Souverän und jetzt hilflos ?

 In FEATURED, Jens Fischer Rodrian, Kultur, Politik (Inland)

Alexa Rodrian, Foto: Jorinde Gersina

Die Flamme der Kultur könnte erlöschen – und das wäre nicht nur die Schuld der Künstlerinnen und Künstler selbst. Sind Kulturschaffende in den Tagen der Corona-Arbeitsverbote “hilflose Helfer”? Viele Nicht-Künstler haben früher zu ihnen aufgeschaut – oft auch, damit die Bühnenidole stellvertretend für sie interessante Erfahrungen durchleben und gegen alle möglichen Missstände protestieren. Dann braucht man dies nicht mehr selber tun. Der Künstler ist in der öffentlichen Wahrnehmung oft eine Kunstfigur, auf rätselhafte Weise immer von einer Passion für seinen Beruf durchglüht. Dass auch Leidenschaft und Inspiration oft harte Arbeit sind, registrieren die meisten nicht. Diese “Gaben” können erlöschen, wenn die Bedingungen, um sie zu entfalten, dauerhaft nicht mehr gegeben sind. Während der die Kultur erstickenden Regierungsmaßnahmen fehlt dem künstlerischen Feuer zum großen Teil der anfachende Wind: Übungsmöglichkeiten, Resonanz, das Gefühl, geliebt und gebraucht zu werden. Die Sängerin Alexa Rodrian bekennt sich in diesem sehr ehrlichen und persönlichen Artikel zu ihrer eigenen partiellen Ratlosigkeit, zu Traurigkeit und Hoffnung.

 

Neulich sagte eine von mir sehr geschätzte und mir immer noch, im buchstäblichen Sinne, nahestehende Freundin: „Ihr wart immer so souverän und jetzt seid ihr so hilflos“

Mit „ihr“ meinte sie im speziellen meinen Mann, mich und im allgemeinen wohl unsere Branche, die heute gern als die der Kulturschaffenden bezeichnet wird. Dieser, von ihr durchaus gut gemeinte, Satz löste in mir eine Kaskade von höchst ambivalenten Gedanken und Gefühlen aus. Er repräsentiert in merkwürdiger Weise das, was sich seit vielen Monaten in mir und uns abspielt.

Fangen wir mit der Souveränität an, eines der vielen Stigmata, denen wir uns als Künstler*innen unser ganzes Leben lang ausgeliefert sehen, denn souverän sind wir nicht einfach so – nein, das müssen wir uns hart erarbeiten. Um souverän zu werden, müssen wir lernen, unsere Kunst, Musik, Lyrik und unsere Darstellung von der subjektiven Betrachtung unseres Publikums zu lösen. Wir müssen vertrauen in unsere eigene Sprache, den Prozess des Kreierens als essenziell verinnerlichen und als die eigentliche Magie zu verstehen. Den Erfolg können wir nur als sehr unstetige Koordinate in unser Leben integrieren.

Auch verstehe ich Souveränität als die Fähigkeit loszulassen von sich selbst, von einengenden Ideen, Schubladen, Vorurteilen. Und, last but not least, braucht es natürlich ein großes Maß an Selbstreflexion und Differenziertheit. In diesem Sinne haben wir gelernt zu lieben was wir tun, und wir tun es so gut wir können. Meist haben wir jahrelang intensiv geübt dafür. Wir haben studiert, uns demontiert, wieder aufgebaut, sind viele Male auf- und wieder abgetreten. Wir haben Geld verdient, es ausgegeben und Steuern gezahlt. So weit so gut.

Nun sind wir also nicht mehr souverän, sondern hilflos, geschuldet der Causa Corona.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich als hilflose und nicht mehr souveräne Kulturschaffende mich jetzt wahrscheinlich schnell an die Idee gewöhnen würde, nun hilflos und nicht mehr souverän zu sein. Auch scheint mir, dass das gerade mit vielen Kolleg*innen passiert sein muss, denn nur so kann ich mir die für mich schon fast unerträgliche Stille aus ihren Reihen, erklären.

