SPD-Geschwafel: humanistische Bildung statt Mitmenschlichkeit

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

132. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Olaf Scholz ist ein gebildeter Mann. Er kann sogar Lateinisch und lässt dies bei manchen Gelegenheiten durchblicken. “Pacta sunt servanda” (Verträge sind einzuhalten) gab er unlängst zum Besten: Verträge sind einzuhalten. Man könnte ergänzen: so unmenschlich sie auch sein mögen. Entweder Griechenland setzt seine katastrophale Verelendungspolitik fort oder es werden ihm bisherige “Vergünstigungen” gestrichen, die die EU “gewährt” hatte. Tertium non datur (ein Drittes gibt es nicht). Da sind wir aber wirklich froh, dass nicht mehr Wolfgang Schäuble das Finanzministerium führt, sondern ein wahrhaft sozialer Demokrat. Cui honorem, honorem (Ehre, wem Ehre gebührt!) (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

wie schon erwartet: zum Monatswechsel legte – dank zahlreicher DauerspenderInnen unter Euch – der Spendenbetrag gegenüber der Vorwoche aufs deutlichste zu. Konnten wir im Zeitraum vom 20. bis 26. August des Jahres lediglich einen Neuzugang von 110,- Euro an Spenden verzeichnen, überwiesen von lediglich 2 UnterstützerInnen an uns, so gab es in der vergangenen Woche bis heute Mittag (= 3. September 2018) einen Zuwachs von 635,- Euro auf unserem Hilfskonto für notleidende GriechInnen, und 13 UnterstützerInnen insgesamt sorgten für dieses Spendenplus. Erneut danken wir vom OrganisatorInnenteam allen Spenderinnen und Spendern sehr.

Inzwischen sind bereits beide Reiseteams unserer GriechInnenhilfe beschäftigt damit, die dringend erforderlichen Gelder und Güter an notleidende Menschen und Institutionen in Griechenland weiterzuleiten: das Helferteam Uschi und Karl-Heinz Apel beliefern derzeit das Kreiskrankenhaus in Neapolis mit neuem medizinischen Hilfsmaterial, das Helferteam Evi und Tassos Chatzatoglou kümmert sich inzwischen um die beiden erkrankten Kinder, über die ich Euch in meinem letzten Bericht informiert habe, um Maria, für die eine Herzuntersuchung mit Ultraschall zu finanzieren ist, und um Andreas, den Bruder von Dionysis, der eine Gaumenschiene benötigt. Weder für Andreas noch Maria war die staatliche Krankenkasse in Griechenland bereit, die rund 1.000,- Euro für Behandlung und Diagnose zu übernehmen. Aber das erwähnte ich ja bereits beim letzten Mal: die Krankenversorgung in Griechenland ist selber ein „Krankheitsfall“  – ein besonders katastrophales Beispiel dafür, wie schlecht es um dieses von Europa zugrundegerettete Griechenland steht.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat in einer Kurzanalyse vom 31. August die Situation in Hellas noch einmal aufs deutlichste auf den Punkt gebracht: das Land ist am Ende, was bedeutet, nicht nur am Ende von sogenannter „Hilfs“- und „Rettungs“-Politik. Nein, durch diese „Spardiktate der letzten Jahre“, so der DGB in seiner Publikationsreihe „klartext“, „brach die Wirtschaft ein“, „die Arbeitslosigkeit stieg auf Rekordwerte“. Und weiter:

„Die bisherigen Kredite wurden unter drakonischen Auflagen erteilt. Das Spardiktat der Gläubiger führte zu erheblichen Einschnitten am Arbeitsmarkt, bei Renten, im Steuersystem sowie bei Löhnen und Gehältern und beinhaltete auch die Zerschlagung der Tarifsysteme. Die Staatsausgaben wurden zwischen 2008 und 2016 um 30 Prozent zusammengekürzt.“

Doch noch lange nicht, so der DGB in „klartext 29“, sei damit Griechenland am Ende der Katastrophenpolitik angelangt: „(…) die Sparauflagen gehen weiter“. Und weiter gehe es auch mit der sozialen Krise, die seit langem typisch für die Verhältnisse in Griechenland ist. Der DGB-Nachrichtendienst wörtlich, in Ergänzung zu diesem Befund:

