Ypsilon und seine nationalistische Relativitätstheorie

 In Holdger Platta, Kurzgeschichte/Satire

YpsilonBildAn diesem Nachmittag ist Ypsilon außerordentlich bitter gestimmt. Als er Herrn Icks, der unter die Politiker gegangen ist, in einem Café trifft, erläutert er diesem ausführlich seine neueste Relativitätstheorie: „Ich werde sie die nationalistische nennen“, sagt Ypsilon. „Deutschland ist ja sehr klein geworden, nicht wahr? Fünf Stunden Gas geben – und schon bist du durch!“ „Ja und?“ fragt Herr Icks: „Das dürfte zwar richtig sein, Ypsilon, aber noch lange keine nationalistische Relativitätstheorie!“ „Völlig korrekt“, entgegnet ihm Ypsilon, „aber du wirst wohl zugeben, daß Deutschland bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung schon größer würde…?“ Herr Icks lacht: „Nun gut, lieber Ypsilon, das kann man so sehen. Doch verstehe ich noch immer nicht, was daran nationalistisch sein soll?“ „Aber bedenke doch“, ruft Ypsilon aus, „wenn alle marschieren, wird Deutschland wieder zu Großdeutschland…!“ Herr Icks zahlt schneller als sonst, verläßt das Café nach kurzem Abschied fast in überstürzter Eile und läßt einen nachdenklichen Ypsilon zurück: „Ich werde meine Theorie wohl erweitern müssen“, murmelt Ypsilon langsam, „wenn die Leute so schnell rennen können.“
(Holdger Platta)

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