Ich persönlich aber möchte mich nicht an so eine Idee gewöhnen, vielmehr möchte ich wissen, was Hilflosigkeit aus mir machen würde.

Ich denke, wenn ich hilflos wäre, würde ich keine Fragen mehr stellen. Und wenn ich es doch täte, würde ich keine Antworten mehr haben wollen. Es könnte sein, dass ich Menschen, die ich lange kenne, Tendenzen unterstellen würde, von denen sie so weit entfernt sind, dass ich mich im Nachhinein sehr dafür schämen müsste.

Vielleicht wäre meine Angst um das eigene Leben so groß, dass ich sie anderen überstülpen müsste, um mich stärker, weniger einsam und der Gemeinschaft der Ängstlichen zugehörig zu fühlen. Ein neues Narrativ würde mich eventuell so manipulieren, dass ich meine Fähigkeit zum eigenständigen Denken aufgäbe. Wenn dies passierte, könnte ich wahrscheinlich keinen Diskurs mehr führen und schon gar keinen Dissens mehr ertragen.

Ich würde mich im schlimmsten Falle einem Schwarm der Konformen anschließen und meine Individualität verlieren, nur noch sprechen was die anderen sagen und andere Meinungen nicht mehr akzeptieren.

Kurz – ich kann mich nicht mehr wehren und nehme alles hin, wenn ich hilflos bin! Deshalb habe ich beschlossen, dieses Prädikat, für mich, entschieden abzulehnen. Ich möchte nicht aufhören, Fragen zu stellen, und deshalb werde ich und will ich alle Antworten hören. Freunden, weil wieder en vogue, ja nun Kontaktschuld über Freundschaft steht, ein „Misstrauensvotum“ auszustellen, lehne ich zutiefst ab. Meine subjektiven und zum Teil übertriebenen Ängste zum Standardnarrativ zu deklarieren ebenso. Noch nie war es eine Option für mich, differenziertes Denken aufzugeben. Kein System kann und wird auf Dauer undifferenziert überleben. Der Diskurs, das Austauschen verschiedener Perspektiven und das Ertragen der Kontoverse sind genauso wichtig wie die Fähigkeiten mitzufühlen, mitzuerleben und mitzudenken. Wer letzteres tut, wird sich kaum einem Mob anschließen können, der blind, unwissend, zum Teil naiv und höchst aggressiv Menschen, die anders denken, diffamiert, beleidigt und ausgrenzt.

Meine Freundin sprach, ohne es so zu meinen, aus, wie das Gros der Gesellschaft zu uns Künstlern wirklich steht. Wir sind ein guter Zeitvertreib, im besten Falle bereichernd und inspirierend, aber auf keinen Fall sind oder waren wir jemals relevant. Dem entsprechend wird kaum nach uns gefragt, geschweige denn für uns gekämpft. An dieser Stelle möchte ich realistisch einfügen, dass auch für systemrelevante Berufe wie z.B. die der Pfleger*innen und Erzieher*innen u.v.m. keiner, außer den Betroffenen selber, auf die Straße geht. Einziger Unterschied – wir werden gerade gänzlich ausgeblendet. Man findet sich ab damit, dass Tausende im Berufsverbot sind und viele ihre Profession „danach“ nie wieder ausüben können.

Ein Großteil unserer Auftrittsorte wird wahrscheinlich nie wieder öffnen.

Einige Kollegen haben sich jetzt schon für den Freitod entschieden.

Neben dieser Tragik und dem wirtschaftlichen Desaster hat man uns auch einen Teil unserer Passion geraubt, die wir durchaus nicht einfach so in uns tragen, denn auch hier bedarf es vieler Mühe und Arbeit, um sie aufrecht zu erhalten. Wer sich allerdings nicht mehr wahrgenommen fühlt, die Sinnhaftigkeit mangels Resonanz nicht mehr spüren kann und/oder sogar als potenzielle Gefahr angesehen wird, der wird es schwer haben, Leidenschaft am Leben zu halten. Wer sich zudem noch vielseitig informiert und sich deshalb kritisch mit den Maßnahmen und den daraus resultierenden Veränderungen einer eigentlich demokratischen Grundordnung auseinandersetzt, hat es besonders schwer.

