„We Gotta Get out of This Place“

 In FEATURED, Gesundheit/Psyche, Politik

Endlich fotografiert: Götz Eisenbergs Gehirnantilope

Corona-Tagebuch, Teil 27. Wird “nach Corona” alles anders sein? Oder eher genau wie vorher? Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: ähnlich wie vorher – nur schlimmer. Tendenzen, die sich schon vor der Krise andeuteten, kommen nun zu ihrer vollen Blüte: das betrifft die Entfremdung der Menschen zueinander mittels Technologie, das berührungslose Zahlen und eigentlich ein fast komplett berührungsloses Leben. Das betrifft aber leider auch die Tendenz, zwischen lebenswertem unwertem Leben zu unterscheiden. In welcher Welt werden wir nach diesem kollektiven Alptraum, in den wir eingetaucht sind, aufwachen? Götz Eisenberg

Die FAZ bringt in ihrer Sonntagsausgabe einen kleinen Text von Michel Houellebecq, der Die Zukunft nach Corona betitelt ist. Darin schreibt er: „Zuerst einmal glaube ich keine halbe Sekunde an Aussagen wie: ‚Nichts wird je mehr sein wie zuvor‘. Im Gegenteil, alles wird genau gleich bleiben. … Das Coronavirus dürfte ganz im Gegenteil einen Wandel, der schon im Gange ist, beschleunigen. Seit einigen Jahren haben die technologischen Entwicklungen, ob sie nun weniger wichtig sind (Video-on-Demand, kontaktloses Bezahlen) oder wesentlich (Fernarbeit, Shoppen per Internet, die sozialen Netzwerke), zur Folge (zum Hauptziel?), die physischen Kontakte zu reduzieren, besonders die zwischen Menschen. Die Epidemie des Coronavirus liefert dieser Tendenz eine wunderbare Daseinsberechtigung, die menschlichen Beziehungen obsolet erscheinen zu lassen. … Eine andere Zahl, die in den letzten Wochen an Bedeutung gewonnen hat, ist das Alter der Kranken. Wann ist es angebracht, sie zu reanimieren und zu pflegen? Mit 70, 75, 80 Jahren? Das kommt offenbar darauf an, in welcher Region der Welt man lebt; zumindest hat man nie mit einer solchen Schamlosigkeit zum Ausdruck gebracht, dass nicht jedes Leben den gleichen Wert hat; dass es ab einem gewissen Alter (70, 75, 80 Jahre?) ein bisschen so ist, als sei man schon tot. All diese Tendenzen, ich sagte es bereits, haben vor dem Coronavirus existiert, sie haben sich nur mit einer neuen Gewissheit zu erkennen gegeben. Wir werden nach dieser Ausgangssperre nicht in einer 2n neuen Welt aufwachen. Es wird dieselbe sein, nur in etwas schlimmer.“

Ich fürchte, Michel Houellebecq hat recht. Optimismus, sagte Heiner Müller einmal, beruhe auf einem Mangel an Information. Aber mir gehen zwischendurch eben immer mal die Hoffnungspferde durch. Bei Max Horkheimer heißt es irgendwo sinngemäß, als Theoretiker neige er zum Pessimismus, als Mensch könne er nicht aufhören zu hoffen, dass die herrschende Gestalt der Wirklichkeit nicht das letzte Wort haben werde. So ist es.

Obwohl Michel Houellebecq die Bemerkungen von Boris Palmer zur Corona-Frage schwerlich mitbekommen haben wird, lesen sich seine Ausführungen wie ein Kommentar dazu. Der grüne Oberbürgermeister von Tübingen hat sich in der Corona-Debatte als Eugeniker zu Wort gemeldet. Bekannt für extravagante und provokante Thesen, zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage, hat er nun offenbar selbst für die Habeck-Baerbock-Grünen, die sich mit vielen Scheußlichkeiten arrangiert haben, den Bogen überspannt. In einem Kommentar zu Schäubles Äußerungen, nicht alles dürfe dem Schutz des Lebens untergeordnet werden, sagte Boris Palmer: „Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“ Die Entrüstung ist groß, aber die spannende Frage lautet: Wie viele Menschen im Lande denken wie er? Ich habe mich in Teil 9 dieses Tagebuchs, also lange vor Boris Palmer, unter dem Titel Sozialdarwinismus versus Solidarität schon einmal zu diesem Thema geäußert. Nebenbei sei angemerkt, dass Uwe Timm im Jahr 2017 einen Roman mit dem Titel Ikarien veröffentlicht hat, in dem es zentral um das Thema Eugenik und Euthanasie geht. Sie sollten/ihr solltet dieses Buch unbedingt lesen. Ich habe es im Oktober 2017 übrigens unter dem Titel Der (Alp-)Traum von Reinheit und Gesundheit auf den Nachdenkseiten besprochen.

