Zum ersten Mal mit dieser Dringlichkeit: Hilfe, Hilfe, Hilfe!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

202. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Dieser heutige Bericht sieht ganz anders aus alle Berichte vorher: ich habe von einem ganz besonderen Notfall zu berichten – und von einer ganz besonderen Herausforderung für uns. Bitte lest diesen Bericht! Bitte helft! Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

um es schon jetzt zu sagen, gleich zum Anfang dieses Berichts: erstmalig in der kurzen – insgesamt viereinhalbjährigen – Geschichte unserer Hilfsaktion für notleidende Menschen in Griechenland sind wir in doppelter Hinsicht mit einer Krisensituation konfrontiert. Es geht um die katastrophale Situation, in die eine Hilfsbedürftige geraten ist, aus Krankheitsgründen. Es geht aber auch um eine dramatische Engpass-Situation bei uns, den Helfern und Helferinnen, die zum ersten Mal außerstande sind, im dringend erforderlichen Ausmaß Hilfe leisten zu können für einen Menschen, der in seiner weiteren Existenzmöglichkeit bedroht ist. Doch zunächst, wie gewohnt an dieser Stelle, erst mal die neuesten Spendenzahlen für unsere Hilfsaktion.

Während der letzten sieben Tage gingen – von einem Spender – 300,- Euro auf unserem Konto für die GriechInnenhilfe ein; in der Vorwoche waren das 100,- Euro gewesen, überwiesen von 4 HelferInnen an uns. Damit verfügen wir derzeit über knapp 3.200,- Euro, die wir im Maximum für Hilfszwecke ausgeben könnten (ohne dass dann noch irgendein Rest- oder Reservebetrag für Notfälle auf unserem Konto vorhanden wäre). Doch vor wenigen Tagen – am Mittwoch der vergangenen Woche – informierte mich Kalle Apel über einen gleich doppelten Krankheitsfall, der mit seinem Ernst und in seiner finanziellen Dimension alle Ereignisse hinter sich lässt, mit denen wir bisher im Rahmen unserer Spendenaktion zu tun hatten. Aber konkret:

Olga S. aus Neapolis, 80 Jahre alt, musste in den letzten Wochen gleich zweimal operiert werden, in einer Athener Privatklinik (letzteres deshalb, weil sich die staatlichen Kliniken außerstande erklärten, diese Operationen vorzunehmen): einmal wegen eines Muskelfaserrisses – Kostenpunkt 5.000,- Euro – und einmal wegen einer Brustkrebserkrankung, für deren Operation ebenfalls 5.000,- Euro zu bezahlen waren. Ausgabenhöhe also 10.000,- Euro insgesamt, Kostenübernahme durch irgendeine Krankenkasse oder von Staatsseite aus: null Euro!

Ihr erinnert Euch: über das kaputte Gesundheitssystem in Griechenland habe ich schon vielfach zu berichten gehabt, über den asozialen Charakter des griechischen Gesundheitssystems ebenfalls. Dieses Griechenland hilft selbst sterbenskranken Menschen nicht mehr – das war schon zu kritisieren zu Zeiten der SYRIZA, das ist seit Juli des letzten Jahres auch zu kritisieren an der rechtskonservativen Mitsotakis-Regierung der „Nea Dimokratia“. Letztere gibt Staatsgelder lieber für brutale Polizeieinsätze aus, um notbesetzte Häuser zu räumen und den vorherigen Leerstand in diesen Häusern wiederherzustellen.

Nun hat Kalle Apel aus eigenen Mitteln der Betroffenen Olga S. – übrigens ist auch deren Ehemann an Krebs erkrankt – erstmal 2.500,- Euro zur Verfügung gestellt. Und auch wir werden so rasch wie möglich weitere 2.500,- Euro an Olga S. überweisen. Aber damit bleibt dennoch eine „Schuldsumme“ von 5.000,- Euro übrig, ein Betrag, dessen Begleichung derzeit in den Sternen steht.

Natürlich, man könnte an dieser Stelle auch das Verhalten der Privatärzte kritisieren. Gibt es in deren Reihen ebenfalls kein soziales Gewissen mehr? Könnten nicht auch diese Privatärzte auf Gelder verzichten – jedenfalls dann, wenn eine materielle Notlage so offen zutage liegt, untrennbar verknüpft mit der medizinischen Erforderlichkeit unaufschiebbarer Menschenhilfe im lebensbedrohenden Krankheitsfall? – Aber was hilft an dieser Stelle Kritik, so berechtigt sie sein mag? Hat in einem solchen Falle konkreter und sofortiger Beistand – und zwar finanzieller Beistand – nicht vor allem anderen zu stehen?

Ich glaube, noch niemals zuvor habe ich Euch mit dieser Dringlichkeit um Hilfe gebeten, wie ich es heute tue. Meinen selbstverständlichen Dank an den Spender der letzten Woche – wie an alle SpenderInnen unter Euch – verbinde ich heute also mit einem ganz besonderen Aufruf, materielle Hilfe zu leisten, Hilfe zu leisten, wahrlich, in einem ganz besonderen Fall! Es wäre großartig von Euch, wenn Ihr diese Finanzierungslücke von 5.000,- Euro so rasch wie möglich schließen könntet! Wir alle vom Organisationsteam danken Euch bereits heute dafür! Die Einmaligkeit dieses Notfalls erfordert Einmaligkeit auch, was unsere Hilfe betrifft. Ich – nein: wir alle! – hoffen sehr, dass dieser einmalige Fall wirksamer Nothilfe mit dieser Dimension in den nächsten Tagen Wirklichkeit wird.

