Spätpandemische Dekadenz

 In FEATURED, Gesundheit/Psyche, Politik (Inland)

Beleibte Römer mit geschminkten Frauen beim Festgelage? Weichliche Verfasser unverständlicher Gedichte um 1900? Oder sind Hartz-IV-Betroffene gemeint, die es sich mit Bier und Chipstüte vor der Glotze auf Kosten der Anständigen gut gehen lassen? Der Begriff „Dekadenz“ ist schillernd. Meist wird darunter „kultureller Niedergang“ verstanden. Oder auch die Entfremdung vom Natürlichen, verbunden mit völlig fehlender Bereitschaft, Strapazen und Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. In den letzten Jahren machten sich verhuschte Bravbürger wegen eines Virus in die Hose und ließen sich handstreichartig jede Freiheit sowie den Schneid abkaufen. Die Diagnose des Autors ist hier: „Dekandenz“. In vergnüglichen und bissigen Betrachtungen, gespickt mit passenden Zitaten, lässt er die finstere jüngere Vergangenheit Revue passieren. Dennis Schneble

Der verstorbene Guido Westerwelle (FDP) wird vor allem bei Twitter wegen eines Ausschnitts aus irgendeiner einstmals gehaltenen Rede als Vorkämpfer für die „Freiheit“ hochstilisiert. Man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen – aber Westerwelles „Freiheit“ war vor allem jene, seiner Klientel (Finanz, Großindustrie und Freiberuflern) vor allem durch Steuersenkungen und Abbau des Sozialstaats, sowie der Rechte von Lohnabhängigen noch mehr Kohle und Macht zuzuschanzen. In der umgekehrten Richtung warf er den ärmsten der Armen, vor allem den von der brutalen Hartz-IV-Politik Betroffenen, im Jahr 2010 gar „spätrömische Dekadenz“ vor; selbst diese menschenunwürdige Armenverwaltung könne und dürfe der Staat sich nicht mehr leisten. Nun denn; wenn ich mir den ganzen Corona-Bullshit vergegenwärtige, denke ich auch immer an diesen Begriff: Dekadenz.

Dekadenz wird im Duden folgendermaßen definiert:

kultureller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen; Verfall, Entartung.

Na, das passt doch meiner Meinung nach wie die Filtertüte auf das Gesicht eines coronoiden Booster-Junkies. Und auf die massiv beschleunigten Entwicklungen, die wir in den letzten beiden Jahren erleben mussten. Wie beinahe die gesamte Population westlicher Industriestaaten aufgrund einer von den Medien erzeugten Massenpsychose einem vollständigen Mentizid zum Opfer fällt.

Nun mag ich auch die „alte Normalität“ gerade wegen Menschen wie Westerwelle in keinster Weise als einen erstrebenswerten Zustand verklären. Wie gesagt; mein Ausstieg aus der „Gesellschaft“ erfolgte um 2010 herum, etwa in der Mitte meines missratenen Beamtenstudiums. Ich hatte all das Böse, welches die allermeisten Menschen hinter einer Maske von oberflächlicher Freundlich- und Nettigkeit verbargen, eigentlich schon immer (seit meiner Kindheit) gesehen. Ich fühlte mich wie der Protagonist im Film „Sie leben“, nur, dass ich, um deren wahres Äußeres bzw. ihren Charakter sehen zu können, keine Brille benötigte.

Wir lebten bereits lange vor 2020 in einer von Geist, Humanismus und Philosophie weitestgehend gesäuberten und befreiten Welt. Wir versanken zunehmend im morastigen Abgrund medialer und politischer Massenverblödung, welche Thomas Wieczorek bereits in seinem im Jahr 2009 erschienen Buch „Die verblödete Republik“, aus welchem ich hier bereits mehrfach zitiert habe, anhand unzähliger Beispiele mehr als hinreichend belegt hat. Nach mindestens 30 Jahren Privatfernsehen und Neoliberalismus blieb eben nicht mehr viel übrig, von dem, was früher einmal „Gesellschaft“ genannt wurde. Einer der berühmtesten Sprüche der britischen Hexe des Neoliberalismus, Margaret Thatcher, lautet bekanntermaßen:

There’s no such thing as society.