So geht es mir. Ich muss Abschied nehmen von vielem Alten und vielem Neuen eine Chance geben. Ich bin oft verzweifelt und manchmal zutiefst traurig und entsetzt, dennoch bleibe ich souverän und lieber nicht hilflos.

Webseite von Alexa Rodrian: https://www.alexarodrian.de/

Anzeigen von 12 Kommentaren
  • Mathias
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    Meine Freundin sprach, ohne es so zu meinen, aus, wie das Gros der Gesellschaft zu uns Künstlern wirklich steht. Wir sind ein guter Zeitvertreib, im besten Falle bereichernd und inspirierend, aber auf keinen Fall sind oder waren wir jemals relevant. Dem entsprechend wird kaum nach uns gefragt, geschweige denn für uns gekämpft.“ -Eine aus meiner Sicht gute und in Ansätzen schonungslose Analyse der Situation. Und natürlich kämpft niemand für die Künstler, wenn diese nicht einmal für sich selber kämpfen! Das ist es, was ich kritisiere! Wenn die Kreativität sich darauf beschränkt, coronakonforme Formate zu entwickeln (sich also bis zur Erkennungslosigkeit anzupassen), dann ist doch mit „den Künstlern“ in der Krise nichts anzufangen. Schönwetterkunst kann jeder!
    (Noch eine Frage: Was für ein Buchstabe ist das „*“? Wird dieser „Buchstabe“ tatsächlich benötigt, um sich verständlich auszudrücken?)
    • Alexa Rodrian
      Antworten
      Lieber Mathias,

      danke für Ihren Kommentar und ja genauso ist es und genau das habe ich versucht, es ohne dabei anklagend zu sein, deshalb auch nur teilweise schonungslos, darzustellen. Eine andere und auch durchaus mögliche Variante wäre gewesen es schonungslos und wütig zu tun. Tatsache, ich kämpfe tagtäglich gegen die Wut und das Entsetzen in mir, glaube aber diese 1 zu1 in einen Text zu übertragen wäre wenig zielführend. Deshalb diesmal diese Form und vielleicht nächstes mal eine andere. Zum Sternchen, ja ich finde es ist nötig, um endlich alle einzubeziehen …Sprache ist mächtig und für mich ist gendern ein Weg in eine offenere Gesellschaft, einer von vielen 😉 wünsche ihnen frohe Ostern und uns mehr mutige, kreative und kämpferische Künstler*innen ! We shall overcome !

  • Freiherr
    Antworten
    Naja, Frau Rodrian,

    sooo viel Abwägungen und hin-und-her und Berücksichtigungen allerlei Standpunkte und Nuancierungen und Differenzierungen und…

    sind keinenfalls der Weg des Widerstandes gegen diese ungeheurlichen Regierungsverbrechen,

    wenn wir aber Widerstand doch leisten müssen, dann Alle, ob Künstler oder Unternehmer oder Rentner oder sonstwer –

    Jeder wie er kann nach seinen Möglichkeiten

    und was die Künstler betrifft eben auf deren Gebieten, mit deren Fähigkeiten des Ausdrucks.

    Mehr Künstler auf der Strasse, auf den Widerstandsbühnen, unangemeldete spontane flash-mobs ( sehr wirksam ), sonstige Widerstandsmöglichkeiten als kreative Künstler, kreativ sicherlich auch hinsichtlich solcher Möglichkeiten trotz aufgezwungener Einschränkungen, wenn man es denn will –

    freilich nix daran verdient momentan, darum darf es auch nun nicht gehen.

    Mut dazu müssen wir Alle aufbringen, euer Mut als Künstler die sich nun nicht verstecken, würde den Widerstand anfeuern, ganz entscheidend sogar.

    Und wenn es nun daran läge dass ” wir ” euch nicht mehr fordern, dazu auffordern würden, euren Einsatz nicht mehr wollten –

    dann kann ich dazu nur sagen, JA wir warten nur darauf !!

