Wem wir jetzt wieder helfen können

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

227. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Wichtig heute vor allem, dass ich wieder über Hilfsaktionen berichten kann. Wobei ich erneut über das Staatsversagen zu informieren habe, das hinter all diesen menschengemachten Notfällen steht. Ergänzend dazu: weitere Auskünfte über die Erbärmlichkeiten der griechischen und europäischen Flüchtlingspolitik – sprich: über deren Erbarmungslosigkeit – und Auskünfte auch darüber, was die Mehrheit der Griechinnen und Griechen davon hält: einiges, wie es scheint. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

endlich: wir können wieder einigen der von uns betreuten Griechinnen und Griechen helfen! Und wie immer blickt man durch die meisten Hilfsfälle hindurch auf die verheerenden sozialen – richtiger: asozialen! – Zustände in Griechenland.

Alexander, der arbeitslose Schauspieler aus Athen, benötigt fürs schiere Überlebenkönnen erneut 300,- Euro von uns. Der Grund: noch immer wartet Alexander auf die erste Auszahlung seiner Pension – nunmehr seit vielen Monaten schon. Kein Einzel-, sondern eher der Regelfall, wie wir wissen! Sogar unser Helfer Tassos Chatzatoglou ist davon betroffen, seit mehreren Jahren schon! Zugegeben: ich bin immer wieder fassungslos, wenn ich von diesem totalen Versagen der griechischen Behörden hören oder lesen muß. Dass derlei Versäumnisse jeder Rechtsstaatlichkeit spotten, bedarf wohl keiner Betonung, ebenso wenig, dass Sozialstaat in Griechenland nur noch in Schwundformen existiert.

400,- Euro werden wir als Hilfsbetrag auszahlen an den an Multipler Sklerose erkrankten Spiros. Auch hier geht es um Überlebenshilfe pur, da Spiros – wegen der Corona-Krise – nun auch noch seinen Job verloren hat. Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, das sind in Hellas Geldbeträge – wenn sie denn überhaupt ausbezahlt werden -, die ebenfalls nicht mal das nackte Überleben sicherstellen können.

Sehr begrenzt nur können wir dieses Mal den verarmten Familien auf Andros helfen – in der Höhe von 300,- Euro. Ich bin ehrlich genug, festzustellen, dass dieses kaum noch als Hilfe bezeichnet werden kann. Abmilderung katastrophaler Lebensnot ist wohl der ehrlichere Begriff.

Vor solchem Hintergrund fiel uns die letzte Entscheidung nicht leicht, aber mit unseren Hilfsreisenden Evi und Tassos Chatzatoglou beschlossen wir, die großzügige Spende von Konstantin Wecker (= 3.000,- Euro) in voller Höhe Laura zur Verfügung zu stellen, da sie – selbstverständlich immer noch im Wachstum begriffen wie jedes Kind auf diesem oft grausamen Erdball – erneut eminent teure Fußprothesen benötigt. Dass auch in einem solchen Fall das griechische Gesundheitssystem völlig versagt, deutet eigentlich darauf hin, dass die griechische Regierung längst schon wegen Verstoßes gegen die Menschlichkeit vor einem europäischen Gericht hätte angeklagt werden müssen. Dass Laura Migranten-Kind ist – Kind von anerkannten Asylbewerbern in Griechenland! –, spielt bei einer solchen Einschätzung selbstverständlich keinerlei Rolle. Auch nach den Maßstäben des internationalen Rechtes nicht! Zusammengefasst also: derartige Hilfserforderlichkeiten sind zutiefst beschämend für Griechenland – und zutiefst beschämend auch für eine europäische Gemeinschaft, die dem tatenlos zuschaut!

Das Bild wird nicht besser, wenn man lesen muss, was eben diese EU nunmehr für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Griechenland tun will – darunter viele erkrankte Kinder und Jugendliche –,die in diesem Mittelmeerstaat auf ihre Ausreise warten in eines der reicheren europäischen Länder. Es handelt sich um Tausende. Doch was ist in diesen Tagen – laut „Griechenland Zeitung“ (GZ) vom 15. Juli – passiert?

