Wir hoffen, es bleibt bei unserer Hilfe, und wir versprechen, es bleibt bei unserer Kritik!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Zwanzigster Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Doch, etwas Entspannung darf ich in diesem Bericht vermelden! Aber die Krisen – in Griechenland und anderswo – übertrumpfen uns immer noch! Nach wie vor scheint uns ein erprobtes Mittel zu sein, das einzig faire zudem: verbinden wir auch weiterhin und immer wieder Hilfe mit unserer Kritik sowie Kritik mit unserer Hilfe! Holdger Platta

 

 Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

sicher verwundert Euch nicht, dass ich auch heute erst einmal mit dem Bericht über die neuesten Spendenzahlen beginne. Meine Informationen aus der letzten Woche – und das waren ja durchaus Krisennachrichten – bieten den plausiblen Anlass dafür.

Nun, in beiden Bereichen – bei HdS wie bei unseren Hilfsaktionen für die notleidenden Menschen in Griechenland – durften wir während der letzten sieben Tage wieder eine positive Entwicklung registrieren.

Gingen in der Woche davor nur 80,- Euro auf dem Hilfsfonds für unsere Patenschaft ein, überwiesen von vier SpenderInnen an uns, so stieg dieser Betrag an Neuzugängen über die Ostertage auf 150,- Euro an. Zwei UnterstützerInnen ließen uns diese Hilfsbeträge zukommen. Dank dieser Tatsache befinden sich am heutigen Tag 1.160,45 Euro auf unserem Konto – gegenüber der Vorwoche (= 1.010,45 Euro) also ein Anstieg von per saldo (!) 50,- Euro (Abbuchungen für Kosten und Hilfeleistungen immer mit bedenken!). Das verschafft uns wieder etwas Erleichterung, und wir danken den FinanzhelferInnen der letzten sieben Tage sehr! Gleichwohl setzt das unserem Bangen natürlich kein Ende.

Markant deutlicher fiel der Spendenzuwachs für unsere Website aus. Da gingen statt der 63,11 Euro aus der Vorwoche (acht SpenderInnen) 563,- Euro bei uns ein, SpenderInnenzahl zwei, derzeitiger Betrag auf dem HdS-Konto also 1.128,41 Euro. Auch hier natürlich unser großer Dank an Euch! Freilich ist auch hier eine Zusatzbemerkung angebracht: allein 500,- Euro davon schickte uns ein weibliches Mitglied aus unserem Trägerverein zu, aus der „Initiative für eine humane Welt“, abgekürzt IHW. Und da glaube ich doch, hinzufügen zu dürfen, dass es sich bei der betreffenden IHW’lerin keineswegs um eine gutbetuchte Spenderin handelt. Umso größer in diesem besonderen Fall mein Dankeschön!

Wenn Ihr so wollt: der Kampf geht deshalb weiter mithin. Doch ganz sicher sind die Organisatoren und Organisatorinnen die letzten, die vorzeitig aufgeben werden. Ich bin sicher, ich spreche im Namen aller Beteiligten.

Während der letzten Tage gingen übrigens sehr viele neue Meldungen aus Griechenland ein. Was mich dazu zwingt, für den heutigen Bericht eine Auswahl zu treffen.

Zunächst – und bereits diese Tatsache ist ein Kapitel für sich: inzwischen wurde vom griechischen Regenten, dem Premierminister der „Nea Dimokratia“ (ND), von Kyriakos Mitsotakis, endlich der Termin für die nächsten Parlamentswahlen in Griechenland bekannt gegeben. Es ist – wie schon vorher vermutet worden ist, auch von mir in meinem letzten Bericht – der 1. Mai des Jahres. Aber dieser kommende Wahlgang dürfte die Probleme einer neuen Regierungsbildung wohl eher nicht lösen.

Wenn bereits dieser erste Wahlgang einen Sieger ermitteln sollte, müsste die “führende Partei” mehr als 46 Prozent aller Wählerstimmen auf sich vereinigen können. Das dürfte selbst für die ND unerreichbar geworden sein. Und sogar 38 Prozent scheinen für Mitsotakis mit seinen „Neudemokraten“ – derzeit jedenfalls – bloße Illusion zu sein. Zwar würde ein solches Wahlergebnis, dem neuen Wahlrecht zufolge, der ND 50 weitere „Bonussitze“ zuschanzen, und damit könnten die Ultrakonservativen doch noch weiterregieren, doch obwohl aktuelle Umfrageziffern zur Stunde immer noch nicht vorliegen – aus mir unbekannten Gründen übrigens nicht! –, spricht im Augenblick nichts dafür, dass Mitsotakis & Co 38 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen erreichen wird.