Spätestens mit dem globalen Corona-Putsch der Davoser Eliten im März 2020 wurde dies überdeutlich; darüber täuscht auch keine orwell’sche, sich vors Gesicht geschnallte Pervertierung des Begriffs „Solidarität“ mehr drüber hinweg. Als man denjenigen, sich vor einem vermeintlichen Todesvirus Fürchtenden die ideale Ausrede dafür gab, ihre uregoistische Angst vor Krankheit und Tod hinter einem allen aufgenötigten Gessler-Maulkorb zu verstecken.

Ich muss auch immer zynisch lächeln, wenn ich die regelmäßigen Aufrufe, „wir“ dürften uns „nicht spalten lassen“ vernehme. Wer ist da bitteschön „wir“? Leute, da war schon lange nix mehr, was man noch hätte „spalten“ können. Wir alle „lebten“ hier – nach mindestens 30 Jahren „Teile und Herrsche“ – bereits in einer komplett fragmentierten, entsolidarisierten, atomisierten Ungesellschaft im Sinne Thatchers. In der quasi nichts mehr miteinander „verwachsen“ war. Jegliche humanistischen Ideale wurden auf dem Altar der Profitmaximierung, der Privatisierung und Ökonomisierung geopfert. Und das Wenige, was noch da war, wurde mit Schminke massiv aufgehübscht.

Der auf maximalen Eigennutz konditionierte homo oeconomicus hat zunehmend jeden als seinen Konkurrenten (um Job, Frau, Aufmerksamkeit, Auto, Haus, Boot, Urlaub et cetera) betrachtet; die Eliten hatten eine vollkommen unmenschliche „Wettbewerbsgesellschaft“ errichtet, in der nur noch der Ellenbogen zählte. „Wenn jeder nur an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Oder: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Nun ist eben sogar jeder Mitmensch nicht mehr nur ein potenzieller Konkurrent, sondern auch ein Gefährder, ein potenzieller Totatmer.

Man muss sich dabei auch vergegenwärtigen, dass der Corona-Wahn fast nur in den westlich geprägten Industrienationen eine größere Rolle spielt. Also in jenen Regionen, in denen die allermeisten Menschen in den letzten 50 Jahren noch nie einen Krieg, eine größere Natur- oder Wirtschaftskatastrophe erlebt haben; die in dieser Hinsicht nicht mehr „geerdet“ sind. In denen vor allem auch der Tod kein Teil des natürlichen Lebens, sondern ein verdrängtes Tabu ist.

Man hatte sich an die „Freiheit“ (für die man auch selber niemals kämpfen musste) gewöhnt; zumindest an den Rest an Freiheiten, die die dem 11. September 2001 folgenden „Maßnahmen“ (wie den „Patriot Act“) noch überlebt hatten. Man litt, trotz Menschenvernichtungsprogrammen wie Hartz IV, in der Masse nie Hunger. War immer noch, zumindest oberflächlich und im kleineren Kreis, wie Familie, Job oder im Verein, Teil einer kleineren oder größeren Gemeinschaft.

Man konnte sich, wenn auch oftmals nur auf Pump, die üblichen Statussymbole leisten: Wohnung, Auto, Urlaub. Am Wochenende ging es ins Stadion, um den modernen (äußest gut bezahlten) Gladiatoren zuzujubeln. Oder man konsumierte die unterschiedlichsten Angebote im Bereich der Kultur. Man rannte sein ganzes Erwerbsleben fleißig und brav im Hamsterrad, ohne Fragen zu stellen oder Widerworte zu geben.

