Ypsilon über eine englische Königin
„Je älter sie wurde, desto ausschweifender wurde ihre Keuschheit“, äußerte Herr Ypsilon. „Von wem sprichst du?“ fragte ihn Herr Zett. „Von Queen Victoria“, antwortete Ypsilon. „Stell dir vor, wie vollgestopft ihr Kopf gewesen sein muß von lauter Unanständigkeiten! Eines Tages fing sie an, die Beine der Tische und Stühle mit Tüchern verhängen zu lassen.“ „Und warum das?“ fragte Herr Zett, nahm eine Zigarre aus Ypsilons Silberschatulle und schickte blaue Ringe in die Luft. „Weil Königin Victoria entdeckt hatte“, erwiderte Herr Ypsilon, „daß diese Möbelstücke ihre Beine spreizen.“ „Wie sich die Prüderie heimzahlt!“ bestätigte Herr Zett und hängte einen Freudschen Gedanken an dem letzten Rauchring auf. Und auch Herr Ypsilon genoß leise die schöne Bosheit der Aufklärung, als er schloß: „In Deutschland hätte sie sich sogar einen anderen Namen zulegen müssen.“
(Holdger Platta)