Wenn humanes Engagement der Gleichgültigkeit weicht

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

43. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Nein, ganz schlecht war das Spendenergebnis für unsere Hilfsaktionen während der letzten zehn Tage nicht. Dennoch gibt es auch weiterhin keine Lösung für die Probleme, die ich in meinem letzten Bericht ansprechen musste. Und auch andere Hilfsversuche schlugen ausnahmslos fehl. Es ist daher offen, ob es noch lange so weitergehen kann. Umso herzlicher bitte ich um Lektüre dieses neuen Berichts. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

„Es ist, wie es ist, sagt die Liebe“, so hat Erich Fried vor vielen Jahren formuliert (in einem seiner wohl erfolgreichsten Gedichtbände bei Wagenbach). Gemeint war unter anderem, mit aller Emphase zu Papier gebracht: Liebe schlägt womöglich alles Störende in die Flucht, Liebe zum Partner oder zur Partnerin vermag alles zu verzeihen und alles zu überwinden, über alles Trennende hinweg. Liebe ist Anerkennung dessen, was den Partner oder die Partnerin ausmacht, letztlich einschränkungslos.

Kann davon bei unserer Hilfe für die wenigen verbliebenen Menschen in Not, denen wir seit 2015 zu helfen versuchten und zu helfen vermochten, noch die Rede sein? – Ganz gewiss! Obwohl es gar nicht in unserem Falle um „Liebe“ geht, sondern nur um – für uns selbstverständliche – Mitmenschlichkeit. Um Mitmenschlichkeit, von der wir alle wussten – oder hätten wissen können –, dass Hilfe dieser Art auf Beharrlichkeit angewiesen ist, auf Zuverlässigkeit auch, auf grundsätzlich von allen Helferinnen und Helfern geteiltes Einverständnis, dass Vertrauen aufs Durchhaltevermögen aller Grundlage noch jeder ernstgemeinten und ernstzunehmenden Hilfsbereitschaft ist. Sehr ausführlich habe ich von dieser – ich sage:  Selbstverständlichkeit bereits in meinem letzten Bericht (der natürlich ein solcher kaum war) zu sprechen versucht.

Euch, die Leserinnen und Leser beziehungsweise die SpenderInnen unter Euch hat das von weiterer Hilfe nicht abgehalten. Mit großer Freude also heute die Nachricht, dass aus Euren Reihen auch während der letzten (knapp zehn) Tage gespendet worden ist: drei UnterstützerInnen überwiesen 120,- Euro an uns, Stand auf dem Hilfskonto am heutigen Tag, am Donnerstag, den 19. Oktober des Jahres: 687,45 Euro. Das genügt auf jeden Fall, für Panagiota mit ihren Töchtern die 350,- Euro an Mietkosten überweisen zu können, die zum Monatswechsel fällig werden. Für die 900,- Euro, die demnächst wieder für Dionysis, den an vielfacher Lebensmittelallergie erkrankten Jungen, zu überweisen wären, langen die Gelder freilich noch nicht. Mal sehen, was die kommenden zwei Wochen bringen. So oder so: im Namen aller Aktiven in unserem Team mein allerherzlichster Dank!

Allerdings hat sich eine andere Hoffnung, die ich trotz aller Befürchtungen noch hegte, nicht erfüllt: dass die wichtigste Aussage aus meinem letzten „Bericht“, Empathie könne nur lebendig erhalten werden durch einigermaßen getreuliche Berichterstattung über jene Menschen, denen wir zu helfen bemüht sind, auch dort hätte verstanden werden können, wo es seit längerem fast (?) so etwas wie eine Informationsblockade gibt. Dieses scheint nicht der Fall zu sein. Demzufolge auch heute keinerlei wichtige neue Nachrichten über Panagiota und Dionysis. Und weil so vieles andere, ebenfalls Belastendes, während der vergangenen zehn Tage zu bewältigen war, heute auch keine „Ersatzberichterstattung“ über andere Ereignisse und Entwicklungsprozesse in Griechenland. Manchmal macht sich halt auch bei mir bemerkbar, dass ein Alter von mittlerweile 79 Jahren seine Tribute fordert und Rücksicht verlangt bei der eigenen Belastungsfähigkeit. Wofür ich an dieser Stelle nur um Nachsicht bitten kann.

Natürlich: noch geben wir nicht auf, noch bitten wir auch weiterhin um Unterstützung für unsere Hilfsaktion. Doch die Negativnachrichten nehmen auch darüber hinaus zu. Anfragen bei anderen Hilfsorganisationen, ob diese einspringen könnten bei unserer „Patenschaft für Panagiota“, sind sämtlichst unbeantwortet geblieben. Auch direkter Appell an frühere Paten, insbesondere für Panagiota, wieder einzusteigen in unsere Helferaktionen, scheint erfolglos zu bleiben (nebenbei: „direkter Appell“, der von mir nicht ohne Zögern und Bedenken verschickt worden ist). Heißt in einem Satz: „Es ist, wie es ist“, das sagt in diesem Fall die Liebe nicht, sondern das teilt uns in diesem Zusammenhang eher die Gleichgültigkeit mit – weshalb sie auch immer entstanden ist und ihren dunklen Platz einnehmen konnte dort, wo früher humanes Engagement die Entscheidungen prägte. Trotz alledem: auch heute wieder mein Appell, Panagiota und Dionysis nicht im Stich zu lassen, ungeachtet der Tatsache, dass ich nichts über sie mitzuteilen vermag (was sich wohl auch nicht mehr ändern wird). Also, wie immer ansonsten, auch heute die folgenden Hinweise zum Schluss:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

Anzeigen von 2 Kommentaren
  • Volker
    Antworten

    (…) ungeachtet der Tatsache, dass ich nichts über sie mitzuteilen vermag (was sich wohl auch nicht mehr ändern wird (…) (…) Informationsblokade (…)

     

    Lieber Holdger,

    kann sein, dass ich in den letzten Berichten Wichtiges darüber überlas.

    Meine Fragen nun: Warum wird sich nichts mehr ändern?

    Wer blokiert Informationen ud warum?

    Dass andere “Hilfsorganisationen” auf Deine Anfrage nicht antworten, es wohl nicht einmal für nötig erachten – so oder so – macht sie m.E. unglaubwürdig.

    Liebe Grüße

    Volker

     

  • Charlotte von B.
    Antworten
    … das humane Engagement? Das wird schon bald durch CRPSR gründlich verändert sein, möglicherweise. Natürlich unter Beachtung von “Gender Equity” und “Genetic Justice” , im Sinne von Frau Dr. Isabelle-Bertram, und anderen, innovativ-transhumanistischen  Vertreter*innen der jungen, selbstbewussten  und ach so science basierten Generation, mit freier Auswahl des individuellen Pronomens. …. –

    Auch ich, lieber Herr Platta gehöre  ja schon zu einem  älteres Semester. Lamentieren wir nicht. Vielleicht sollten wir  froh darüber  sein? -Denn uns  bleibt so möglicherweise einiges einiges erspart?

    Machen Sie bitte trotzdem weiter, so lange es geht,  und vor allem: bleiben Sie altmodisch und  unbequem.  Gute Gesundheit und beste Grüße!

    https://www.geneticsandsociety.org/internal-content/genetic-justice-start-summit

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