    Es kann ein Künstler doch nur beklatscht, bejubelt werden, wenn er sich dem Publikum ” darbietet ”.

    Und traust du dich nicht allein – dann lass es mich wissen, ich stehe dir auf der Bühne zur Seite, aber nicht mit Abstand und Maske.

    Und dann lassen wir uns eben verhaften, ein Sieg letztendlich.

    Und so empfinde ich persönlich das zuviel an hin-und-her eher als ein Jammern wo es nicht sein müsste, vielleicht ja auch ein Relativieren im eigenen Sinne, eine gewisse ” Schuldzuweisung ” an andere Umstände, wenn die Möglichkeiten nun so stark eingeschränkt sind, im Vergleich zu bisherigen davor.

    JA – wir wollen euch ! Der gesamte Widerstand will euch und wartet auf euch !

    Ihr könnt entscheidend sein für ein Gelingen, solidarisiert euch als Künstler des Widerstandes – der Applaus von derzeit ca. 30 Millionen allein in der BRD wird euch sicher sein.

    Aber ihr müsst in die Öffentlichkeit, nicht umgekehrt.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    • Alexa Rodrian
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      Naja Herr Freiherr, sie scheinen kein grosser Fan von „Abwägungen und hin-und-her und Berücksichtigungen allerlei Standpunkte und Nuancierungen und Differenzierungen“ zu sein und auch denken sie dies sei keinesfalls ein Weg des Widerstandes. Ich denke das stimmt nicht. Es ist einer, von vielen ! Ich bin seit 12 Monaten im Widerstand , rede mir den Mund fusselig mal friedlich und differenziert mal weniger. Ich gehe auf die Strasse, lasse mich wie die Sau durchs Dorf treiben und muss mich als Nazischlampe beschimpfen lassen. Eine bittere Pille, wie sie sich sicher vorstellen können. Letzteres hat mich gelehrt, dass mit manchen Menschen garnicht mehr zu reden ist und dass ich umso mehr versuchen muss, die bei denen ich noch Hoffnung habe zu erreichen. Ich tue das in meiner Sprache und habe sie damit anscheinend nicht erreicht. Ich finde ihren kritisch, zynischen Kommentar und ihr Anliegen dahinter nachvollziehbar, denke aber sie haben mein Anliegen und die Authentizität meines Textes nicht wirklich erfasst. Auch finde ich, sie sollten selber schreiben, denn sie scheinen viel zu sagen zu haben. Und JA das was sie sagen stimmt zum Teil, wir müssen in die Öffentlichkeit, ( jammern hilft da garnicht )und ihr müsst uns helfen, denn ohne Publikum geht es nicht. Sie haben ja sicher schon die Videos von meinem Mann Jens Fischer Rodrian auf You Tube gesehen die „Armada der Irren“ bedient sich zum Beispiel einer anderen, sehr schönen und kämpferischen Sprache. Ich habe auch gerade ein deutsches Lied geschrieben, welches sich bald dazugesellen wird. Wenn es so weiter geht und davon ist leider auszugehen, dann wird es mir in meinem nächsten Text vielleicht auch nicht mehr gelingen mich auf die Differenziertheit zu besinnen, man wird sehen. In diesem Sinne wünsche ich ihnen und uns frohe und besinnliche Ostern mit vielen mutigen, differenzierten Anarcho und Kampfhasen !
      • Freiherr
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        Danke für aufrechten Standpunkt, Frau Rodrian,

        freu ich mich nun also auf klare deutliche Anklage in ihrem nächsten Text – die Differenzierungen helfen uns nicht mehr aus der Falle in die wir uns auch selbst durch Weigerung des Widerstehens begeben haben.

        Eher ist es nun das Erkennen der klaren Fronten, das uns wieder befreien kann – dort die Regierungsverbrecher, hier der Widerstand.

        Die Schmähungen der followers of fascism dürfen uns nicht schrecken, sollten eher Ansporn sein nun erst recht dagegenzuhalten.

        so lets get it on, dear Mrs. Rodrian, wir brauchen euch Künstler mit deutlichen Worten der Anklage dieser Verbrechen gegen uns.