„Hinzu kommt, dass Griechenland weiterhin unter einer engmaschigen Beobachtung der Gläubiger steht. Die Finanzlage des Landes soll von den Gläubigern mindestens bis 2050 überwacht werden. Griechenland musste sich dazu verpflichten, weitere Sparmaßnahmen zu erfüllen, darunter Rentenkürzungen im Januar 2019, obwohl diese bereits um 60 Prozent gesunken sind. Zudem soll das Land für Jahrzehnte Primärüberschüsse erzielen, also ein Plus im Staatshaushalt, ohne die Kosten des Schuldendienstes. Bis 2022 soll dieser bei 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen und danach bis 2060 pro Jahr bei 2,2 Prozent. Solche Dauer-Überschüsse in dieser Höhe hat noch nie ein Land erwirtschaftet. Selbst der Internationale Währungsfonds sieht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Euro-Land dies erfüllen könnte, bei weniger als sechs Prozent. Eine rigide Austeritätspolitik wäre so für Jahrzehnte vorprogrammiert.“

Ein besonderes Augenmerk richtet der DGB bei dieser Analyse auf das Problem von Staatsanleihen, die Griechenland nunmehr aufzunehmen gezwungen ist. Das kaputtgewirtschaftete Land ist Spitzenreiter unter den notleidenden Ländern, was die damit verbundene Zinslast betrifft. Während das superreiche Deutschland auf den „internationalen Finanzmärkten“ lediglich 0,4 Prozent an Zinsen für 10jährige Staatsanleihen aufzubringen hat – so investing.com/DGB –, während selbst krisengefährdete Länder wie Spanien nur 1,4 Prozent, Portugal 1,9 Prozent und Italien nur 3,2 Prozent für geborgte Gelder an Zinsen ausgeben muss, war Griechenland am Stichtag 27. August 2018 gezwungen, 4,2 Prozent an Zinsaufschlägen hinzunehmen. Motto: je ärmer das Land, desto mehr muss es blechen. Und Ursache dafür: der europäische Geldmarkt verlangt sogenannte „Risikozuschläge“ von diesem austeritäts-zerstörten Land, Risikoaufschläge von 2,5 Prozent. Was im Klartext heißt – so die DGB-Kurzanalyse:

„In der Folge liegen die Realzinsen weit höher als die wirtschaftliche Wachstumsrate, was einen Ausfall wiederum wahrscheinlicher macht. Angesichts dieser Tatsachen ist es zynisch, von einer finanziellen Unabhängigkeit Griechenlands zu sprechen.“

Und die DGB-Analyse fügt hinzu: damit sei die drohende Staatspleite Griechenlands „keinesfalls aus dem Wege geräumt“. Schlussfolgerung des DGB aus diesem Befund:

Investitionen und Konsum innerhalb Griechenlands dürfen nicht länger behindert werden, die Lohnkürzungen der Vergangenheit und die Zerschlagung der Tarifsysteme müssen rückgängig gemacht werden. Nur so kann das Land seine Wirtschaft stärken.“

An dieser Stelle wird der eine oder die andere von Euch vielleicht die folgende Frage stellen: aber geht es nicht bereits aufwärts mit Griechenland? Zeigt nicht insbesondere die Tourismusindustrie in Griechenland, dass Hellas wieder Fuß zu fassen beginnt? Halten wir uns vor Augen, immerhin das:

Allein zwischen Januar und Juni dieses Jahres kamen 38,9 Prozent mehr Ferienreisende aus Deutschland nach Griechenland, als dieses im gleichen Vorjahreszeitraum der Fall war, allein diese Touristen ließen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum 44,5 Prozent mehr Geld in diesem Ferienparadies zurück als während der sechs Anfangsmonate des Jahres 2017! Keine guten Zahlen, keine gute Entwicklung? Und bestätigen nicht auch die folgenden Zahlen, die Gesamtzahlen für die griechische Touristikbranche, diesen immensen Positiv-Trend? – Ich zitiere hier die Zahlenangaben aus der neuesten Ausgabe der „Griechenland-Zeitung“ (GZ) vom 29. August. Demzufolge reisten im ersten Halbjahr 2018 fast 9,4 Millionen Touristen nach Griechenland – das entspricht einem Plus von 19,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2017! –, und diese Feriengäste ließen insgesamt 4,85 Milliarden Euro in diesem Ferienland am Mittelmeer zurück – was immerhin einem Einnahmewachstum von 18,9 Prozent entspricht. Noch einmal also: sind das alles nicht überaus positive Signale? Entlarven nicht allein diese Entwicklungen Aussagen wie die des DGB oder meine höchstpersönlichen Einschätzungen als Schwarzmalerei?

