Träumen wir von einer besseren Welt, indem wir sie realisieren!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

242. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Weiterhin kann ich von unserer Spendenaktion Gutes berichten, dank Eurer Unterstützung. Umfassender als in den Monaten davor ist uns wieder Hilfe möglich. Dass sich in Griechenland insgesamt die Lage nicht verbessert hat, wird niemanden überraschen. Um so wichtiger ist, dass wir “dran” bleiben an den Problemen. Die Beharrlichkeit der Nöte ist schlimm genug. Wir sollten sie auch weiterhin übertreffen mit unserer Beharrlichkeit, gegen diese Nöte anzugehen. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ich weiß, ich weiß: einen Bericht zu unserer GriechInnenhilfe ein weiteres Mal mit Zahlen zu beginnen, stellt nicht gerade eine journalistische Meisterleistung dar, die zu begeistern vermag (alle KollegInnen der schreibenden Zunft wissen das).

Gleichwohl möchte ich auch meinen heutigen Bericht erst mal mit ein paar Informationen zur neuesten Spendenlage beginnen. Es war ja im vorletzten Bericht von einer drohenden Katastrophe zu sprechen, beim letzten Bericht dann von einer bemerkenswerten Rettungsaktion durch Euch HdS-Leserinnen und HdS-Leser. Und heute nun also von einem durchaus bemerkbaren Fortgang eines wiedererwachten Engagements für die notleidenden Menschen in Griechenland! Und dies trotz der Tatsache, dass ich eine gute Woche lang pausiert habe mit neuen Mitteilungen zu unserer Spendenaktion. Ihr wisst: aus redaktionellen Gründen – genauer: aufgrund der Tatsache, dass auch unser Chefredakteur Roland Rottenfußer wahrlich verdientermaßen mal wieder einen kleinen Urlaub gemacht hatte.

Nun, das Ergebnis aus der letzten Woche vor dem 3. November war geradezu sensationell gewesen – für unsere Verhältnisse zumindest. 1.255,- Euro waren da binnen sieben Tagen auf unserem Hilfskonto eingegangen, überwiesen von 6 SpenderInnen an uns. Und gerne wiederhole ich nochmal, dass vor allem Renate H., eine HdS-Leserin und Spenderin seit langem, zu diesem neuerlichen Aufschwung unserer Hilfsaktion beigetragen hatte (allein von ihr waren 1.000,- Euro an uns überwiesen worden).

Beim positiven Trend, was unsere Spendeneinnahmen betrifft, ist es auch während der letzten knapp zwei Wochen geblieben – vor allem, wenn man das neue Ergebnis vergleicht mit dem, was in den vorangegangenen Wochen – ja: Monaten! – an Rückgang zu beobachten gewesen war (inklusive so mancher „Null-Woche“ dazwischen). Also: 12 SpenderInnen überwiesen vom 3. bis 16. November immerhin 790,- Euro an uns. Das bedeutet, dass wir mittlerweile wieder über gut 3.000,- Euro auf unserem Spendenkonto verfügen, davon jederzeit und sofort verfügbar rund 2.000,- Euro. Wer die genaue Zahl wissen will: heute Mittag, am Montag, den 16. November, lag der Kontostand für die GriechInnenhilfe wieder bei 3.184,80 Euro. Mit großem Dank und mit großer Erleichterung teile ich das mit! Und füge allerdings auch dieses Mal hinzu: möge sich das stabilisieren noch über die nächsten Wochen hinweg – selbst in einer Zeit, gar nicht mehr weit entfernt vom Weihnachtsfest, wo so manche andere – nebenbei: höchst verdienstvolle – Organisationen ebenfalls um Spenden nachsuchen bei Euch.

