Unsere Hilfe ist erforderlicher denn je

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

219. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Schlechte und gute Nachrichten zu unserer Hilfsaktion, ausschließlich negative Nachrichten, was die Situation in Griechenland betrifft. Unser Beistand für die notleidenden GriechInnen ist daher mehr denn je gefragt. Erneut also unser Appell, die Überlebensprobleme der Bedürftigen in Griechenland lindern zu helfen. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

leider: unsere Spendenbitte aus der letzten Woche blieb ohne Erfolg. Gingen in der Vorwoche, überwiesen von 4 UnterstützerInnen, 430,- Euro auf unserem Hilfskonto ein, mussten wir während der letzten Woche ein Null-Ergebnis registrieren. Gleichwohl kann ich eine sehr positive Nachricht vor-ankündigen:

Konstantin Wecker wird für unsere GriechInnenhilfe 3.000,- Euro zur Verfügung stellen – ermöglicht durch den großen Spendenerfolg für sein letztes Streaming-Konzert im Internet (Geld, das vorrangig den wegen der Corona-Krise notleidenden Künstlerinnen und Künstlern zugutekommen soll). Selbstverständlich habe ich Konstantin Wecker schon direkt für diese enorme Hilfe gedankt. Aber sehr gerne danke ich ihm auch auf diesem Wege nochmal.

Dann kurz noch die Nachricht, dass wir das Problem mit der leider sehr zeitaufwendigen Geldumtauscherei von Schweizer Franken in Euro gelöst haben (ich berichtete in den letzten Wochen über diesen Spendeneingang). Ich habe in Göttingen eine sogenannte „Reisebank“ ausfindig gemacht, in der man ausländische Geldscheine sofort in unsere Währung umtauschen kann. Diese Bank liegt ebenfalls in der Innenstadt von Göttingen, gerademal 1 Kilometer von unserer Vereinsbank, der Sparkasse Göttingen, entfernt. Nochmal zum Hintergrund:

Unsere Schweizer Spenderin möchte, dass uns ihre Zuwendungen ohne hohe Gebührenabzüge zugutekommen. Natürlich war es eine Selbstverständlichkeit für mich, ihr den Eingang ihrer postalisch übersandten Spende im Rahmen meiner Berichte unverzüglich zu bestätigen – inklusive der Information, dass Anrechnung dieser Spende erst möglich ist, wenn dieses Geld auch tatsächlich bei uns eingezahlt worden ist. Problem gelöst? – Ich hoffe doch.

Inzwischen bereiten wir uns auf eine Reihe neuer Hilfsaktionen vor. Der Reihe nach:

  • Zunächst gibt es einen neuen Hilfsfall, über den mich Tassos Chatzatoglou ausführlicher informiert hat: es handelt sich um Georgios Lavdas, einen sechsjährigen Jungen, der unter einer schweren Hirnschädigung leidet (Invalidität: 95 Prozent). Er benötigt zunächst ganz dringend Windeln – deren Kosten “selbstverständlich” von der griechischen Krankenkasse nicht übernommen werden. Wir veranschlagen zunächst 150,- Euro dafür.
  • Dann wartet Alexander, der arbeitslose Schauspieler in Athen, immer noch auf Auszahlung des ersten Pensionsbetrages. Tassos Chatzatoglou ist mit 500,- Euro in Vorlage gegangen – 400,- Euro für Lebensmittelbons, 100,- Euro in bar –, die wir so bald wie möglich an Tassos überweisen werden.
  • Auch für Dionysis, wegen diverser lebensgefährdender Lebensmittelallergien angewiesen auf eine Spezialdiät, werden demnächst 900,- Euro überwiesen. Inhumane “Selbstverständlichkeit” auch hier, daß die griechische Krankenkasse diese Kosten nicht übernimmt.
  • Schließlich benötigt auch die Sozialstation Korydallos neuerliche Unterstützung von uns – Armenhilfe also auch hier. Dazu erfahren wir den Geldbedarf noch.