Gerade mal 49 Kinder wurden vor einer guten Woche nach Portugal und Finnland gebracht. Bis Ende Juli sollen insgesamt noch 180 weitere „Transporte“ von Kindern in europäische Länder erfolgen, davon 18 nach Belgien, 106 nach Deutschland (einschließlich Eltern und Geschwister), 50 nach Frankreich, 2 nach Litauen und nach Slowenien 4. Abzuwarten ist, was aus dem „Sofort-Hilfe-Plan“ wird, demzufolge Belgien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Portugal und Slowenien insgesamt 2.000 weitere junge unbegleitete Kinder und Jugendliche aufnehmen wollen. Stutzig macht da schon, dass auf die Realisierung eines „Sofort-Hilfe-Plans“ gewartet werden muss, dass es noch keinen Termin für diese Menschenhilfe angeblich mit Sofort-Charakter gibt. Dass dieses Europa stattdessen tagelang, in Brüssel, darüber streitet, was – vor allem an die verarmten Länder des Südens – in der Gestalt von Zuschüssen oder in der Gestalt von rückzahlbaren Krediten überwiesen werden soll, komplettiert nur diesen Befund: Schon lange nicht mehr wird dieses Europa seinen eigenen humanen Ansprüchen gerecht (wenn es denn jemals der Fall war!). Überall, wo man konkret hinschaut, erweist sich diese Selbstvermarktung als Lüge und sonst nichts.

Gleichwohl: die mittlerweile in Griechenland etablierte Zweidrittelgesellschaft scheint’s zufrieden zu sein. Neuesten Umfrageergebnissen zufolge – vom Meinungsforschung-Institut „Pulse“ – hat das Regime der „Neuen Demokraten“ (ND) unter Kyriakos Mitsotakis weiter an Sympathiewerten zugelegt: mittlerweile wären 43 Prozent aller GriechInnen bereit, im Falle von Neuwahlen ND zu wählen, lediglich 24 Prozent noch die SYRIZA (den Wählerzuspruch für andere Parteien kann man eh vernachlässigen dabei!). Wenn man das vergleicht mit den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr, ergibt sich das folgende Bild: ein weiteres Absacken der SYRIZA von damals, am 8. Juli 2019, 31 Prozent um 7 Prozentpunkte, einen weiteren Anstieg der Sympathiewerte für Mitsotakis und Co. um über 3 Prozentpunkte von seinerzeit 39,85 Prozent.

Und nach den Urteilen im einzelnen befragt, gaben 54 Prozent der Griechinnen und Griechen an, dass die Ultrakonservativen von der ND „besser als erwartet“ (31 Prozent) oder „gut wie erwartet“ (23 Prozent) regiert hätten. Nimmt man die Umfrageergebnisse für Parteien hinzu, die noch weiter rechts von den „Neuen Demokraten“ plaziert sind – rund 6,5 Prozent –, landet man fast punktgenau bei jener Zweidrittelmehrheit, die den Armen und Verelendeten in eigenen Land den Rücken gekehrt hat: bei 60,5 Prozent. Armes Land, dem die Armen im eigenen Land derart egal sind!

Wie mittlerweile schon gewohnt, die Spendenzahlen zum Schluss meines Berichtes. In der Vorwoche hatten zwei SpenderInnen ja für ein vergleichsweise gutes Ergebnis gesorgt: 250,- Euro waren auf unserem Hilfskonto eingegangen. Während der letzten sieben Tage gab es – von einer Spenderin – nur 20,- Euro, die wir als Neuzugang bei uns verbuchen durften. Vielen Dank selbstverständlich an diese Unterstützerin! Ausgesprochen dieser Dank allerdings mit der Hoffnung, dass es demnächst wieder besser aussehen wird.

Und damit wieder zu meinem Spendenaufruf:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen
Euer Holdger Platta

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