Unfassbare ORF-Schlachtshow: Daniela Böhm protestiert

 In Daniela Böhm, Medien, Umwelt/Natur
Da denkt man doch zwingend daran, ein Gewehr auf ihn zu richten und abzudrücken ...

Da denkt man doch zwingend daran, ein Gewehr auf ihn zu richten und abzudrücken …

Ein Mann richtet einen Gewehrlauf auf einen harmlos auf einer Weide stehenden Ochsen. Kurz vor dem Schuss wird abgeblendet. Kurz darauf sieht man Männer in den Eingeweiden des Tiers wühlen, sieht Beile und Sägen – der Ochse wird zerschnitten und in Einweckgläser gepackt. Fleisch wird in der Pfanne gebrutzelt und genüsslich verzehrt. Wie nennt man so was? Grausamkeit? Geschmacklosigkeit? Es handelt sich um modernes Fernsehentertainment. Offenbar gibt es im Sendebereich des ORF dafür einen “Markt”. Anstatt den Menschen durch deutliches Zeigen des Schlachtvorgangs das Fleischessen abzugewöhnen, setzt man auf systematische Desensibiliserung. Alles ist erlaubt, sofern es nur “bewusst” durchgeführt wird. Wirklich? Die Tierschützerin Daniela Böhm liest den Fernseh-“Unterhaltern” die Leviten. Der unfassbar geschmacklose Trailer zur Fernsehserie kann hier erlitten werden:
https://www.facebook.com/OCHS-IM-GLAS-1481007712127048/

Sehr geehrte Damen und Herren des ORF,

das flaue Gefühl in meiner Magengrube dauerte am Dienstag, den 20.10., den ganzen Tag an. Genauer gesagt seit dem Moment, als ich in der Tiroler Tageszeitung die Ankündigung zu der „Dokureihe“ „Ochs im Glas“ gelesen hatte. Zunächst mit ungläubigem Schrecken, als ich auf das Bild von drei Männern vor einem niedergestreckten Ochsen starrte und dann mit wachsendem Entsetzen beim Lesen des Artikels. Es gibt viel Gruseliges am TV-Himmel, dieses Spektakel übertrifft mal wieder meine Erwartungen. „Tierleichenfledderei“ wäre ein passenderer Titel gewesen. Oder vielleicht „Leichenseziererei“.
„Es sind ja nur Tiere“, sagen Sie jetzt vielleicht.
„Es sind Lebewesen und jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben – das impliziert allein schon der Begriff“, möchte ich Ihnen darauf antworten.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Mann kehrt von einer Reise aus China und Vietnam zurück und beschließt einen Film zu drehen, in dem ein Golden Retriever und ein Yorkshire Terrier vor laufender Kamera getötet, zerlegt und eingekocht werden. Der Mann will damit zeigen, dass Hundefleisch gut schmecken kann, schließlich ist das in China und anderen Ländern an der Tagesordnung.
„Abartig, pervers und furchtbar – allein die Vorstellung“, könnten Ihre Gedanken hierzu sein. „Niemals würden wir so etwas senden.“
Nein, natürlich nicht, denn dann würden die Einschaltquoten des ORF in einem schwarzen Loch verschwinden.
Abartig, pervers und furchtbar – das ist für mich „Ochs im Glas“. Der vermeintliche Unterschied in unseren Breitengraden ist „menschgemacht“ – das eine ist ein Haustier und das andere ein sogenanntes Nutztier. Doch die anmaßende Rechtssprechung des Wesen Mensch über Leben und Tod ist bekannter Maßen alles andere als unfehlbar – die Geschichte hat es unzählige Male bewiesen.
Und in einer Folge wird das arme Tier dann dabei gefilmt, wie es sterben muss – etwas unglaublich Respektloses – es wird „live“ getötet – das ist natürlich nicht wirklich live – sondern freilich schon etwas her, denn die Dokumentation ist ja bereits abgedreht.
„Alles habe seine Berechtigung, solange man es nur bewusst mache.“ So der Fotograf Ingo Pertramer, dem also die Idee zu dieser „Challenge“ durch ein altes Kochbuch aus dem Jahr 1912 gekommen ist. Innerhalb von zwei Wochen wird ein ganzer Ochse für die Zuschauer zerlegt und von drei Männern Stückchen für Stückchen, Scheibchen für Scheibchen, zu einer haltbaren Konserve in 1000 Gläschen verarbeitet.
Ich frage Sie: Würden Sie ihren Kindern diesen Satz mit auf den Weg geben: „Alles hat seine Berechtigung, solange man es nur bewusst macht.“?
Also solange man ein Tier bewusst umbringt, ist es berechtigt. Und was ist mit oben genannten Hunden? Oder gar … Menschen? Blutige Kriegstreiber finden diesen Satz sicher in Ordnung. Und so manch anderer Verbrecher bestimmt auch.
„Nun ja, wieder so eine radikale und extreme Veganerin“, denken Sie unter Umständen beim Lesen meines Briefes. „Diese vegane Utopie ist und bleibt eine Utopie.“
Wissen Sie, was Utopie ist? Die Mär von glücklichen toten Tieren.
Tot ist tot. Dem Leben gewaltsam durch Menschenhand entrissen zu werden ist kein Glück, sondern Unglück. Für eine Dokumentation vor laufender Kamera abgeknallt zu werden, ist zutiefst grausam. Mir zerreißt es im Nachhinein das Herz für das arme Tier.

In Zeiten, in denen eine stetig wachsende Zahl der weltweiten Bevölkerung erkennt, dass wir einen Bewusstseinswandel gegenüber dem Leiden der Tiere brauchen und selektive Empathie jeglicher Rechtfertigung entbehrt, strahlt der ORF eine Sendung aus, die bar jedweden Respekts und Mitgefühls gegenüber dem Wesen Tier ist.
Das finde ich über alle Maßen betrüblich und traurig.
„Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.“
Christian Morgenstern.

MfG

Daniela Böhm

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