Und wenn man mal überhaupt so etwas wie „Neid“ entwickelte, dann richtete der sich in aller Regel nie nach oben, sondern immer nur nach unten. Man erinnere nur kurz an die medialen und politischen Hetz-Kampagnen über das faule Arbeitslosen-Pack, welche der Einführung von Hartz IV vorausgingen. Oder an jene gegen „die Pleite-Griechen“. Oder an die uns (wegen zwei Prozent Rentenerhöhung) alle die Haare vom Kopf fressenden Rentner, die dann später zu Umweltsäuen mutierten. Um wiederum kurze Zeit später unsere uneingeschränkte „Solidarität“ genießen zu dürfen.

Wie gesagt; man nahm das, was einem an „Freiheit“ gewährt wurde, so hin. Ich redete mir bereits in meinen 20ern den Mund fusselig; dass wir eben nicht „frei“ sind. Aber schon damals bekam ich nur zu hören, dass ich „zu negativ“ sei. Vieles „zu kritisch“ sähe. Dass es woanders ja schließlich viel schlechter sei, als hier. Ja, das stimmt. Woanders ist es schlechter. Diese Menschen haben meist eher andere Probleme, als sich morgens um 4 Uhr mit dem Klappstuhl vor den apple-Store zu setzen, um sich das neueste „iPhone“ zu krallen. Oder stundenlang Netflix und Co. zu glotzen. Beim „shoppen gehen“ irgendwelchen Mist zu kaufen, den niemand wirklich braucht. Die keinen Nervenzusammenbruch kriegen, wenn das Internet mal einen Tag lang ausfällt.

Diese Menschen haben noch echte Probleme; sind nicht komplett von der Natur und vom Leben an sich entfremdet. Sie können sich angesichts des alltäglichen Überlebenskampfes den dekadenten Luxus, sich – wie der ach so überlegene Europäer oder Nordamerikaner – in einer vollkommen geistesgestörten Weise vor einem Schnupfenvirus die Hosen einzuscheißen, nicht leisten. Die bittere Tragik liegt allerdings auch darin, dass sich gerade deren beschissene Situation durch die Psychose dekadenter westlicher Spießbürger noch weiter verschlechtert.

Wie hatte Dieter Hildebrandt mal den Begriff „Lebensqualität“ definiert?

Lebensqualität ist, sich Dinge zu kaufen, die man nicht braucht. Mit Geld, das man nicht hat. Um damit Leuten zu imponieren, die man nicht leiden kann.

Ja, da steckt im Grunde bereits alles drin. Wisst ihr, ich vermisse deshalb im Grunde gar nichts. Auch nicht das, wovon viele „Ungeimpfte“ jetzt ausgeschlossen sind. Erst einmal hatte ich quasi eh nicht das Geld, überteuerte gastronomische oder kulturelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Und selbst wenn ich es hatte, wollte ich es meist nicht. Nein, es war ja eh fast alles nur derselbe rituelle, distinktive Bullshit: „Seht her, wir können es uns leisten, beim teuren Italiener zu speisen. Sieh her, ich kaufe mir jedes Jahr ein neues Rennrad. Oder alle drei Jahre ein neues Auto; weil ich es mir leisten kann. Schau, ich hab ein 150-Euro-Ticket für das Rage-Against-the-Machine-Konzert.“

Aber zurück zur „spätrömischen Dekadenz“: Die Bevölkerung des römischen Reiches war an dessen Ende im Wesentlichen wohl in einem vergleichbaren Maße degeneriert, wie die westlichen Bevölkerungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Anfang 2020 wurde dann der „Booster“ gezündet, um diese schon seit Jahrzehnten anhaltende Entwicklung massiv zu beschleunigen. Wir erleben um uns herum eine komplett zu stupiden Herdentieren degenerierte Masse aus Menschen, die über keinerlei eigene Mitte, keinen eigenen Willen, keinen Lebenssinn, keine politische Persönlichkeit, keine roten Linien, keine individuelle und soziale Resilienz verfügt, um sich gegen totalitäre, den letzten Rest an „Gesellschaft“ sprengende Entwicklungen in irgendeiner Weise aufzulehnen. Nein; sie sind davon auch noch regelrecht begeistert.