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, sah ich abends auf Arte einen wunderbaren Film über Eric Burdon: Eric Burdon – Roch‘n‘Roll Animal. Man sieht ihn anfangs in einer Wüste in den USA, und er sagt, er liebe die Stille und den Frieden in dieser Wüste. „Wo immer Menschen sind, gibt es Ärger.“ Sein vielleicht bekanntester Song stammt aus dem Jahr 1965 und heißt We Gotta Get out of This Place. Er schildert die Situation eines Jungen aus der Arbeiterklasse, der in der Nachkriegszeit in Newcastle aufwächst und es nicht aushält in dieser dreckigen Stadt, „wo die Sonne sich weigert zu scheinen“. Er hat keine Lust auf das Leben seines Vaters, der geschuftet hat wie ein Sklave und zeitig graue Haare bekam. „Wir müssen hier aus, und wenn es das letzte ist, was wir tun!“ Bruce Springsteen redet im Film über Eric Burdon und kommentiert dieses Stück, nachdem er es auf der Gitarre kurz angespielt hat: „Das ist alles, was ich jemals gesungen habe.“ Auch Steven van Zandt schwärmt von Burdon: „Eric war der erste Sänger, den ich sah, der nicht lächelte.

Das war kein Showgeschäft. Das war es, was ich auch wollte.“ Er war lange Jahre Gitarrist in Springsteens Band, bevor er ins Schauspielfach wechselte. Sting, der auch aus Newcastle stammt und ebenfalls zu Wort kommt, war als Teenager mächtig stolz, dass es einer aus der Arbeiterklasse seines Heimatortes geschafft hatte, mit The House of the Rising Sun einen Nummer-Eins-Hit in den USA zu landen. Eric Burdon war auch sein großes Vorbild. Ein einstündiger Film, der die Corona-Monotonie wohltuend unterbrach und an bessere Zeiten, an Zeiten des Aufbruchs, erinnerte. Der Horizont riss auf und weitete sich. Für eine Weile schien alles möglich. Wenn ich Burdons Musik höre, habe ich sofort wieder den Geruch der Freiheit in der Nase. Zu den Symptomen der Corona-Erkrankung gehört angeblich auch der vorübergehende Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Hoffentlich ist nicht der soziale Geruchssinn und das Erinnerungsvermögen betroffen.

Am Tag nach der Ausstrahlung des Films über Eric Burdon, also am 9. Mai, ist Little Richard gestorben. „Rock ’n’ Roll“ versetzte die pädagogisch verschwiegenen und versteiften Nachkriegs-Körper in Bewegung. Mit Tutti Frutti und Long Tall Sally fing alles an. In dem von Hans-Jürgen Linke und mir herausgegebenen Band Fuffziger Jahre erinnert sich Udo Lindenberg: „Ich verstand nicht, worum es ging, aber diese elektrisierende Musik rockte mich durch. Ich rannte in die Küche, schnappte Töpfe und Kochlöffel, trommelte die letzte Minute von Tutti Frutti mit. Damit war die für mich damals gerade aktuelle Berufsentscheidung zwischen Seefahrer und Trommler gefallen. Ich dachte: Jetzt ist Erdbeben.“ Udo ist fünf Jahre älter als ich. Für mich kamen Little Richard und Elvis Presley zu früh, es wurde nie meine Musik. Für mich begann die Zeit des Aufbruchs mit den Rolling Stones, Eric Burdon und The Who. Alle habe ich glücklicherweise irgendwann live erlebt. Ende der 1970er Jahre lebte Burdon eine Zeit lang in Hamburg und wurde von Lindenberg und dem Panik-Orchester herzlich aufgenommen. Ich sah sie 1979 auf einer gemeinsamen Deutschlandtournee und war begeistert von den beiden, die sich sicht-, hör- und spürbar mochten und sich auf der Bühne perfekt ergänzten. Ihre gemeinsame Version von We Gotta Get out of This Place habe ich heute noch im Ohr: In dieser dunklen Malocher-City gehen die Schatten niemals weg … Als ich sie mir eben nochmal angeschaut und -gehört habe, dachte ich: Wie jung die beiden da noch waren! Ich ich natürlich auch.

