Umfragen – Meinungsmacht und Gradmesser für Meinungsmache

 In Medien, Politik (Inland)

Wer sich gestern den Deutschlandtrend der Tagesthemen angeschaut hat, musste sich verwundert die Augen reiben. Plötzlich soll ausgerechnet Olaf Scholz der beliebteste Politiker Deutschlands sein und gleichzeitig erzielt das designierte neue SPD-Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans verheerende Zustimmungswerte. Das sah zu Wochenbeginn noch anders aus. Aber das war ja auch noch vor der massiven Kampagne gegen jede auch nur noch so kleine Änderung des SPD-Kurses, die in dieser Woche über alle Kanäle auf die Öffentlichkeit einprasselte. Diese Umfragen zeigen einmal mehr, welche Meinungsmacht die klassischen Medien in unserem Land haben und welche Sisyphos-Aufgaben auf die progressive Gegenöffentlichkeit noch zukommen. (Quelle: Nachdenkseiten)
https://www.nachdenkseiten.de/?p=56899

Anzeigen von 7 Kommentaren
  • Peter Boettel
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    Dass im ARD-Deutschlandtrend Olaf Scholz als beliebtester Politiker gelten soll, kann doch nur als Meinungsmanipulation bezeichnet werden.

    Es ist zu fragen, wie die Fragen gestellt wurden, an wen sie gerichtet wurden, wo sie gestellt wurden (bei einem Seeheimer-Treffen oder beim CDU-Parteitag?).

    Denn auf welche Werte könnte sich Olaf Scholz berufen? Dass er die Austeritätspolitk seines Vorgängers Schäuble fortsetzt? Dass er gegen Steuerhinterzieher untätig ist bzw. sie mit Samthandschuhen anfasst? Dass er zwar einerseits die Schwarze Null predigt andererseits aber den Kriegsetat erhöht und dazu noch Ausgaben für Militär in anderen Einzeletats untergebracht hat?

    Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass aufrechte oder ehemalige Sozialdemokraten oder andere Normalbürger, die sich von der SPD gerade wegen dieser neoliberalen Politik der Bundesregierung getäuscht sehen, ausgerechnet Scholz zum beliebtesten Politiker küren.

    Aber hier war sicherlich Meinungsmache im Spiel, um die Wahlchancen von Scholz zu erhöhen?

    • heike
      Antworten

      Denn auf welche Werte könnte sich Olaf Scholz berufen? Dass er die Austeritätspolitk seines Vorgängers Schäuble fortsetzt? Dass er gegen Steuerhinterzieher untätig ist bzw. sie mit Samthandschuhen anfasst? Dass er zwar einerseits die Schwarze Null predigt andererseits aber den Kriegsetat erhöht und dazu noch Ausgaben für Militär in anderen Einzeletats untergebracht hat?

      Die meisten Leute beschäftigen sich nicht eingehender mit Politik (aufgrund von Zeitmangel wegen Arbeit, familiären Verpflichtungen, anderen Interessen) und “hören” nur auf ihr Bauchgefühl. Wenn man Olaf Scholz ohne Background-Informationen im Alltag kurz erlebt (auf Fotos oder in kurzen Tagesschau-Auftritten), dann eckt dieser Mann nicht an, fällt nicht unangenehm auf, vermittelt eine gewisse Bodenständigkeit (und damit Sicherheit). Das reicht den Leuten. Sie wollen Sicherheit – die Sicherheit, dass sie ihr Leben ohne allzu große Katastrophen wie gewohnt fortsetzen können.

      Austeritätspolitik beenden, Steuerhinterzieher zur Rechenschaft ziehen und den Militäretat senken – dagegen hätten sicher viele Leute auch nichts, aber sie haben Angst, dass sie mit diesen Maßnahmen ihre Sicherheit verlieren. Das ist der Punkt. Und wer vermittelt den Leuten dieses Gefühl, worauf beruht es?

      Auf einer schweigenden Vereinbarung der Mehrheit mit der Politik, dass das Volk nicht leiden muss, wenn es andere Völker leiden lässt?

      Und ist das wirklich so? Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Armut bedroht oder arm – und es werden auch nicht weniger werden, wenn Europa die Griechen verarmen lässt.

      Jetzt hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz auf Bitte von neun weiteren EU-Finanzministern einen Gesetzentwurf zur Durchführung von Finanztransaktionsteuern vorgestellt. Diese Scholz´sche Finanztransaktionssteuer sieht eine Besteuerung von 0,2 Prozent auf Aktien von Unternehmen mit einer Finanzkraft von mehr als einer Milliarde Euro vor. Derivate und Anleihen sind völlig von der Steuer ausgeschlossen. Sven Giegold von den Grünen (https://sven-giegold.de/boersensteuer-scholz-entwurf/) nennt den Entwurf einen Etikettenschwindel, der die Ursprungsidee der Finanztransaktionssteuer von Attac unterläuft, nämlich die Globalisierung ein Stück gerechter zu machen und die Armut in der Welt zu bekämpfen.

      Und genauso wird Meinung gemacht. Manche Leute haben vielleicht schon mal etwas von einer Finanztransaktionssteuer gehört und sie als etwas Gutes gegen die Allmacht des Finanzkapitals abgespeichert – diese Pluspunkte heimst sich Scholz dann ein – und das Kapital lacht sich ins Fäustchen …

      Wenn man Politik für die einfachen Leute machen will, dann muss man immer wieder mit ihnen reden und die Dinge erklären.

  • Ruth
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    Meinungsforschung und Unabhängigkeit – nur eine Frage des Glaubens!

     

    Infratest dimap – ARD/ZDF

    Forsa – galt mal als SPD nah

    Allensbach – CDU nah

    Bertelsmann Stiftung – erklärt sich von selbst

     

    So viel zu den Statistiken der Meinungsforscher…..wie gewünscht, so erstellt und für „gut” befunden!?

    Hat schon immer funktioniert, sogar analog!

     

     

     

  • manfred
    Antworten

     21.11.2019:

    Die frühere Fraktionschefin der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, ist unter den Wählern in Deutschland beliebt wie nie. Im wöchentlichen FOCUS-Ranking des Instituts INSA erreicht Wagenknecht diese Woche 114 Punkte (plus sieben Punkte zur Vorwoche) und rangiert damit erstmals auf Platz 1 der Gesamtliste von insgesamt 22 Spitzenpolitikern.

    Das komplette Ranking:

    1 (↑2) Sahra Wagenknecht 114 (+7)

    2 (↓1) Angela Merkel 111 (+1)

    3 (=) Robert Habeck 110 (+3)

    4 (=) Friedrich Merz 102 (-3)

    5 (↑11) Annalena Baerbock 100 (+7)

    6 (↑7) Jens Spahn 100 (+4)

    7 (↓5) Markus Söder 98 (+/-0)

    8 (↓6) Olaf Scholz 97 (+1)

    9 (↓8) Christian Lindner 96 (+1)

    10 (↓9) Armin Laschet 96 (+1)

    11 (↓10) Wolfgang Kubicki 93 (-1)

    12 (=) Norbert Walter-Borjans 89 (-3)

    13 (↑14) Dietmar Bartsch 85 (+3)

    14 (↓13) Kevin Kühnert 84 (-1)

    15 (=) Lars Klingbeil 83 (+3)

    16 (↑20) Linda Teuteberg 75 (+9)

    17 (↑19) Paul Ziemiak 75 (+5)

    18 (=) Annegret Kramp-Karrenbauer 72 (+1)

    19 (↓17) Klara Geywitz 69 (-3)

    20 (↓16) Saskia Esken 69 (-4)

    21 (↑22) Alexander Gauland 58 (+2)

    22 (↓21) Alice Weidel 57 (+1)

  • Ruth
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    Wer sich über INSA informieren möchte: Artikel zeit.de, Meinungsforscher im postfaktischen Umfeld, 24.1.2019

     

  • manfred
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    Postfaktisches Umfeld ist eine Beschönigung für die Propaganda der Reichen:

    Praktisch hat die Herrschaft des Postfaktischen zur Folge, dass kontroverse Ansichten auf irrationale Weise entschieden werden, durch Überredung, Intrige oder Krieg – im Überlebenskampf der Ideenträger. Kurz: Jenseits der einen Wahrheit gibt es keine Zivilisation, keine Toleranz, keine Demokratie.

  • Ruth
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    Wer den ausführlichen Artikel nicht lesen möchte: Diesem Institut wird eine Nähe zur AfD zugeschrieben.

    Somit dient die Nennung dieses Instituts „faktisch“ der Meinungsbildung – bezüglich „unabhängige“ Meinungsforschung.

     

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