Wolkenkuckucksheimereien – und ein echter Aufschwung bei uns!

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92. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Demokratie, so scheint es, ist die Herrschaft ungewählter Machtcliquen über die Gewählten und die Wähler. So die “Euro-Gruppe”, unserem Autor Holdger Platta zufolge eigentlich ein “Ganovenclub”, der die griechische Bevölkerung seit Jahren drangsaliert und in die Armut treibt. Unter der Schreckensherrschaft der Kleptokraten zerfällt dieses schöne Land immer mehr zu einer Sozialhölle, in der kaum jemand mehr dem Schicksal eines “working poor” oder “not working poor” entgehen kann. Unser Spenderinnen und Spender immerhin haben auf das Desaster die richtige – eine menschliche – Antwort gegeben. (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

wie überschrieb ich meinen vorletzten Bericht zu unserer Hilfsaktion für die notleidenden Menschen in Griechenland? – „In dieser Spielbank zahlen nicht die Zocker“. Und meine Erläuterung zu dieser These – basierend unter anderem auf Informationen des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis und des bundesdeutschen Wirtschaftspublizisten Niels Kadritzke – hatte ich in den folgenden Sätzen zusammengefasst:

„Die Kolonisierung Griechenlands dient vor allem den Euro-Staaten und deren Wirtschafts- und Finanzinteressen. Den Menschen in Griechenland geht es schlecht, damit es vor allem den westeuropäischen Banken weiterhin gut geht! Im Kasinokapitalismus, in dieser Spielbank, zahlen nicht die Zocker für ihren Einsatz, dafür dürfen – im Fall des Falles – ganze Völker bluten. Und bei diesem üblen Spiel machten und machen die Sarkozys mit und die Lagardes, die Schäubles und die Merkels – und, seit einiger Zeit, leider auch Tsipras und seine Kabinettskollegen. Was da oben im Großen und Ganzen passiert, macht im Kleinen ganz unten alles kaputt!“

Überraschend stimmte nun auch der österreichische Theaterregisseur Martin Scharnhorst diesen Aussagen zu. In einem Interview mit der Griechenland-Zeitung (GZ), in der Ausgabe vom 25. Oktober, teilte der Direktor und künstlerische Leiter der „Maerzbühne“ in Athen seinen Gesprächspartnern mit:

„Der kleine Mann bezahlt die großen ‚Zocker’. Sowohl die politischen ‚Zocker’, die sich ihre Posten geschaffen haben, aber auch die ‚Zocker’ an den Banken und Börsen.“

Und Scharnhorst, der am heutigen Tag, den 31. Oktober, eine Performance unter dem Titel „Und wenn die Welt voll Teufel wär…“ in der evangelischen Kirche im Athener Zentrum aufzuführen gedenkt, eine kritische Auseinandersetzung mit der Finanzpolitik der katholischen Kirche, die mit dem „Ablasshandel“ zu Luthers Zeiten (= erstes Drittel des 16. Jahrhunderts) Parallelen zeigt zur heutigen Wirtschaftspolitik der Euro-Staaten gegenüber Griechenland, ergänzte in dem Interview:

„Das interessiert mich sehr: Diese Ungerechtigkeit und der Betrug an den Menschen.“

Selbst in Künstlerkreisen, selbst in außergriechischen, so könnte man überspitzt formulieren, verbreitet sich also allmählich die Erkenntnis, dass Griechenland gegenüber, von Seiten Europas aus, seit Jahren eine furchtbare Politik betrieben wird, zerstörend und betrügerisch zugleich. Hut ab also vor einem mutigen Österreicher im fernen Athen! Er scheint mehr Durchblick zu besitzen als so mancher Mainstream-Journalist in unseren Breiten, zumindest jedoch mehr Unerschrockenheit! Mit großem Dank habe ich diese Tatsache zur Kenntnis genommen, und gerne reiche ich diese Informationen auch weiter an Euch.

