Wandel durch Wandel

 In FEATURED, Politik (Inland)

Wie es zur Initiative für die Gründung eines Wandelbündnisses kam. Bei der 1. Wandelkonferenz vom 26.-28. Oktober 2018 wurden erste Grundlagen für die Gründung eines Wandelbündnisses gelegt. Auf der Berliner Konferenz Bits&Bäume am 17./18. November machte die junge Wandelkoalition schon kräftig Werbung für sichund organisierte einen eigenen Workshop.  Bobby Langer

Wann hat die Politisierung des harmlosen Wörtchens „Wandel“ eigentlich angefangen? Gegeben hat’s das ja schon immer, benutzt wurde es aber nur nochselten, zum Beispiel in der Kombination „im Wandel der Zeiten“. In der Bedeutung von „Paradigmenwandel“ hatte es sich aber schon heimlich in meinen Hinterkopf geschlichen. Und war auf einmal und unüberhörbar präsent. Wie war das gekommen?

Aus Wandel wurde Paradigmenwandel

Vermutlich ist Fritjof Capra schuld mit seinem penetrant angemahnten bzw. vorhergesagten Paradigmenwandel. Als ich seine „Wendezeit“ 1985 las, war ich so beeindruckt, dass ich das Buch sogar zweimal durchackerte. Oder dreimal. Es beschrieb ja recht gut den Zustand, in dem ich mich selbst befand. Die Moderne war mir fade geworden. Als Kind und Jugendlicher war ich noch im Glauben an die Verheißung der Industriekultur aufgezogen worden, es könne alles immer mehr und besser und schöner und größer werden. Nun begann ich zu begreifen, dass das nur auf Kosten der Armen ging. Und auf Kosten der Erde. Am bösen Ende auf Kosten von uns allen.

Gaia kommt dazu

Ein heilsamer Schock war dann Lovelocks Gaia-Hypothese. Die Erde als Lebewesen zu betrachten, da muss man erstmal draufkommen. Aber nach einem ersten Durchatmen – war das nicht Esoterik? –war da für mich gefühlte Wahrheit drin.Zu der gehörte, dass wir lebendige Teile von etwas Lebendigem sind. Was auch immer von der ganzen, in meiner Kindheit und Jugend antrainiertenHybris noch übrig war, war wie weggeblasen. „Gaia“ war plötzlich in aller Munde, war Wasser auf die Mühlen des Paradigmenwandels.

Der Wandel wird zum Großen Wandel

Im Jahr 2002 fuhr dann Joana Macy die Ernte ein. Im Englischen hatte sie den Begriff „the Great Turning“ populär gemacht, was meistens mit „der Große Wandel“ übersetzt wird. Das Wörtchen Wandel hatte seine heutige Form – nicht nur für mich – angenommen und wird jetzt von der Wandel-Bündnis-Initiative so formuliert: „„Wofür wir stehen, ist ein gutes Leben für alle. Und damit meinen wir nicht nur ein gutes Leben für alle Menschen eines Landes oder Kontinents; wir meinen eine gute Welt für alle Lebewesen, eine Welt, in der Mensch und Natur in Frieden sind.“

So kam’s zur 1. Wandelkonferenz

Die 1. Wandelkonferenz vom 26.-28. Oktober 2018 war das logische Ergebnis einer Vorgeschichte. An einem Wochenende im September 2015 gab es ein großes Treffen des greennetproject in der Lebenstraum-Gemeinschaft Jahnishausen mit verschiedenen Interessenten, darunter auch der Hannoveraner Künstler und Aktivisten Joy Lohmann. Erste freundschaftliche Bande führt zu einem ersten losen Treffen Pfingsten 2017 in Ferropolis mit dem Namen „Open-Island – A Workspace for “Makers forHumanity”. Spätestens dort entstand die Idee, dieses Treffen als m4hLAB Pfingsten 2018 zu wiederholen und dazu gezielt möglichst viele Akteu/innen des Wandels einzuladen. Es kamen 140 Changemaker aus 36 Organisationen.

Eines der Projekte beim m4hLab2018 war die Gruppe „Netzwerk und Strategie“. Daraus entstand das Team, das unter anderem die Wandelkonferenz in Sulzbrunn organisiert hat. Dort, in der Gemeinschaft Sulzbrunn, trafen sich 24 Personen– jeweils aus unterschiedlichen am sozial-ökologischen Wandel interessierte Organisationen aus den Bereichen Ökologie, Organisationsentwicklung und IT aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Und wie geht es weiter?

Die Bündnis-Initiative legt großen Wert auf Offenheit und Reaktionsbereitschaft. Sprich: Nichts ist festgezurrt; Mehrheitsabstimmungen sind unerwünscht, jede/r Teilnehmende wird soziokratisch gehört und kann auf den Prozess Einfluss nehmen. Auf die Frage „Wie geht es weiter?“ lautet die Antwort „Das wollen wir noch nicht festlegen“– womit aber nicht gemeint ist, dass das nun alles im Sande verläuft. Im Gegenteil, der Fluss beginnt sich sein Bett zu bahnen;das Energieniveau ist hoch, erste aktive Arbeitskreise sind entstanden, die sich via Wechange organisieren. Ziel ist ein Bündnis von Wandelakteur/innen auf Augenhöhe. Es soll den Wandelprozess vorantreiben, indem es nach innen unterstützt und Synergien schafft und nach außen die Notwendigkeit und Tatsache des entstehenden Großen Wandels sichtbar macht.

Jede/r kann dabei sein

Die 2. Wandelkonferenz wird vom 29.-31.03.2019 stattfinden. Zu der Vorbereitungsgruppe der 2. Wandelkonferenz, die sich in der Zwischenzeit trifft, ist jede/r herzlich eingeladen.Außerdem findet zu Pfingsten 2019 (08.-10. Juni) das erwähnte Makers-4-Humanity-Treffen statt, auf dem das Wandelbündnis ebenfalls eine wichtige Rolle spielen wird.

Jede/r ist herzlich eingeladen, der Vorbereitungsgruppeund/oder der Planungsgruppebeizutreten! Wer sich für die langfristige Stärkung der Wandelbewegung interessierst (oder einfach den bisherigen Prozess nachlesen möchtest), ist Du ebenfalls herzlich eingeladen, dem Netzwerk&Strategie-Projekt beizutreten. Allgemeiner Kontakt beim Autor (0170-7539993 bzw. langer@oekoligenta.de).

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