Nun, zweierlei mag an dieser Stelle belegen, was vermeintlicherweise nur „Schwarzmalerei“ ist:

Erstens: der größte Teil dieser Gewinnanstiege gehen an der Einkommenssituation der verarmten griechischen Bevölkerung völlig vorbei! Dieser Boom findet innerhalb Griechenlands gleichsam außerhalb Griechenlands statt: der Geldstrom fließt in die Tresore ausländischer Touristikkonzerne, und die GriechInnen selber haben oft unter erbärmlichsten Arbeits- und Lohnbedingungen zu arbeiten in dieser famos boomenden Urlaubsindustrie.

Und zweitens: am gleichen Tag, da die GZ diese Positiv-Zahlen aus dem Fremdenverkehrsgewerbe mitzuteilen vermochte, an genau demselben 29. August hatte die GZ auch die folgende Nachrichten ihren LeserInnen mitzuteilen:

Trotz dieses Touristikbooms stieg die Zahl der beim griechischen Arbeitsamt OAED gemeldeten Arbeitslosen im Juli 2018 gegenüber dem Vormonat Juni 2018 um 2,81 Prozent an. 959.438 Griechinnen und Griechen waren Ende Juli beim griechischen Arbeitsamt als Arbeitssuchende registriert. 55 Prozent all dieser Erwerbslosen waren Ende Juli 2018 seit mehr als einem Jahr ohne Job. Und: eine finanzielle Unterstützung erhielten lediglich 109.434 der beim OAED registrierten Arbeitssuchenden an diesem Tag, das sind gerademal 11,4 Prozent! Und was ist mit dem großen, großen Rest??? Hockte der vielleicht Ende Juli an den Swimmingpools der luxuriösen Großhotels in westeuropäischer Hand?

Angeblich geht die SYRIZA, an der Spitze Premierminister Alexis Tsipras, schwanger mit diversen Plänen zugunsten der notleidenden Bevölkerung in Griechenland: bis zu diversen Wahlen im kommenden Jahr – den Kommunal-, Europa- und Parlamentswahlen – soll es zu Steuererleichterungen kommen, zur Anhebung des Mindestlohnes, zum 1. Januar 2019 soll auch die Planung revidiert werden, die Renten ein weiteres Mal – diesesmal um bis zu 18 Prozent – zu kürzen! Aber schon bringen sich die alten und neuen Europapolitiker gegen Griechenland in Stellung:

Klaus Regling, Chef des sogenannten „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM), hat schon vorgewarnt: „Wir wollen unser Geld schon zurückhaben, deshalb werden wir diese Entwicklung in Griechenland sehr genau verfolgen“, warnte er “vorsorglich” – oder sollte man sagen: vorsärglich? – vor. Und unser aller Finanzminister Olaf Scholz sprach bei seinem Besuch in Athen vor einigen Tagen Klartext und schreckte dabei nicht mal vor einem uralten Franz-Josef-Strauß-Zitat zurück: „Pacta sunt servanda“, Verträge müssen eingehalten werden. Tja, und diese Verträge, vor einigen Wochen abgeschlossen zwischen den „Institutionen“ und der griechischen Regierung in Athen, sehen halt genau die Fortsetzung dieser Austeritätspolitik vor und bestehen unter anderem auf weiterer Verelendung der Rentnerinnen und Rentner in Griechenland!

Im Vornehm-Deutsch der GZ formuliert: „Die zum Programmschluss gewährten Schuldenerleichterungen können widerrufen werden, wenn die Athener Regierung ihre Verpflichtungen nicht einhält“. Man kann es aber auch im Klartext sagen: der sogenannte Sozialdemokrat Olaf Scholz – und nicht nur der – besteht auf noch mehr Überlebensnot der Menschen in Griechenland! Tja, was gehen einen wohlbetuchten Hanseaten aus Hamburg auch die Existenzgrenzen der Ärmsten der Armen in Griechenland an? Was soll sich so einer kümmern darum, dass Maria die Ultraschalluntersuchung ihres Herzens kostenfrei zugestanden wird und Andreas kostenfrei seine Gaumenschiene bekommt? – Da gibt man sich doch lieber gebildet und trumpft mit lateinischen Sprüchen auf, die einem einstmals ein Menschenfreund namens Strauß aus Bayern beigebracht hat. Da legt man doch lieber sein Latinums-Wissen an den Tag, seine humanistische Bildung, als Mitmenschlichkeit! Und ist genau das nicht, was man behauptet, zu sein: ein Sozialdemokrat! Mit einem Wort: nichts als Geschwafel, das nach Schwefel stinkt!

Und hiermit, erneut und wie immer an dieser Stelle, meine Bitte um Spendengelder von Euch.

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“,  der überweise uns bitte Spendengelder auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 200,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren neuen Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Euer Holdger Platta

 

 

 

 

 

 

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