Ein mit John Berger befreundeter Saxophonspieler wurde an einem Samstagabend auf dem Heimweg in sein Dorf von einem Auto erfasst und getötet. Von Beruf war Felix Anstreicher gewesen. Jeden, er er traf, sprach er mit „Genosse“ an, auch den Priester und den Bürgermeister. „Im Laufe der Jahre mussten einige der Wohnungen, die er angestrichen oder tapeziert hatte, renoviert werden und seine Arbeit wurde heruntergerissen. Und so entdeckte man oft, dass er, bevor er neue Tapeten und Paneele anbrachte, mit seinem breiten Borstenpinsel an der Wand Botschaften hinterlassen hatte: Profit ist Scheiße. Der Armen das Himmelreich. Vive la Justice!“

Die Gehirnantilope springt von John Berger zu Bertolt Brecht. Diese von John Berger in seinem Buch Hier, wo wir uns begegnen festgehaltene Episode erinnert mich an Brechts Gedicht „Die unbesiegbare Inschrift“. Die von einem Gefangenen an die Wand seiner Zelle gekritzelte Inschrift „Hoch Lenin!“ schlägt trotz vieler Versuche, die zu übermalen und zum Verschwinden zu bringen, immer wieder durch. Am Ende sagte ein Soldat entnervt: „Jetzt entfernt die Mauer!“

Geschichten, die vom Kampf um die Erinnerung zeugen. Imre Kertész notierte während eines Besuchs im wiedervereinigten Berlin: „In ein paar Jahren wird sie verschwunden sein, wird sich alles, alles ändern – die Menschen, die Häuser, die Straßen; die Erinnerungen werden eingemauert, die Wunden zugebaut sein, der moderne Mensch mit seiner berüchtigten Flexibilität wird alles vergessen haben, wird den trüben Bodensatz seiner Vergangenheit wegfiltern, als wär’s Kaffeesatz.“
Heute sah ich die Schwänin zum ersten Mal mit ihren Jungen. Wie viele es sind, konnte ich nicht sehen, weil das Schilf sie verdeckte. Zwei Küken sah ich, aber es werden sicher mehr sein. Als ich versuchte, etwas näher heranzukommen, fauchte sie in meine Richtung, um mir zu signalisieren, dass ich gefälligst wegbleiben sollte. Vor Jahren ist beim Baden in einem See mal ein Schwan auf mich losgegangen. Wenn Schwäne Junge haben, ist mit ihnen nicht zu spaßen. So hielt ich mich fern.

Anzeigen von 14 Kommentaren
  • Piranha
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    Eric Burdon

    https://www.youtube.com/watch?v=Q3mgapAcVdU

    und/oder mit Lindenberg zusammen:

    https://www.youtube.com/watch?v=vTMIL-51ZKM

    🙂  das rockt  🙂

     

    • anarchobaron
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      Da muss ich nun auch meinen ‘Senf’ dazugeben, einer der ‘Säulen’ ‘meiner’ Musik – Eric Burdon !

      Einer der Väter des R&B in England, mit seiner ausgeprägten Soulstimme, die er schon als Jugendlicher so hatte.

      Sein ‘Lehrmeister’ war der als Vater des blues auf der Insel geltende Alexis Korner ( längst vergessen wohl ), auch andere spätere ‘grössen’ des R&B haben da gelernt, schon 1961.

      Eine wohl seltene Aufname von 1961 : https://www.youtube.com/watch?v=3cakP_MDvDk

      Bordon selbst gelangte zu seiner höchsten musikalischen Reife dann mit seiner band ‘War’ – schwärzestes Afrika, musikalich gesehen –

      hier ein Beispiel dafür: https://www.youtube.com/watch?v=jTbvJ-bYPh8

       

  • Biowaffen
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    Militärstrategen, Geheimdienste, haben solche Biowaffenmöglichkeiten längst in den Schubladen, bisher kaum zur Anwendung gekommen, weil Viren keine Territorialgrenzen kennen. Aber mit dem geeigneten Impfschutz , der dann lediglich einem Territorium zur Verfügung steht, dann doch eine ‘geniale’ Waffe: ein feindliches Land per Virus überfallen… jederzeit möglich, billiger, ‘sauberer’ sehr effektiver Biokampfmittelkrieg ohne Lärm und Getöse.