Ansonsten? – Nun, von unserer Hilfsaktion auch heute leider noch keine weitere Nachricht! Selbst, was die Situation von Katherina K. aus Piräus betrifft, die weiterhin auf ihre nächste Operation, die Nierentransplantation, wartet, muss ich Euch auf meine nächsten Berichte vertrösten. Deswegen beschränke ich mich heute nur auf die folgenden Mitteilungen noch:

Selbst der griechische Ex-Finanzminister der PASOK (= der Sozialdemokraten in Griechenland), Giorgos Papakonstantinou, bestätigt in seinem neuesten Buch „Game over“ (soeben auch auf Deutsch erschienen) Aussagen seines Amtsnachfolgers Yanis Varoufakis in dessen Polit-Thriller „Die ganze Geschichte. Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment“ – von mir bereits mehrfach in meinen letzten HdS-Berichten zitiert: die europäischen Verhandlungspartner, deren Weisungen sich die griechischen Regierungsvertreter fast immer zu unterwerfen hatten, wieder und wieder zum Nachteil der eigenen Bevölkerung, stellen fast so etwas dar wie ein Ganovenklub. In den Worten des GZ-Autors Stefan Berkholz formuliert (ebenfalls nachzulesen in der Ausgabe der Griechenland-Zeitung vom 25. Oktober):

„Wenn Varoufakis sagt, dass die Eurogruppe eine undemokratische, unkontrollierte Vereinigung hinter verschlossenen Türen sei, dann bestätigt das Papakonstantinou (…) auf seine Weise, wenn er schreibt: ‚die Eurogruppe ist ein geschlossener Klub’ und ‚unkontrollierbar’.“

Irrational, ohne echte demokratische Legitimation und Überprüfbarkeit, wird also eine Demokratie, wird Griechenland seit Jahren von Menschen traktiert, denen man eigentlich, wenn man Demokratie ernsthaft noch ernstnähme, jedwede Legitimation absprechen müsste. Interessant ist dabei: selbst vor den “Eliten” in Griechenland scheuen die “Eliten” Westeuropas nicht zurück, selbst die “Klassengenossen” in Hellas lässt man ohne Zögern über die Klinge springen. Ein Beispiel:

Inzwischen laufen auch Richter und Staatsanwälte in Griechenland Sturm gegen die existenzvernichtende Rentenpolitik in ihrem Heimatland. Auf einer Vollversammlung in der letzten Woche fassten die Juristen einen Beschluss, in dem Front gemacht wird gegen das Herunterreglementiertwerden in die Armutsregionen des Nur-noch-Existierenkönnens hinein. Die Pensionen der Betroffenen seien seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre 2010 bis zu 74 Prozent gekürzt worden. Die Ex-Präsidenten von Höchstgerichten erhielten derzeit nur noch 1.450,- Euro monatlich, davon blieben, nach Abzug von Steuern und dergleichen, lediglich noch 1.180,- Euro übrig. Wenn man bedenkt, dass von solchen Rentenbezügen – typischerweise für Griechenland – oft ganze Familien zu leben haben – inklusive der nachwachsenden Generationen “im eigenen Haus” –, dann verwundert nicht, dass die Richter daran erinnern, dass sie keinerlei Schuld trügen an der maroden Lage der Rentenkassen in Griechenland, und es verwundert ebenso wenig, dass ihrer Ansicht nach weitere Rentenkürzungen schlicht verfassungswidrig seien. Man wünschte sich, diese Erkenntnis der Juristen erstreckte sich auch darauf, was den anderen Menschen in Griechenland angetan wird, denen es oftmals noch sehr viel schlechter geht. Wir berichteten schon zigfach darüber!