Was unsere konkreten Hilfsmöglichkeiten zur Zeit betrifft, so sind natürlich auch wir derzeit stark von der Corona-Krise betroffen. Unseren beiden Helferteams ist bis auf weiteres die Einreise nach Griechenland verwehrt: weder Evelyn und Tassos Chatzatoglou noch Uschi und Kalle Apel können in absehbarer Zeit direkt vor Ort, in Griechenland selbst, „nach dem Rechten sehen“. Aber: zum Glück können wir per Überweisung für Nothilfe sorgen – auch in dieser Hinsicht gab es schon mal andere Zeiten (etwa in der zweiten Jahreshälfte 2015 zum Beispiel). Und in einer Hinsicht müssen wir uns überhaupt keine Sorgen machen: dass unser Hilfsgeld in die falschen Hände gerät. Alle unsere “Außenhelfer” kennen die Hilfsbedürftigen und deren Notlagen persönlich. Keiner von Euch spendet also ins Blaue hinein!

Das gilt für Panagiota mit ihren drei Töchtern, in Megara wohnhaft, der wir auch weiterhin die Mietkosten bezahlen können. Das gilt für Alexander S., den verrenteten Schauspieler aus Athen, der immer noch auf die erste Auszahlung seines Ruhegeldes wartet. Das gilt, nicht zuletzt, für Laura, das zwölfjährige Mädchen aus Syrien, dem eine Tretmine beide Beine weggerissen hat. Im Fall von Laura können wir nun endlich auch die Rest-Rate für ihre Prothesen bezahlen, die – Ihr wisst es – alljährlich neu für sie angefertigt werden müssen, weil Laura eben immer noch wächst. Noch liegt uns die genaue Rechnung des Orthopädischen Instituts aus Athen nicht vor. Aber die Restsumme – die ich Euch noch mitteilen werde – wird unsere Möglichkeiten jetzt nicht mehr übersteigen.

Hinzukommt ein weiterer Patient, den wir nun schon seit langem betreuen: Dinoysis, der Junge mit einer leider sehr umfassenden Lebensmittelallergie, dem wir erneut mit 300,- Euro für seine zwingend erforderliche Spezialernährung unterstützen werden. Wie Ihr wisst, trägt die griechische Krankenkasse mit keinem einzigen Cent zu dieser überlebenswichtigen Maßnahme bei (eine Schande sondergleichen!). Bei Dionysis ist jetzt sogar noch eine Gelbsucht hinzugekommen, und selbst für die ärztliche Diagnostik dieser Erkrankung – einmal 60,- Euro, einmal 70,- Euro – erhalten die Eltern von Dionysis keinerlei Finanzhilfe vom grandiosen griechischen Gesundheitssystem! Um das Geld allein für diese Untersuchungen aufzubringen, war zunächst einmal die Schwester von Tassos eingesprungen. Nebenbei: auch dieses ein Merkmal speziell unserer Hilfsaktionen. Immer wieder können wir HelferInnen zurückgreifen auf Helfer und Helferinnen vor Ort – vor allem dank der Tatsache, daß Tassos Chatzatoglou noch zahlreiche verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen zu Menschen in Griechenland unterhält (was übrigens, in etwas kleinerem Maße, auch für Karl-Heinz Apel gilt: auch dieser kann sich mit Recht immer wieder auf UnterstützerInnen in Griechenland verlassen).

Vieles wäre nun zu berichten darüber, wie sich die Verhältnisse in Griechenland insgesamt entwickeln. Es wird Euch kaum wundern: nicht gut!

Die Corona-Krise beziehungsweise die Regierungspolitik gegen sie hat die griechische Tourismusbranche in diesem Jahr ein Minus von 80 Prozent beschert. Lediglich 2,68 Milliarden Euro konnten in diesem Jahr, zwischen Januar und August, erwirtschaftet werden.