        Wenn uns in diesem Jahr der erfolgreiche Widerstand nicht gelingt, GEMEINSAM, dann ist es für immer vorbei mit der Freiheit –

        dann können wir alle nur noch folgendes Lied singen:

        https://www.youtube.com/watch?v=4G5KtQynWvc

         

         

         

         

         

      • ak
        Antworten
        Liebe Alexa,

        danke dass Sie so offen sind. Danke für die tolle Musik. Danke für das Engagement.

        hier ein zwar schon älteres Video für alle KünstlerInnen. Es ist informativ und erschreckend zugleich.

        https://www.youtube.com/watch?v=i7ysL-Lu-e8

         

        Arne Schmitt Piano

        Und richtig. Ein Publikum dass sich abwendet, weitergeht und ignoriert braucht ihr nicht.

        Das Publikum zeigt eine deutliche Reaktion ja auch erst als die “Luft rein” ist. Besser spät als nie.

        Anne

        • Alexa Rodrian
          Antworten
          Liebe Anne,

          danke für ihr liebes Feedback und das Video habe es noch nicht zu Ende geschaut werde das aber noch tun !

          ich wünsche Ihnen und ihren Lieben ein schönes Ostern 🐣

          herzlich Alexa

  • Hope
    Antworten
    Die “Christlichen”, allen voran Merkel, bitten jetzt die Bevölkerung um Entschuldigung für den geplanten Gründonnerstaglockdown. Diese Bitte um Entschuldigung nehme ich nicht an. Die hätten tatsächlich Jesus wieder ans Kreuz genagelt wenn der ohne Maske aufgetaucht wäre. Wie kann es sein, dass immer noch, nur eine Person über das Schicksal eines ganzen Volkes entscheiden darf? Warum fordern die AFD, Die Linke und die FDP eigentlich jetzt erst, dass Merkel die Vertrauensfrage stellen sollte? Pandemiewahlkampf? Hat sie denn erst jetzt ihre Richtlinienkompetenz überschritten? Warum wurde die Forderung an Merkel von den Oppositionen nicht schon am 11.03.2020 gestellt? Keine Antwort, egal, ich gehe jetzt wieder in meinen persönlichen Lockdown und der nennt sich persönliche Freiheit.
  • Benjamin
    Antworten
    Es ist wie so oft im aktuellen politischen Zeitgeist, das derart wortreiche Artikel nicht von dem Pöbel verstanden werden der da obrigkeitsgläubig hoffierend sagt, das die (Künstler) doch zuerst mal lernen sollen was richtiges Arbeiten ist. Egal wie Wort(reich) und Einleuchtend, genügt ein Dummer dessen Feststellungen selbst von mehreren Weisen in einer Woche nicht wiederlegt werden können.
  • LUCiD
    Antworten
    Hallo Frau Rodrian.

    Ich kann es z.T. verstehen und selbst nachvollziehen was Sie schreiben, denn ich sehe seit geraume Zeit auch das Kunstschaffen, also mein eigenes, als eine Art sinnlose Zeitverschwendung an, die Luft ist raus. Nicht dass das eine eher übliche Flaute der Kreativität wäre, nein, die Lust dazu wird immer weniger und kommt auch schon geraume Zeit nicht mehr wieder, obwohl gerade heute die Möglichkeiten dazu (für mich und aus meiner Sicht) so viel mehr und größer sind als je zuvor.

    In einer zerfallenden Gesellschaft muss die Kunst, wenn sie wahrheitsgetreu ist, ebenfalls diesen Zerfall widerspiegeln. Und wenn sie nicht von ihrer sozialen Funktion abweichen will, hat Kunst die Aufgabe, die Welt veränderungsfähig darzustellen und zu ihrer Veränderung beizutragen. – Ernst Fischer

    Nun meine Kritik.
    Viele, sehr viele der Menschen die sich als Künstler sehen, sind bestenfalls Entertainer, Unterhalter und weit entfernt von dem was man Kunst nennen könnte, wenn man u.A. solche Kriterien wie Ernst Fischer in Betracht zieht, und nicht nur “Kunst kommt vom Können”.

