Sogenannte Erfolgsmeldungen aus Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, Bildquelle: European People’s Party, Lizenz Creative Commons

Der neunte neue Spendenbericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Leider keine guten Nachrichten zu unserer Hilfsaktion: der Spendeneingang bei uns hat wieder einmal eine Nullwoche eingelegt. Und die Verhältnisse in Griechenland selbst? Da ersetzt primitivste Propaganda von Seiten der Regierung jeden wirklichen Aufschwung für die Menschen in Not. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

nun ja: vorige Woche hatte ich meinem Bericht zum Spendeneingang für unsere Hilfsinitiative „Patenschaft für Panagiota“ mit einer recht optimistischen Überschrift versehen: „Trotz Erkrankung: es geht gut weiter mit unserer Hilfsaktion“. Und zu einem Teil stimmte diese Zuversicht ja auch: meine Erkrankung ist inzwischen nahezu überwunden. Aber das ist es auch schon. Unsere Hilfsbemühungen für griechische Menschen in Not haben indes während der letzten Woche einen Rückschlag hinnehmen müssen: keine einzige neue Spende für Panagiota und Andreas, für Alexander und eventuell auch Laura ging auf unserem Hilfskonto ein.

Es bleibt also dabei (da weitere Abbuchungen mittlerweile nicht erfolgten): nach wie vor befinden sich 2.048,45 Euro auf unserem Konto. Es wird also abzuwarten sein, was der Monatswechsel mit sich bringt.

Aufnehmen möchte ich heute jedoch meine Berichterstattung über die Situation in Griechenland generell. Vorsichtig zunächst und begrenzt, weil meine Erkrankung den Berg auch sonstiger Arbeit – unvermeidlicher Arbeithat anwachsen lassen, aber immerhin, ein Wiedereinstieg sei gewagt.

Vorweg nur ganz kurz: allmählich bereiten sich die griechischen Parteien auf den anstehenden  Wahlkampf vor. Und selbstverständlich will auch die ultrakonservative Regierung der „Nea Dimokratia“ (ND) unter Kyriakos Mitsotakis beim Wähler punkten. Womit? Nun, allein diese Propaganda kann nur Kopfschütteln auslösen, sonst nichts.

So rühmt sich die Regierung zum Beispiel der Tatsache, dass sie während ihrer Amtszeit 337 Gesetze durch das Parlament gebracht habe. Welcher Art diese Gesetze waren – ob positiv für die Bevölkerung oder nicht –, dazu kein einziges Wort.

Als Werbeargument für die Regierung wurde hingegen vom Regierungssprecher Jannis Ikonomou aufgeführt, daß die Ultrakonservativen sechs neue und zwölf „aufgewertete“ Kampfjets des Typs Rafale angekauft hätten. Was die verarmte Bevölkerung Griechenlands davon hat, das dürfte wohl ND-Geheimnis bleiben.

Hinzu sei gekommen, so Ikonomou, dass die Polizei in Griechenland  währen der Regierungsjahre des Herrn Mitsotakis eine einmalige finanzielle Zulage in der Höhe von 600,- Euro bekommen habe. Auch das wird die verelendeten Menschen in Griechenland ganz sicher unbändig freuen.

Mir scheinen beide Beispiele zu zeigen, wie die Mitsotakis-Regierung gute Politik definiert: militaristisch nach innen wie außen hin.

Diesen sogenannten Erfolgsmeldungen stehen in Wahrheit völlig andere Fakten gegenüber – und auch an dieser Stelle seien nur zwei soziale und wirtschaftspolitische Tatsachen erwähnt:

Die griechische Statistikbehörde ELSTAT hat für das vergangene Jahr 2022 eine Arbeitslosenrate von 9,3 Prozent mitteilen müssen. Das wird natürlich – Vorsicht: Ironie! – ganz gewaltig die Kaufkraft in Griechenland befördert haben. Und was die Arbeitslosenquote betrifft:

Die Arbeitslosigkeit ging inzwischen auf 11,4 Prozent zurück – generell. Aber bei den Frauen lag sie immer noch mit 14,7 Prozent weit höher als bei den Männern (8,7 Prozent). Und die jungen Menschen in Griechenland, die 15- bis 24jährigen, sind weiterhin mit 31 Prozent Erwerbslosigkeitsrate konfrontiert. So sieht also erfolgreiche Sozial- und Wirtschaftspolitik in Griechenland aus. Wobei angemerkt werden sollte (schon früher berichtete ich darüber einmal sehr detailliert): viele Menschen in Griechenland – Prozentzahl unbekannt – melden sich gar nicht mehr als arbeitssuchend oder arbeitslos, weil dieses Registriertwerden eh nichts bringt! Wir haben es hier also mit ohnehin geschönten Zahlen zu tun.