    Freilich beobachten diese Strategen momentane Auswirkungen insgesamt sehr genau. Impfstoffe als Überlebensgarantie der Zukunft.

     

     

     

     

     

     

     

     

  • A.K.
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    Was kommt da wohl auf uns zu: „Operation““Manufacturing Consent“ abgeschlossen?

    Digitalisierung:

    Immer wieder höre ich, wie einzelne Zugehörige von Berufsgruppen die derzeitige Situation schönreden. Sie scheinen nicht zu bemerken,  dass sie sich ihr eigenes Grab schaufeln, beruflich gesehen. Z. B. Die LehrerInnen, die homeschooling schönreden. Zur Zeit sind sehr viele LehrerInnen über 60, d.h. sie wurden quasi zu ihrem Schutz freigestellt, und ob sie voll umfänglich wieder in den Schulbetrieb integriert werden, ist fraglich.  Ob sie dabei überhaupt ein Mitspracherecht haben, sei dahingestellt. Da jedoch neue Lehrkräfte nicht ausreichend zur Verfügung stehen, wird der weitere Ausbau der Digitalisierung der Bildung „alternativlos“-. Unter dem Deckmantel „Chancengleichheit“ werden dann Lernprogramme entwickelt (selbstredend in PPP private public partnership).

    Religionsausübung:

    Braucht kein Mensch… und wenn doch geht’s auch per Internet oder Telefon, so interpretiere ich das jedenfalls, wenn selbst der Papst ganz allein seine Osterbotschaft streamt. So wir Glaube zur Privatsache und für viele Menschen (insbesondere auf dem Land) fällt der soziale Kontakt weg. Die Kirchen bekommen das mangels Nachwuchs ohnehin nicht mehr gestemmt. Von persönlichem Kontakt zur Gemeinde kann jetzt schon kaum noch Rede sein. Eine seelenlose Gesellschaft braucht auch keine Seelsorge. …

    Flexibilisierung:

    Im Friseurladen darf nur noch noch die Hälfte der Mitarbeiterinnen arbeiten, und auch nur die Hälfte der Plätze belegt werden. Um sowohl Kundschaft und Mitarbeiterinnen gerecht zu werden, wurden die Arbeitszeiten im Schichtbetrieb organisiert mit erweiterten Öffnungszeiten. (von 7 – 21 00 und Samstags ganztags.von früher 8 – 18.00 Uhr und Samstag nur bis Mittag.  Ist alles nicht so schlimm sagt mir die Angestellte.

    Robotorisierung

    Beispiel: In der Berliner Charite wird jetzt schon ein Visitenroboter eingesetzt. Der Arzt erscheint auf dem Bildschirm und stellt die Diagnose per Kamera und Daten und sitzt derweil im Büro.

     

    Authentische Kultur, wird unererschwinglich (wegen Abstandsregeln), ebenso Restaurantbesuche-

     

    Die Pandemiebekämpfung erweist sich im Wesentlichen als Verschwörung gegen die Alten, Systemirrelevanten, und gegen die Kinder. Die Verschwörung gegen Flüchtende wird offenkundig, sonst bekämen die Beteiligten von IRINI nicht die Anweisung , Gebiete zu meiden, wo Boote mit Flüchtenden unterwegs sind, und die zivilen Rettungsschiffe nicht die Anweisung keine Fahrten zu unternehmen. Das alles unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes.

    Seit zwei Monaten sind die Menschen in Pflegeheimen weggesperrt, sie dürfen nicht in den Garten, dürfen keinen Besuch bekommen, und manchmal sogar nicht mehr ihr Zimmer verlassen. Ich weiß von mir, ich würde das nicht aushalten und dann lieber sterben. Es ist nicht unmenschlich, und hat mit  Schutz so wenig zu tun wie eine Tracing App.

