Umarmt die Erde!

 In FEATURED, Kultur, Politik

Ein Musikvideo aus Russland feiert das Leben, das nur in Friedenszeiten wirklich lebenswert ist — Voraussetzung dafür ist, dass wir „einfach Mensch werden“. Es ist gut, dass zumindest einige westliche Künstler in ihren Liedern freundlich über Russland gesprochen haben. Russische Lieder sind jedoch auch in antimilitaristischen Kreisen bisher eine Seltenheit. Der Komponist und Trompeter Markus Stockhausen hat ein beindruckendes Video gefunden, das das Ergebnis der Zusammenarbeit vieler russischer Künstlerinnen und Künstler ist: „ЖИТЬ“ (leben). Die einander abwechselnen Stimmen bringen im Grunde einfache, emotionale Botschaften zum Ausdruck: „Wie kann man die Mutter wegnehmen von einem Kind, das fünf Jahre alt ist?“ Eine universelle Friedenssehnsucht kommt darin zum Ausdruck. Neben Bildern einer wünschenswerten friedlichen Zukunft gibt es auch solche von Leid und Zerstörung. Dazu sagen die Mitwirkenden entschieden „нет“ (nein). Ein Text zu der Aktion #Friedensnoten. Markus Stockhausen

Ist es zu viel gewünscht, sich nach wirklichem Frieden zu sehnen? Wie sehr wünsche ich mir für alle Kinder dieser Welt eine glückliche, friedliche Zukunft.

Jahrtausendelang haben wir auf der Erde Kriege gehabt, es ist genug. Im aktuellen Russland-Ukraine-Krieg starben bereits mehrere hunderttausend Soldaten und tausende Zivilisten. Wofür? Wofür? Wofür? Was wurde erreicht? Nichts. Alles ist nur schlimmer geworden.

Ein ganz anderes Bewusstsein und Verhalten der Menschen sollte und kann kommen, ein Bewusstsein der gegenseitigen Wertschätzung und Unterstützung. Ein Leben in Freiheit und Gerechtigkeit für alle. Dafür brauchen wir gute Lebensbedingungen für alle, gute Bildung, Fürsorge. Es ist absolut machbar. Es gibt genug für alle, und wenn wir uns alle gegenseitig helfen, kann das Leben auf der Erde blühen.

Das einfachste Empfinden von Vertrauen, Anerkennung, ja Liebe zu allen Wesen sollte vorgelebt und gelehrt werden. Eine Herzensbildung. Denn losgelöst vom Herzen vermag der Intellekt allein nicht, ein harmonisches Leben zu organisieren.

Er kann zwar wunderbar zielorientiert arbeiten, doch wenn das Herz nicht dazu kommt, bleibt der Intellekt kalt und kann unmenschlich werden, so wie wir es heute vielfach erleben. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die technischen Entwicklungen sind erstaunlich, aber die ethische Herzensbildung wird leider noch stiefmütterlich vernachlässigt. Zu sehr bestimmen Macht und Gier, kurz der Egoismus das weltliche Leben.

Schaffen wir endlich Frieden auf Erden, indem wir alles feindliche, unharmonische und zerstörerische Verhalten beenden. Finden wir Frieden in uns selbst, lösen wir die inneren Konflikte und können so beitragen zum Weltfrieden. Und leben wir den Frieden in unseren Worten und Handlungen. Liebe zum Leben, für alle Wesen. Friedliche Koexistenz mit allem Leben, auch den Tieren, Pflanzen und der Erde.

Ich habe ein russisches Friedensvideo gesucht. Dieses entstand vor 6 Jahren mit vielen Mitwirkenden. 51 Millionen Mal (!) wurde es angehört. Auch wenn es etwas populär oder sentimental gemacht ist, kommt doch eine sehr starke und ehrliche Botschaft rüber. Danke an meinen Freund, den Musiker Arkady Schilkloper, der mir das Musikvideo „Leben“ empfahl.

Григорий Лепс, Тимати, Вика Дайнеко, Николай Расторгуев и другие „ЖИТЬ“

Lyrik:

LEBEN

Wie kann man ein Leben wegnehmen?
Wie kann man das Licht ausmachen?
Wie kann man die Mutter wegnehmen
von einem Kind, das fünf Jahre alt ist?
Nein. Nein. Nein.
Nein. Nein. Nein.