Bleibt die Frage nach den Möglichkeiten für die Oppositionsparteien, insbesondere für die Möglichkeiten einer Koalitionsregierung, gebildet aus SYRIZA und der “neuen” PASOK, der sozialdemokratischen Partei in Griechenland. Nun, fraglich ist schon, ob beide Parteien zusammen die “magischen” 38 Prozent der Wählerstimmen erreichen werden. Überaus fraglich ist aber auch – soll man froh sein oder nicht? –, ob die PASOK, die mittlerweile drittstärkste Kraft in Griechenland, mitmachen wird. Deren Parteichef Nikos Androulakis jedenfalls hat beiden Alternativen eine Absage erteilt: einer Koalition mit der ND ebenso wie einer Koalition mit der SYRIZA. Was aber dann?

Eher wahrscheinlich ist also ein zweiter Wahlgang in Griechenland, ein Wahltermin, für den derzeit der 2. Juli im Gespräch ist. Ob bei dieser Wahl dann eine neue Regierung an die Macht gewählt werden kann, das ist aus heutiger Sicht aber genauso ungewiß. Griechenland geht also auch in dieser Hinsicht krisenhaften Zeiten entgegen.

Der eine oder die andere unter Euch wird sich fragen, völlig zu Recht, wieso nach wie vor die SYRIZA nicht vom Abstieg der ND zu profitieren vermag.

Nun, ich gab ja schon vor längerer Zeit einmal eine Antwort darauf: trotz der inhumanen und asozialen Politik der griechischen „Christdemokraten“, der ND, hat Alexis Tsipras mit seiner SYRIZA immer noch nicht verlorengegangenes Vertrauen bei den Wählerinnen und Wählern zurückgewinnen können. Aber um das zu erläutern, zitiere ich an dieser Stelle lieber aus einer Mail des Griechenlandkenners in unserem Team schlechthin, aus dem Kommentar und aus der Analyse, die mir unser Helfer Tassos Chatzatoglou zugeschickt hat – Ihr wisst, unserem Organisationsmitglied, das mindestens zweimal pro Jahr in sein früheres Heimatland fährt. Hier sein Text im Wortlaut, vielfach verbunden auch mit Informationen von ihm zu anderen Problemen in Griechenland, zu Bedrängnissen, die den meisten Griechinnen und Griechen auch weiterhin zusetzen:

„Die Probleme in der griechischen Gesellschaft häufen sie sich. Einkommensverlust, Existenzgefährdung, Kriegsgefahr, zwingen die Leute Tag täglich einen Kampf ums Überleben zu führen. Da gibt es kein Spielraum mehr, sich um andere Dinge zu kümmern, schon gar nicht, für irgendwelche Hilfsaktion irgendetwas zu spenden. In Griechenland ist das nicht anders als in Deutschland. Vielmehr werden die Griechen mit der Korruption der „ Societa Politica“ (Antonio Gramsci) täglich konfrontiert. Der Mord in 57 bekannten Fällen, vorwiegend an jungen Menschen, hat die Gesellschaft in Griechenland schwer getroffen. Jahrzehntelang sind Millionen Euro, zum Teil auch EU-Gelder, in die Taschen der Bau-Mafia geflossen. Anstatt die Bahn zu modernisieren, sicherer zu machen, vernachlässigte man die Bahn, weil die dafür vorgesehenen Gelder für die Bereicherung der Oligarchie zweckentfremdet wurde. Der Anteil an der Schuld für den Tod der jungen Menschen ist auch in der EU ist groß. Zumindest so groß wie der Regierung in Athen. Es gab keinerlei Kontrolle  von Seiten der EU.

Die Troika diktierte die Privatisierung der Bahn in Griechenland. Tsipras verkaufte die Bahn für 45 Mio Euro. Zugleich verpflichtete sich der griechische Staat, den Käufer der Bahn mit 50 Millionen Euro pro Jahr zu unterstützen!!!!! Das Gleiche gilt für die Autobahnen, für die Flughäfen für die Elektrizität und so weiter. Das Wasser wollte die ND-Regierung ebenfalls privatisieren, das wurde aber im Moment aus dem Wunschzettel der Regierung gestrichen. Die Aufgabe, die Wasserversorgung zu privatisieren, wird an die nächste Regierung weiter gereicht. Die Empörung war so groß unter der Bevölkerung, auch in den Konservativen kreisen fand man, dass Mitsotakis damit zu weit gegangen ist. Die Krankenhäuser wurden teilprivatisiert. Für die Gesundheit wird künftig nur bei den Menschen, die über das nötige Kleingeld verfügen, gesorgt.