    Als ich 1984 Abi machte war Orwell `s Dystopie schon überholt. Schon bei uns herrschte wenig Optimismus, (Rente ? Kriegen wir eh nicht) es blieb wenig Raum, aber wir hatten noch uns. Jetzt  heißt es „Wir“ und gemeint ist „Jeder für sich“.

    Ich rufe: „Das Private ist Politisch“ und „Mein Körper gehört mir“. Beides alt und doch so aktuell wie kaum jemals zuvor.

     

  • ert_ertrus
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    „In ein paar Jahren wird sie verschwunden sein, wird sich alles, alles ändern – die Menschen, die Häuser, die Straßen; die Erinnerungen werden eingemauert, die Wunden zugebaut sein, der moderne Mensch mit seiner berüchtigten Flexibilität wird alles vergessen haben, wird den trüben Bodensatz seiner Vergangenheit wegfiltern, als wär’s Kaffeesatz.“

    Fürchte eher Kafkasatz 😉 Die alten Rock´n´Roller waren schon nicht zu verachten. Aber in den late 1970ies kamen Bands auf – allen voran Joy Division – die die soziale Malaise weitaus besser erfassten. Eric Burdon ist super, aber Ian Curtis hatte in jungen Jahren mehr erkannt. Es hat ihn wahrscheinlich umgebracht, den kommenden Thatcherism so früh in seinen Auswirkungen erkennen zu müssen. Er war hauptberuflich schließlich Sozialarbeiter …

  • Gerold Flock
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    Tobacco Road?

    Habt Ihr das bei Activsm Munich schon gesehen?

    Coronakrise & die anarchistische Perspektive | Dr. phil. Peter Seyferth

    https://www.youtube.com/watch?v=UvlZmzDLDi4&feature=youtu.be&fbclid=IwAR00mez2C5JrFTL9cPjaoQ8CGJNh5bqweg16fiz_uH5vgH6kOI61bcxU0CQ

    • Freiherr von Anarch
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      ..tobacco road, bare back ride, spill the wine, home cookin, spirit, mother earth –  freilich auch diese in 2 LP’s mit War.

      Hab mir den ‘anarcho’ Seyferth reingezogen –

      und bin eher enttäuscht, zumindest skeptisch ob seiner Anarchie. Vielleicht ist ja dieser Monolog gerade noch das was man öffentlich bringen kann um nicht gleich wieder abgeschaltet und verfolgt zu werden und deshalb derart sanft moderat seine Haltung zu Themen im Sinne von Anarchie.

      Auffällig ist auch, dass er durchweg eher von staatlichen und/oder systemischen Strukturen redet, solche zu verbessern wären klar, aber mit Anarchie im eigentlichen Sinn hat das dann kaum mehr etwas zu tun.

      Wenn sein Buch: ‘den Staat zerschlagen ‘ auch derart low-level-anarchy beinhaltet ( weis es nicht ), sich also eher an staatlicher Organisation insgesamt orientiert, dann…. naja.

      ‘Pure Anarchy’ ist nicht zu realisieren, man sollte aber vom Grundsatz her von vorne herein ‘high level’ einfordern damit dann wenigstens oder zumindest noch von Anarchie gesprochen werden kann, das Resultat dann möglichst viel Anarchie ist.

      Ansonsten ist da schon ein ‘Draht’ zu dem Kerl, sehr gerne würde ich mit ihm mal eine Nacht durchdiskutieren, über Anarchie austauschen – vor allem zum Thema: ‘wieviel Anarchie ist machbar und wie radikal muss man sie einfordern ‘.

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

  • Piranha
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    Endlich fotografiert: Götz Eisenbergs Gehirnantilope

    Wir sehen einen aufrecht stehenden Paarhufer in einer kargen Landschaft, einer Wüste gleich. Dafür spricht das Hitzeflimmern, das Himmel und Erde verschwimmen lässt.Die Farben sind im gesamten Bild in hellgelb bis dunkelbraun und in den Wolken teilweise grau bis schwarz gehalten, wobei diese etwas leicht Bedrohliches übertragen.

    Es handelt sich um eine normal-perspektivische Fotografie einer Antilope (1) , die nicht in die Kamera direkt, sondern knapp rechts vorbei zu blicken scheint. Die Wirkung die von ihr ausgeht ist aufmerksam, gespannt, wachsam, als würde sie in jeder Sekunde davonspringen. Wartet sie auf Blitz und Donner mit anschließendem Platzregen, wie er in der Wüste  vorkommen kann? Der Erde ist aufgewühlt, das heißt, das Ereignis könnte auch schon gewesen sein.

