Wenn die Seele auf Halbmast hängt

 In FEATURED, Kultur, Umwelt/Natur

Novalis

Manchmal tut es gut, sich in der Literatur zu bedienen, wenn die Seele wieder einmal auf Halbmast hängt. Bei Novalis zum Beispiel. Ein schönes Zitat des Dichters, kommentiert von Dirk C. Fleck.

“Wenn man echte Gedichte liest und hört, so fühlt man einen inneren Verstand der Natur sich bewegen, und schwebt, wie der himmlische Leib derselben, in ihr und über ihr zugleich. Naturforscher haben die unermessliche Natur zu mannigfaltigen, kleinen gefälligen Naturen zersplittert und gebildet. Unter ihren Händen starb die freundliche Natur, und ließ nur tote, zuckende Reste zurück, dagegen sie vom Dichter, wie durch geistvollen Wein, noch mehr beseelt zum Himmel stieg, jeden Gast willkommen hieß und ihre Schätze frohen Muts verschwendete. Es ist schon viel gewonnen, wenn das Streben, die Natur vollständig zu begreifen, zur Sehnsucht sich veredelt, zur zarten, bescheidenen Sehnsucht, die sich das fremde Wesen gerne gefallen läßt, wenn es nur einst auf vertrauteren Umgang rechnen kann …”

Aus “Die Lehrlinge zu Sais”. Der Freiherr von Hardenberg (1772-1801) schrieb diese Zeilen, als Europas Landschaft noch wie ein Paradies anmutete. Er schrieb sie in weiser Voraussicht, denn zu einem vertrauteren Umgang mit der Natur, wie ihn sich Novalis wünschte, waren die nachfolgenden Generationen bis heute nicht fähig. Angenommen, man hätte diesen Menschen vor zweihundertzehn Jahren tiefgefroren und erweckte ihn jetzt wieder zum Leben. Sind wir überhaupt noch in der Lage, uns den Schrecken vorzustellen, der ihn nach kürzester Zeit ins Nirvana befördern würde?

Kommentare
  • Bettina Beckröge
    Antworten
    Los piescecitos del niños de Chile
    en noviembre 2019

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    Ich sah, hörte und konnte sie spüren,
    die sichtbaren gesellschaftlichen Divergenzen in Chile,
    die wenigen Reichen, die abgeschirmt in Villengegenden leben
    und die Armen, dessen Häuser mit rostigen Nägeln und Wellblech notdürftig zusammengehalten wurden.
    Noch vor wenigen Tagen fuhr ich die Metrolinie 1 in Santiago de Chile.
    Ich stieg ein in Pajaritos, das ist am Busterminal gelegen,
    und ich fuhr in den Osten, am “Baquedano” ( Placa Italia) vorbei, – hier hielt die Metro nicht- bis zur Endstation “Los Dominicos”, mitten im Viertel dem Viertel der Wohlhabenden, in “Las Condes” gelegen. Es ist “nur” eine Metrolinie, die durch eine Stadt führt, doch diese Metrolinie trennt Welten voneinander.
    Am Einstieg am Busterminal sah ich all die vielen verarmten Menschen, die wie auf einem großen Basar ihr weniges Hab und Gut, gekühlte Getränke, Churrasco am Spieß, provisorisch auf einem Einkaufswagen gebraten, einfache Haushaltswaren, Socken, Mützen und Handykabel verkauften, um irgendwie, man weiß nicht wie, über die Runden zu kommen.
    Am anderen Ende der Metrolinie Nr. 1, in “Las Condas”  sah ich gediegene Appartementhäuser, gepflegte Parks und große Baumalleen.
    Das Publikum in der Bahn und die Fülle der Bahn änderte sich merklich, von Station zu Station…
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    Die meisten Touristen werden nur in dem gepflegten Teil von Santiago, im “Centro Artesanal Pueblito los Domingos” mit klimatisierten Shuttlebussen vom vornehmen Hotel aus abgesetzt. Die grassierende Armut von Chile, das Resultat eines jahrzehntelang auswuchernden Ultra Liberalen Wirtschaftssystems, das nichts mit einer sozialen Marktwirtschaft gemein hat, bekommen diese Touristen nicht zu Gesicht. Das “Hohe Haus” in Santiago tut alles, damit die Touristen von der unübersehbaren Kunde der flächendeckenden sozialen Verarmung in Chile, von den unüberwindbaren sozialen Gegensätzen fern gehalten werden.
    Wer Chile kennen lernen möchte, dem empfehle ich unbedingt, mit offenen Ohren, Augen und Spürsinn, die Linie 1 der Metro in Santiago zu fahren.
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    Drei Wochen Reise durch ein Land,
    dessen Ursprünglichkeit, Schönheit und Wildheit der Natur
    nicht zu überbieten ist,
    drei Wochen Reise durch ein Land,
    dessen Armut und soziale Kälte
    durch die Ritzen der dünnen Hauswände und der morbiden Fenster
    Tag für Tag in das Innere der Wohnstuben dringt,
    das sind in kurzen Worten zusammengefasst die Eindrücke,
    die ich von meiner Reise aus “Mi Chile Lindo” mitnehme.
    Gestern bin ich wieder in Deutschland gelandet.
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    Wenn es friert,
    aufgrund der sozialen Kälte,
    dann frieren die Füße der Kinder
    und die ihrer Kindeskinder
    am meisten.
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    https://www.deutschelyrik.de/mistral.html
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    Gabriela Mistral
    PIECECITOS DE NIÑO –
    MUSICA: EDIEL VASQUEZ
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    https://youtu.be/-K5RfRkFU_I

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