Streikaktionen in Griechenland. Und was ist mit der internationalen Solidarität?
144. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Der Mindestlohn in Griechenland beträgt derzeit 577 Euro. Monatlich. Wer schon mal in Griechenland war, weiß, dass die Lebenshaltungskosten dort nicht unbedingt geringer sind als in Deutschland. Der Generalstreik, zu dem griechische Gewerkschaften für diesen Mittwoch aufgerufen haben, hat dennoch wenig Aussicht auf Erfolg. Die Durchschnittseinkommen der Menschen gingen innerhalb von fünf Jahren um 40 Prozent zurück. Internationale Solidarität für die Not Leidenden gibt es bisher kaum. Eher eine internationale Zusammenarbeit der Regierenden und Gläubiger mit dem Ziel, das Land noch weiter herunterzuwirtschaften. Die Solidarität unserer Leserinnen und Leser leuchtet deshalb umso stärker hervor. (Holdger Platta)
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
erneut darf ich heute zwei gute Meldungen – unsere Hilfsaktionen betreffend – an den Anfang meines Berichtes stellen!
Zum einen: auch in der dritten Kalenderwoche des Monats November hielt der Trend zu einem relativ hohen Spendenzuwachs auf unserem Hilfskonto an: 392,- Euro, überwiesen von 4 UnterstützerInnen, gingen während der letzten sieben Tage auf unserem Spendenkonto ein. Durchaus denkbar, dass dieses auch an der spendenfreudigen Zeit wenige Wochen vor Weihnachten gelegen hat. Zwar ging damit der Betrag gegenüber der Vorwoche mit seinem Spendenzuwachs in der – erstaunlichen – Höhe von 624,- Euro ziemlich deutlich zurück – diese waren überwiesen worden von 6 HelferInnen an uns –, aber im Jahresmittel lagen diese 392,- Euro weit über dem Durchschnittsertrag der letzten Monate, den wir jeweils für die dritte Woche in einem Monat registrieren durften! Herzlichen Dank also allen Spenderinnen und Spendern für dieses ermutigende Zeichen! Wobei ich an dieser Stelle – ebenso herzlich – noch einmal Ester R. aus der Schweiz um Kontaktaufnahme mit mir bitten will (die private Mailanschrift von mir: marggraf-platta@web.de)! Wirklich, diese Bitte ist von einiger Wichtigkeit!
Die zweite gute Nachricht, eine Auskunft, die sich unmittelbar anschließt an diese erste gute Information: schon jetzt ist uns wegen des relativ hohen Spendeneingangs während der ersten drei Novemberwochen eine Nachüberweisung an unseren Griechenlandreisenden und „Außenhelfer“ Tassos Chatzatoglou möglich, siehe auch meine Mitteilungen dazu im vorvergangenen Bericht! Konkret:
Ich hatte da von der Spendenbitte der Sozialstation in Korydallos berichten können, auch zu diesem Weihnachtsfest 2018 rund 200 Einzelpersonen und 80 Familien mit Geschenkpaketen eine kleine Freude machen zu sollen. Der eigentlich erforderliche Geldbetrag war mit 4.000,- Euro beziffert worden, wir hatten aber zunächst nur 1.500,- Euro für diesen Zweck an Tassos überweisen können. Nun sind wir in der Lage, für die verarmten Menschen in Korydallos und um Korydallos herum weitere 1.000,- Euro zur Verfügung zu stellen (und vielleicht kommt ja noch eine zweite Nachüberweisung während der nächsten beiden Wochen hinzu). Wir freuen uns jedenfalls sehr, den bisherigen Hilfsbetrag von 1.500,- Euro um 1.000,- Euro aufstocken zu können.