    Wie ich oben schon schrieb, kann ich einiges Ihres Textes nachvollziehen und empfinde ähnlich, aber, nun da den meisten so genannten Kunstschafenden auch sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals steht ist es kaum verwunderlich, denn “es muss immer erst noch schlimmer werden, bevor es besser wird” ist auch fasst schon eine Binsenweisheit. Die Zeichen der Zeit sind schon sehr lange zu Vernehmen, 9/11, Hartz Fear, Agenda 2010, Edward Snowden, Julian Assange, Chelsea Mannig, 2005 /2008 und so weiter und so fort und dabei gehe ich noch gar nicht ans eingemachte der Psychologie, der Soziologie und der Kognition (Edward Bernaise, Walter Lippman, Noam Chomsky, Rainer Mausfeld usw.), was u.A. noch viel, viel weiter zurück reicht.

    Ich will hier niemanden anklagen und bin auch kein Richter, aber mein Mitleid hält sich im Grenzen, für die, die jetzt erst, da es fasst nicht mehr schlimmer kommen kann, ihre Stimme erheben, aber oft nur ihr eigenes Leid im Sinn haben, d.h. kaum wacher sind als zuvor und ihre Trance weiter träumen würden, würden schon Morgen die Hilfsgelder fließen.

    In diesem Sinne – versuchen Sie dennoch eine schöne Zeit zu haben!

    Take care!

    LLAP =/\\=

    • Alexa Rodrian
      Antworten
      Hallo Lucid ? Danke für ihren Kommentar. Ich möchte und kann mir nicht anmaßen zu beurteilen was Kunst und wer Künstler ist! Auch finde ich Ernst Fischers Kommentar äußerst fragwürdig denn auch hier – wer beurteilt was wahrheitsgetreu ist – ich denke dieses und vieles mehr ist genau das Problem das wir derzeit haben! Der höchst undifferenzierte  Satz “das ist Wissenschaft” ist derart simplifiziert – wo bleibt hier das -warum – wie – wieso -wann- welche – wieviel – wie wenig- denn Fragen ist Wissenschaft, nicht Behaupten!!! Verstehen sie was ich meine, wenn wir selbige Generalisierungen und Stigmatisierungen verwenden, werden wir uns nicht bewegen oder weiter entwickeln.      Unterhaltungskünstler  sind ebenso Künstler , den Interpretationen können ebenso Kunst sein, außerdem ist Entertainment schwerst Arbeit und gehört anerkannt. Ich verstehe woher sie kommen und ja das Meiste ist überhaupt nicht neu und gehört schon lange bekämpft und wird von einigen schon lange bekämpft. Als ich ehrenamtliche Geflohenen-Hilfe geleistet habe wurde ich als Gutmensch belächelt, als ich mit 12 für den Frieden auf die Straße ging sagte man mir ich sei naiv und heute werde ich als Nazi beschimpft … auf alle Fälle wird’s nicht langweilig , um das mal so lapidar, wie es nicht ist 😉 zu sagen. Ich bin oft kurz vor verbittert, denke aber das würde mir gänzlich meine Kraft rauben. Deshalb egal aus welchen Gründen die Menschen kämpfen und oder auch nicht, ich werde es weiter tun und dabei nicht hilflos sein ! Ihnen wünschen ich, dass sie es auch tun, einen weiten Blick und frohe Ostern  haben! Alexa
      • LUCiD
        Antworten
        Danke Frau Rodian, für Ihre Antwort.

        Ihre Meinung bleibt Ihnen natürlich unbenommen!

        Mit Ostern habe ich nichts am Hut.

        Warum ich z.B. über ein Tanzverbot am Karfreitag wegen einer Religion, der ich nicht angehöre auch noch froh sein soll erschließt sich mir kaum – bei so Dingen die  Trennung von Staat und Kirche zu behaupten macht mich eher zornig als froh.

        Take care!

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