Nachgerade absurd mutet deswegen auch die folgende Mitteilung an: die Auslandsvertreter haben sich mit Vertretern der griechischen Regierung in der letzten Woche darauf „geeinigt“, dass in diesem Jahre 2017 der „Primärüberschuss“ in Griechenland noch eine Größenordnung von 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen könne (Primärüberschuss: positive Haushaltsbilanz ohne Berücksichtigung der Schuldenlast). Und im nächsten Jahr, 2018, solle sogar ein Primärüberschuss von 3,5 Prozent erzielt werden können – so, in Gemeinschaft mit den westeuropäischen Unterhändlern, das Finanzministerium in Athen. 2,8 Plus in diesem Jahr, 3,5 Plus beim Primärüberschuss im nächsten Jahr sogar? – Erinnert sei gegenüber diesen Wolkenkuckucksheimereien nur daran, dass der staatlichen Statistikbehörde ELSTAT zufolge das griechische Bruttoinlandsprodukt im Jahre 2016 noch um 0,2 Prozent zurückgegangen war, im Vorjahr 2015 sogar um 0,3 Prozent – entgegen der Vorgaben und Prophezeiungen seinerzeit, bereits ein Plus von jeweils 1,5 Prozent erreichen zu können.

Des Rätsels Lösung all dieser Zahlen kann nur sein: das Ausgabenvolumen des Staates, insbesondere im Bereich des Sozialen und der Krankenversorgung, im Bereich staatlich gezahlter Löhne und Renten, soll auch weiterhin und noch drastischer abgesenkt werden. Not und Armut und Elend der Menschen in Griechenland hingegen sollen auch weiterhin auf der Tagesordnung stehen, in verschärfter Weise sogar! Europa sorgt für eine weitere Zerstörung humaner Lebensverhältnisse in Griechenland – und die griechische Regierung macht offenbar mit!

Keinerlei gute Nachrichten also in meinem heutigen Bericht? – Nun, was die Situation in Griechenland betrifft, tatsächlich nicht. Und auch nicht – “natürlich” -, was die Politik der Euro-Staaten gegenüber Griechenland beträfe. Freilich, in einem ganz anderen Bereich, in ganz anderer Hinsicht, darf ich Euch heute, zum Abschluss, noch eine sehr positive Nachricht mitteilen, eine Nachricht zu unserer Hilfsaktion!

Sicherlich erinnert Ihr Euch: zum zweiten Mal seit dem August dieses Jahres hatte ich Euch in der letzten Woche ein Null-Ergebnis mitzuteilen gehabt: kein einziger Euro war in der Vorwoche auf unserem Spendenkonto eingegangen. Dieses aber hat sich während der letzten sieben Tage schlagartig geändert, aufs deutlichste sogar (nicht auszuschließen, dass auch unter Euch einige alarmiert reagiert haben auf das ungute Resultat der Woche davor): sage und schreibe 917,50 Euro, überwiesen von 7 Spenderinnen und Spendern, gingen während der letzten Woche auf unserem Hilfskonto ein, für die Endphase eines Kalendermonats ein geradezu sensationell gutes Ergebnis! Ich gebe zu, da hat sich doch etwas Erleichterung eingestellt bei uns, und auch das räume ich sehr gerne ein: um so entlasteter und herzlicher fällt deshalb am heutigen Tag mein Dank an die Spenderinnen und Spender aus! Verbunden mit einem Dank, nochmal, an alle unter Euch, die sich, mit uns “einen Kopf gemacht haben”, wie es mit unserer Spendenaktion, möglichst besser als zuvor, weitergehen kann. Noch sortieren wir die Vorschläge, noch diskutieren wir selber darüber, doch bald, so hoffe ich, werden wohl erste Resultate mitzuteilen sein! Und von uns aus kann das Nachdenken sehr gerne auch weitergehen, das Erwägen weiterer Hilfsmöglichkeiten für unsere Hilfsaktion!

Damit, wie immer, zu meinen obligaten Schlusshinweisen:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“, oder wer auch uns Akteure wieder mal mit Organisationsgeldern helfen will (dann bitte unter dem Stichwort „HDS“), der überweise uns bitte Spendengelder auf das folgende Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Und hier nochmal die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

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