    Der Blick wird bei dieser Fotografie wenig geführt; sie in sich homogen, eine meisterhafte Aufnahme.

    Das Bild im Bild:

    Die Fotografie ist betitelt mit “Götz Eisenbergs Gehirnantilope”

    Wer hat diesen Titel initiiert? Der Redakteur? Götz Eisenberg selbst?

    Wozu eine Antilope – bleiben wir bei der Fotografie: eine Impala?  Wofür steht sie? Wir wissen, Impalas sind außerordentlich schnell und  außerordentlich wachsam. Fliehen sie, scheinen sie bei ihren Sprüngen fast in der Luft zu schweben, zugleich sind sie Herdentiere. Verschiedentlich findet man Antilopen als “Indianische Krafttiere” auf entsprechenden Webseiten. Allerdings sind die Gabelböcke Amerikas (oder wegen ihrer Schnelligkeit auch “Raketen der Prärie” genannt) mit den afrikanischen Antilopen-Arten nicht verwandt! Man kann auch Seiten finden, auf denen jedem astrologischen Sonnenzeichen ein Tier zugeordnet ist mit den entsprechend festgezurrten Eigenschaften – hm hm.  Ich halte von all diesen Zuordnungen nichts. Man kann es andersrum machen und einen Menschen fragen: “Wenn du ein Tier wärst, welches wärst du dann und was verbindest du mit diesem?”

    Wenn ich mir die Fotografie jetzt nochmal anschaue: der Raum ist das Gehirn, die Impala  eine einzelne stark vergrößerte Synapse. Und schon geht der Phantasiesturm los …

    … und: man kann alles auch noch ganz anders sehen.

    Schöne Pfingstgrüße für Sie und Ihre Familie, Herr Eisenberg 🙂

    P.

     

     

     

     

    (1) es ist ein Impala, die kleiner und graziler sind als andere Antilopenarten (Ja, ich hab meinen Bernhard Grzimek immer gern gesehen in früherer Zeit 🙂 )

     

  • heike
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    Ich bin ja nicht gerade ein besonders großer Freund von Michel Houellebecqs Büchern. Aber er hat wohl auch seine Berechtigung – und als Verfechter der Menschlichkeit erlebe ich ihn in oben genanntem Zitat das erste Mal …. na immerhin. Wozu Corona nicht alles gut ist …

    Jedenfalls wohl auch dazu, dass sich viele Menschen ein gutes Miteinander wünschen, auch wenn dieses nicht leicht zu haben ist.

    Ich persönlich kann einfach Lügen nicht leiden. Auch keine strategischen Lügen. Das Vertrauen von Menschen skrupellos auszunutzen, ist für mich eine große Sünde.   Und dieses Wort habe ich bisher noch nicht oft in den Mund genommen, ich gebrauche es nicht gerade inflationär.

    Wer das Vertrauen der Menschen beschädigt, nimmt ihnen einen wichtigen Teil ihrer selbst. Ihren Rüchzugsort, ihre Voraussetzung für Ganzheit.

  • heike
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    Welches Lied mir auch sehr gut gefällt, ist Peter Maffays “Ich wollte nie erwachsen sein …”

    “Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt … Irgendwo tief in mir, bin ich ein Kind geblieben, erst dann, wenn es nicht mehr spüren kann, weiß ich, es ist für mich zu spät ….”

    Kinder werden auch oft verletzt, und trotzdem bleiben sie irgendwie gut dabei. Und Kinder können mit allen befreundet sein, mit denen sie wollen, sie brauchen sich nicht an irgendetwas auszurichten. Manche Kinder sind auch schon relativ hinterhältig und gerissen. Aber bei denen ist Hopfen und Malz noch nicht verloren, denen kann man noch etwas beibringen. Bei Erwachsenen ist das schwieriger….

    Ich rede zuviel…

    Ich meine auch nicht so die reale Kindheit, eben doch mehr das Lied. jedenfalls reicht es im Leben, wenn man wenigstens einen Menschen hat, auf den man sich 100 prozentig verlassen kann. Ich habe zwei davon gehabt. Einer ist leider tot.