An dieser Stelle möchte ich große Teile eines Berichtes einfügen, der mir vor wenigen Tagen von Tassos zugegangen ist. Ich denke, hier erübrigen sich Kommentare meinerseits. Es handelt sich erneut um Mitteilungen, denen die dringliche Erforderlichkeit unserer Hilfsaktionen zu entnehmen ist sowie der Ernst der Lage in Griechenland – zumindest für unzählige Notleidende dort. Hier also Auszüge aus dem bewegenden Nachrichtenkatalog von Tassos Chatzatoglou:

„Eine Krise in Krisenzeiten, was Schlimmeres außer Krieg gibt es wohl kaum, und wir Helferinnen und Helfer werden gefordert. Wir würden sehr gerne mehr Menschen helfen, aber dazu reichen unsere Spendenmittel nicht aus. Wie du, lieber Holdger, schreibst, verschlechtert sich an jedem Tag, der vergeht, die Situation eines Teils der griechischen Bevölkerung. Die Menschen haben unsere Hilfe dringendst nötig. Seit der Corona-Krise haben sämtliche Armenküchen Griechenlands ihre Tätigkeit eingestellt! Der Grund ist wie in den meisten von COV-2 betroffenen Ländern die Verordnung gegen die Ansammlung von Menschen. Allein in Athen sind es 17.000 Obdachlose sowie Tausende von Arbeitslosen, denen keinerlei staatliche Hilfe zukommt. Haushalte, die mit 200,-  € staatlicher Unterstützung nicht einmal das tägliche Brot gesichert haben, berühren die griechischen Politikern nicht. Es ist reinster Zynismus, menschenverachtendste Politik, die weiterhin in Griechenland betrieben wird.

Syriza hatte wenigstens versucht, mit der Einführung einer Grundsicherung das Problem in den Griff zu bekommen. Das bedeutet, wenn ein Grieche, aber auch ein Flüchtling, einen festen Wohnsitz in Griechenland hat, kein Arbeitslosengeld bezieht sowie über keinerlei Einkommen verfügt, bekommt er vom Staat 200,- € und hat freien Zugang zu Krankenhäusern und Medikamenten. An Obdachlose, Illegale, Psychisch-Kranke, Drogenabhängige sowie Wohnungs- und Hauseigentümer ohne Einkommen wurde dabei nicht gedacht. Diese sind auf die Sozialstationen, Hilfsorganisationen der Kirche bzw. andere Hilfsinstitutionen bzw. auch auf die Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck, nämlich links, angewiesen.

Ich bin stolz, dass meine Familie zu denen gehört, die immer geholfen haben und die nach wie vor helfen. Kostas, der Mann meiner verstorbene Nichte Zoi auf der Insel Andros, hilft Pater Kalinikos und Maria Alexaki, die beide die notleidende vorwiegend ältere Bevölkerung zu betreuen, damit diese ihren Lebensabend halbwegs in Würde verbringen können. Diese Menschen sind auf sich gestellt, auf die Mitmenschen in den Dörfern, aber auch auf Hilfe aus dem deutschsprachigen Raum durch die IHW angewiesen. Kostas erzählte mir, wenn die Spender die Wohnverhältnisse der Leute, denen sie helfen, gesehen hätten, würden sie sich in eine Zeit zurückversetzt fühlen, wo Menschen als Leibeigene und Besitzlose den Tod als Erlösung betrachtet hatten. Das wird der Religion gerecht, die den Menschen das Paradies als das bessere Leben ohne Leid und Hunger und ohne Schmerzen und Kummer vorgaukelt. Diese nekrophile Religion ist nicht die meine.

Die griechische Identität ist in den Ausläufen vom Balkan durch ihre orthodoxe Religion geprägt. Mag sein, dass es so ist, mag sein, dass die Meinung der Griechen ihre Richtigkeit hat. Ich knüpfe mir die Nutznießer dieser Religion vor, die Kirche. Die kirchlichen Würdenträger spenden mit ganz wenigen Ausnahmen außer ihrem Segen an die Gläubigen nichts, die Kirche als Institution stellt nur ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, spenden tun die Gläubigen. Es gibt aber einfache Priester, die durch ihren Einsatz den Respekt der Mitmenschen verdienen. Ja, die gibt es. Es sind Menschen wie Pater Kalinikos. Er rettet zumindest auf Andros den Ruf des Priestergewandes!“

Ein paar Rahmendaten zur Lage in Griechenland mögen diesen Bericht von Tassos Chatzatoglou noch ergänzen.

Gerd Höhler, dem Mitarbeiter der „Griechenland Zeitung“ (GZ) zufolge, hat die Corona-Krise das Land im östlichen Mittelmeer in eine tiefe Rezession gestürzt. Nicht zuletzt auf die vier Großbanken dort kommen riesige Probleme zu – auf die Piraeus Bank, die National Bank of Greece, auf die Eurobank und die Alpha Bank. Branchen-Experten rechnen damit, dass die Summe der „notleidenden Kredite“ – der Kredite, mit deren Tilgung in absehbarer Zeit eh nicht zu rechnen ist – um 10 bis 15 Prozent ansteigen wird. Und die EU-Kommission geht davon aus, dass in diesem Jahr das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Griechenland um 7,9 Prozent zurückgehen wird – Hauptgrund sind die Einnahmen-Ausfälle im Fremdenverkehr, der ansonsten zu einem Fünftel des BIP beigetragen hat. Zu diesen Problemen habe ich ja bereits in meinen letzten Berichten umfangreich Datenmaterial mitgeteilt.

Sechs von zehn Griechen haben dementsprechend bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Alco die Ansicht geäußert, daß die Unterstützung der Unternehmen (zumeist Kleinunternehmen) und Arbeitnehmer in Griechenland nicht ausreichend ist. Gleichwohl wünschen fast neun von zehn GriechInnen (= 87 Prozent) keine Neuwahlen in ihrem Land. Und 84 Prozent aller Befragten schätzen den Umgang der Regierung mit der Corona-Problematik – präziser: mit dem Erkrankungsgeschehen unmittelbar – als „erfolgreich“ ein.

Dementsprechend hat sich auch kaum etwas geändert an den Parteipräferenzen, die von den Griechinnen und Griechen zu Protokoll gegeben worden sind: 40 Prozent würden im Falle von Parlamentswahlen den „Neuen Demokraten“ ihre Stimme geben, der ultrakonservativen Partei des Premierministers Kyriakos Mitsotakis. SYRIZA käme lediglich auf 22,6 Prozent, die sozialistische Bewegung der Veränderung, früher PASOK, dürfte 5,5 Prozent für sich verbuchen, die Marxisten-Leninisten, die KKE, könnten mit 5,1 Prozent Stimmenanteil rechnen, und die Partei des früheren Finanzministers Yannis Varoufakis, die MeRA25, würde nicht mehr im neuen Parlament vertreten sein. Mit 2,2 Prozent erreichte sie den erforderlichen Stimmenanteil von 3,- Prozent nicht.

Nach wie vor darf man rätseln, wie diese Umfrageergebnisse zu erklären sind. Mir scheint, dass immer noch die ganz große Enttäuschung nachwirkt, die Alexis Tsipras den vormaligen SYRIZA-Wählern frei Haus geliefert hat. Zu viele Versprechungen löste diese Partei nicht ein, zu viel Gehorsamsbereitschaft hatte sie gegenüber der europäischen Troika-Politik an den Tag gelegt. Dennoch bleibt es ein Geheimnis für uns Außenstehende, wieso die griechischen Wählerinnen und Wähler nicht eher nach links gewandert sind, sondern nach rechts. Mitsotakis macht in dieser Hinsicht wahrlich keine bessere Politik als vormals Tsipras mit seiner SYRIZA. Es wird deswegen wohl abzuwarten sein, ob die wachsenden Wirtschafts- und Sozialprobleme im Land daran etwas ändern werden.

So oder so: Fakt ist und bleibt, dass Griechenland für mehr als ein Drittel der Bevölkerung keine Heimstatt mehr für ein einigermaßen gesichertes Leben ist. Unsere Hilfe ist also auch in den nächsten Monaten vonnöten – und ich füge hinzu: mehr denn je! Unterstützt uns Unterstützer also bitte auch weiterhin!

 

Und damit mein erneuter Aufruf zu Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“. Also:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

 

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen

Euer Holdger Platta

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