Verschweigen kommt fast schon einem Verbrechen gleich

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

217. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Wie sollte es anders sein: Auch in dieser Woche ist von einer hochproblematischen Situation in Griechenland zu sprechen! Natürlich: es gibt inzwischen einige Erleichterungen, was die Maßnahmen gegen die Corona-Krise in diesem Mittelmeerstaat betrifft. Aber die große Wirtschaftskatastrophe – vor allem im Bereich des Fremdenverkehrs – wird sich 2020 in Griechenland nicht mehr abwenden lassen. Das beliebte Ferienland steuert auf einen Niedergang ohnegleichen zu. Und Hilfen wie die unsere sind mehr als gefragt. Umso mehr, als sich die bundesdeutsche Berichterstattung fast völlig ausschweigt über das neuerliche, noch größere Elend, das Griechenland bedroht. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

nun ja, nach eher zögerlichem Beginn beim Spendenaufkommen in der vorletzten Woche, zum Monatsanfang Mai, ging es auch in der zweiten Maiwoche eher zögerlich weiter:

Hatten in der Vorwoche 6 UnterstützerInnen 310,- Euro auf unser Hilfskonto überwiesen, so waren es in den letzten sieben Tagen nur 120,- Euro gewesen, über deren Eingang wir uns freuen durften, gespendet von 3 finanziellen HelferInnen an uns. Freilich:

200,- Schweizer Franken gingen in der letzten Woche zusätzlich aus Bern und per Post bei mir ein, dieser Betrag kann aber erst in dieser Woche, umgerechnet in Euro, unserer Hilfsaktion gutgeschrieben werden (der Betrag dürfte etwa 190,- Euro entsprechen. Schlagen wir diese Zahl dem Spendenertrag der letzten Woche bereits am heutigen Tag zu, hätten wir also nahezu das gleiche Ergebnis wie in der Vorwoche erzielt). Sei’s, wie es sei: unser Dank gilt bereits jetzt der Spenderin aus der Schweiz, aber selbstverständlich auch den drei UnterstützerInnen, aus Deutschland stammend, die während der letzten Tage Geld an uns überwiesen haben! Langsam, aber sicher, wachsen damit unsere Geldreserven für neue Hilfsaktionen in Griechenland wieder an. Erinnert sei auch heute noch einmal daran, dass es bislang keine Unterbrechung gab, was unseren Beistand für die von uns betreuten Notleidenden betrifft.

Insgesamt zeigt die Situation in Griechenland auch während der letzten Tage ein doppeltes Gesicht:

Bei der Corona-Bekämpfung hat nun auch dieser Mittelmeerstaat einige – sehr strenge – Maßnahmen der Vorwochen gelockert: ab Montag, den 4. Mai, sind die rigorosen Ausgangssperren abgemildert worden. Wer jetzt nach draußen geht, muss nicht mehr einen Zettel bei sich tragen, aus dem hervorgeht, wann genau – zu welcher Uhrzeit also – der Betreffende die Wohnung verlassen hat. Ab dem 18. Mai sollen wieder Inlandsreisen erlaubt sein. Ab dem 1. Juni sollen auch Hotels, Restaurants und Cafés wieder ihre Pforten öffnen dürfen – unter Auflagen, die wir auch aus unserem Land kennen (Abstandsregeln einhalten, Gesichtsmasken tragen, Desinfektionsmöglichkeiten nutzen). Aber trotzdem sehen sehr viele Griechinnen und Griechen mit großen Sorgen in die Zukunft.

Das hängt natürlich vor allem damit zusammen, dass die „Schwerindustrie“ in Griechenland – so Tassos Chatzatoglou vor einigen Wochen –, der Tourismus nämlich, der während der letzten Jahre um die 21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erzielt hat, vor äußersten Gefährdungen steht. In den Vergleichsländern Türkei, Italien und Spanien waren das nur 10 Prozent, 13 Prozent und 15 Prozent gewesen. Und gegenüber dem Vorkrisenjahr 2009 hatte sich die Anzahl der ausländischen Touristen auf 31,3 Millionen mehr als verdoppelt (so die „Griechenland Zeitung“, GZ, in ihrer letzten Ausgabe vom 6. Mai dieses Jahres). Das alles sind Zahlen, die in diesem Jahr keinesfalls mehr erreicht werden können. Und deswegen geht auch die Angst in Griechenland um. Konkret:

