Weltherrschaft Kapitalismus – und die Armen leiden darunter, in Griechenland und anderswo

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

195. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Gute Nachrichten von der Spendenfront! Gute Nachrichten auch für die von uns betreuten GriechInnen! Und weiterhin schlechte Nachrichten, was die ultrakonservative Politik in Griechenland betrifft: keine Hilfen für die Armen, stattdessen Geld- und sonstige Hilfen für Millionäre – egal, welcher Herkunft sie sind. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

große Erleichterung: nach dem 1-Euro-Spendenresultat aus der Vorwoche können wir uns nunmehr über einen sehr hohen Hilfsbetrag freuen, der während der letzten sieben Tage bei uns einging: 13 Spenderinnen und Spender überwiesen 937,77 Euro an uns – darin eingerechnet eine Geldspende von Esther K. aus der Schweiz in der Höhe von 200,- Franken. Das bedeutet: in beiden Unterstützungsfällen, die ich in der letzten Woche Euch gegenüber erwähnte, wird wirksame Hilfe möglich sein. Ein Kontostand von rund 4.000,- Euro erlaubt uns das ohne große Probleme. Doch bevor ich darüber berichte, erst mal vielen Dank an alle 13 SpenderInnen, die in der letzten Woche – den heutigen Tag eingeschlossen – Gelder für unsere Hilfsaktionen überwiesen haben! – Ja, es stimmt: unsere Sorgen sind kleiner geworden seither.

Damit zu Panagiota K. aus Megara mit ihren drei Töchtern: leider, der drohende Wohnungsverlust ist eingetreten, und die gesamte Familie hat inzwischen umziehen müssen. Man darf aber auch sagen: umziehen können. Denn zum Glück gestaltete sich dieses Mal die Suche nach einer neuen – guten – Unterkunft leichter als vor gut zwei Jahren. Einzelheiten weiß ich noch nicht (Größe, Lage der Wohnung und so weiter). Vor allem bin ich noch nicht informiert darüber, ob Panagiota K. mit dem Zwang zum Wohnungswechsel gleichzeitig auch mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes konfrontiert worden ist – ich werde Euch sofort berichten, wenn ich darüber etwas erfahren habe. Sicher weiß ich derzeit nur: die neue Wohnung wird um 40,- Euro teurer sein als die alte, also 220,- Euro an Monatsmiete kosten, aber diesen Betrag werden wir aufbringen können, nicht zuletzt der Tatsache wegen, dass unsere langjährige HdS-Leserin Bettina Beckröge eine Patenschaft für die Familie Panagiota K. übernommen hat, in der Höhe von 100,- Euro pro Monat (Danke auch Dir, Bettina!). Was die neue Wohnung betrifft, muss sich Panagiota K. also keine Sorgen mehr machen. Und das gilt auch – mit etwas Einschränkung gesagt – für die älteren Menschen auf Andros, die wir seit Jahren schon unterstützen. Aber auch hier wieder konkret:

Insgesamt geht es um acht Familien – mittellos sie alle, nicht wenige von ihnen krank –, deren Lebensunterhalt wir seit Jahren mit absichern helfen. Deren Namen nenne ich hier nicht – ich denke: aus verstehbaren Gründen (selbstverständlich sind auch mir sämtliche Namen bekannt), doch Hilfe ist für diese Familien auch in diesem Jahr angezeigt, und auch für diese Familien wird in diesem Jahr Hilfe wieder möglich sein. Konkreteres in einem späteren Bericht! Heute nur:

Es wird unter anderem um die Anschaffung eines Boilers gehen, da der alte kaputt gegangen ist, und um den Kauf eines Holzofens, um die immensen Stromkosten bei der betreffenden Familie absenken zu können. Gesamtkosten etwa: 500,- Euro. Was die anderen sechs Familien angeht, ermittelt Tassos Chatzatoglou in diesen Tagen noch den genaueren Bedarf. Da werden unsere Hilfsbeträge bei geschätzt zwanzig Hilfsbedürftigen (oder auch mehr!) begrenzt bleiben müssen – siehe meine Mitteilung zu unserem Gesamtetat am Anfang dieses Berichtes! –, aber tröstlich zu wissen ist hier, dass wir als HelferInnen nicht alleine stehen, was diese Familien auf Andros betrifft. Auch hier wieder konkret:

Zum einen wird diesen Familien auch von Nachbarn, von Dorfbewohnern, geholfen (gibt es solche Nachbarschaftshilfen auch bei uns, im angeblich so christlichen und sozialen Deutschland? Ich wüßte es nicht!). Dann veranstaltet der dortige Pater Kallinikos regelmäßig Sammelaktionen für die Armen auf Andros (dass unser hiesiger Dorfpfarrer bereits einmal auf eine solche Idee gekommen wäre – für notleidende „Hartz-Vierer“ zum Beispiel –, ist mir ebenfalls nicht bekannt). Und schließlich – so Tassos in einer Mail an mich – gibt es auch noch andere Hilfsorganisationen, die auf Andros tätig sind, nicht nur wir. Dies alles, wie gesagt, tröstlich zu wissen!