  • Piranha
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    dies sind die letzten Worte von George Floyd, einem 46-jährigen Mann, der starb — während ein Polizist ihn auf den Boden drückte und fast neun Minuten lang auf seinem Nacken kniete, bis er erstickte:

    “Es ist mein Gesicht, Mann
    Ich hab nichts Schlimmes gemacht, Mann
    Bitte
    Bitte
    Bitte, ich kann nicht atmen
    Bitte, Mann
    Bitte, irgendjemand
    Bitte, Mann
    Ich kann nicht atmen
    Ich kann nicht atmen
    Bitte
    (unverständlich)
    Mann, ich kann nicht atmen, mein Gesicht
    Stehen Sie auf
    Ich kann nicht atmen
    Bitte, ein Knie auf meinem Nacken
    Ich kann nicht atmen, Scheiße
    Ich werde
    Ich kann mich nicht bewegen
    Mama
    Mama
    Ich kann nicht
    Mein Knie
    Mein Nacken
    Ich kann nicht mehr
    Ich kann nicht mehr
    Ich habe Platzangst
    Mein Bauch tut weh
    Mein Nacken tut weh
    Alles tut weh
    Ein Schluck Wasser oder so was
    Bitte
    Bitte
    Ich kann nicht atmen, Officer
    Bringen Sie mich nicht um
    Sie werden mich umbringen, Mann
    Kommen Sie schon, Mann
    Ich kann nicht atmen
    Ich kann nicht atmen
    Sie werden mich umbringen
    Sie werden mich umbringen
    Ich kann nicht atmen
    Ich kann nicht atmen
    Bitte, Sir
    Bitte
    Bitte
    Bitte, ich kann nicht atmen.”

    Dann schließen sich seine Augen und die Bitten verstummen. Kurz darauf wurde George Floyd für tot erklärt.

    Wir haben genau jetzt die Wahl. Dies kann einfach ein weiterer tragischer Todesfall durch willkürliche US-Polizeigewalt sein — oder der Moment für einen Wandel.

    Bitte unterzeichnet – sofern nicht schon geschehen – den Auruf von Avaaz: https://secure.avaaz.org/campaign/de/george_floyd_loc/?wDiUidb

    • Freiherr von Anarch
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      Der Vorsatz einen Menschen zu töten ist Mord !

      Gilt aber nicht für die Polizei, auch bei uns nicht, in den USA umso weniger, denn dort entscheidet die ‘Weisse Herrscherrasse’ darüber vor Allem wenn es um ‘Schwarze’ geht.

      Trump ist ‘hintenrum’ mit diesen Rassenideologisten verbandelt, deshalb sein Schweigen auch.

      Die Macht ist ‘weiss’ und wird so bleiben. Die Rassengesetze des Jim Crow hat man nur auf dem Papier gestrichen, sind in den Köpfen weiterhin allgegenwärtig.

      Ich glaube dieser Staatsrassismus wird ‘per Gesetz’ nie abzuschaffen sein, schon weil die Gesetze ‘weiss’ sind, die ‘Schwarzen’ sind sich sehr bewusst, dass sie sich auch auf die ‘Democrats’ letztlich nicht verlassen können – sie müssen selbst für Gerechtigkeit sorgen, was Bürgerkrieg bedeutet, klar. Ist ja auch eigentlich ein immer noch bestehender Befreiungskampf aus der Sklaverei.

      ‘ Black Power Reunion ‘ ! Wir können weitere Morde nicht mehr zulassen !

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

    • Freiherr von Anarch
      Antworten
      thx for the diary,

      ja – und gerade wiedermal eine ‘historische’ Chance verpasst, ein Winzling hatte den Weg bereitet, das System sich weitgehend selbst lahmgelegt, der Souverän aber sich in Schockstarre gefrieren lassen.

      Jeglichen als Gefahr fürs System aufkommenden Widerstand im Keim zu ersticken, deshalb freilich Polizeistaatsallmacht und Ausspionierungsperfektion.

      Aber auch die Vollendung diktatorischer und faschistischer Herrschaft nun und damit auch wieder der allerhöchste Zeitpunkt für den Kampf dagegen.

      Die Freiheit zurückerobern oder endgültig in Unfreiheit weiterleben, we got the choice !

       

       

       

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