Rund zwei Drittel aller Hotelbesitzer in Griechenland befürchten das Aus – darunter gerade die Eigentümer von Kleinbetrieben (insgesamt verfügt Griechenland über rund 10.000 Hotels). Fast jeder fünfte Hotelier hält für „sehr wahrscheinlich“, dass sein Betrieb die Corona-Krise nicht überstehen wird. Andere Branchenaussagen sprechen sogar von einem Drittel der Unternehmen im Tourismusbereich, die wegen der Corona-Krise vor dem Bankrott stehen. „Verbunden wäre das vor allem auch mit einem rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit“, so die GZ vom 6. Mai.

Doch auch außerhalb der Tourismusbranche bestimmen schlimmste Befürchtungen das Bild. Einer Umfrage des Instituts HIT zufolge geben acht von zehn Befragten an (= 80,3 Prozent), sich große Sorgen über ihre finanzielle Lage zu machen. Ein Drittel der Menschen (= 31,2 Prozent) befürchten, arbeitslos zu werden, und 63,5 Prozent aller Griechinnen und Griechen gehen davon aus, dass ihre persönlichen Freiheiten weiter eingeschränkt würden.

Im merkwürdigen Gegensatz dazu stellen die Griechinnen und Griechen ihrer Regierung aber nach wie vor gute Noten aus – so jedenfalls das Ergebnis einer nichtrepräsentativen! Online-Umfrage, die vom Fachbereich Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Athen veranstaltet worden ist. So vertrauen angeblich 48 Prozent ihrer derzeitigen Staatsführung, weitere 30 Prozent vertrauen ihr „ein wenig“ und „so oder so“ und lediglich 22 Prozent „überhaupt nicht“. Freilich:

Dieser Umfrage zufolge hat auch die Opposition wieder zugelegt. Demzufolge gaben 41 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass die Opposition „die richtige Haltung“ an den Tage lege, und nur 26 Prozent waren gegenteiliger Ansicht.

Als nachgerade dramatisch zu bezeichnen sind allerdings jene Umfrageergebnisse, die Europa betreffen: lediglich 14 Prozent aller GriechInnen  vertrauen diesem Eurostaaten-Europa noch, alle anderen äußerten sich negativ, darunter vier von zehn Befragten ohne jede Abstufung oder Einschränkung.

Ähnlich bestürzende Werte brachte die Umfrage nach der Wertschätzung des griechischen Gesundheitssystems zutage:

Individuell genießen derzeit die Mediziner und Pflegekräfte in Griechenland sehr großes Vertrauen – 89 Prozent aller Griechinnen und Griechen stimmen den entsprechenden Befragungen zu. Doch 71 Prozent aller TeilnehmerInnen an dieser Studie bewerteten das griechische Gesundheitssystem insgesamt als „eher schwach“ bis „ungenügend“. – Nun, für LeserInnen dieser Berichte hier wahrlich keine Nachricht, die noch überraschen könnte.

Was folgt aus all dem aber für uns? – Einfach gesagt, die Feststellung, dass ein Land, welches bis heute nicht wegen einer völlig fehlgeschlagenen und irregeleiteten „Hilfs“-Politik der Euro-Staaten auf die Beine zu kommen vermochte, nunmehr, nach Ausbruch der Corona-Krise und den wirtschaftszerstörerischen Maßnahmen gegen sie, noch weniger Chancen hat, aus der Krise herauszukommen. Und für uns, die Helferinnen und Helfer von außen, bedeutet dies, dass unsere Hilfe für die verelendeten Menschen in Griechenland stärker vonnöten ist denn je!

Es kommt fast einem Verbrechen gleich, dass die Mainstream-Medien in der Bundesrepublik sich nahezu völlig ausschweigen über die Katastrophenverhältnisse in Griechenland! Folgen wir dem Negieren der Nöte in diesem Mittelmeerstaat nicht! Setzen wir unsere Protest dagegen – und unsere Hilfe! Nach wie vor! Nein, stärker noch als zuvor!

Ganz in diesem Sinne rufe ich also erneut zu weiteren Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ auf. Also:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

 

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

 

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen

Euer Holdger Platta

Einen Kommentar hinterlassen

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen