Stabilisieren wir uns wieder? – Im Gegensatz zu Griechenland?

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Stadtansicht, Athen

33. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“ Zum Glück kann ich heute leichte Entwarnung geben: vielleicht geht es jetzt wieder aufwärts mit unserer Hilfsaktion. Erforderlich wäre es auf jeden Fall. Denn in Griechenland selber wird es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit so weitergehen wie bisher. Mitsotakis sitzt erst mal sicher im Sattel, doch von einem Selbsterkenntnisprozess bei der SYRIZA hört man immer noch nichts. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

es scheint, dass mein letzter Bericht zur Finanzsituation bei unserer Hilfsinitiative in Griechenland nicht ganz ohne Wirkung geblieben ist.

Gegenüber den zwei Wochen davor ohne eine einzige Spende für unsere Aktionen in Griechenland und nur mit einer einzigen Spende zum letzten Donnerstag in der Höhe von 50,- Euro gingen während der vergangenen sieben Tage 120,- Euro an Neuspenden bei uns ein, überwiesen von drei SpenderInnen an uns. Stand auf unserem Konto derzeit also 1.140,45 Euro (wobei die 503,- Euro für Panagiotas Stromkosten bislang noch nicht nach Griechenland überwiesen worden sind). Danke für das positive Echo also!

Auch für HdS gab es einen Spendenanstieg: 130,- Euro wurden für unsere Website eingezahlt, gegenüber 23,- Euro in der Woche davor, SpenderInnenzahl nunmehr sieben (Vorwoche: drei). Stand auf dem HdS-Konto heute also: 1.634,24 Euro. Dank auch dafür!

Nunmehr hoffen wir natürlich sehr, dass unsere Verkaufsaktion für Spendenzwecke, die gestern angelaufen ist, die Verkaufsaktion also der Postkarten und Plakate mit dem Bild eines Toten „an den Grenzen unserer Wertegemeinschaft“ sehr viele unter Euch bewegen wird, unsere generelle Engpass-Situation beseitigen zu helfen. Den betreffenden Aufruf findet Ihr bis auf Weiteres ganz oben auf der Portalseite von HdS, und auch die Einzelheiten zu diesem Rettungsversuch erfahrt Ihr in diesem Spendenaufruf.

Zur Situation der von uns betreuten Hilfsbedürftigen in Griechenland vermag ich heute nichts Neues mitzuteilen. Immerhin konnte ich inzwischen erfahren, dass eine Erkrankung diesen Informationsstopp veranlasst hat.

Gestattet mir deshalb heute einen Nachbericht zur Situation nach den Wahlen in Griechenland – insbesondere mit Blick auf die SYRIZA!

Nun, der neue und alte Ministerpräsident von Griechenland, Kyriakos Mitsotakis, Chef der ultrakonservativen „Neudemokraten“ (ND), genießt offenbar nach wie vor seinen Triumph. Mit seinen 158 Stimmen im neuen Parlament, mit der absoluten Mehrheit, hat er bislang alle Abstimmungen in der griechischen Volksvertretung gut überstanden. Wenn er allerdings verlauten ließ, dass die griechische Gesellschaft für Veränderungen bereit sei und optimistisch in die Zukunft blicken könne, irrt er gleich doppelt.

Zum einen droht durch weitere Interessenvertretung mehr oder minder ausschließlich des obersten Bevölkerungsdrittels in Griechenland der Gesamtbevölkerung durchaus nichts Gutes. Anlass für Optimismus also gleich null!

Und zum anderen übersieht der alte und neue Regent von Griechenland aufs deutlichste, dass lediglich eine Bevölkerungsminderheit von knapp über 23 Prozent hinter ihm steht. Offenbar hat Mitsotakis die niedrige Wahlbeteiligung schon völlig vergessen. Oder zutreffender formuliert: Er will sie vergessen machen und hat das einfach – als ob es nicht geschehen wäre – „abgehakt“.

Gar nicht gut hört sich hingegen an, was man zur Opposition in Griechenland erfährt. So sagt zum Beispiel der Chef-Kommentator der „Griechenland Zeitung“ (GZ) Dimos Chatzichristou einen „Todeskampf zwischen SYRIZA und PASOK“ voraus. Und die SYRIZA selber steht erst mal, nach dem Rücktritt von Alexis Tsipras, dem vormaligen Parteichef und Spitzenkandidaten dieser angeblich „Radikalen Linken“, von seinem Amt vor einem Scherbenhaufen. Allein fünf Kandidaten treten dort nun für die Neuwahlen eines Parteichefs an. Und selbst die Wählerinnen und Wähler in Griechenland scheinen von dieser Entwicklung in der SYRIZA nicht begeistert zu sein. 76,3 Prozent der SYRIZA-Wähler halten den Rücktritt von Tsipras für einen Fehler – einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GPO zufolge. Völlig offen scheint dabei zu sein, wer Anfang September von der SYRIZA zum neuen Parteichef gewählt wird. Und völlig unbekannt ebenfalls, für mich zumindest, wofür diese fünf Kandidaten, die zur Wahl antreten wollen, jeweils stehen – insbesondere, ob diese Partei endlich kapiert hat oder zu kapieren beginnt, dass sie bei den letzten Parlamentswahlen für einen immensen Vertrauensverlust zu bezahlen hatte, dafür, dass sie – spätestens im Herbst 2015 – alle wesentlichen Versprechungen an die WählerInnen über Bord geworfen hatte – vor allem im Sozial-, im Wirtschafts- und im Gesundheitsbereich. Die Vergesslichkeit des Führungspersonals in der SYRIZA scheint riesig zu sein, die Vergesslichkeit der Wähler aber keineswegs!

Apropos: diesen Umstand scheint auch der bereits von mir erwähnte GZ-Redakteur Dimos Chatzichristou nicht verstanden zu haben, ein ansonsten sehr von mir geschätzter Journalistenkollege. Wenn er in seinem vorletzten Kommentar in der „Griechenland Zeitung“ schrieb, dass Tsipras im Jahre 2019 „relativ schnell“ seine Quittung dafür bekam, dass er „unter dem Diktat der europäischen Geldgeber [gemeint ist wohl der bereits erwähnte Sommer und Herbst 2015. HP] eine nominell linke Wirtschaftspolitik“ versprochen hatte, die sich „sehr schnell als Mogelpackung“ erwies, dann ist eigentlich alles falsch an diesem Satz:

Erstmal gab’s diese „Geldgeber“ nicht; die angebliche „Geldvergabe“ an Griechenland war Bluff und nichts anderes. Zweitens gab es ein solches „Diktat“ nicht. Das Beispiel Portugal, das sich dem Druck von EU und Troika zu widersetzen wusste, beweist das Gegenteil. Was drittens bedeutet: fehlendes Rückgrat, nicht Verlogenheit war das Problem der SYRIZA. Und die „nominell linke Wirtschaftspolitik“ war ja wirklich linke Wirtschaftspolitik.  Sie war bis zum Umfallen der SYRIZA ernstgemeint, nicht ein Betrugsversuch. Kurzum: da verstehe ich den Athener Kollegen überhaupt nicht, und ich kann nur hoffen, dass die SYRIZA nicht auf solche Auslegungen ihrer Katastrophengeschichte hereinfällt. Das würde nur eine neuerliche Niederlage vorbereiten helfen, wenn nicht sogar den völligen Niedergang dieser Partei. Noch einmal, mit anderen Worten gesagt: ungestraft beugt sich ein wahrhaft linke Partei einem Schäuble nicht. Das ist die Wahrheit des SYRIZA-Desasters, nicht die Tatsache, dass sie eine linke Partei gewesen war und dieses wieder werden muss! Nebenbei: eine Erkenntnis, die auch hierzulande, bei uns in der Bundesrepublik, nicht sonderlich gesichert erscheint. In den Massenmedien eh nicht, aber auch nicht in den linken Parteien bei uns, vor allem ganz oben nicht.

Womit ich zurückkehren möchte zum heutigen Ausgangspunkt, zur Situation bei uns im Helferteam und was unsere Hilfsaktionen betrifft. Mit dem altneuen Mitsotakis an der Spitze Griechenlands wird weiter ein enormer Bedarf an Hilfe dort existieren. Vergessen also wenigstens wir unsere Aufgaben nicht, und halten wenigstens wir den Hilfsbedürftigen in Griechenland unsere Treue. In diesem Sinne also wie jedes Mal zum Schluss: spendet bitte weiter für die notleidenden Menschen in Griechenland!

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

 

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