Wie Ihr verstehen werdet, verzichte ich heute darauf, über die Gesamtsituation in Griechenland vertieftere Auskunft zu geben. So manches wäre schon wieder zu berichten aus diesem so schmählich von Europa im Stich gelassenen Staat im östlichen Mittelmeer. Vieles, was auch weiterhin für die großen Zeitungen und Fernsehanstalten in Europa kein Thema mehr ist! Ich hoffe, das nachholen zu können – vielleicht in meinem nächsten Bericht schon. Stattdessen möchte ich heute etwas anderes tun.

Ich möchte in voller Länge den Bericht aus Griechenland weiterleiten an Euch, den ich heute Vormittag von Tassos Chatzatoglou zugeschickt bekam. Und dieses aus einem einfachen Grund: weil in ihm – purer Zufall ist das – genau von jenem Thema die Rede ist, das auch im Mittelpunkt meines heutigen Berichtes steht, das Thema Hilfsbereitschaft. Tassos hat mir eine Mail zugesandt, die auf anrührende Weise ein Griechenland zeigt, das nicht nur aus einer eiskalten Regierung besteht, ein Griechenland, das auf Europas Hilfe und Europas Berichterstattung nicht mehr zählen darf, sondern ein Griechenland, das nach wie vor auch aus Menschen besteht, die bereit sind, selber den Mitbewohnern zu helfen, die in Bedrängnis oder Armut leben müssen.

Der Staat versagt aufs erbärmlichste in Griechenland, die Zivilgesellschaft in Griechenland jedoch legt ein Verhalten an den Tag, das voller Mitmenschlichkeit und Erbarmen ist. Kaufleute sind dabei, selbst Handelsketten. Wieso kann „oben“ nicht Schule machen, was „unten“ Alltagspraxis ist? Wieso schweigt sich die „Wertegemeinschaft“ Europa aus über das, was in Griechenland an Werten gelebt wird? Wieso gibt es Brutalität als Internationalisierungsphänomen, nicht aber Solidarität? Wieso exportiert die „Globalisierung“ Unmenschlichkeiten in alle Welt, nicht aber wirkliche und wirksame Hilfe für die Armen auf diesem Erdball?

Der Bericht von Tassos vermag ein wenig zu trösten – jawohl, dieses auch! Aber viel stärker wirft er diese Fragen auf. Tragen wir – ein bißchen wenigstens – dazu bei, dass es auch diese wirkliche und wirksame Hilfe gibt über die Nationengrenzen hinweg.

Hier also Tassos Chatzatoglous Bericht:

„Lieber Holdger,

Du weißt, die Situation in Griechenland wird in den meisten Massenmedien so dargestellt, als ob sich das Land der Hellenen bereits auf dem Weg der Besserung befände, als ob die Krise vorbei wäre. Für den Teil der Bevölkerung, der unsere Hilfe erhält, hat sich aber leider nichts geändert. Die Gesellschaft in Griechenland ist nach zehn Jahren der Krise derart sensibilisiert, dass es immer noch Zeichen der Solidarität und Empathie gibt. Die Supermärkte sammeln nach wie vor für arme Menschen. Auch Hilfsaufrufe für erkrankte Kinder oder Erwachsene erfolgen immer noch. Selbst Selbstmorde als Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit stehen auf der Tagesordnung. Parks und Straßen sind am Abend voller Obdachloser. In der nordgriechischen Stadt Serres hatte ein Obst- und Gemüsehändler eine Idee, wie er die Not seiner Mitmenschen ein wenig lindern kann. Er wählte einen Baum in einer belebten Einkaufsstraße aus und nannte diesen den „Baum der Liebe“. Diesen Baum behängt er regelmäßig mit Tüten, die mit Obst gefüllt sind, und mit einem Hinweis, dass diese den Bedürftigen kostenlos zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein soziales Experiment. Die Mehrheit der Bedürftigen der Stadt nimmt das Obst am Tag und nicht in der Nacht. Viele gehen zum Obsthändler, um sich zu bedanken. Andere Händler folgen dieser Idee, „adoptieren“ in einer Einkaufsstraße einen Baum und behängen diesen mit Lebensmitteln für Bedürftige. Die Gemeinde denkt nun in weiterer Folge über die Umbenennung der Straße in „Straße der Liebe“ nach.

Dieses Beispiel zeigt uns, dass die Krise nicht vorbei ist. Wir sind weit davon entfernt. Dazu kommt das Problem mit den Flüchtlingen, welche ein besseres, ein sicheres Leben in Europa suchen. Dieses Europa ist aber nicht mehr das, das ursprünglich in der Gründungserklärung definiert war. Vielmehr erscheint es mir als ein Europa nach amerikanischem Vorbild, nämlich als eine Ansammlung von Staaten, deren Bevölkerung das Wort „Solidarität“ fremd ist. Die Bürger Europas sind allein gelassen mit ihren Problemen und Ängsten.

Ich grüße euch herzlichst,
Euer Tassos“

Dem ist von meiner Seite aus nichts mehr hinzuzufügen, abgesehen von diesem Satz: zeigen wir, dass wir zur Solidarität noch fähig sind und Menschen wie Olga S. nicht alleine lassen mit ihren Ängsten und ihren Problemen!

Ihr versteht sicherlich, dass deshalb mein heutiger Aufruf zu Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ einen ganz besonderen Charakter hat und ein ganz besonderes Gewicht. Also:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will – besonders dringlich geworden ist diesen Tagen –, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer, wie gesagt, noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „GR-IHW“ versehen. Es sei wiederholt: wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets
Euer Holdger Platta

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