Tsipras oder: Aufstieg in den Niedergang

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

150. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Einer immerhin ist mit der Politik von Alexis Tsipras zufriedern: er selbst. Beim Besuch von Angela Merkel bezeichnete der griechische Regierungschef sein Land als „Champion bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit und bei der Durchsetzung von Reformen“. Peinlicher geht’s nicht mehr. Nicht nur müssen sich die Not leidenden Griechinnen und Griechen, von denen unser Autor Woche für Woche berichtet, durch solche Äußerungen geradezu verhöhnt fühlen – es ist auch nachweislich die Unwahrheit. Wenn etwas hilft, um das dramatische Staatsversagen in Griechenland wenigstens in einigen Fällen zu kompensieren, dann sind es hilfsbereite Privatpersonen – z.B. die Spenderinnen und Spender unserer Hilfsaktion.  Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

sagen wir so: was unsere Hilfsaktion für notleidende Menschen in Griechenland betrifft, sind wir auch weiterhin auf einem guten Wege, und ich kann auch weiterhin über einige gute Ereignisse berichten. Deutlich anders hingegen sieht es aus, wenn wir auf die Gesamtlage in diesem geplagten Land blicken. Da überwiegen nach wie vor die schlechten Nachrichten – woran auch Sprüche der Gesundbeterei nichts ändern, etwa vom griechischen Premierminister Alexis Tsipras anläßlich des Merkelbesuches letzte Woche in Athen. Aber der Reihe nach:

Selbst in der dritten Woche des Monats Januar, während der Tage vom 14. bis 21.01.2019, ging ein relativ hoher Spendenbetrag auf unserem IHW-Konto ein: fast 300,- Euro – genauer: 280,- Euro, überwiesen von 4 HdS-Leserinnen und HdS-Lesern an uns – durften wir als Zuwachs verbuchen. Und das waren fast 100,- Euro mehr als in der Woche davor mit ihren 195,- Euro insgesamt (SpenderInnenzahl ebenfalls 4). Positive Folge Eurer Hilfsbereitschaft:

Auch Auslagen für Hilfsaktionen, bei denen unser Griechenlandreisender Tassos Chatzatoglou erst einmal in die Vorlage getreten war, können nun an unseren “Außenhelfer” nachüberwiesen werden. Hauptbeispiel: den verarmten Menschen im “Einzugsbereich” von Korydallos, der Sozialstation, die wir schon seit längerem unterstützen, mit Geldbeträgen, und die auch uns schon seit längerem unterstützt, mit ihrer Arbeit vor Ort, diesen rund 300 notleidenden Menschen konnten wir zu Weihnachten wenigstens eine kleine Freude machen, mit 3.000,- Euro, und Tassos bekommt jene 1.500,- Euro, die er aus eigener Tasche vorgestreckt hatte, in den nächsten Tagen von unserer Seite aus zurück! Mein Dank gilt also im gleichen Maße Euch wie ihm, im Namen unserer gesamten Aktionsgruppe. Herzlichen Dank kann ich Euch an dieser Stelle auch aus Korydallos weitervermitteln! Und eine weitere gute Nachricht betrifft unsere “Paten”familie Panagiota K. aus Megara nahe Athen:

Ihr erinnert Euch: Panagiota K. mit ihren drei Töchtern schien unmittelbar von einem neuerlichen Wohnungsverlust bedroht. Der Vermieter hatte die gesamte Liegenschaft an ein – ausländisches – Immobilienkonsortium verkauft, eine Kündigung der Unterkunft schien für die Betroffenen unmittelbar bevorzustehen (ich hatte Euch, vor einigen Wochen schon, mitteilen müssen, dass in Griechenland das Gesetz die Menschen nicht mit deren Mieterrechten schützt, wenn es einen Eigentümerwechsel gibt). Doch neuesten Auskünften von Tassos zufolge ist Panagiota K. mit ihren drei Töchtern nicht mehr von einer Kündigung bedroht, zumindest nicht unmittelbar, in absehbarer Zeit.

Hinzukommt, dass – im Fall eines Falles – uns allen mindestens zwei Monate zur Verfügung stehen würden, um für die Betroffenen eine neue Wohnung finden zu können. Und auch dieses sollte nicht unerwähnt bleiben: abgesehen davon, dass selbstverständlich auch wir HelferInnen vom Aktionsteam bereit wären, unseren Finanzierungsanteil aufzustocken, wenn gegebenenfalls eine neue und teurere Wohnung angemietet werden müsste, hat auch Familien”patin” Bettina Beckröge ihre Bereitschaft erklärt, den eigenen Beitrag für eine eventuell teurere Neuwohnung aufs deutlichste zu erhöhen: von 100,- Euro auf dann gegebenenfalls 200,- Euro. Heißt als Fazit mithin:

Bis auf weiteres scheint die Gefahr eines Wohnungsverlustes für Panagiota K. und ihre drei Töchter erstmal gebannt zu sein. Und wenn sich die Erforderlichkeit eines Wohnungswechsels dennoch ergeben sollte, werden uns Zeit und Geld genügend zur Verfügung stehen, um die betroffene Familie vor der Obdachlosigkeit bewahren zu können. Nochmaliger Dank an dieser Stelle auch an Bettina Beckröge, die dann als finanzielle Helferin bereitstehen wird! Und abschließend zu diesem Berichtsteil:

Auch zahlreichen anderen Menschen, die zu unseren Betreuten zählen, geht es zur Zeit so einigermaßen gut, oder wir von unserem Hilfsteam sind in der Lage, Dank Eurer beharrlichen Spendenbereitschaft, drohende Notsituationen abwenden zu können – egal, ob das medizinische Hilfen betrifft oder Überbrückung von Rentenausfällen, Lebensmittelzahlungen oder Stromkostenerstattungen. Woraus, ganz allgemein gesprochen, deutlich wird: wir helfen – es sei betont: bei einer ganzen Reihe von Menschen, gleichwohl bei einer äußerst begrenzten Anzahl von Menschen –, wo der griechische Staat seit langem vielen Millionen Menschen gegenüber völlig versagt, sekundär aus eigener Willfährigkeit gegenüber den Euro-Staaten, primär, weil die Euro-Staaten genau diesen Gehorsam der griechischen Regierung wieder und wieder abverlangt haben.

Wir helfen also in Bereichen und in Belangen grundlegender Existenzsicherung schlechthin. Wir helfen, jawohl, das stimmt, aber wir helfen in einem Maße, das lediglich das Überleben mancher Menschen abzusichern vermag, mehr nicht! Niemand von uns gibt sich dem narzißtischen Irrglauben hin, in der Lage zu sein, auch nur ein einigermaßen menschenwürdiges Existenzminimum für einige Menschen sicherstellen zu können. Was wir da leisten, ist Nothilfe, mehr nicht! Aber hinzugefügt sei: es ist Nothilfe, die gleichwohl aufs dringlichste erforderlich ist! Und wir sind dankbar dafür – unendlich dankbar dafür! –, dass Ihr uns bei dieser Arbeit wieder und wieder mit Eurer Beharrlichkeit helft!

Gestattet mir heute, an dieser Stelle, nur noch einen kürzeren Blick auf die sogenannte große Politik zu werfen, auf einen Satz, den allen Ernstes der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras von sich gegeben hat, als er sich am Donnerstag der vergangenen Woche, gemeinsam mit Angela Merkel, der Weltöffentlichkeit präsentierte, bei einer Pressekonferenz. Tsipras gab bei dieser Gelegenheit tatsächlich den Satz von sich, mit seiner Politik sei Athen – er meinte wohl: europaweit – zum „Champion bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit und bei der Durchsetzung von Reformen“ geworden.

„Reformen“, „Champion“? – Weiß der Mann mittlerweile noch, was er sagt? Ist ihm bewusst, in welchem Jargon er da mittlerweile gelandet ist? Die Politik der Verelendung von Millionen von Menschen in Griechenland soll so etwas wie „Reformpolitik“ sein? Ist auch diesem Herrn – wie der gesamten bundesdeutschen Sozialdemokratie – der präzise Wortsinn dieses Begriffes „Reform“ inzwischen völlig abhanden gekommen? „Reformen“, das hat von Wortgeschichte und Wortbedeutung her mit „Wiederherstellung“ zu tun, und zwar mit Wiederherstellung eines guten früheren Zustandes, oder mit Verbesserung des Bestehenden. Man schaue in einem x-beliebigen Fremdwörterbuch nach! Was wäre bei dieser Zerstörungspolitik des Menschlichen in Griechenland „Wiederherstellung“ eines früheren und guten Zustandes gewesen – oder Neuordnung der Verhältnisse zu einem Besseren hin? Muß man in einer Blase leben, um solche Blasen von sich zu geben?

Und weiß dieser Mann tatsächlich nicht, dass in puncto „Reduzierung der Arbeitslosigkeit“ Griechenland Fast-Schlusslicht darstellt in der EU? Fast zwanzig Prozent Arbeitslose nach wie vor in Griechenland insgesamt, über 36 Prozent Arbeitslosigkeit bei der Jugend in Griechenland: kennt der hätschelnd-gehätschelte Gastgeber der Dame Angela Merkel tatsächlich die wahren Arbeitslosenzahlen in Europa nicht? Sollte tatsächlich ein Alexis Tsipras nicht wissen, was spätestens seit letzter Woche jeder HdS-Leser und jede HdS-Leserin zu wissen vermag, nachzulesen in meinem letzten Bericht zu unserer Hilfsaktion? Die Tatsache nämlich, dass es Portugal war, das während der letzten drei Jahre die Gesamtarbeitslosigkeit im eigenen Land auf 6,7 Prozent abzusenken verstand – dank einer Politik, die gerade nicht auf Austeritäts- , sprich: Vernichtungspolitik, setzte, die sich vielmehr in den erklärten Widerstand gegen die eiskalten Bevormundungsversuche eines Wolfgang Schäuble begab?

Wir sprechen hier, Woche für Woche, mit Fakten, Zahlen und Augenzeugenberichten belegt, vom Elend der Menschen in Griechenland, und Tsipras faselt was von „Championship“? Was ist da passiert, das den aufrechten Mann des Widerstandes vom Anfang des Jahres 2015 derart erbärmlich zu einem Mann der Katzbuckeleien werden ließ? Ist ihm tatsächlich der persönliche Niedergang nicht bewusst bei diesem miserablen Aufstieg in die höchsten Höhen der europäischen Politik? Und, die wichtigste Frage am Schluss: Warum müssen Millionen von Menschen in Griechenland bezahlen dafür, solch bestbezahlte Politiker an ihrer Spitze zu sehen?

Und damit erneut meine abschließende Bitte um Unterstützung unserer Spendenaktion.
Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Euer Holdger Platta

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