Aber auch hier seien zwei kritische Feststellungen erlaubt – und beide betreffen, wie so oft schon, das Staatshandeln in Griechenland (das nach dem Machtantritt der angeblich christlichen Partei dort, nach Regierungsbeginn der „Nea Dimokratia“ Anfang Juli des Jahres, immer deutlicher seine hässliche Fratze zeigt): Für menschenwürdige Mindestrenten sorgt das neue Kabinett unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis auch auf Andros nicht! Es hat nicht mal einen Pflegedienst für die kranken bettlägrigen Alten auf Andros zu organisieren vermocht – trotz einer sehr engagierten und aktiven Sozialarbeiterin dort!

Stattdessen hat die rechtskonservative Regierung mit absoluter Parlamentsmehrheit gerade die Besteuerung von Unternehmensgewinnen von 28 auf 24 Prozent gesenkt, stattdessen hat sie die Dividendensteuer von 10 auf 5 Prozent halbiert, die Erhebung von Mehrwertsteuer auf Immobilienankäufe (die sich eh nur Reiche aus dem In- und Ausland leisten können) auf drei Jahre ausgesetzt. Und – nicht zuletzt auch dieses noch! –, die neue Regierung der „neuen Demokratie“ hat inzwischen auch die sogenannte „Politik des goldenen Passes“ in Kraft gesetzt, welche zum, Inhalt hat, dass sich reiche Ausländer einkaufen können in die griechische Staatsbürgerschaft. Wiederum konkret:

Wer von diesen reichen Ausländern 250.000,- Dollar oder mehr in Griechenland investiert – zumeist sind das Immobilienankäufe –, bekommt die griechische Staatsbürgerschaft gratis dazu. Derzeit sollen es vor allem Millionäre aus den USA, aus China und Rußland, aus Israel und den EU-Staaten sein, die auf diesem Wege alle Staatsbürgerrechte in Griechenland käuflich erwerben können. Da kann man natürlich, bei derartigem Verkauf griechischer Staatsbürgerrechte ans internationale Kapital, die Interessen der Allerärmsten in Griechenland, auch jener auf Andros, schon mal sehr leicht “vergessen”! Und, nunmehr schon mehrfach von mir erwähnt: da schaut eine Zwei-Drittel-Gesellschaft schon mal sehr gerne über die Not und das Elend des unteren Bevölkerungsdrittels hinweg. Und auch das gesamte Europa tut das. Oder hat schon jemand unter Euch von irgendwelchen Protesten gegen diese Klassenpolitik in Griechenland gehört – von der EU-Kommission etwa oder aus dem Europaparlament? Gibt’s da irgendein Statement der neuen EU-Präsidentin Ursula von der Leyen zu diesem Skandal, der mir entgangen wäre? Widerlegung meiner Thesen nähme ich sehr gerne entgegen! Ich befürchte nur: solche Widerlegung gibt es nicht! Und das bedeutet konkret:

Menschen wie auf Andros leiden nicht nur unter einem griechischen Konservatismus, der sich christlich nennt. Sie leiden auch unter einem völlig desinteressierten Europa, dem die Armut auf dem eigenen Kontinent völlig egal ist! Kapitalismus – also: ausschließlich Geld- und Gewinnorientierung! –, der lässt sich nicht trennen von der Unbarmherzigkeit, die all seinen Verlierern gilt. Wer im Dreck gelandet ist, der ist für diese Systemvertreter auch Dreck. Und die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ (Papst Franziskus) hat selbstverständlich auch vor Griechenland nicht Halt gemacht! Die Armen auf Andros und Panagiota K. mit ihren drei Töchtern erfahren das jeden Tag, Und bei uns in Deutschland, es sei hier nur angemerkt, sieht es nicht viel anders aus! Oder hätte bei uns schon jemand vernommen, dass die Christen unter den Parteien neuerdings eintreten würden für armutsfeste Mindestlöhne und für ein menschenwürdiges Rentenniveau, das allen Menschen zugutekommt, hätte bei uns schon jemand von sogenannten sozialen Demokraten gehört, die für eine Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes einträten, der wirklich das Niveau eines menschenwürdigen Existenzminimums sicherzustellen vermag?

Die Erbarmungslosigkeit, über die ich hier Woche für Woche berichten muss, ist grenzenlos: sie ist auch sonst im ganzen Europa zuhaus‘. Nein, mehr noch: wir haben es mit einem hämischen Egalitarismus zu tun, der weltweit anzutreffen ist. Den Menschen, denen es schlecht geht, soll es auch schlecht gehen! Den Menschen, denen es schlecht geht, soll es auch weiterhin schlecht gehen!

Es hilft nichts, liebe Freunde von HdS, auch weiterhin ist also unsere Hilfe vonnöten! Und ebenso, liebe Freunde von HdS, unser Protest! Ich wage den Satz: im Namen der Menschlichkeit!

Weswegen ich auch dieses Mal wieder aufrufen muss zu Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“.

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer, wie gesagt, noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „GR-IHW“ versehen. Es sei wiederholt: wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Euer Holdger Platta

 

 

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