„Aber wir haben doch eine Pandemie!“ Diese binäre Ausrede, das eigene Hirn ausschalten zu dürfen, reicht den allermeisten Menschen aus, um, trotz aller nachgewiesenen und für jeden Dreijährigen sofort erkennbaren Lügen, selbst die absurdesten und faschistischsten „Regeln“, inklusive einer völligen Ausgrenzung weiter Teile der Bevölkerung aus dem gesellschaftlichen Leben zu verteidigen. Solange man sie noch mit ihrem Konsummüll versorgt, ihnen ein Hamsterrad zur Verfügung stellt, in welchem sie ohne nachzudenken rennen können – und solange sie immer einen haben, auf den sie herabsehen und -spucken können (derzeit sind es die „Ungeimpften“) – solange ist alles in Ordnung.

Es hätte schon vor mehr als 10 Jahren keinen passenderen und ironischeren Beleg für das Versinken einer Kultur und deren „Eliten“ in „spätrömischer Dekadenz“ geben können, als einen Westerwelle, der ausschließlich den „Verlierern“ dieses kalten und menschenfeindlichen Systems „spätrömische Dekadenz“ attestiert.

Eine solche „Kultur“ bzw. „Gesellschaft“ hat sich ihren Untergang wahrlich verdient. Da ist meiner Meinung nach auch nichts mehr zu reparieren. Es bedarf wohl wirklich wieder einer Tabula rasa.

Showing 4 comments
  • Hope
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    Wer sich nicht impfen lässt, wird bald in den Augen der WHO (Bill Gates, Tagesthemen, „Wir werden die gesamte Menschheit impfen“) demnächst nach dem ICD-Code einfach als krank definiert. Lanz, Precht, der Mainstream ua. sehen darin offensichtlich kein Problem. Oder wird gerade berichtet und sich empört?

    „Die neue Krankheit “Fehlende Immunität durch Impfung” | Dr. med. Simon Feldhaus | QS24“

    Zitat:

    „Jeder Ungeimpfte ist ab sofort krank. Dies zumindest nach der offiziellen WHO-Definierung und der Ergänzung des ICD-Kataloges. Darin ist nämlich eine neue Krankheit aufgeführt worden, über dessen Codierung man abrechnen kann. Und die neue Krankheit heisst: keinen Corona-Immunität durch Impfung bekommen. Wofür man eine ICD-Codierung macht für bisher gesunde Menschen, scheint hier doch ein Rätsel zu sein.“

    https://www.youtube.com/watch?v=GhWhxyPSkts

  • Hope
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    Früher, in meinen Berufsjahren, habe ich nach der Arbeit abends Bier getrunken und Chips gegessen.

    Heute, in meinen Rentnerjahren und in einer Hartz IV-Bedarfsgemeinschaft bis heute, mache ich das immer noch.

    Das nenne ich in meinen letzten Lebendabenden: neudeutsche Rentnerdekadenz die nicht bis 70 arbeiten will.

  • Hope
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    Wenn Lauerbach morgen früh vor meiner Tür stehen würde und mich bitten würde, ich soll mich impfen lassen, würde ich nach meiner darauffolgenden Tat einen Satz aus dem Gebet „Vater Unser“ beten, der da lautet:

     

    „Und vergib uns unsere Schuld“

  • ert_ertrus
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    »Wer sich nicht impfen lässt, wird bald in den Augen der WHO (Bill Gates, Tagesthemen, „Wir werden die gesamte Menschheit impfen“) demnächst nach dem ICD-Code einfach als krank definiert. Lanz, Precht, der Mainstream ua. sehen darin offensichtlich kein Problem. Oder wird gerade berichtet und sich empört?«

    BEYOND THE RESET – Animated Short Film – YouTube

    Vielleicht wird dann somit ihm/ ihr/ WSO verfahren …

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