Bei dem Teil der Bevölkerung, für den wir seit Jahren sorgen, hat sich ebenfalls nichts geändert. Es gibt keinerlei Verbesserungen, über die ich berichten  könnte. Die Fürsorge bleibt ausnahmslos den Hilfsorganisationen überlassen.

Das,was die Griechen zurzeit beschäftigt, ist die Kandidatur von Kasidiaris. Er war Abgeordneter der nationalen Partei ‘Goldene Morgenröte’. Zurzeit verbüßt er eine 13- Jährige Haftstrafe als Mitglied der ‘Goldene Morgenröte’. Jetzt hat er in seiner Zelle eine  neue Partei gegründet.  Der Name der Partei: ‘Griechen fürs Vaterland’. Er verkauft sich als Patriot. Man rechnet mit 6% bei den nächsten Wahlen für ihn,  vorausgesetzt, seine Partei wird durch den Areopag (OGH) zugelassen. Als Obmann der Partei ‘Griechen fürs Vaterland’ ist der ehemalige Staatsanwalt, Anastasios Kanellopoulos im Gespräch. Als die Nachricht verbreitet wurde über die Gründung der neuen national ausgerichteten Partei, trat der Präsident des Areopags zurück. Heute distanzieren sich sogar Mitglieder der Familie von  Kanellopoulos. Tsipras hingegen verspricht eine Lohnerhöhung von 10%, wenn er die Wahlen gewinnt. Das ist Wahlkampf vom Feinsten.“

Was entnehmen wir Außenstehenden dem allen? – Ich erlaube mir die Feststellung: auch Griechenland, dieses jahrelang von der europäischen Troika unerträglich kujonierte Land, ist bestenfalls eine kapitalistisch halbierte Demokratie, ist Talmi-Demokratie, ist mehr oder minder Demokratiesimulation. Und keiner glaube – obwohl es bei uns derzeit an entsprechender Dramatik fehlt –, in Deutschland sähe das grundlegend anders aus: bei uns haben ebenfalls die Wirtschaftsmächte das Sagen und bestimmen die Politik, nicht die Wähler und Wählerinnen in dieser Demokratie. Punkt eins. Und Punkt zwei: von sozialer Politik, von konsequenter und energischer Politik für die Menschen weiter unten oder ganz unten in der Republik, davon kann in Griechenland keine Rede sein und kaum bis gar nicht auch bei uns! Wenn ich hier Nachweise im Einzelnen schuldig bleibe, bitte ich um Nachsicht. Aber einigermaßen verständige Lektüre der Zeitungen – in Griechenland wie bei uns – liefert uns nahezu täglich Belege dafür.

Ich pointiere das einmal mit einer ganz simplen Frage: wer – Ihr “dürft” raten – bekommt beim bundesdeutschen Finanz- oder beim Wirtschaftsminister eher einen persönlichen Termin – einer der Wirtschaftsbosse oder einer oder eine von uns? „Gleichberechtigung“, das scheint eher ein Witz zu sein, der sich in unser Grundgesetz verirrt hat, vor allem in den Artikel 3. Oder hätte irgendjemand von uns andere Erfahrungen gemacht oder hätte davon aus den Medien erfahren können?

Wir, die wir uns in Griechenland humanitär engagieren, werden diese demokratiefeindlichen Verhältnisse jedenfalls niemals aus den Augen verlieren – in Griechenland nicht und nicht in unserer Bundesrepublik –, und wir werden sehr, sehr beharrlich über diese Fragwürdigkeiten  in unseren Staaten immer wieder erneut berichten!

In diesem Sinne: setzen wir unseren Weg unermüdlich fort und realisieren wir beides auch weiterhin: schreiben wir über die Nöte der Menschen – bei uns wie in Griechenland. Und helfen wir unermüdlich auch weiterhin. Beglaubigen wir unsere Kritik auch in der Zukunft mit unseren Taten, und fundieren wir unsere Taten auch in der Zukunft mit unerschrockener Kritik!

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

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