Die Verschuldungsquote in Griechenland ist immer noch riesengroß: die Statistikbehörde ELSTAT ermittelte – wohlgemerkt! – für das Vorjahr, also für 2019, immer noch eine Verschuldungsquote von 180,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2018 hatte der Prozentsatz sogar noch bei 186 gelegen). Das entspricht einem Betrag von 331,1 Milliarden Euro. Und schon jetzt lässt sich sagen, daß 2020 einen neuen, noch schlimmeren Rekordwert präsentieren wird (Ursache auch dafür: die Regierungspolitik in Sachen Corona). Wobei an dieser Stelle ausdrücklich daran erinnert werden soll: es war die sogenannte „Hilfspolitik“ der EU, die sogenannte „Finanzrettung“ durch die Euro-Staaten, die Griechenland in diese wahnwitzige Verschuldungssituation hineinmanövriert hat (gemeinsam mit dem IWF, dem Internationalen Währungsfonds).

“Natürlich” will die SYRIZA angesichts dieser finanziellen und wirtschaftlichen Nöte Griechenlands Punkte sammeln für sich, so zum Beispiel anlässlich des neuen „Investitionsgesetzes“, das vor wenigen Wochen von der Regierung der „Nea Dimokratia“ im griechischen Parlament verabschiedet worden ist. Einer der Vorwürfe von Alexis Tsipras, nach wie vor Chef der SYRIZA: dieses neue Gesetzespaket ermögliche es jetzt auch, den Erstwohnsitz überschuldeter Personen versteigern zu lassen. In der Tat: schlimm genug, diese inhumane Enteignungspolitik (nebenbei, damit kein Missverständnis entsteht: es geht hier nicht um Villenbesitzer!). Doch vergaß der „radikale Linke“ Tsipras dabei, daß bereits unter seiner Regentschaft 25.000 Erstwohnsitze versteigert worden sind.

Überhaupt keine guten Nachrichten also aus Griechenland?

Nun, der Negativkatalog ließe sich noch unschwer ergänzen. Die Räumung eines sehr gut konzipierten Flüchtlingslagers auf Lesbos gehörte dazu, des PIKPA-Camps (in einem meiner nächsten Berichte mehr dazu!). Die völkerrechtswidrigen – ich sage: verbrecherischen – „Pushback“-Aktionen der griechischen Küstenwacht im östlichen Mittelmeer, mit Unterstützung der FRONTEX, der europäischen „Grenzschutz“-Flottille, heißt: das Zurückdrängen von Flüchtlingsbooten in türkische Gewässer. Auch darauf komme ich sicherlich noch in einem meiner nächsten Berichte zurück. Aber noch einmal gefragt: keine einzige gute Nachricht aus Griechenland?

Voilà, ich rechne dazu, daß nunmehr tatsächlich die Mehrheit der Ex-Führer der Nazi-Partei „Chryssi Avgi“ (= „Goldene Morgenröte“) hinter Gittern sitzt und die Staatsanwaltschaft damit gescheitert ist, die meisten von ihnen durch eine Bewährungsstrafe auf freien Fuß setzen zu lassen. 37 von insgesamt 50 Angeklagten haben inzwischen ihre Haftstrafen antreten müssen, teils wegen Beteiligung an Mordtaten, teils wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, darunter der vormalige Chef der Partei, Nikos Michaloliakos, und sein Pressesprecher Ilias Kassidiaris. Jedenfalls in dieser Hinsicht hat der griechische Rechtsstaat gesiegt. Dass er in anderer Hinsicht aufs erbärmlichste oder erbarmungsloseste versagt – beim Kampf gegen Verelendung und sozialen Abstieg unendlich vieler Menschen in diesem Land -, das muss an dieser Stelle ganz gewiß nicht mehr begründet werden. Wäre es anders, wäre unsere Menschenhilfe mittlerweile überflüssig wie eine Steuererleichterung für Amazon. Womit sich heute – für mich jedenfalls – der Kreis schließt: jawohl, wir mit unserer Spendenaktion sind notwendig nach wie vor. Wir möchten weiterhelfen, den Panagiotas und Lauras, den Alexanders und den Dionysis‘. Wir träumen von einer besseren Welt, indem wir sie zu realisieren versuchen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten, mit unseren – zugegeben – bescheidenen Mitteln. Und mit unserer Kritik an den Verhinderern einer besseren Welt! Also:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen
Euer Holdger Platta

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