Kleine Hilfen, das alles, ich weiß. Aber nichtsdestotrotz Hilfen, die – wenigstens zum Weihnachtsfest! – zahlreichen Griechinnen und Griechen in Not etwas Helligkeit in ihren düsteren Alltag zu bringen vermögen. Niemand von uns HelferInnen überschätzt diese Hilfe, niemand von uns wird deswegen Freudentaumel empfinden oder gar Opfer werden eines Größenwahns. Aber Freude, für etwas mehr Freude sorgen zu können bei verarmten Menschen in Griechenland, verspüren wir schon. Ich meine nicht, dass dieses verboten ist und als Selbstüberschätzung abgetan werden kann. Daran hindern uns nicht zuletzt Nachrichten, die uns während der letzten Tage erreicht haben aus Griechenland. Auch hier wieder ganz konkrekt:
Das furchtbare Ausmaß der Verelendung in diesem Mittelmeerstaat, der von der EU mit brutaler Konsequenz mithilfe ihrer sogenannten „Rettungspolitik“ zugrundegerichtet worden ist, geht aus den folgenden – neuen – Zahlen und Fakten hervor: Zwischen den Jahren 2009 und 2014 ging das Einkommen der Griechinnen und Griechen im Durchschnitt um rund 40 Prozent zurück – und zwar bei den RentnerInnen um 32,5 Prozent, bei den ArbeitnehmerInnen um 38,6 Prozent und bei den Kleinselbständigen um 40,3 Prozent. Am schlimmsten betroffen von Einkommensverlusten war dabei die jüngste Generation der Beschäftigten in Griechenland (sämtliche Zahlenangaben basieren auf einer Studie der unabhängigen Forschungseinrichtung DiaNEOsis aus Athen): die Einkünfte der jungen Leute bis zum 17. Lebensjahr schrumpften sogar um sage und schreibe 42 Prozent. Der „großen Verlierer“ der europäischen Austeritätspolitik in Griechenland war also vor allem die nachwachsende Generation, so auch die „Griechenland Zeitung“ (GZ) in ihrer neuesten Ausgabe vom vergangenen Mittwoch. Mit gleichem Recht könnte man auch formulieren: Wegreguliert in Griechenland wurde – vor allem anderen – das menschenwürdige Existenzminimum der Jüngsten im hellenischen Staat und damit auch, generationsbezogen ausgedrückt, die Zukunft Griechenlands.
Wahrlich, humanes und rationales Handeln der Politik sähe anders aus, in Europa und in diesem Land. Und es verwundert von daher nicht, dass die Dachgewerkschaft der Gewerkschaften in der Privatwirtschaft, die GSEE, für den Mittwoch dieser Woche zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen hat. „Der Terror der Parteien“ dürfe nicht siegen, heißt es dementsprechend in dem Aufruf der GSEE, die mit diesem Ganztages-Streik gegen die Verabschiedung des neuen Haushaltsentwurfs im Parlament protestieren will, und mit einer ihrer Hauptforderungen verlangt die GSEE dementsprechend auch eine Anhebung des Mindestlohnes auf 751,- Euro pro Monat und Arbeitskraft. Selbst die Gewerkschaft PANEM, die der kommunistischen Partei KKE nahesteht, schließt sich dieses Mal dem Ausstand an – heißt: sogar die Marxisten-Leninisten in Griechenland machen mehr oder minder erstmalig mit bei einer parteiübergreifenden Protestaktion. Eine Partei, die ansonsten auf totale Verelendung setzt, beteiligt sich zum ersten Mal einschränkungslos an einem „systemimmanenten“ Arbeitskampf. Ob der Proteststreik Erfolg haben wird, dürfte gleichwohl in den Sternen stehen. Denn nach wie vor steht die SYRIZA mit dem Rücken zur Wand, nach wie vor regieren die Euro-Staaten in Griechenland auf brutale Weise mit in das Regierungshandeln der SYRIZA hinein.
Gefragt wäre deswegen eigentlich, weit über die Grenzen Griechenlands hinaus, die Solidarität aller sozial-engagierten Parteien in der EU. Zu vernehmen ist davon allerdings nichts, zumindest bis zur Stunde nicht. Aber vielleicht ändert sich dieses ja noch.
Und damit auch heute wieder zu meiner abschließenden Bitte um weitere Unterstützung unserer Spendenaktion.
Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:
Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.
Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.
Mit herzlichen Grüßen wie stets
Euer Holdger Platta