Das mag als Einstieg in meine frühere – umfangreichere – Berichterstattung über die Verhältnisse in Griechenland heute genügen. Sehr bald hoffe ich, auch weitere wichtige Fakten präsentieren zu können. Bis dahin bleibt mir nur die inständig wiederholte Bitte: spendet wieder für die verarmten Menschen in Griechenland. Bei uns landet das Geld nicht in Politikertaschen oder dient irgendeiner Korruption. In diesem Sinne also:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

 

 

 

Anzeigen von 2 Kommentaren
  • Ulrike Spurgat
    Antworten
    In den Gesprächen wird mehr als deutlich die ich im vergangenen und auch in diesem Jahr habe und hatte welche Ängste, Nöte und Sorgen die Menschen in unserem Land haben, die bedrängt am Ende der Nahrungskette kleben: Niedriglohnarbeiter, Almosenempfänger, Zeitarbeiter auf Abruf, Paketschlepper, Obdachlose, Drogenahängige, und die Liste ist noch länger…

    Lieber Holdger,

    ersteinmal ist die Gesundheit ein hohes Gut, und so wünsche ich Dir Deiner Ehefrau Sybille, Roland dem Chefredakteur, dem Kassierer Volker von “IHW” und den Lesern und auch Innen nachträglich ein Jahr 2023 , dass nicht in die Geschichte als “Kriegsjahr” eingehen wird.

    In der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis drehen fast alle den Groschen zweimal um eh er augegeben wird. So hieß es früher und solange ist dieses früher garnicht her, da die schmerzhafte und von Zeit zu Zeit zwickende Erinnerung eine bleibende ist; an die kleine Wohnung die nicht wirklich warm werden konnte, weil wir sehr genau mit den Briketts und Kohlen zu haushalten hatten, aber dennoch war es für uns als eine siebenköpfige Familie mit murren und knurren meiner um einiges älterer drei Brüder klar wie Kloßbrühe, dass Solidarität mit denen, die im Dorf noch in den Fünfziger Jahren zurückgeblieben gestrandet waren nach 1945 nach Faschismus und Krieg wann immer möglich wir unser Essen mit ihnen teilten. Statt sieben standen acht Teller auf dem Tisch, ein Teller für einen der Menschen in deren Gesicht die Hoffnungslosigkeit eingemeißelt war wie in Granit und für uns sichtbar seine Geschichte mit einer jeden Furche erzählte. Er aß mit uns , meist sprachlos….., der Ausdruck der Augen hoffnungslos und dankbar zugleich, und den werde ich neben vielem anderen niemals vergessen können und auch wollen.

    Ich danke und werde bis ans Ende meiner Tage dankbar sein, dass ich aus einem antifaschistischen und kommunistischen Arbeiterhaushalt komme, wo Solidarität und gegenseitige Hilfe und Unterstützung eine Selbstverständlichkeit war, wo gelebt, gelacht, viel geweint, getrunken und oft bis in die Morgenstunden gefeiert wurde, und dass mit Arbeiterliedern deren Klang nachhallt, und das bis Heute.

    Im Sparschwein für die “Patenschaft für Panagiota” und für die “Friedenbrücke e.V”, Hilfe für die Ostukraine, den Donbass (Lugansk) ist etwas zusammengekommen, dass ich teilen werde, da mir weiterhin die Unterstützung für “Panagiota”,  wichtig ist mir der gequälte seit nunmehrr neun Jahren am Boden liegende Donbass ebenso am roten Herzen liegt.

    Danke, dass es Dir, lieber Holdger mit Deinen Mitstreitern: Sybille, Roland und Volker immer wieder möglich ist die konkreten Hilfen für einige Menschen in Griechenland  mit der hoffentlich weiterhin großzügigen Unterstützung  auch der Leser und von mir aus auch Innen im Jahr 2023 – ein denkwürdiges Jahr –  erhalten und wenn möglich ausgebaut werden kann.

    Beste Grüße, Ulrike

  • Holdger Platta
    Antworten
    Liebe Ulrike,

    ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar – der mich selbstverständlich auch deshalb sehr bewegt hat, weil er überaus eindrucksvoll Deine Kindheit noch einmal heraufbeschworen hat. Auch in eigener Armut kann es menschliche Solidarität mit anderen Menschen geben, denen es schlecht geht. Und ich weiß ja auch, daß Du heute nicht zu den Gutbetuchten in diesem Lande zählst.

    Allen MitleserInnen sei versichert: wir verstehen – wir verstehen sogar verdammt gut -, daß der Spendenzufluß für die Menschenhilfe in Griechenland immer mal wieder ins Stocken gerät (übrigens auch der für die Website hier). Und es fällt mir keineswegs leicht, überhaupt nicht, solche Hiobsbotschaften wie in meinem letzten Kurzbericht anzusprechen. Ich möchte aber auch auf diesem Wege alle HdS-LeserInnen um Verständnis bitten, daß ich es wohl tun muß. Niemand möge sich dadurch in seiner selbstverständlichen Freiheit eingeschränkt fühlen, zu spenden oder eben nicht zu spenden. Manchmal ist es auch für mich ein sehr schwieriger Balanceakt, meine Bitten um Hilfe so zu formulieren, daß einerseits die Dringlichkeit der Notsituationen deutlich wird, andererseits aber niemand sich genötigt fühlt – unzulässig sich genötigt fühlt! -, Hilfe leisten zu müssen.

    Mit herzlichem Dank Dir und Grüße an alle LeserInnen

    Holdger

     

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