Dem Menschen ist das Wissen nicht gegeben,
wie lange er leben wird.
Aber er hat die Wahl,
wie er mit seiner Zeit umgeht.
Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.

Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.

Wie lernt man in der Welt, in Frieden zu leben?
Lieben können, Vergeben können.
Und sich aufopfern. Und sich aufopfern.

Leben. Leben. Leben.

Wie lernt man, einfach zu leben?
Mit Menschen zusammen sein, die mir nahe sind.
Zusammen träumen, zusammen lieben,
und jeden Augenblick wertschätzen.

Wie kann man einem Feind vergeben?
Wie geht man nicht zu weit (überschreitet die rote Linie)?
Wie kann man die Tränen zurückhalten,
den Sonnenaufgang vor sich sehen,
hoffen und glauben?

Die Vergangenheit kann nicht zurückgebracht werden.
Und das ist der Sinn des Lebens in der Zukunft:
Weitergeben, schützen und vergeben,
unsere Kinder werden hier noch leben.

Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.

Leben. Leben. Leben.
Glücklich zusammen im Himmel schweben.
Mit dem Traum leben!
Und das Morgenrot kommt wieder
und umarmt die Erde,
und umarmt die Erde.

Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.
Leben. Leben. Leben.

Wie lernt man, im Frieden leben?
In der Umarmung vom Morgenrot
einfach lieben, einfach träumen,
mit seinem Herzen die Welt wärmen.

Zwei Rapper:

„Ich kann mich an meine 18 erinnern,
Musik, Sport, der Wille, sich zu ändern.
Damals glaubte keiner an meinen Erfolg.
Trotzdem konnte ich groß werden.
Ich erinnere mich, wie alle riefen:
„Pass auf!“
Studium, Arbeit – unmöglich!
Die einzige Chance, der einzige Sohn,
Diplom der Uni Moskau – das war die Erwartung an mich.

In meiner Geschichte ist alles anders:
War raus aus der Uni, hatte kein Lob zuhause,
dann meinte einer meiner Bekannten:
Der Reichste im Land kommt aus einem Waisenhaus.

Ich hab die Diagnose gehört, war im Krankenhaus,
hab ihnen in die Augen geschaut, direkt in ihre Gesichter:
Keinerlei Mutlosigkeit, der (mein) Wille zu leben,
nicht nur ein paar Jahre, mindestens dreißig.
– Mindestens dreißig? Hundert!

Kein „Was wenn…“, kein „aber…“
Mutlosigkeit zieht Dich wie ein Anker nach unten.
Es ist an der Zeit, alles zu ändern,
es ist schon entschieden!

Ich habe mich selbst gemacht.
Und Du bist doch nicht schlechter.
Du kannst das auch so,
Du bist doch nicht schlechter.
Ergreife die Chance mit eigenen Händen,
verändere Dein Leben mit uns.

Chor:

Leben. Leben. Leben.
Wie lernt man, einfach zu leben?
Keinen Krieg führen, niemanden töten,
sondern einfach Mensch sein.
Einfach ein Mensch werden.

Einfach Leben.

Medienpartner

Nacktes Niveau (Paul Brandenburg), Punkt.preradovic, Kaiser TV,
Hinter den Schlagzeilen, Demokratischer Widerstand,
Eugen Zentner (Kulturzentner), rationalgalerie (Uli Gellermann), Protestnoten, Radio München (Eva Schmidt), Basta Berlin, Kontrafunk und Ständige Publikumskonferenz.

Weitere können folgen.

Markus Stockhausen, Jahrgang 1957, ist Trompeter, Komponist und vielseitiger Grenzgänger. 25 Jahre lang spielte er mit seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen. Markus komponierte unter anderem für die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, die London Sinfonietta und das Metropole Orkest. Heute konzertiert er international mit eigener Musik. Er erhielt den „WDR-Jazzpreis“, die „Silberne Stimmgabel“, den „JTI Jazz Award“, „Echo Jazz Preis“ und den „Deutschen Jazzpreis“. Seit vielen Jahren leitet er Seminare zum Thema „Intuitive Musik“ und „Singen und Stille“. Er veröffentlichte über 90 CDs und sein Interesse gilt der „Transformation durch Klang“. Seit Oktober 2022 gibt er immer wieder Konzerte unter dem Titel „langetönefürdenfrieden“. Weitere Informationen unter markusstockhausen.de.

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Dank an Manova, www.manova.news, wo dieser Artikel zuerst erschienen ist.

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