Hinsicht wird diese neue Partei, mit Sahra Wagenknecht an der Spitze, noch sehr zu lernen haben. Auch und gerade von einer Daniela Dahn.
Dir, liebe Daniela Dahn, Dank für diese großartige Rede!
es geht um Widerstand !
ohne diesen geht gar nix !
“ this is now we rise up – its our resistance – we’re risin up… “
The Resistance (youtube.com)
Solange gering- oder mittelverdienende Gruppen gegeneinander ausgespielt werden – und derart erscheinen mir die Debatten um „geregelte Zuwanderung“- sind die wirklichen Verursacher der erheblichen Verteilungskämpfe von unten nach oben aus dem Fokus der Wahrnehmung gehalten. Es sind die Vorstände großer Konzerne, die uns immer ärmer machen, durch künstlich verstärkte Krisen, für deren sog. Bewältigung uns immer absurd höhere Beträge für Energie, Lebensmittel, Mieten u.v.m. abgepresst werden. Nicht die MigrantInnen „fressen uns die Haare vom Kopf“, nicht sie machen uns ärmer. Es sind die, die anmassende Entscheidungen über unser Restkapital fällen, unsichtbar auf ihren abgeschotteten Anwesen, auf Luxusjachten oder in Privatjets. Sie wollen nicht ein größeres Stück vom Kuchen, sie wollen die Bäckerei!
Genau deshalb ist es wichtig diese Verursacher des Wohlstandsverlustes kritisch im Blick zu haben. Das BSW ist gut beraten auf Daniela Dahn zu hören und konsequent gegen den grassierenden Militarismus aber auch für eine sozial gerechtere Politik zu streiten. Die Migrationsfrage -als große Nebelkerze- sowie ein Fokus auf primär nationale Interessen führen daran vorbei und derart gewogene WählerInnen fragen sich, ob sie dann nicht besser das Original AFD wählen sollen.
Linke Politik setzt sich mit den Interessen aller Werktätigen und einfachen Leute auseinander. Eine Politik, die in erster Linie für die „Tüchtigen und Fleißigen“ streiten will, übersieht diejenigen, die diesem -durchaus neoliberalen- Leistungsideal nicht immer gerecht werden können, aus vielerlei Gründen.
Ich werde die neue Partei aufmerksam beobachten und bin gespannt, ob deren VertreterInnen zu stabilen Positionen gegen Militarismus, digitale Massenüberwachung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit finden werden, sowie für Arbeitnehmer- und Mieterrechte und soziale Gerechtigkeit für alle streiten wollen. Eine weitere Mittelstandspartei benötigen wir nicht, dafür positioniert sich traditionell die CDU.